Wohin geht die Reise?

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Manchmal, wenn ich hier morgens vor meinem Computer sitze, mich so durch sämtliche Tageszeitungen von links nach rechts durchklicke mache ich erstaunliche Beobachtungen. Zum Beispiel, dass seit einiger Zeit in der WELT (auch in anderen Springer-Erzeugnissen) versucht wird, Hartz-IV-Bezieher als in Luxus badende Schmarotzer darzustellen. Da werden dann ominöse Wirtschaftsexperten zitiert, der Koch wird ständig durchs Dorf gejagt , aber das interessante sind die Kommentarspalten. Die Leser watschen jeden Artikel dieser Art ab. Man hat fast den Eindruck, dass es auch beim Springerleser endlich angekommen ist, wer hier wen verarscht. In den Foren wird regelmäßig darauf hingewiesen, dass ja nicht Hartz-IV zu hoch sei, sondern die Löhne zu niedrig. Leute, die darauf hinweisen, dass sie für nur 50 Euro mehr arbeiten gehen und es dann nicht einsehen, dass ein Hartz-IV-Empfänger fast genausoviel bekommen soll, suchen die Schuld nicht bei ihrem Sklavenhalter, sondern bei den faulen Hartz-IVlern. Äußert sich jemand von der INSM, der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, dann wird er von den sich äußernden Lesern gar nicht mehr ernst genommen. Das war vor einem halben Jahr noch anders. Da galten die "Wirtschaftsexperten" noch als die Heilsbringer. Auch die FDP kommt bei weitem nicht mehr so gut weg, wie das noch vor der Wahl der Fall war, was uns ja nicht wundert, aber galten sie doch in vielen Medien als der Messias, der von der Hotelsuite zu uns herabsteigt und nur durch Hand auflegen, allen Bürgern die lang ersehnten Steuererleichterungen bringt. Was aber kaum ein Bürger gemacht hat, war mal seine Lohnabrechnung anzuschauen, dann hätte er nämlich festgestellt, dass er seit Schröder kaum noch Einkommenssteuer zahlt. Sämtliche Steuersenkungen sind für viele Bürger vollkommen unnötig. Wer in Steuerklasse 3 ist und vielleicht noch ein Kind hat, zahlt diese fast gar nicht mehr. Aber sind das nicht die Leistungsträger, die Westerwelle immer meint?

Oder meint unser "Neuwahlen"-Experte vielleicht die Hoteleigentümer, die es sich leisten können, der FDP das ein oder andere Milliönchen zu überweisen. Aber da höre ich schon den Zwischenruf vom Guido und vom Lindner, selbst die Linke habe die Mehrwertsteuersenkung gefordert. Stimmt, die haben aber auch gefordert, dass auf Babyartikel der niedrige Mehrwertsteuersatz angewendet werden soll und noch auf einiges anderes mehr. Bei denen hat die Forderung Sinn, im Gesamtkontext, Sinn gemacht. Bei der FDP ist es, da es nur eine Einzelmaßnahme ist, reine Klientelpolitik.

Bei der Haushaltsdebatte im Bundestag diese Woche habe ich zufällig morgens die Rede von Frau Homburger (FDP) gesehen. Während dieser Rede meldete sich Volker Beck (Grüne) und stellte eine ganz einfache Zwischenfrage, auf die er keine Antwort bekam. "Stimmt es, dass FDP-Mitglieder Sonderkonditionen bei der PKV bekommen?" Ihre Antwort, nachdem sie sich sichtlich erst einmal fangen musste, war äußerst vielsagend in ihrer Aussagelosigkeit. "Jeder kann sich so versichern, wie er möchte." (sinngemäß)

Also wir werden uns noch auf einiges gefasst machen dürfen. Da im Freitag ein Artikel über die Qualität der Titanic stand, in dem sich darüber ausgelassen wurde, wie schlecht sie geworden sei, möchte ich mal auf einen ziemlich aktuellen Startcartoon hinweisen:

http://www.titanic-magazin.de/uploads/pics/1021-fdpspenden_01.gif

(Quelle: www.titanic-magazin.de)

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

bkhdk

Ich finde es wird von Tag zu Tag schlimmer...

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