Mehr als hundert Jahre brennt sie nun in unseren Häusern, ab dem kommenden Wochenende soll Schluss sein mit ihr: der Glühbirne.
Die Deutschen aber wollen auf den vertrauten Energiefresser nicht verzichten und auf Energiesparlampen umrüsten: Sie hamstern Restbestände und nutzen Lücken der Gesetzgebung. Für „stoßfeste“ Glühbirnen etwa gilt das EU-weite Verbot noch nicht. Deren Glühwendel sind verstärkt, Temperaturwechsel und Stöße verkraften sie gut, der Glühfaden hält länger. Statt in Bergwerken findet man die Spezialglühbirnen deshalb immer häufiger in Wohnungen. Alles nur Nostalgie? Und das auf Kosten der Energieeffizienz und des Klimas?
Schon bevor 2009 die erste Stufe des Glühbirnenverbot
Jahre brennt sie nun in unseren Häusern, ab dem kommenden Wochenende soll Schluss sein mit ihr: der Glühbirne.Die Deutschen aber wollen auf den vertrauten Energiefresser nicht verzichten und auf Energiesparlampen umrüsten: Sie hamstern Restbestände und nutzen Lücken der Gesetzgebung. Für „stoßfeste“ Glühbirnen etwa gilt das EU-weite Verbot noch nicht. Deren Glühwendel sind verstärkt, Temperaturwechsel und Stöße verkraften sie gut, der Glühfaden hält länger. Statt in Bergwerken findet man die Spezialglühbirnen deshalb immer häufiger in Wohnungen. Alles nur Nostalgie? Und das auf Kosten der Energieeffizienz und des Klimas?Schon bevor 2009 die erste Stufe des GlXX-replace-me-XXX252;hbirnenverbots griff, hat Greenpeace-Energieexperte Niklas Schuerl nachgerechnet, wie viel Energie gespart würde, wenn ganz Europa auf Energiesparlampen umsattelt. Er kam damals auf die Energie von mehr als fünf Atomkraftwerken. Hält die Energiesparlampe also tatsächlich länger und spart Energie?80 % Stromersparnis nur im LaborEs gibt durchaus Grund zur Skepsis: Allein die 80 Prozent Strom, die eine Energiesparlampe im Vergleich zum Vorgänger weniger verbraucht, lassen sich nur im Labor bewerkstelligen und dort auch nur mit echten, hässlichen Sparbirnen. Je öfter die Leuchtmittel mit Vorschaltgerät und Glimmstarter hochgerüstet werden, um in Sachen Farbtemperatur, Leuchtkraft und Form der echten Glühbirne näherzukommen, desto mehr schwindet die Energieeffizienz. „Es ist eben ein schwieriges Unterfangen, ein kommerzielles Arbeitslicht salonfähig zu machen“, schreiben Thomas Worm und Claudia Karstedt in Lügendes Licht. Die dunklen Seiten der Energiesparlampe.Kaum eine Rolle spielten in den Rechnungen der EU-Kommission zur Ökobilanz zudem zwei Nebeneffekte: Eine Glühbirne nutzt nur fünf Prozent der Energie für Licht, 95 Prozent strahlt sie als Wärme ab. Das spart aber Energie zum Heizen, anders als die „kalte“ Energiesparlampe (Wärmeersatz-Effekt). Und weil die nicht ständig an- und ausgeschaltet werden soll und ihre Sparsamkeit dazu anregt, mehr und länger zu beleuchten, wird wiederum mehr Energie verbraucht (Rebound-Effekt). Wie viel die Ökoleuchten tatsächlich sparen, lässt sich also schwer sagen. Rechtfertigt dieser ungewisse Anteil, dass nun Lampen mit bis zu 3,5 Milligramm Quecksilber Einzug in Wohn-, Ess- und Schlafzimmer finden?Quecksilberdampf erhellt die Energiesparlampen, indem seine Atome mit Elektronen beschossen werden, in ein niedrigeres Energieniveau fallen und damit Energie freisetzen – in Form von Photonen, die dann Leuchtstoffe anregen.Eine Studie der Schweizer Materialprüfungsanstalt EMPA verweist darauf, dass Energiesparlampen insgesamt sogar Quecksilber einsparen und zwar durch den niedrigeren Stromverbrauch: Denn ein großes Kohlekraftwerk stoße täglich etwa so viel Quecksilber aus, wie in 200.000 Energiesparlampen enthalten sei.Ungeliebtes ProvisoriumEltern interessiert das natürlich nicht, wenn im Kinderzimmer Energie gespart werden muss. Das Schwermetall kann die Nerven schädigen. Neugeborene können Gehirnschäden davontragen, wenn die Mutter Quecksilberdämpfe eingeatmet hat, wie Christoph Hübener vom Perinatalzentrum des Uniklinikums Großhadern warnt. Über die Schleimhäute in Mund und Nase gelangt das Schwermetall auch ins Gehirn, wo es sich über Jahrzehnte ablagern kann. Viel Unsicherheit herrscht etwa darüber, wie mit einer zerbrochenen Energiesparlampe umzugehen ist. „Lüften, mit feuchten Tüchern aufwischen und den Raum verlassen“, rät Schuerl.Das Umweltbundesamt hat im vergangenen Jahr getestet, wie man der Bedrohung Herr werden kann. Wurden die Bruchstücke weder entsorgt, noch der Raum gelüftet, stieg die Quecksilber-Belastung auf das 20-fache des Richtwerts, ab dem ein Gesundheitsrisiko besteht. Wurden die Bruchstücke jedoch mit Karton und Klebeband beseitigt und sofort eine viertel Stunde gelüftet, sank die Konzentration im Raum schnell unter den Grenzwert. „Die Risiken im Umgang mit Energiesparlampen sind begrenzt und beherrschbar“, bilanziert das Umweltbundesamt in seiner Studie, warnt aber zu Vorsicht bei Schwangeren und Kleinkindern. Sehr vertrauensvoll klingt das nicht. Hinzu kommt das Problem der Entsorgung: Energiesparlampen sind Sondermüll und dürfen nur in Wertstoffhöfen oder in bestimmten Bau- und Heimwerkermärkten zurückgegeben werden.In ein paar Jahren könnte die ungeliebte Lampe aber schon wieder ersetzt werden – durch Leuchtdioden (LEDs). In Handys oder Fernsehern leuchten die Halbleiter schon heute. Die Lampen haben den Vorteil, dass sie kein Quecksilber benötigen, Strom sparen und mit 6.000 Stunden etwa fünfmal so lange halten wie eine Glühlampe. Der Haken: Noch sind sie nicht hell, effizient und günstig genug. Außerdem enthalten sie Seltene-Erden-Metalle, die begrenzt verfügbar sind. „In kleineren Maßstäben sind die LEDs sehr sinnvoll, in größeren weniger“, sagt Schuerl. Wie unkompliziert war da doch die alte Glühbirne.