Schüsse in die Luft

Die Ostdeutschen und das historische Gedenken Geschichte einer doppelten Desillusionierung
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Zitieren wir anfangs einen halbwegs unvoreingenommenen Zeugen: Thomas Mann. In Erlenbach bei Zürich, etwas abseits der unmittelbaren Geschehnisse, was nicht immer schlecht sein muss, notierte er am 19. Juni 1953 in seinem Tagebuch: "Arbeiter-Revolte in Ost-Berlin, gewiß provoziert, wenn auch nicht ohne Spontaneität. Von russischen Truppen schonend niedergehalten. Panzer und Schüsse in die Luft."

Dieser Darstellung könnten vermutlich nicht wenige ostdeutsche Teilnehmer und Zeitzeugen zustimmen. Allerdings geht es beim Gedenken 50 Jahre danach um ihre Zustimmung nicht in erster Linie. Auch die Einlassung Thomas Manns ist von übergescheiten Historikern und Journalisten bereits als unverantwortlich denunziert worden. Selbst er müsste dieser Tage um Nachsicht b