Der dreizehnte Schatten

Politik, Wahlen: Das Dutzend an Schattenmitgliedern von Peer Steinbrück soll so tun, als ob es regieren würde. Das ist wie ein Achter-Rudern im Trockendock oder ein Luftgitarrenspiel.

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Schatten sagen nicht viel

Na ja, manchmal könnte man meinen, die Bundesrepublik sei eine «k. und k.»-Monarchie. Natürlich ist sie es nicht, aber «k. und k.» bleibt irgendwie hängen, für «Kanzler» und «Kandidat». Einer der Bewerber ist Peer Steinbrück von den Sozialdemokraten, der trotz Fettnäpfchengefährdung vermutlich selber nicht so 100%ig daran glaubt, Angela Merkel zu beerben.

Immerhin, Peer Steinbrück tut so als ob er der zukünftige Kanzlerin (neue Leipziger Deutschschreibung!!) wäre. Mit viel Getöse hat er sich sein zwölfköpfiges Kompetenzteam zusammengebastelt - sein sogenanntes Schattenkabinett.

Schattenkabinett ist kein schlechter Ausdruck, weil einerseits die angepriesene Kompetenz eigentlich nur eine Annahme ist, also im Prinzip im Schatten liegt. Die persönliche Kompetenz der von Steinbrücks Auserwählten mag ja vorhanden sein. Aber - andererseits - ob die Mannschaft genügend Kompetenz für eine Regierungstätigkeit hat, ist nicht gewiss. Denn den Bürgern zu dienen ist schon etwas anderes als lediglich parteiliche Vorstellungen und Lobby-Wünsche durchzuboxen. Darum gehören sie jetzt einem Schattenkabinett an.

Peer, der Oberschatten

http://www.librivita.ch/cartoons/schatten-450.jpg

Der dreizehnte Schatten

Das runde Dutzend an Schattenmitgliedern soll während des Wahlkampfes so tun, als ob es regieren würden. Das ist wie ein Achter-Rudern im Trockendock oder ein Luftgitarrenspiel mit irgendwelchen Tönen, konkreter das Mantra des «Wenn ... Dann»: Wenn wir an der Macht wären, dann wird alles besser, alles anders. Dies sind Behauptungen, die erst einmal bewiesen werden müssen. Die Bürger - nützlich für den Wahlkampf und die kommenden Wahlen - sollen das natürlich mit einer Selbstverständlichkeit glauben.

Wir Bürger ebenso wie die Kandidaten wissen nicht, was nach der Wahl passiert, ausser man verlässt sich auf Gutgläubigkeit und Kaffeesatzleserei. Allerdings zeigen die Erfahrungen, was auch realitätsnah ist, wie sich die meisten Wahlaussagen, -versprechen und -geschenke in Luft auflösen und Parteiideologie sowie Lobby-Arbeit Platz machen. Auch Steinbrücks Kabinett könnte - was freilich später zu beweisen wäre - in eine Bürgerferne entrücken, die nicht den Bürgern dient. Aber dann ist es zu spät.

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