Wie immer zu Beginn, drei Neuigkeiten aus Polen.
Den Afghanistaneinsatz, den zu Beginn noch 69% der Bevölkerung unterstützt hatte, wollen nun 83% nicht mehr. Absurd, mit welchen Versprechungen man da anscheinend geködert wurde (abgesehen von der Terrorismusbekämpfung):
“Nicht einmal die Visa-Pflicht bei USA-Reisen sei für die Polen beseitigt worden und die versprochenen Aufträge für polnische Firmen beim Aufbau des Landes habe es auch nicht gegeben.“
Und es gibt noch eine andere Müdigkeit, die wahrscheinlich dazu beitragen wird, dass ein "Polen vs. Russland"-Thema hier nicht mehr so oft auftauchen wird wie in den letzten Wochen: Mit “A day without Smolensk” rief eine (wohl aufgrund der hier nachzulesenden grotesken Reaktionen von seinem Gründer bald nicht mehr gestützte) Facebookkampagne dazu auf, das abgestürzte Flugzeug endlich einmal einen Tag ruhen zu lassen und nicht diverse Verschwörungstheorien zu bemühen (siehe die vorletzten Fundstücke).
Neulich hörte ich einen Radiobericht, der sich darüber lustig machte, dass die Internetseiten von Konzentrationslagern auf polnischem Gebiet in Zukunft vielleicht nicht mehr die Endung .pl sondern .eu haben sollen, weil man die Lager wohlmöglich sonst für polnisch statt für nazi-deutsch halte. Für uns mag das absurd klingen, aber dies hat eine Vorgeschichte und inzwischen sogar eine Petition, die u.a. der polnische Präsident Bronislaw Komorowski als auch der ehemalige amerikanische Präsident Jimmy Carter mitzeichneten. Im Wallstreet-Journal war zweimal innerhalb des letzten Jahres die Formulierung “polnisches Konzentrationslager/polnisches Todeslager” aufgetaucht; und man berichtete mir, es gebe sogar Leute, die ernsthaft glauben, Hitler lebe noch. Wer weiß, wer dann solche Berichterstattung falsch versteht.
Wo wir gerade schon bei NS-Geschichte sind:
“Er schlägt mit seinen Armen wie eine Windmühle herum.”
Letzte Woche wäre der vor 1933 berühmt gewordene und während der NS-Zeit auf dem Höhepunkt seiner Karriere befindliche Dirigent Wilhelm Furtwängler 125 Jahre alt geworden. Im Vorfeld gab es einen Spielfilm (sehenswert), der mich sehr nachdenklich gemacht hat, weil mich die Filmfigur davon überzeugt hat, dass Furtwängler sich “eben so durchgemogelt” hat und kein richtiger Nazi, sondern eigentlich sogar ein Retter von einigen Verfolgten war - und dass die Entnazifizierungsverfahren mehr Machtspiele zwischen den USA und der UdSSR darstellten (die einen wollen, dass er für entlastet wird, die anderen brauchen eine schuldige, verurteilte Symbolfigur). Zu einer abschließenden Meinung bin ich noch immer nicht gekommen. Der verlinkte Radiobericht behandelt das Thema rund um seine Verklärung auch nach 45 sehr ausgeglichen.
Dass (Tages-)Zeitungen sterben, dürften inzwischen alle gemerkt haben. Eine Alternative hat Thomas Knüwer:
“Die Trennung zwischen Print- und Onlineredaktion sollte aufgehoben werden. Stattdessen sollten Produktions- und Recherche-Einheiten unterteilt werden. Und man muss die Stars einer Redaktion rausholen. Nicht nur bekannte Autoren, sondern Redakteure, die Experten in Nischenthemen sind. (...) Diese Stars müssen alle Freiheiten bekommen, zu tun, was sie wollen. “
Insgesamt ein sehr lesenswertes, von beiden Seiten kritisches Interview, das sich netterweise auch einmal der Sinnlosigkeit des Phänomens annimmt, jede Nachricht von jeder Zeitung per Copy & Paste extra online zu stellen statt auf die Konkurrenz zu verlinken.
Bleiben wir online. Am 27. Januar starb Felix Herzbach. Immer, wenn so etwas passiert, erfasst mich keinesfalls Trauer, jedoch frage ich mich dann auch jedes Mal, wie lange es “Cassandra” u.ä. noch geben wird.
Einen Identitäts-Clash der historischen Art gibt es in der Türkei: dort ist eine Fernsehserie mit der halb türkischstämmigen Deutschen Sarah Userli angelaufen, die zwar extreme Einschaltquoten, aber auch entsprechend viel Protest bekam, weil hier angeblich aus dem Harem des Sultans “ein Puff” gemacht werde und so die eigene Geschichte in den Dreck gezogen werde. Die Sendung ist bereits offiziell von einer Aufsichtbehörde verwarnt.
Ein unglaublicher Widerwillen erfasst mich, wenn ich von Hirnscans lese, mit denen man Grundschüler besser der richtigen Schulform zuordnen können soll. Vielleicht gibt es ja dann demnächst die zu Lasten des Bafögs gehenden Stipendien auch nur noch, wenn man sich einem Hirntest unterzieht, damit man auch ja nicht geschummelt hat, was den Intelligenzquotienten angeht? Wer weiß.
Passend zu meinen letzten, zukunfts-pessimistischen Worten das Foto der Woche: New York vor 100 Jahren.
Die nächsten Fundstücke, bekommt ihr, wie auch die letzten, vom fantastischen merdeister.
Dass dieser Text inzwischen auch von Rechtschreib-, Grammatik- und Interpunktionsfehlern bereinigt ist, verdanke ich natürlich nicht meinen, sondern oraniers, herausragenden Sprachkenntnissen. Sollten noch Fehler vorhanden sein, bitte ich also die Kritik direkt an ihn und keinesfalls an meine Wenigkeit zu richten.
Kommentare 64
Hallo Cassandra,
herzlichen Dank für die Fundstücke.
Mich hat die Sache mit den polnischen Lagern vor geraumer Zeit auch schon mal aufgeregt. Weil so zunehmende Unschärfen auch dafür sorgen, dass deutsche Politiker - meist eher subalterne - so reden, als gehörte Auschwitz zu Polen - auch was die Finanzierung betrifft.
Furtwängler - ein weites Feld. Sicherlich - wie Heinrich George - auch eine Figur, die sich durchgewurstelt hat. Ob er Leuten gehofen hat, weiß man sicherlich gar nicht. Aber, solche Fragen und solche Filme sind eher was zur Selbstbefragung als zur Schuldzuweisung.
Zur Frage der Pseudonyme - es hat ein Für und Wider. Gerade haben wir hier im Forum erlebt, wohin es führt, wenn jemand überhaupt nicht zu orten ist. Wenn die Anonymität eine Freiheit ermöglicht, die dann in Frechheit mündet.
Andererseits - es gibt eben auch Gründe, die dafür sprechen, sich ein Pseudo zuzulegen.
a propos NYC vor 100 Jahren: NYC vor 70 Jahren - "Grand Central Terminal, New York City, Oct 1941"
https://lh5.googleusercontent.com/_KzT7aueQ9sM/TUwysFywHsI/AAAAAAAAA6k/qUkXxb6ekK8/s400/8c33198v.jpg
https://lh4.googleusercontent.com/_KzT7aueQ9sM/TUwysKBn7hI/AAAAAAAAA6o/0LpGMo1w7XI/s400/8c33205v.jpg
Toll! Und vor allem so übersichtlich, die anwesenden Menschlein...
Das mit der Finanzierung habe ich noch gar nicht mitbekommen, ein Hammer.
Klar hat das mit den Pseudonymen Vor- und Nachteile und für mich überwiegen bisher immer noch die Vorteile, aber man spielt auch mit den Gedanken, ob es nicht ungeschickt, wenn man im Netz lediglich Dinge von vor Jahren findet :)
Ich glaube, der größte Vorteil ist einfach, dass man nicht von irgendwelchen Verrückten dikreditiert werden kann...
Ich glaube, der größte Vorteil ist einfach, dass man nicht von irgendwelchen Verrückten dikreditiert werden kann...
Da fehlt:
Das habe ich gehört!
Mhh, fantastisch, darf ich mir das ins Profil schreiben?
Achso:
Cassandra darf nicht sterben!
merdeister
(heute mit ADHS)
Du bist selbstverständlich ausgenommen aus sämtlichen meinem Schubladensystem, selbst, wenn du dich freiwillig einer zuordnest.
(Und ich schenke mir ein s.)
Was willst du dir ins Profil schreiben? ADHS? "Man kann nix dran ändern, das Kind ist halt krank!"
Achja, was ich schon immer mal sagen wollte:
Sternchen abziehen ist albern und drückt höchstens aus, dass man nicht in der Lage ist (oder sich nicht traut) seine Meinung begründet zu formulieren.
Danke Cassandra für die interessanten Themen. Gern gelesen.
Eine sehr persönliche Anmerkung zu den Pseudonymen. Sollte das Schreiben unter Pseudonym nicht mehr möglich sein, würde sich GeroSteiner ohne viel Aufhebens zurückziehen und nicht mehr schreiben. Das Risiko der Nachteile im Job und im persönlichem Umfeld wäre für mich nicht tragbar. Mein richtiger Name liefert bei Google mehrere tausend Hits und mein aktuell sehr eingeschränktes Privatleben ist mir dafür einfach zu wichtig.
Was werde ich denn dann bloß ohne Cassandra u.ä. machen?
"Der Fall Furtwängler" ja, der Film hat mich sehr beeidruckt. Den Anlass zur "Selbstbefragung" (Magda) erkenne ich leider nicht ohne weiteres. "Schuldzuweisung" ist in der Tat wohlfeil, die Anklagen und die Wut des Majors bei der Befragung sind mir aber, jenseits seines Auftrags, den Dirigenten dingfest zu machen und seiner durchschimmernden persönlichen Motive, durchaus nachvollziebar.
Was als verabscheuungswürdig erscheint, ist weniger der - offen bleibende - tatsächliche Grad der Verstrickung als vielmehr die Form der Selbstreinigung noch angesichts des bekannten Ausmaßes der Katastrophe. Dieses "Wir haben nichts gewusst", das die direkt an einem KZ anliegende Bevölkerung, ich weiß nicht mehr, ob in Dachau oder Bergen-Belsen, von einem empörten Besatzungsoffizier unmittelbar nach der Befreiung angesichts der grauenhaften Bilder in das Lager getrieben, im Chor rief, statt: Mein Gott, wie schrecklich, wie konnten wir das geschehen lassen, oder zumindest: wie konnte das vor unseren Augen geschehen? Das ist widerlich.
Ich habe den Film aber eher als klassisches Drama gesehen: Zwei starke Persönlichkeiten, vom Schicksal durch gegensätzliche Interessen zu Feinden bestimmt, Maria Stuart und Elisabeth, verkeilen sich im erbitterten Kampf miteinander, die Argumente und Wortwaffen gleich stark, gegenseitig gesteigert duch die Herausforderungen des Gegners. Wer wird den praktischen, wer den moralischen Sieg davontragen?
...
Habe heute den ganzen Nachmittag die 5. Symphonie herauf und herunger abgespielt, die eine leitmotivische Funktion in dem Film hat.
Hier wohl die Aufnahme von dem ersten Konzert, das Furtwängler im Mai 1947 unter großem Andrang mit den Berlinern wieder geben durfte:
Aufgrund der minderen Aufnahme- und Wiedergabequalität schwer zu vergleichen mit anderen Aufnahmen. Ich kann jedoch die Begeisterung und Anerkennung, die der Dirigent damit erfahren hat, einigermaßen nachvollziehen und diesem Kommentar stimme ich jedenfalls aus vollem Herzen zu:
久々にクラシックを。これはフルトヴェングラーの代表盤の一つでLP番号のMG6006はご存じの方も多いかと思い (...)
Seit langen Jahren vertraut und geschätzt ist mir die Plattenaufnahme mit Joseph Krips und dem Londoner Symphonie-Orchester von 1966, die Einspielung mit Karajan, von dem ich sonst kein Fan bin, finde ich beeindruckend in ihrer Dynamik, mir ist das Tempo ein Tick zu schnell, lieber ist mir Herbert Blomstedt mit der Dresdener Staatskapelle, ebenfalls von 1977.
Mehr hab' ich nicht im Regal.
Hoch gelobt von der Kritik: Erich Kleiber, die Aufnahme kenn ich aber nicht. Und, wie eine andere Musik, schnell und quirlig statt dramatisch: Nikolaus Harnoncourt:
Das Urteil des Beethoven-Freundes j-ap würde mich hierzu interessieren.
Jüdische und antifaschistische Musiker aus aller Welt haben nach dem Krieg sehr unterschiedlich reagiert. Szymon Goldberg, ein Geiger, den Furtwängler von Dresden zu den Philharmonikern geholt hatte, landete nach seinem Berufsverbot 1934 im Exil in den USA und ist nach dem Krieg mit Begeisterung als Solist mit Furtwängler und dem Orchester in Berlin wieder aufgetreten. Er und Jehudi Menuhin, der ebenfalls mit Furtwängler und den Philharmonikern das Beethoven-Violinkonzert gespielt und beteuert hat, er werde es mit niemand anderem mehr spielen, wovon er später abgerückt ist, waren wohl die Haupt-Entlastungszeugen bzw. Fürsprecher für den Dirigenten.
Andere, wie der ebenfalls in die USA emigrierte Cellist des Orchesters Joseph Schuster oder der berühmte Violinvirtuose Jascha Heifetz, traten nie wieder in Deutschland auf, der engagierte Antifaschist Pablo Casals nur einmal an einem Beethoven-Jubiläum in Bonn zu dessen Ehren.
Hier noch ein Hinweis auf den ebenfalls gezeigten, sehr informativen Film "Das Reichsorchester":
www.delicatessen.org/reichsorchester
Einbettungen sind nicht erschienen, erneuter Versuch, vorsichtshalber mit Links:
Furtwängler 1947:
www.youtube.com/watch?v=IVdvg1hOxtM
Harnoncourt:
www.youtube.com/watch?v=OHVVujGECOM=related
Guten Abend oranier,
ich kann mich da ganz kurz halten: Nikolaus Harnoncourt ist ganz allgemein und über die volle Breite des Beethovenschen Gesamtwerks hinweg betrachtet der beste Beethoven-Dirigent.
Insbesondere deshalb, weil er nach meiner bescheidenen Auffassung der von Beethoven selbst bevorzugten Aufführungspraxis am nächsten kommt: nicht gravitätisch, nicht gigantisch, nicht bombastisch und pathetisch, mit breiten und schweren Bässen und fast schwermütigem Streichereinsatz, der wie ein alter Armagnac im Magen liegt, sondern beschwingt, leicht, federnd, heiter, aber sehr präzise gespielt. Wie oft hat Beethoven höchstselbst mit den Streichern und den Pauken gescholten und gefragt, ob man eine Liegestatt für die Herren herbeischaffen sollte, weil sie gar so schwer in die Gänge kämen.
Gut hörbar sind — wie gesagt: für mich — daneben und in speziellen Dirigaten noch Bernstein (klar, oder?), Bruno Walter, René Leibowitz, Fritz Reiner, Eugene Ormandy (die 8.), jawohl: auch Furtwängler (besonders 7. und 9.) und Kleiber, Klemperer (Pastorale), Hogwood (der läßt in der Bestzung der Beethovenschen Uraufführungen spielen!), Norrington, Gardiner und Zinman.
Dabei sollte man allerdings im Hinterkopf behalten, daß ich grundsätzlich mehr Kammermusik und Klavier höre als große Orchestermusik.
Viele Grüße
Josef
Ach, wo wir schon dabei sind, lieber oranier:
Es gehört zwar nicht zu dem Thema hier, aber am 4. Februar des Jahres 1636, also auf den Tag genau gestern vor 375 Jahren, wurden anläßlich der Grablegung von Heinrich Reuß, des Herrn von Sachsen, die Musikalischen Exequien von Heinrich Schütz erstmal aufgeführt.
Als ich sie gestern Mittag einlegte, dachte ich mir: der oranier, der hört das heute bestimmt auch.
Falls doch nicht — bittesehr!
Tu doch nicht so, als wenn "u.ä." dich interessieren würden, du liest doch nur Cassandra :)
Zu dem Rest: morgen.
Außer eines: Manchmal bin ich ganz furchtbar sentimental und fange bei jedem Fetzen Beethoven an zu weinen. Ihr glaubt gar nicht, wie schön es ist, wenn man durch eine pathetische Version der 5. darin bestätigt wird.
Aber die von Harnoncourt ist toll, schön locker leicht. So habe ich sie noch nie gehört.
ach ja, oranier: hast du bei einem Versuch die Videos einzubinden "iframe" benutzt? Das funktioniert hier nicht.
(Danke für's Einbinden, FaceBook.)
Hilfe für Oranier und jene, die noch nicht wissen, dass der "Freitag" den neuen Einbettcode nicht erkennt:
http://www.abload.de/img/oranierhelpvm5s.jpg
Also nach dem Druck auf "Embed" UNBEDINGT den Haken bei "Use old embed code" setzen, dann klappt es.
Mir war gerade noch danach:
Hihi, letztes Jahr haben Wissenschaftler einen toten Lachs in ein fMRI (Hirnscanner) gelegt und Aktivität festgestellt :-)
Das Problem besteht wohl darin, dass die falsch positiv angezeigten Aktivitäten nicht vernünftig per Statistik eliminiert werden.
To highlight the danger of this practice we completed an fMRI scanning session with a post-mortem Atlantic Salmon as the subject. The salmon was shown the same social perspective-taking task that was later administered to a group of human subjects. Statistics that were uncorrected for multiple comparisons showed active voxel clusters in the salmon’s brain cavity and spinal column. Paper hier.
Grundschüler und tote Lachse sind wohl in etwas vergleichbar in der Hirnaktivität...
Wenn die dann Gymnasialempfehlung bekommen, fallen sie zwischen den anderen Schülern gar nicht auf. Die sind genauso intelligent und motiviert.
Noch mehr gestörte:
In Japan haben Psychiater Patienten angeboten, sie in einer Art Infra-Rot-Hirnscanner zu schieben und so die Gefahr von psychischen Erkrankungen zu erkennen. Die Studienlage ist ... dünn und das scheint noch positiv ausgedrückt.
Auf dem Blog zum Thema gibt es dazu ein schönes Bild.
Und nun geh ich mal lieber ins Bett.
Cassandra schrieb am 06.02.2011 um 01:10
Und sie stören die Lehrer nicht beim unterrichten.
"Dass dieser Text inzwischen auch von Rechtschreib-, Grammatik- und Interpunktionsfehlern bereinigt ist, verdanke ich natürlich nicht meinen, sondern oraniers, herausragenden Sprachkenntnissen. Sollten noch Fehler vorhanden sein, bitte ich also die Kritik direkt an ihn und keinesfalls an meine Wenigkeit zu richten."
Ach, und das nennt man dann "Hilfe zur Selbsthilfe" oder wie?
Schön: das Komma hinter "oraniers" ist falsch. Bei dem Ausdruck "sondern oraniers" handelt es sich weder um einen Gliedsatz, noch um eine Apposition, noch um ein herausgehobenes Satzglied, die jeweils durch Komma abzutrennen wären. Das Komma vor "sondern" ist dagegen korrekt, denn dabei handelt es sich um eine adversative Konjunktion ("sondern", "aber", "dagegen" usw.) vor der grundsätzlich ein Komma steht.
Damit soll ich mich also nun an oranier wenden, und dann?
Eine gute Nacht gleichwohl mit sentimentalischem beethoven!
oranier
Ja, ganz recht, und wenn du dich dann an oranier gewendet hast, schreibt der mir eine PN.
Danke für die Mondscheinsonate.
Hallo Gero,
ich kenne das so ähnlich. Wenn ich nicht hätte unter Pseudonym schreiben können, hätte ich wahrscheinlich nie angefangen, auch, wenn ich meine Vorsichtsmaßnahmen inzwischen gelockert habe und für meine Verhältnisse sehr viele Leute wissen, wer hinter diesem Account steht.
Mir geht es auch weniger um das was ist, mehr darum, was einmal wird und was ich noch nicht kenne. Ich möchte in gewisser Weise selbst steuern, was die Leute von mir finden.
Außerdem nimmt es tatsächlich, wie in dem oben verlinkten Blog beschrieben, die Schere im Kopf. Das Leistungs-Männchen da oben drin würde mir verbieten einen Text "einfach so" zu veröffentlichen; wahrscheinlich würde ich drei Wochen daran sitzen und wäre immer noch nicht zufrieden :)
@Cassandra
Keine Bange, Cassandra gibt es ganz bestimmt noch ganz lange.
Vor dem Einschlafen denke ich immer , noch einmals so jung sein, wie Cassandra, schnüff. ;)
Toller interessanter Text. Wirklich sehr gerne gelsen. Besonders hat mir der Schwerpunkt von Deinen polnischen Erfahrungen bei Deinem Leben an der Grenze gefallen!
Beeindruckend. DEr Augstein und seine Redakteurskonferenz haben es gut, die können sich ihren Nachwuchs direkt aus ihrer Community ganwerben, wenn´s die Cassandra auch will! ;)
Herzliche Grüße
por
Lieber Josef,
Ach was, Thema! Dazu schrieb der deaktivierte Nutzer Meisterfalk einmal sinngemäß: kaum ist ein Blog eröffnet, entsteht Wildwuchs, und Tessa, eine Ehemalige aus dem Team, schrieb mir einmal: "Dass Diskussionen vom Ausgangsthema abweichen, empfinde ich auch als normal. Das lässt sich nicht verhindern".
Und nein, mein Lieber, ich habe das nicht gehört, bedanke mich also umso herzlicher für den Chor (Motette? Madrigal?), werde mir die CD besorgen, denn ich finde diese Musik zwischen Renaissance und Barock umwerfend, die noch Momente der Polyphonie enthält, aber schon von einem dezenten Generalbass getragen wird. Die Marienvesper von Monteverdi höre ich Weihnachten ebenso gerne wie das Weihnachtsoratorium und den Messias: "Halleluja, von Händel, von Händel...!
Auch in der Art: Die Matthäuspassion von Schütz habe ich als 13-Jähriger mit dem Schulchor aufgeführt: "Das La-ha-heiden unsres Herren Jesu Chri-hi-hi-ste, wie es beschra-ha-ha-ha-heibet der heilige Evangeliste Mattä-hä-hä-hä-us."
Eine Ergänzung folgt später noch in einem eigenen Blogbeitrag.
Lieben Gruß
oranier
@Cassandra
"Mir geht es auch weniger um das was ist, mehr darum, was einmal wird und was ich noch nicht kenne."
Ich habe es nicht explizit gesagt, aber das ist genau der wesentliche Punkt. Was kann irgendwann mal gegen mich verwendet werden? Und in welcher Form?
Ich halte es da wie B. Traven (Das Totenschiff) strikt an das gewählte Pseudonym und will es auch dabei belassen.
Ich habe eine Begebenheit erlebt auf ZEIT-online, wo jemand durch Rückverfolgbarkeit seines Klarnamens durch einen von ihm a.a.O. publizierten Textes, der sehr konträr diskutiert wurde, anschließend so mit Stalking verfolgt wurde, dass sowohl das Firmenfax als auch das Büro tagelang überlief und abgeschaltet werden musste. So etwas ist dann jenseits allen Spaßes.
Das allein reicht mir auch als Beleg dafür, dass es sinnvoll ist, anonym zu schreiben, zu publizieren. Soweit reicht meine Eitelkeit noch nicht, dass ich meine Texte unter meinem richtigen Namen wiederfinden möchte. Im übrigen ist GeroSteiner in gewisser Weise durch die ihm innewohnende Konstanz unverwechselbar. Es kann nur einen geben... Ein Zweit-Nick, wie es einige auch hier auf dem Freitag zu geben scheint, käme einer schizophrenen Existenz gleich - indiskutabel für mich.
Den ursprünglichen Namen (Gero Ludwig Steiner, oder Gero L. Steiner ließ sich auf Freitag nicht eingeben; also musste ich auf den zweiten Vornamen verzichten.) habe ich im wesentlichen beibehalten; die, die mich kennen, erkennen das sofort.
@ Magda
In die Reihe Furtwängler - George gehört ja mit Sicherheit auch Gustav Gründgens. Das Buch "Mephisto" von Klaus Mann konnte ich erst in den Achzigern lesen. Sein Erscheinen war vorher von einem Verwandten Gründgens' gerichtich verhindert worden, weil in der Figur des Hendrik Höfgen unschwer Gründgens zu erkennen ist. Hätte ich gewusst, dass es in der DDR aufgelegt worden war, hätte ich es auch vorher bekommen können. Als Roman fand ich das Buch aber enttäuschend.
Der Film mit Klaus Maria Brandauer ist, ebenso wie "Der Fall Furtwängler", auch von István Szabó, der offenbar ein besonderes Interesse an diesen Stoffen hat.
Gründgens selbst war, jenseits der Frage nach Opportunismus und Karrierismus und Verstrickung zweifellos ein Jahrhundertschauspieler, die rolle des Mephisto war ihm auf den Leib - oder solle man sagen: die Seele? - geschrieben.
Unvergleichlich die Persiflage Goethes auf den geleerten gelehrten Betrieb. Mephisto schlägt auf ein Buch, und eine Staubwolke kommt heraus:
@ Cassandra
Zu deinen New-York-Fotos: Es gibt einen sehr lesenswerten Reisebericht von Mark Twain: Reisen durch Europa, speziell: Reisen durch Deutschland. Da lässt er sich, neben dem wunderbaren ironisch-satirischen Aufsatz über "Die schreckliche deutsche Sprache" bewundernd darüber aus, wie hoch die Häuser in Hamburg seien, bis zu sechs bis acht Stockwerken.
Das war eben noch vor der Industrialisierung der USA mit ihrem Hochhaus-Bauboom, die erst nach der Jahrhundertwende stattfand.
@ GeroSteiner - "Mein richtiger Name liefert bei Google mehrere tausend Hits und mein aktuell sehr eingeschränktes Privatleben ist mir dafür einfach zu wichtig."
Du machst einen ja neugierig. Aber mit Worten muss es zu tun haben. Oder auch Werbung. Bei Deinem Wortwitz.
:-)
...auch nicht unter Folter.
virtuelle Folter? Internetentzug?
"Toll! Und vor allem so übersichtlich, die anwesenden Menschlein..."
Stimmt! Der eine rot-schwarz gekleidet, der andere grau-braun, die wirft man nicht durcheinander. Wobei durchaus strittig ist, ob der Rot-Schwarze ein Menschlein ist.
:-)
Nur zu.
Unser Zeitalter - eine einzige Suche nach Identität, nach Einzigartigkeit, nach Anerkennung - und sei es nur im virtuellen Raum, im zwischenmenschlichen Äther, in der Tastatur einer Maschine. Nichts von Bedeutung, nichts Wichtiges, nichts Lebensnotwendiges. Eine Nabelschau des Hochgeistigen und Schwachsinnigen gleichermaßen - iPad und iDiot liegen sehr nah beieinander. Es wird kommuniziert, aber im Grunde hat man sich eher wenig, in den meisten Fällen sogar nichts zu sagen. Manchmal ein paar Träume, jene Eisblumen am Fenster zur Seele, undurchsichtig, aber schön anzuschauen. Wenn es nicht ab und an was zu lachen gäbe, wäre es ganzjähriger virtueller und dogmatischer Winter. Virtuelles Eiskratzen.
Die wesentlichen Teile der Kommunikation fehlen. Was ist schon ein Text gegen einen Blick, der das Innerste der Seele berührt und wärmt? Nichts. Gar nichts.
"Mein richtiger Name liefert bei Google mehrere tausend Hits und mein aktuell sehr eingeschränktes Privatleben ist mir dafür einfach zu wichtig."
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Sagen Sie bloß, Sie wären im Realleben Lena Mayer-Landrut...
Sorry, leicht missratener Scherz: Der Kommentar "Toll! Und vor allem so übersichtlich, die anwesenden Menschlein..." erschien zwischenzeitlich bei mir direkt unter dem Faust-Mephisro-Video.
Ich blogge nicht unter meinem Klarnamen, weil ich mir diesen Namen nicht ausgesucht habe und daher keine Lust empfinde, mich dadurch zu identifizieren. Diese Fremdsteuerung in jedem Bereich finde ich entsetzlich... und ich glaube, ich bin durchaus in der Lage, selbst zu entscheiden, wie ich mich bezeichnen will.
Aber ich weiß, dass ich unter meinem Nick erkennbar bin... und ich mache mich absolut bewusst erkennbar. Das wird auch in der Zukunft so bleiben... unabhängig davon, was kommt. Auch wenn ich schon so oft über die (vermeintliche) Nachteile aufgeklärt wurde.
www.zeit.de/digital/internet/2010-04/republica-jeff-jarvis-privat
@Krem-Browning
"Sagen Sie bloß, Sie wären im Realleben Lena Mayer-Landrut..."
Wer ist Lena Mayer-Landrut?
Ich kenne ja nicht mal Paola Pieselflink, Radebeul Kirschenbach oder Opa Hoppenstedt.
@Krem-Browning
"Ich blogge nicht unter meinem Klarnamen, weil ich mir diesen Namen nicht ausgesucht habe (...)"
Supergirl?
Catwoman?
Klementine?
Ach, lassen Sie nur... muss es unbedingt sein, dass Sie mich so quälen?
Ich heiße Lischen Müller... jetzt kennen Sie meine Schande. Ich appelliere an Ihre Vernunft und Barmherzigkeit...
@GeroSteiner schrieb am 08.02.2011 um 08:08
"Wer ist Lena Mayer-Landrut?"
Ihre intensiver Beteuerungen, dass Sie unsere nationale Hoffnung nicht kennen, bringen mich zu Gedanken, dass ich in meinen Vermutungen Recht hatte. Geben Sie mir ein Autogramm für meine Neffen? Er ist nämlich Ihr treuer Fan...
Schande, wieso? Mit dem singulären Namen Lischen Müller weichen Sie doch immerhin von dem Allerweltsnamen Lieschen Müller ab.
(melancholisch):
...nee... das war nur ein Schreibfehler... ich wusste einfach nicht, wie man richtig Gretchen schreibt...
Letztere Version wurde mir einmal gezeigt, als ich nur noch schlafen wollte, weil ich so müde war. Nach ein, zwei Minuten zuschauen/hören wollte ich nicht mehr aufhören...
(mit "letztere" ist jene in Klammern gemeint, nicht das folgende Video).
Groschen gefallen. Ich finde den rot-schwarzen menschlicher.
"Es wird kommuniziert, aber im Grunde hat man sich eher wenig, in den meisten Fällen sogar nichts zu sagen."
Das ist real leider genauso oder schlimmer. Ich komme vom Dorf, du weißt gar nicht, was für eine Erleichterung Internet inmitten einer überwiegend CDU wählenden Gemeinde darstellt; wenn noch nicht mal die eigene Altersklasse annähernd liberal ist (außer, man bezeichnet FDP-Flyer auf Supermarktparkplätzen verteilen als liberal)... Insofern kann ich dir da nicht zustimmen.
Noch einmal zu deinem ersten Kommentar, oranier. Vielleicht habe ich mich zu sehr in den Film hineinziehen lassen. Du scheinst das ja eher von einer Position außerhalb zu betrachten: als Kampf zwischen zweien. Ich fand den Amerikaner so abstoßend, ich konnte nicht anders als auf Furtwänglers Seite zu stehen. Sehr bezeichnend fand ich die Aussage seiner Sekretärin, die mit der Begründung kündigen wollte, dass er sein Verhör genauso führe wie die Gestapo.
Ich sag mal so: ich kenne Lehrer, die nach jeder zweiten Stunde aufheulen, weil du Schüler stumm dasitzen und nichts sagen. Da wäre der tote Fisch vielleicht sogar redseliger.
por, bei deinen Kommentaren muss man ja ganz rot werden, dankeschön!
Ich finde es interessant, verschiedene Perspektiven einzunehmen, plötzlich bemerkt man, was man alles übersehen hat. Das ist wohl noch ein zusätzlicher Grund für die Polen-Infos, nicht nur mein geographischer Standort.
Liebe Grüße!
Kann ich mir nicht recht vorstellen, wie das wohl gewesen ist. Mag sein, dass das daran liegt, dass ich gerade aus meinem sechsten Stock aus dem Fenster schaue.
"Das ist real leider genauso oder schlimmer. (...) außer, man bezeichnet FDP-Flyer auf Supermarktparkplätzen verteilen als liberal (...)"
Ja, Du hast wohl recht. Scheint eher ein gesellschaftliches Problem zu sein, was im Internet seine Fortsetzung oder seine Übertragung findet.
Im liberalen Sinne heißt liberal ja nicht nur liberal... (Loriot)
In dem Fall hilft nur eine "Berlin-Kur". Mindestens fünf Jahre. Es zahlt sich aus, allein aus Protest gegen den islamfeindlichen Pöbel unserer Zeit weltoffen zu werden.
@Krem-Browning am 08.02.2011 um 10:35
"ich wusste einfach nicht, wie man richtig Gretchen schreibt..."
Grätchen, die; umgangssprachlich für Hungerharke, i.e. jemand, der sich im schwarzen Ofenrohr umziehen kann, ohne sich schmutzig zu machen, oder der sich im Schatten eines Besenstiels verstecken kann.
Nee, Gero,
so kommen wir nicht weiter. Schon der weibliche Artikel zu deinem "Grätchen" verrät den lexikalischen Amatör. Denn die Diminuitive auf -chen sind grundsätzlich Neutra: Der Stuhl, das Stühlchen, die Schranke, das Schränkchen usw..
Bei einem Grätchen sollte man sich bloß in Acht nehmen, dass es einem nicht im Halse stecken bleibt, je dünner, umso gefährlicher, und wenn das Grätchen zu schmal ist, als dass man noch darüber wandern könnte, hilft vielleicht nur noch das Grätschen, d.i. mit einem Sprung beide gestreckten Beine gleichzeitig spreizen und sich so aufstellen.
Liebe Cassandra,
genau. Dieser Perspektivenwechsel ist total wichtig. ;)
Herzliche Grüße
por
Also, da wissen se eindeutig mehr als ich. Es ist doch noch "die" Grätchen Gabor, meinetwegen auch von oder zu Gabor, oder? Anders wäre es mit jener Formulierung: "Der Grat ist grad der Grätchen ihr sein Gabor".
Während sich bessere Kreise (Greise) nicht mit 360 Grad begnügen, wandeln andere auf dem schmalen Grat, aber das ist kein Beweis. Da kommt der schmale Grat grad richtig - immer vor Augen, dass ein Beweis eine Aussage ist, die mindestens 1 Grad glaubwürdiger ist als die Unwahrheit.
@GeroSteiner schrieb am 08.02.2011 um 13:16
"Grätchen, die; umgangssprachlich für Hungerharke, i.e. jemand, der sich im schwarzen Ofenrohr umziehen kann, ohne sich schmutzig zu machen, oder der sich im Schatten eines Besenstiels verstecken kann."
*************************
(frustriert-aggressiv):
...passt...
"Also, da wissen se eindeutig mehr als ich."
- Eindeutig!
"Es ist doch noch "die" Grätchen Gabor, meinetwegen auch von oder zu Gabor, oder?"
- Nein!
Ach! Könnte ich die erworbene Weisheit doch testamentarisch vererben!
Testamentarisch zu vererben ist noch kein Kunststück, Gero. Richtig raffiniert wäre es, die erworbene Weisheit genetisch zu übertragen...