Das Leben in den Zeiten der Corona; AC 2.41

Das Logbuch geht weiter: Frohe(s Bo)ostern!

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Euphorisch schallt es mir am Telefon, bei Online-Treffen, aus E-Mails und in der Firma entgegen: “Ich bin jetzt geboostert!” Teils gefolgt von Informationen zur Wahl des Impfstoffs, gelegentlich auch im Zusammenhang mit Krankmeldungen für den Rest der Woche. Manch einer verkündet gleich den Gesamtvollzug der ganzen Familie, als wäre ich eine Meldestelle. Mehrmals getestet, zum Glück aber noch nicht erkrankt, oder aktuell leider doch krank – zum Glück leichter Verlauf – und in Quarantäne oder bereits genesen. Das alles mündet stets in die Hauptinformation, “Gebooooostert”. Ob das nun heißen soll, dass man sich endlich wieder angstfrei treffen kann, oder ob es die indirekte Aufforderung ist, den eigenen Impfstatus nun ebenfalls offen auf den Tisch zu legen, ist nicht zweifelsfrei auszumachen. Wahrscheinlich beides. Sogar “ich habe meine staatsbürgerliche Pflicht erfüllt” ist zu hören. Bei nicht wenigen beträgt das Opfer fürs Heimatland bis zu zwei Tage Flachliegen mit Kopfschmerzen, Kreislaufstörungen, Fieber oder ähnlichen unschönen Nebenwirkungen. Das kann man doch wohl mal machen. Bald womöglich alle drei bis sechs Monate? Je mehr es in meinem persönlichen Umfeld um Corona geht, desto mehr erzähle ich von den anderen Dingen des Lebens. Tja, was gibt es da eigentlich noch?

“Boostern” kann auch das Fest verschönern, für manch einen ist es gar Weihnachtsersatz: Der Kollege zur Rechten lässt sich an Heiligabend zum dritten Mal impfen. Er lebt alleine und hat an den beiden Feiertagen eh nichts Besseres vor als im Bett zu liegen. Ginge es nach meinem Nachbarn zur Linken, sollte der Corona-Schutz am besten die Geschenke ersetzen. Seine Frage nach meinem Befinden missdeute ich anfänglich als seriöses Interesse. Als ich jedoch entgegne, dass ich meine Geschenke am liebsten gleich morgens nach Ladenöffnung kaufe, wenn die Geschäfte noch fast menschenleer sind, kommt er mit seiner wahren Botschaft rüber. Man ginge doch jetzt gar nicht mehr in die Stadt, verkündet er, die Geschäfte sollten geschlossen bleiben und die Umsatzeinbußen von den Ungeimpften getragen werden. Ich stutze. Meint er Kinder, sozial und bildungsmäßig schwach Gestellte, Menschen mit Gesundheitsrelevanzen oder gar ethnische Minderheiten, die medizinische Eingriffe aus religiösen Gründen ablehnen? Ich erinnere ihn vorsichtig daran, dass die Verbreitung des Virus in hohem Maße über Kinder und Jugendliche stattfände, worauf er Gott dafür dankt, dass Kinder jetzt auch geimpft werden sollen. An dieser Stelle sei angemerkt, dass er und seine Partnerin keine Kinder haben. Dafür fahren sie gerne mit ihrem alten VW-Bus quer durch Europa – und dabei stört Corona natürlich besonders.

In der Hausarztpraxis lausche ich unfreiwillig einem Gespräch. Eine Patientin, die einen ziemlich belastenden Verlauf hatte, konnte während ihrer Genesung mehr körpereigene Immunkräfte aufbauen als drei Impfungen zusammen enthalten. Attestieren könne man ihr das aber nicht – wenn sie wieder am öffentlichen Leben teilnehmen möchte, müsse sie in jedem Fall geimpft sein. Für alles andere möge sie einen Anwalt konsultieren. Einige Ärzte stehen dem Auf-jeden-Fall-Impfen, hauptsächlich dem von Kindern und Jugendlichen, nicht mehr durchweg positiv gegenüber. Auch das Wort „Herdenimmunität“ habe ich lange nicht mehr gehört. Doch woher als Ottonormalbürger Statistiken und differenzierte Informationen bekommen? War bisher das RKI die bestgehütete Quelle erfasster und nicht erfasster Daten in Deutschland, rückt langsam das “Paul Ehrlich Institut” stärker in den Fokus. Denn hier können Impfnebenwirkungen gemeldet werden, und die scheinen in letzter Zeit zuzunehmen. Gegen das RKI nimmt sich dieses Institut fast wie Fort Knox aus, zumindest jedoch findet man dort einen dezenten Hinweis darauf, dass bei jungen Geimpften Herzprobleme auftreten können. Das Impfen als geltenden Standard zu behandeln, ist grundsätzlich natürlich richtig – relativierende Erkenntnisse unter Verschluss zu halten und individuellen Umständen angepasste Alternativen nicht zuzulassen jedoch könnte einen unschönen Bumerang-Effekt nach sich ziehen. Dummerweise haben unsere Entscheider bereits des Öfteren bewiesen, dass Bumerangs wirkungslos an ihnen abprallen.

Wer das Virus wie und an wen weitergibt, welche Wirkungen bei wem mit welchem Impf- oder Genesungsstatus respektive der vorhandenen gesundheitlich-körperlichen Konstitution auftreten und welche Nebenwirkungen bei wem der vorgenannten Personen und Personengruppen ausgelöst werden, kann man erfassen, auswerten und zugänglich machen. Was davon allerdings wirklich geschieht, bleibt nebulös, gewinnt nicht an Transparenz und kommt weder in Morgenmagazinen noch zur besten Abendsendezeit. Deshalb verschärft man trotz einer angeblich schwächer werdenden Virusvariante lieber erneut die Regeln und bleibt beim Boostern: Zu Weihnachten, zu Ostern, wenn's in den Urlaub geht und dann wieder von vorne? Dabei kann man ganz wunderbar und in sehr viel kürzerer Zeit als sonst eine Menge Impfstoffe durchtesten und China ein paar Extra-Milliarden zuschustern, indem man FFP2- Masken zu allen Anlässen verpflichtend macht und schnelltestet was das Zeug hält – auch Geimpfte und Geboosterte. Apropos: Wie letzte Woche erwähnt entsteht direkt unter meinem Büro ein Testzentrum: 200 Quadratmeter in bester 1A-Lage für 16.000 Euro Miete im Monat. Wie ich diese Woche erfahre, residierte in den Räumlichkeiten zuvor ein beliebtes China-Restaurant, in dessen Keller man Merkwürdiges fand. Offensichtlich wurden hier Katzen und anderes für den Verzehr in unseren Breiten ungewöhnliches Getier geschlachtet. Ein Kreis scheint sich zu schließen. Während mittlerweile die meisten Leute davon ausgehen, dass das Virus von einer Fledermaus in Wuhan stammt, erscheint mir im Traum eine andere Version: Das Virus war schon immer hier. Es hat sich gut versteckt, ein paar Mal verwandelt, getarnt und angepasst, ist fleißig um die Welt gereist und hat abgewartet, bis seine Stunde kommt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden