Wilde Triebe statt zarter Liebe

Botanik Blümchensex soll ­unschuldig sein? Da lacht der Biologe. Denn Pflanzen haben eine ziemlich komplizierte Fortpflanzungsdynamik
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Ach, die Natur. Friedlich erscheint sie uns, still, lieblich, wildwüchsig manchmal, aber doch unverdorben, der grüne Gegenpol des Animalischen. Ein schöner Schein, dabei ahnen wir nicht, was zwischen den grünen Halmen vor sich geht, während wir an einem Sommertag im Gras liegen. Pflanzen sind weder brav noch passiv. Wie Tiere wollen sie nur eines: sich vermehren. Und um dieses Ziel zu erreichen, lassen sie sich eine Menge Tricks einfallen – Tricks jenseits von Nektar oder Blütenduft. Tricks, die bis zum Kindermord gehen können.

Aber der Reihe nach. Dass eine Blume keine Unschuld vom Lande ist, flackert uns als schwache Erinnerung an den Sachkundeunterricht: Wenn der Pollen in den Staubbeuteln der Blüte reif ist, platzt der Pollensack auf und der