Beginnen wir – das wird bei mir zur Modeerscheinung (Untertitel der Bilder getrost ignorierbar) – mit Nachrichten von unseren polnischen Nachbarn. Vor zwei Wochen wies ich darauf hin, dass Russland seinen Abschlussbericht zur Katastrophe von Smolensk herausgegeben und die Schuld den polnischen Passagieren zugewiesen habe. Nun holt Polen zum Gegenschlag aus. Man wird den Eindruck nicht los, es handele sich hier nicht um ein tatsächlich geschehenes Ereignis sondern um den Streit zweier Drehbuchautoren, wie ihre Geschichte nun enden soll.
Es fehlt nur noch, dass in nächster Zeit jemand einen Zusammenhang zwischen der Katastrophe und dem sinkenden Vertrauen der Polen in die katholische Kirche herstellt.
Ein absolutes Lese-Muss diese Woche ist das Verfassungsblog von Max Steinbels. Der berichtet von einer Veranstaltung, die nicht nur empört an der Oberfläche des ungarischen Mediengesetzes kratzt, sondern zeigt, dass momentan die gesamte ungarische Verfassung in Gefahr ist abgeschafft zu werden. Warum uns das als Bürger der EU alle angeht.
Günter Gaus erklärt im “Blättchen”, warum er kein Demokrat mehr ist:
“Über Wilhelm II. hieß es: „Majestät braucht Sonne“, mit welcher Begründung dem Kaiser gewisse Kenntnisse von politischen Fehlentwicklungen vorenthalten wurden. Heute soll das souveräne Wahlvolk unterhalten werden; geübte Wahlkampfanimateure haben daraus die Lehre gezogen: Zerstreut es. Das Funktionieren einer Demokratie aber gründet sich auf die Bereitschaft des Souveräns, sich gelegentlich beim Gewinnen von Einsichten in das politische Tun und Lassen und dessen Konsequenzen anzustrengen.”
Da sieht man es mal wieder, die Jugend ist politikverdrossen. Ach nein, der Satz war irgendwie unpassend. Machen wir ihn passend, mit Herrn von Lucke von den Blättern für deutsche und internationale Politik. Der erzählt im WDR (man muss ein, zwei Minuten vorspulen), dass wir jungen Leute von heute schlicht keine Zeit mehr haben (Stichwort: Bachelor, Jobsuche) zu protestieren. Nunja. Ich würde es weniger auf den Zeitfaktor, als tatsächlich auf den von ihm ebenfalls genannten Druck schieben, möglichst gut zu werden und allein auf einen ertragreichen Job als höchstes aller Lebensziele hin zu streben.
Die Frage, die sich mir aber gerade im Zusammenhang mit diesen beiden Kommentaren stellt: Wieso immer nur die Jugend? Handelt es sich hier nicht um gesamtgesellschaftliche Probleme, die alle etwas angehen? Wieso meint man anscheinend ab einem gewissen Alter, man habe seinen Pflichtteil nun getan und müsse nun die anderen ranlassen? Zusammen wäre man doch stärker.
Vor allem, wenn man sich anschaut, welches schöne Projekt die EU momentan antreibt, um vor allem linksgerichteten Massenprotest mehr oder weniger legal zu verhindern.
Genug geschimpft, neues Thema. Dass Datenschützer und google nicht die besten Freunde sind, kann man sich denken. Immer wieder sorgt zwischen den beiden Parteien google analytics, das z.B. auch der Freitag für die Erhebung von User-Statistiken benutzt, für Dissenz.
“Google stellt die Software kostenlos zur Verfügung. Wird sie eingesetzt, werden die erhobenen Nutzerdaten einschließlich der sogenannten IP-Adresse an Google-Server in Amerika übertragen und dort verarbeitet.”
Man könne dem zwar theoretisch widersprechen, so der Artikel, praktisch halte sich google jedoch nicht wirklich an die Zusage, IP-Adressen zu kürzen und damit die Identität der User zu verbergen.
Zum 20-jährigen Bestehen des Landes Brandenburg gab es im letzten Herbst eine Filmreihe, die sich jeweils 10 Minuten mit verschiedenen Menschen beschäftigte. Als ich die Videos aufnahm, hat mich eine Sequenz besonders mitgenommen (Fiktion mit realem Hintergrund). Das harte Lachen eines Mädels, das verurteilt wurde bei einem “Singen gegen Rechts”-Projekt mitzumachen, hat mich bis in den Schlaf verfolgt.
Ein etwas positiverer Film : Ein Kreativer hat einfach die Kinoleinwand auf den Mond verlegt.
Aber während an anderer Stelle die Übermacht der neuen Medien und die immer größere Schnelligkeit propagiert wird, gibt es, wie immer, auch einen sanften Trend in die andere Richtung. Vinyl als Symbol.
“Alles Nostalgie oder Psychoakustik? Mag sein. Aber möglicherweise gibt es Zwischentöne, die sich in Nullen und Einsen nicht ausdrücken lassen.”
Das Foto der Woche kommt diesmal aus Tschernobyl. Eigentlich möchte ich es aber nicht bei dem einen belassen und verweise daher auf die gesamte Reihe: Chernobyl Today.
Zu den Fundstücken der letzen Woche von merdeister geht es hier entlang. Er wird uns auch nächste Woche wieder mit einer neuen Ausgabe beglücken.
Kommentare 10
Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Jarosław stand Lech Kaczyński 1962 in dem polnischen Kinderfilm Die zwei Monddiebe von Jan Batory vor der Kamera. In dieser Verfilmung des gleichnamigen Romans von Kornel Makuszyński aus dem Jahr 1928 spielten die Brüder die Hauptrollen des Placek (Lech Kaczyński) und Jacek (Jarosław Kaczyński). (WIKI)
Kann es sein, das die beiden sich bis zum Schluss in diesem Film wähnten und sich nie von den Dreharbeiten erholt hatten?
:) Das passt ja.
Aber Politiker müssen wohl auch immer Darsteller sein. Es wird immer Authentizität gefordert, aber eigentlich ist genau die ja nichts anderes als Schauspiel öffentlicher Personen. Sie richten sich danach aus, was die Mehrheit "authentisch" findet. Es gab dazu vor einigen Monaten einen wunderschönen Artikel in den Blättern, der mir aus der Seele gesprochen hat.
Es ist nur eben die Frage, wann sie es übertreiben. Und das hier - da weiß man es eben nicht. Was ist wirklich passiert? Angeblich sollen Passagiere erst nach dem Unglück gestorben worden sein und Leute wollen nach dem Absturz Schüsse gehört haben. Das kombiniert mit diesen doch sehr schnell abgeschlossenen russischen Untersuchungen schreit ja förmlich danach, dass man in Polen widersprechen muss.
Eine lesenswerte, informative und gut geschriebene Serie! Danke!
Anscheinend werden immer wieder neue Felder für Verschwörungstheorien gebraucht.
Als wenn es nicht schon genug "gesichertes" Leid gäbe.
Danke, fand ich sehr informativ.
Da gibts ja immer mal wieder einen kleinen Filmausschnitt zu sehen.
"Es gab dazu vor einigen Monaten einen wunderschönen Artikel in den Blättern"
Na ja, wenn er dir "aus der Seele" gesprochen hat, war er wohl bedenkenswert, aber "wunderschön"?
Aber so oder so: pass auf, der Artikel kostet 2 €, du betreibst hier also kommerzielle Werbung.
Etwas anderes ist ein Massenausstoß von Programmen und Kopien aus einem anderen Internet-Blog. Das läuft unter "Kooperation und Zusammenarbeit", auch mit Platz in den Top-Blogs.
Grüße
oranier
Ach, oranier, lass mir doch das "wunderschön". :)
Jaja, aber ich verkaufe ja keine Schönheitsprodukte, sowas soll's hier ja auch schon gegeben haben. Leider ist der Artikel nicht online, das ist schade. Aber es soll ja Leute geben, die haben ein Blätterabo und können gegebenenfalls nachschlagen.
Magda, in den Nachrichten oder wo? Ich sehe recht wenig fern, vielleicht es mir daher noch nicht unter gekommen.
Und dir danke ich wie immer für die Berichtigung von Rechtschreibung und Grammatik.
Ich hab gesehen, du hast den Telepolis-Artikel zu der Verhinderung von Massenprotesten schon weiterverbreitet (falls du ihn hierher hattest und nicht von dort direkt). Da hat man das Gefühl, dass man ein klitzekleines bisschen dazu beigetragen hat, dass solche Sachen bekannter werden.