Der Bürger lässt das Glotzen sein

Nicht in Berlin In Göttingen wird ein Bürogebäude besetzt. Und alle finden’s gut
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 27/2016

Heike Ahrens dreht den Wasserhahn auf. Es gurgelt kurz, dann fließt es. Mittlerweile hat auch die Wohnung im ersten Stock eine funktionierende Küche. Duschen und Zwischenwände fehlen in dem Haus aber immer noch. Das Gebäude war mal ein Bürokomplex, Neonleuchten und Lamellenvorhänge zeugen noch von dieser Zeit.

Heike Ahrens ist 49 Jahre alt, Tischlerin und Besetzerin. Sechs Jahre stand der triste 50er-Jahre-Bau mit grau gekachelter Fassade in der Innenstadt Göttingens, dieser einstigen Hausbesetzerhochburg, leer. „Immer wieder bin ich daran vorbeigelaufen und dachte: Was für eine Verschwendung“, sagt Ahrens. Doch seit einem halben Jahr herrscht hier wieder Leben, im repräsentativen Saal wird diskutiert, aus den Fenstern hängen Pla