Foltermethoden in GTA5

Computerguantanamo In GrandTheftAuto 5 darf man nicht nur Ferraries stehlen, Prostituierte schlagen und Polizisten erschießen, sondern auch Terroristen foltern. Ist das ethisch vertretbar?

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Dieser Text erschien ursprünglich auf CATO.
Kürzlich wurde das neue Videospiel GTA 5 auf den Markt gebracht. Spiele im Wert von mehr als 1 Mrd. USD wurden in den ersten 3 Tagen verkauft. Das ist ein neuer Rekord für ein Spiel dieser Art. Dies ist leider nicht die einzige Schlagzeile zu diesem Spiel. Denn über den Spielinhalt wird auch diskutiert: über die in dieser Version vorhandenen Folterszenen.
Der menschliche Spieler praktiziert im Laufe des Spieles mit seiner Spielfigur Folterungen an anderen Spielfiguren. Die Medien, Experten und vor allen Dingen Käufer fragen sich : müssen die Folterszenen in diesem Spiel sein ?
Zunächst ein paar Worte zum Spiel GTA5. Im Spiel – Grand Theft Auto 5, auf Deutsch in etwa „Großer Autodiebstahl“, schlüpft der Spieler in die Rolle eines Kriminellen. Die zu verübenden Straftaten können „harmlos“ wie ein Autodiebstahl sein. Man verübt Banküberfälle , hat Schießereien mit der Polizei und dergleichen. Man erlebt die „übliche“ Kriminalität, die man auch Sonntags im Tatort sieht.
Schlimm aber ist die 10 minütige Folteraufgabe, die der menschliche Spieler ab einer bestimmten Spielstufe zwingend an seinen künstlichen Spielfiguren „erledigen“ muss. Zu diesen Foltermethoden gehört Waterboarding, das Zertrümmern der Kniescheiben, Zähne ziehen oder Elektroschocks.
Warum haben die Spieleentwickler in der nun fünften Version des Spieles diesen Part eingebaut?
Eine mögliche Erklärungen könnte sein, dass Foltern als Spiel nicht mehr verpönt ist, nachdem auch das US-Militär bzw. die CIA im Irak gefoltert hat. Was die US-Regierung macht, kann auch in einem Videospiel nicht verboten sein. Eine weiterer Grund kann sein, dass die Spieleentwickler eine neue Stufe in der Spannungshierarchie benötigten. Nach den GTA Versionen 1-4 musste ein neuer Kick eingebaut werden. Die Folterszene ist ein zusätzlicher Kaufanreiz für erwartungsvolle Käufer.
Es kann aber auch sein, dass der Hersteller die Empörung in den Medien vorhergesehen und einkalkuliert hat. Auch schlechte Reklame ist Publicity. Wäre das der Fall, hätte man die Folterszene eingebaut, um zum Verkaufs-start viele Diskussionen in den Medien zu erzeugen.
Egal welches Argument – oder alle – richtig ist, bleibt die Frage: darf man spielerisch foltern, auch wenn es nur virtuell ist? Und welche Folgen hat das für die Psyche der Spieler?
Bekannt und nachgewiesen ist, dass so genannte „Ego-Shooter“ Spiele vereinzelt dazu führen, dass die jugendlichen Spieler in der Realität Verbrechen begehen, die sie im Spiel erlebt haben. Die Amokläufe in den Schulen von Erfurt und Winnenden sind Beispiele.
Was, wenn der nächste Amokläufer nicht „nur“ wild um sich schießt, sondern die Opfer – meist Mitschüler - foltert? Was, wenn Jugendliche die Anreize solcher Videospielen in der Praxis umsetzen ?
GTA5 ist sicher nicht der letzte Spielehersteller, der mit Folterungen eine weitere Hemm-schwelle überschritten hat.
Ich halte Folterszenen in Videospielen für überflüssig und falsch. Wie seht ihr das?
Autor: Martin Lotter

Dieser Text wurde zur Verfügung gestellt von CATO.

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CATO

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