Das Leben in den Zeiten der Corona; AC 2.38

Das Logbuch geht weiter: Von langen Leitungen und Treppenhaus-Zeitungen

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Endlich, mit über einem Jahr Verspätung scheint es auch im Holzspa”h”nkopf der Nation angekommen zu sein: Covid 19 kann medikamentös behandelt werden. Hat man den Gesundheitsminister all die Monate einfach bloß geschickt von jeglichem divergenten Input abgeschirmt? Bloß keine zwei oder drei Meinungen, bloß keine Alternativen? So, wie uns auch das RKI vor Statistiken schützt, die nicht in die aktuelle politische Großwetterlage passen?

Zum Glück sind die Briten da transparenter – und ihre Statistik besagt: Wir haben keine Pandemie der Ungeimpften, sondern eine Pandemie der Alten. In diesem Punkt hat sich seit 22 Monaten also nichts verändert – außer, dass ein relativ hoher Prozentsatz der Corona-Erkrankten bereits geimpft ist. Was sich vor allem verändert, ist das Virus selbst. Rechtzeitig zum Impfstart hat Südafrika sein eigenes Virus – “Omikron” – das natürlich auch zu uns kommt. Ob es gefährlicher als “Delta” ist, kann noch niemand genau sagen, eine wesentlich höhere Infektiosität wird vorsorglich schon mal angekündigt. Wie gefährlich es genau ist, teilt man uns wahrscheinlich erst mit, wenn der passende Impfstoff verfügbar ist. Überhaupt ist es erstaunlich, wie schnell die Entwicklung voranschreitet. Brauchte eine Impfstoffentwicklung vor Corona mehr als zehn Jahre, scheinen sie das Zeug jetzt in wenigen Monaten aus dem Ärmel zu schütteln. Da wäre es doch clever, das jeweilige Virus, das uns einschüchtern soll, gleich dem vorhandenen Impfstoff anzupassen. STOPP – wie war das oben im ersten Absatz? “Medikamentös”? Genau, eigentlich gibt es schon lange Medikamente und Mittel, die eine Corona-Erkrankung lindern können. Aber die sind in Europa nicht zugelassen. Doch, oh Wunder, unser Lieblingsunternehmen “Pfizer,” das im Impfstoffrennen so furchtbar abgewatscht wurde, hat ganz urplötzlich ein Medikament. War das der Deal? Damit auch die Berliner Betonfraktion eine medikamentöse Alternative verkünden kann, nachdem die Impfstoff-Plätze anderweitig vergeben wurden? Was für ein Timing: Kurz vor der Angst, endgültig als großer Pandemie-Loser den Löffel an die Neuen abzugeben, kommt die CDU mit einem Hoffnungsschweif um die Ecke. Ob der zu Weihnachten wie ein leuchtender Komet aufglüht, indem wir wie Menschen Weihnachten feiern dürfen, bleibt abzuwarten. Ob er dazu beitragen kann, dass uns der Impf-Zwang erspart bleibt, auch. Ans Christkind glauben ist auf jeden Fall die sicherere Variante.

Unten im Volk indes ist dies alles noch nicht so richtig angekommen – und wird es nach den Monaten der einseitigen Mainstream-Informationen wohl auch nicht so schnell. Die Drogeriekette, die sich kurz vor Weihnachten mit Spielzeug eindeckt, um dem Facheinzelhandel einen weiteren “Knockdown” zu verpassen, setzt mit der Impfkampagne “Leben statt Lockdown” (obwohl sie doch gar keine Impfungen anbietet) auf sattsam bekannte Holzhammer-Rhetorik. Das sommerlich gekleidete männliche Model auf dem Plakat vermittelt nicht unbedingt Leben, sondern vielmehr Stupidität. Wir Deutschen sind ja immer so stolz darauf, etwas zu lernen und dann genau so wie gelernt bis zum Erbrechen zu praktizieren. Es wäre ja auch noch schöner, wenn wir jetzt, da wir die “Ungeimpften” als die Schuldigen am ganzen Elend ausgemacht haben, etwas Neues lernen müssten. Deshalb wollen wir jetzt lieber weiterhin impfen, genesen, testen, impfen, genesen, testen, impfen … und natürlich Maske tragen.

In manchen Bildungsunternehmen wird nur getestet, getestet, getestet. Ein und dieselbe Person, wohlgemerkt. Denn dass in einem Klassenverband wirklich mal Corona auftritt, darf natürlich auch nicht sein. Wenn also ein Test positiv ausfällt, muss die Person gleich noch einen machen. Wenn der auch wieder positiv ist, wird zum Arzt gegangen, um einen PCR-Test zu machen. Der fällt in den meisten Fällen glücklicherweise negativ aus und der ganze Alarm war umsonst. Vor Corona ging man zum Arzt, wenn man einen Verdacht hatte oder sich schlecht fühlte. Heute geht man zum Arzt, wenn man sich gut fühlt, aber einen falschen Text erwischt hat.

Damit die Pandemie nicht gar so schrecklich wirkt, prangt auf der Teststation des Weihnachtsmarktes heuer ein putziges Comic-Virus mit dem Namen “Coroni”. Herzallerliebst und kindgerecht. Glaubt man den Prognosen einiger Insider, wird unsere Zukunft sowieso komplett dem Virus gehören – in einer Mutationsvielfalt, die wir jetzt noch gar nicht kennen. Während viele noch bei “Delta” sind, reden die Trendsetter von “Omikron”. So, wie wir bislang von der “Farbe der Saison” oder dem “Tier des Jahres” gesprochen haben, werden sich die Frauen im Treppenhaus wahrscheinlich schon bald Namen zuraunen, die immer kunstvoller werden müssen, um die Spannung hochzuhalten – zudem auch das griechische Alphabet endlich ist:

“Ham'se schon jehört, Frau Schmitz, det wa jetz ne Neue haben?”

Nee, sagen'se doch ma, wie heist'n die nu wieda?”

“Semikolon oder so. Jelesen hab ick det och noch nich, nur jehört von die Frisöse Kunze.”

Ach wat, von die Frise? Die will doch nur janz schnell noch'n paar Köppe machen, bevor'se der wieda'n Lad‘n dichtmachen. Ick hab jehört, et jibt jetzt ne Spaltung von det letzte Virus, 'Svastika Elastika', oder so”

“Ach nee, dann ham wer wohl jleich mehrere von die Schweinebiester?”

Na klar, hatten wa doch immer. Nur jeredet wurde immer nur über eenen, weil die Leute sonst völlich vawirrt sind”

“Vawirrt sin wer doch schon lange. Nu muss ick schnelle noch'n Test für heute hol'n ...”

Wat? Se sind noch nich jetestet heute? Und dann halt'n se mich hier innet Treppenhaus uff und schprädden mich voll?”

“Na, ick hab doch de Maske uff – Sie nich!”

Maske? In mein eijenet Treppenhaus? Jeht's Ihnen noch jut, Frau Manecke!?”

“Ick schütz mich und andere, och wenn ick jetestet bin. Und Sie!?”

Dit jeht'se ja wohl jar nüscht an, jute Frau. Ick lass mer jedes Jahr dreimal impfen – da wer ick zuhause doch wohl noch frei atmen dürfen!”

“Ick hör wohl nich recht, wat schwafeln'se hier von “frei”? Pass'n se ma uff, det ich Sie nich anzeig'n jeh ...”

Dit versuch'n se ma, sie Denunzjantin. Wat meense wohl, wat ick dene dann erzähln wer!”

Treppenhaus-Talk oder Treppenwitz der Geschichte?

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