Neue Wege zur Kunst

MS ARTVILLE 2014 Alles neu macht der Mai. Oder der Juli. Oder der Januar

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Wie so oft ist es eine Frage der Perspektive, welche der Antwortmöglichkeiten zutrifft. Während die BesucherInnen jetzt im Hochsommer wieder die Chance haben, eine von KünstlerInnen aus der ganzen Welt kreierte Open-Air-Galerie zu besuchen, laufen die eigentlichen Planungen für das MS ARTVILLE natürlich schon deutlich länger. Alle, die hinter den Kulissen arbeiten, erwarten die offizielle Eröffnung durch das Richtfest am 19. Juli also schon lange. Und sehnsüchtig. Schließlich wird eine Kunststadt auf dem Gelände des MS DOCKVILLE Festivals eröffnet – das passiert auch nicht alle Tage.

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Aber zurück auf Anfang. Eine Kunststadt? Dabei hieß es anfangs doch noch, das Metathema, welches für das ehemalige Kunstcamp sinnstiftend war, sei vom Tisch. So war die Entstehung einer Kunststadt in der Ausschreibung für die KünstlerInnen noch gar nicht vorgesehen, assoziative Stimmungswolken haben eine sehr grobe Richtung vorgegeben. Das war’s. Entstanden ist das Thema erst im Diskurs mit den KünstlerInnen und diese Prozesshaftigkeit ist auch allegorisch für das neue Konzept für den Umgang mit der Kunst, die für den MS DOCKVILLE-Kosmos ein Alleinstellungsmerkmal ist. Durch den neuen Namen und den Plan, eine Kunststadt zu erbauen, wird betont, dass mitten in der Großstadt Hamburg, zwischen urbaner Hafenindustrie und grünen Wiesen, ein eigener, kreativer Wirkungskreis entstanden ist. Die Kunststadt MS ARTVILLE ist ein Raum für Querdenker und der sinnstiftende Name lässt sich auf vielen Ebenen verhandeln. Urban und Street Art, Kunst im öffentlichen Raum und im Offspace sind nur einige von sehr vielen Interpretationsmöglichkeiten. Die frühere Aufteilung in eine interne und eine externe Phase wurde aufgebrochen, ab dem Richtfest hat das Gelände jedes Wochenende geöffnet. Neue Kunstwerke werden eingeweiht, während auf der Wiese nebenan auch neue musikalische Konzepte verwirklicht werden. Und jedes Wochenende können die BesucherInnen Fortschritte und neue Kunstwerke miterleben.

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Die intensive Bauphase hat vor etwa drei Wochen begonnen. Zimmermänner, freiwillige HelferInnen, die teilweise schon seit Jahren dabei sind und natürlich die KünstlerInnen leben sich auf 5000 Hektar aus. Und sie leben zusammen. Unser Koch Christian hat seine Küche wieder aufgebaut und versorgt täglich alle TeilnehmerInnen mit vegetarischer und veganer Kost, wer will, schläft auch auf dem Gelände. Tag für Tag sind große Fortschritte zu erkennen, realisierte Ideen nehmen Form an, gedankliche Konstrukte materialisieren sich. Und da Gedanken während ihrer Entstehung bekanntlich gerne mal ein bisschen mogeln, bleibt sowohl bei der Planung als auch beim Bau Raum für neue Impulse. So werden auf einmal auf einer Rasenfläche, die vor wenigen Wochen noch etwas trostlos aussah, gesellschaftspolitische Themen verhandelt. Jakobus Durstewitz gestaltet mehrere große Seecontainer um, bis sich als Wetterspiel Symbole der großen Weltwährungen vor einem bekannten roten Stadttor drehen. Kein Schelm, wer dabei an Flüchtlingspolitik und Globalisierung denkt.

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Und es wird noch so einiges mehr in unserer Kunststadt geben: Einen vielseitig einsetzbaren Wohnwagen, eine eigene, kleine Galerie mit einem kunsthistorischen Konzept, eine Forschungsvilla und noch etwa fünfzehn weitere Kunstwerke, die später an dieser Stelle präsentiert werden. Es gibt auch Kunstwerke, die nur die wagemutigen BesucherInnen sehen werden. Um diese zu entdecken, muss man nämlich Trampelpfade passieren, die nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen sind.

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So eine riesige Menge an Kunstwerken muss natürlich auch amtlich eingeweiht werden – deswegen gibt es im Rahmen des MS ARTVILLE diverse neue Veranstaltungen. Neben alten Bekannten wie dem Butterland oder unserem queeren Vogelball haben wir mit den Sonnenfesten, Symfotronik und den FREItagen neue Formate ins Leben gerufen, damit das Rahmenprogramm so bunt wird wie die Kunststadt selber. Jazz, Neoklassik, alle Spielarten elektronischer und akustischer Musik, Poetry Slam – wir freuen uns auf die nächsten Wochen, um artig vermeintlichen Unarten zu frönen. Jetzt geht es los. Für uns alle. Im Juli. Und bis zum krönenden Abschluss durch das MS Dockville vom 15. bis zum 17. August gibt es auch keine Pause!

Bilder: Danilo Rößger

Text: Arne Empen

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
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MS ARTVILLE 2015. Am Bau unserer Kunststadt sind KünstlerInnen und Kollektive aus der ganzen Welt beteiligt.

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