Das Leben in den Zeiten der Corona; AC 2.45

Das Logbuch geht weiter: Das Monster wächst weiter

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Die Versicherungsbranche ist clever. Hat sie gerade die Gastronomie auf ihren Defiziten sitzen lassen, nimmt sie nun eine neue Zielgruppe ins Visier: Kinder. Das Produkt heißt “Berufsunfähigkeitsversicherung”. Geworben wird mit kleinen Startbeiträgen, da das gewünschte Eintrittsalter mit 10 Jahren sehr niedrig angesetzt und das Berufsunfähigkeitsrisiko dieser Klientel gleich Null ist. Zumindest, solange wir die Kinderarbeit nicht wieder einführen. “Schüler” und “Hortkind” sind keine Berufe, also sind die Versicherer an diesem Punkt safe. Wohl wissentlich, dass die Zahlen im Januar in die Höhe schnellen, schickt Deutschland die lieben Kleinen mit aller (Staats)gewalt an die Corona-Fronten der Kindergärten und Schulen. Ach, es gibt Kinder mit positivem PCR-Test? Nun seid mal bitte nicht so zimperlich, die deutsche Jugend war doch schon immer zäher als andere. Es werden schon genügend Jungs, Mädchen und Diverse übrigbleiben, die unser Land (nach dem Zusammenbruch?) wieder aufbauen können – das haben wir alles doch schon durchexerziert. Den Versicherungen kann auch dann nichts passieren, wenn viele der Jungversicherten in neun oder zehn Jahren wegen Long-Covid gar nicht erst ins Berufsleben einsteigen können, denn bei Corona muss ja nicht gezahlt werden. Die Gastronomie war der Probelauf, auf Basis dieser Erfahrungen entwickelt man doch gerne schnell ein neues, noch zukunftsträchtigeres Geschäftsprodukt.

Apropos Versicherungen: Einige von Ihnen geben vor, für den August 2022 keine neuen Ausbildungsplätze anzubieten. Reine Corona-Vorsichtsmaßnahme. Es könnten im Spätsommer ja Höchststände herrschen. Dies allerdings widerspricht den gemachten Erfahrungen.

Viele der “Alten” indes, mit denen ich zu tun habe, bleiben ganz gerne noch ein Weilchen in Deckung. Weil es ja wieder “unruhiger” werde. So etwas sagen interessanterweise Bekannte, um die es seit zwei Jahren sehr, sehr ruhig ist. Doch habt keine Angst, ich lasse euch weiterschlafen. Die Jungen werden es schon richten, eure Renten sind sicher!

Wie sieht es aktuell überhaupt aus? Diese Woche ist wieder Zahlen-Jonglage angesagt und wir entnehmen den Medien in der zweiten Wochenhälfte 140160 Neuinfektionen am Donnerstag. Oder ist es der Freitag? Gestorben seien 170 Menschen, heißt es weiter – wie viele davon geimpft und geboostert waren, wird nicht erwähnt. Und dann behauptet die “Lügenpresse” mit dem roten Kästchen zu allem Überfluss, dass in der Corona-Hochzeit 29% der gezählten Opfer gar nicht an Corona gestorben seien. Ist das jetzt ein Verschwörerblatt? Auch die Intensivstationen, die man deutschlandweit letztes Jahr um 4000 Betten reduziert hat, sollen gar nicht mehr so stark übelastet sein. Und das, obwohl Omikron umgeht wie ein Lauffeuer. Schnell überschlagen: Ungefähr 0,17 Prozent der Menschen in Deutschland haben sich an diesem denkwürdigen Tag angesteckt, in den vergangenen knapp zwei Jahre an oder mit oder ohne Covid gestorben sind 0,14 Prozent. Inwiefern dies pandemischen Basisparametern entspricht, kann ich mangels statistischer Expertise leider nicht beurteilen. Wie weit das über der regulären Sterblichkeit liegt, auch nicht.

Aus meiner eigenen, begrenzten Lebenserfahrung heraus wage ich allerdings die Feststellung, dass wir uns mit Corona ein Monster geschaffen haben. Das Monster hat phasenweise gewütet, doch wurde auch in den Phasen, in denen es deutlich kürzergetreten hat, durch permanente Publicity und Promotion größer gemacht. Nun scheint das Virus sich abzuschwächen und gleichzeitig stärker zu verbreiten. Die Medien-Maschinerie macht es als Monster wieder größer. Ob die aktuellen Mutationen überhaupt noch so lebensgefährlich sind wie beispielsweise die Influenza, oder das, was wir früher verharmlosend als “ganz normale Grippe” bezeichnet haben? Derartige Fragen werden nicht beantwortet.

Wie absurd das ganze Theater werden kann, zeigt uns China. Führte man sich als erstes Land bereits im Sommer 2020 so auf, als habe man das Monster besiegt, wird anlässlich der Olympiade ganz Peking gerade wieder zum Isolationsbollwerk umgestaltet. Dabei wird weiterhin suggeriert, dass Corona komplett eliminiert werden kann. Ich fürchte, das glauben auch bei uns nicht wenige. Allerdings habe ich noch nichts von einer medizinischen Prognose gehört, nach der es einen Impfstoff geben wird, der uns wirklich immun macht. Und wozu auch – das körpereigene Immunsystem muss doch auch was zu tun haben, sonst wird es womöglich noch faul und quittiert irgendwann ganz den Dienst. Dass dennoch immer noch nicht öffentlich über Alternativen zu den aktuell praktizierten Maßnahmen nachgedacht wird, ist ein trauriger Nachweis unserer Inflexibilität. Anstatt zu lernen, wie man mit dem Virus leben kann – bei anderen Krankheiten oder den Gefahren moderner Technologien hat das ja auch so halbwegs geklappt – wird der Mythos des Monsters weiterhin gepflegt. Doch Monster können bekanntlich niemals ganz besiegt werden. Sie kommen wieder. Und manche werden geschaffen, um wiederzukommen.

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