Seehofer poltert für konventionelle Energien

Energiewende Seehofer möchte das EEG überarbeitet wissen, damit konventionelle Energieträger wie Gas wieder wettbewerbsfähig werden. - Ein Auslaufmodell soll wettbewerbsfähig sein?

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In der aktuellen Sonntagsbotschaft, die der bayerische Ministerpräsident der Welt heute kundgetan hat und von den Medien fleißig wiedergegeben wurde, möchte Horst Seehofer das erneuerbare Energiengesetz (EEG) überarbeitet wissen, damit konventionelle Energieträger wie Gas wieder wettbewerbsfähig werden.

Seehofer hat hier wieder mal in unqualifizierter Weise gepoltert. Die Medien geben diese Meldung auf Stamtischniveau kommentarlos wieder, wodurch die Rückkehr zu konventionellen Energieträgern als vernünftig erscheint.

Der Titelverteidiger für die bayerische Landtagswahl nennt die Gaskraftwerke umweltfreundlich. Hat er dabei auch das Fracking ausgeklammert, das von seinem Kollegen Oettinger aus der Schwesterpartei CDU als EU-Kommissar vorangetrieben wird? Das christlich-konservative-liberale Lager arbeitet schwer daran, dass die Schranken für die umstrittene Fördermethode fallen, die nach bekannt gewordenen Austritten giftiger Flüssigkeiten durch ein Moratorium gesetzt wurden. Es ist nicht nur das CO2, das für den Wechsel zur erneuerbaren Energien spricht, es sind auch die Folgen durch das ausquetschen der letzten Vorkommen primärer Energieträger.

Warum müssen konventionelle Energieträger wieder wettbewerbsfähig werden? Sie sind ein Auslaufmodell. Nur passt die jetzige Struktur der fossil-atomaren Energieversorgung nicht zum Energiewandel. Andere Leute und weniger die Konzerne würden daran verdienen. Die Stromnetze sind anders, die Verkaufsstrukturen sind anders, die Kraftwerke sind kleiner, es fehlt völlig das kapitale Netz zur Förderung und Transport der Primärenergieträger Öl, Gas, Kohle und Uran. Weil eine vollständige Versorgung mit erneuerbaren Energien das Wegbrechen von Gewinnen einer etablierten Wirtschaft bedeuten würde, wird der Energiewandel ausgebremst. Seehofer erfüllt hier eine Rolle als Dienstleister für diese überkommene Wirtschaft.

Generell ist die Struktur mit Großkraftwerken und großen Überlandleitungen zu überdenken. Das EEG hat große Leistungen vollbracht. Rund 20% der Stromerzeugung werden mittlerweile mit Erneuerbaren Energien erbracht. Journalismus und Politiker brauchen eine fachliche Aufrüstung und dürfen sich vor allem nicht von den Lobbyisten der Stromkonzerne vereinnahmen lassen.

Ich empfehle das Buch "Der energethische Imperativ - wie der vollständige Wechsel zu erneuerbaren Energien zu realisieren ist.", von Herrmann Scheer, erschienen 2012 im Verlag Kunstmann, ISBN 978-3-88897-753-4

Das Buch ist eine ganzheitliche Analyse über Bremsen und Wege des Wechsels zu erneuerbaren Energien. Der 2010 verstorbene Träger des alternativen Nobelpreises, Wegbereiter des Eneuerbaren-Energien-Gesetzes und Vorsitzende des Weltrats für Erneuerbare Energien plädiert für einen vollständigen Wechsel zu erneuerbaren Energien mit dezentralen, klein dimensionierten, schnell zu realisierenden und von Bürgern, Genossenschaften und Kommunen getragenen Anlagen.

Hermann Scheer (1944-2010)

Der Vorkämpfer für erneuerbare Energien erlebte die Veröffentlichung seines letztes Buches "Der energethische Imperativ" nicht mehr.

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Geschrieben von

Matthias Böhringer

Meine aktuelle Aktion:Bei www.openpetition.de, zu finden bei google mit Gedeihen statt Wachstum

Matthias Böhringer

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