Wie mit Gift sehr viel Geld gemacht wird

Wo ist Monsanto? Wie die Bayer AG eine bewährte Tradition weiterführt.

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Monsanto heißt jetzt nicht mehr Monsanto. Die Bayer AG hat den anrüchigen Namen des Chemie- und Saatgutkonzerns ausgelöscht, seit sie ebendiesen verschluckt hat. Monsanto richtet zwar immer noch genauso viel Schaden an, aber nun unter dem Deckmantel des Leverkusener Pharmakonzerns.

Monsanto ist der Erfinder und Vertreiber der alles tötenden Pflanzengifte Agent Orange und Glyphosat und gleichzeitig des genveränderten Saatgutes, das gegen Glyphosat resistent ist. Die Bauern müssen also beides kaufen, denn das Glyphosat bleibt nicht auf den Äckern liegen; es fliegt durch die Luft und vernichtet alles, was diese Resistenz nicht aufweist. Natürlich ist das genveränderte Saatgut patentiert. Die Folge sind Knebelverträge mit den Bauern, Erpressung mit teuren Patentklagen, die Schuldenfalle, vernichtete Existenzen.

DieBayer AG hat sich den Deal 63 Mrd. Dollar kosten lassen. Unter dem deutschen Megakonzern bleiben sämtliche die Natur abtötenden Produkte sowie das tödliche Businessmodell unverändert bestehen.

Übrigens: Während des Ersten Weltkrieges erfanden die Deutschen mit Hilfe der von Bayer entwickelten Kampfgase Chlorgas und Phosgen den Gaskrieg. Wie unbeschreiblich brutal die Auswirkungen solcher Einsätze waren, beschreibt erschütternd Erich Maria Remarque in Im Westen nichts Neues.

1925 ging die Bayer AG in der IG-Farben auf. Und IG-Farben hat in der NS-Zeit nicht nur Zwangsarbeiter eingesetzt, sondern mehrfach Frauen aus dem KZ Auschwitz angefordert, um Experimente mit einem neuen Schlafmittel an ihnen durchzuführen. Pro Frau zahlten sie laut einem Briefwechsel mit der Lagerverwaltung 170 Mark. Der ersten Bestellung über 150 Frauen „in bestmöglichem Gesundheitszustand“ folgten weitere, denn: „Alle Versuchsobjekte sind gestorben. Wir werden Sie in Kürze betreffend einer neuen Lieferung (!) benachrichtigen.“ (in: Axel Böing, Auschwitz).

Nach der Auflösung von IG-Farben wurde ab 1950 das Unternehmen Bayer AG wieder neu aufgebaut und kehrte auch international schnell auf die Märkte zurück.

Wie viele Menschen bis heute unter dem unterschiedlich motivierten Einsatz der chemischen Pflanzengifte leiden, zeigt die Dokumentation des französischen FotografenMathieu Asselin: Monsanto – A Photographic Investigation in Hamburg und Frankfurt. Akribisch ist er dem ganzen katastrophalen Erbe der namenlos gewordenen Firma nachgegangen.

Bayer und Monsanto bilden seit Juni 2018 ein globales Monopol. Kampfgas, Agent Orange, Glyphosat – Bayer hat nichts gelernt? Ganz im Gegenteil! Bayer macht einfach weiter.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

C. Juliane Vieregge

Autorin, Bloggerin. Am 13. März 2019 ist ihr neues erzählendes Sachbuch "Lass uns über den Tod reden" im Ch. Links Verlag, Berlin, erschienen.

C. Juliane Vieregge

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