„Ich habe nichts Falsches getan“

Porträt Der Birmane Htein Lin musste hungern, wurde geschlagen, ging ins Exil. Um bedeutsame Kunst zu schaffen, musste er nach Myanmar zurückkehren
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 17/2017

Eine Performance in einer Galerie in Yangon, früher Rangun, Ex-Hauptstadt Myanmars. Der Künstler Htein Lin sitzt auf der hölzernen Empore. Ihm gegenüber eine Frau, eine ehemalige politische Gefangene wie Htein Lin selbst. Er nimmt einen Gipsabdruck ihrer rechten Hand und unterhält sich mit ihr: über den Tag ihrer Verhaftung, über die Zeit im Gefängnis, ihre Überlebensstrategien. Sie erzählt, wie sie und ihre Mithäftlinge jeden Abend Lieder sangen, um den Mut nicht zu verlieren. Fängt an zu singen, bis ihre Stimme bricht.

Das war im Jahr 2014. Da trägt die Militärregierung schon Zivil. Nach jahrzehntelanger Gewaltherrschaft hatte das diktatorische Regime einen Öffnungsprozess eingeleitet. Internationale Isolation und