Lieber JÖRG FRIEDRICH,
dass ich ihren Artikel „Nationale Verlängerung“
großartig fand und finde habe ich ihnen ja schon geschrieben. Und nahezu jeder einzelne der pseudolinken „Junge Union Ton“…“Nationalismus“…“Junge Freiheit“…“Blablabla“ Kommentare zeigt wie richtig, wichtig und notwendig er war. Denn was alle diese Kommentatoren vergessen Bzw. nicht begriffen zu haben scheinen ist: Der Grund für die Ausbreitung von Faschismus und Nationalismus in Deutschland, damals wie heute, war und ist nicht ein zu viel an Patriotismus sondern ein zu wenig an republikanischer Gesinnung. Deshalb ist links sein und schwarz/rot/goldener Patriot sein, auch alles andere als ein Widerspruch. Im Gegenteil: Wer die Farben und die Symbole der Republik so sehr missachtet, dass er sogar (wie während der EM geschehen) zum Fahnendiebstahlt und zur Zerstörung dieser aufruft, zeigt damit ganz klar seine antirepublikanische und antidemokratische Gesinnung. Er verkennt auch die Chancen die in einem solchen republikanischen Patriotismus liegen. Wenn wir gemeinsam begreifen würden für welche Werte die Farben schwarz/rot/gold stehen, nämlich für Werte wie Demokratie, Toleranz, Solidarität, die Gleichberechtigung der Geschlechter und schlichtweg für eine weltoffenes, buntes, kulturell vielseitiges neues Deutschland, dann könnten unter dem diesem schwarz/rot/goldenen Label Rassismus und Intoleranz nicht mehr als Patriotismus fehldeklariert werden. Ein guter Deutscher liebt sein Land gerade wegen und für seine kulturelle Vielfalt! Ein guter Deutscher ist kein Rassist! Ein guter Deutscher liebt und lebt die Demokratie. Ein guter Deutscher ist Republikaner! Und damit meine ich jetzt nicht, dass er ein Anhänger diese deutschen Partei für labile Rentner aus dem vorigen Jahrtausend ist, auch nicht der Cowboy-Partei aus den USA, sondern den deutschen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit-Republikaner eines im besten Sinne liberalen Deutschlands. Es lebe das heilige Deutschland! Es lebe die Republik!
Kommentare 7
Es lebe das heilige Deutschland!
Ein berühmtes Zitat. Trotzdem falsch. Aus der nationalen Zugehörigkeit eine Religion zu machen, führt immer ins Verderben. Dann lieber doch gut katholisch bleiben oder anderen Religionen opfern. Die sind in ihren Opferansprüchen nicht (mehr) so derb wie die "Nation".
Ach Gott, da werden wieder Leute vereinnahmt. Der Staufenberg.
Nationale Verlängerungen kann man auch mit Viagra erreichen. Man steht dann länger bei der Hymne.
Gähn.
Der Text könnte von jeder Bundesregierung stammen. Kurz: Ihr Ansatz ist nicht besonders innovativ. Und wohin hat uns dieser Patriotismus bis jetzt geführt?
Danke, Sie haben ein paar wichtige Punkte ergänzt.
"Heilig" ist nicht gleichbedeutend mit "religös". Denken Sie mal an den Satz "das ist mir heilig." In diesem Sinn ist auch Stauffenbergs berühmter Satz zu lesen. Natürlich wird gerade in Religionen sehr vieles als "heilig" bezeichnet, aber das bedeutet nicht, das nur im Religiösen etwas Heiliges erscheinen kann. Heilig heißt: Unbedingt zu schützen, zu bewahren zu erhalten, es ist das, was dem jeweiligen Menschen außerordentlich wichtig ist.
Die längste Friedensperiode in Mitteleuropa seit Jahrhunderten? Ist das nichts?
Wenn man im politischen Handeln nur als Möglichkeit sieht, ein geringeres Übel zu wählen, dann könnte ihr Argument greifen.
Andererseits ist diese Friedenperiode wohl eher Ergebnis einer globalhistorischen Konstellation, die sich weitgehend verflüchtigt hat.
Welche Funktion der bundesrepublikanische Patriotismus in Zukunft haben wird, lässt sich nur erahnen. Angesichts der schwarz-rot-golden Großmachtsphantasien, die sich jetzt schon abzeichnen, sehe ich die Sache kritischer als sie.