Wir sind Europa

Europas Jugend Wie kann es sein, dass viele Menschen ein negatives Bild von der EU haben, wenn sie gegründet wurde, um für Frieden zu sorgen und die Wirtschaft zu stabilisieren?

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Der Text erschien ursprünglich auf CATO und ist ein Wettbewerbsbeitrag zu Jugend denkt Europa.

Woran denken Menschen als erstes, wenn sie EU hören?
Eurokrise. Abgeschobene Flüchtlinge. Schulden.
Wie kann es sein, dass so viele Menschen ein negatives Bild von der Europäischen Union haben, wenn sie mit dem Grundsatz gegründet wurde, für Frieden zu sorgen und die Wirtschaft zu stabilisieren?
Für mich bedeutet Europa Gemeinschaft. Für mich bedeutet Europa Toleranz. Es steht für ein Leben in Sicherheit und Frieden.
Die Europäische Union ist in unserem Leben täglich präsent: wenn wir im Supermarkt mit dem Euro für geprüfte Lebensmittel bezahlen, wenn wir an einem Schüleraustausch teilnehmen, wenn wir für ein Wochenende nach Brüssel fahren. Europa betrifft jeden von uns, auch wenn es den meisten Menschen gar nicht bewusst ist, in welchem Maß die EU unseren Alltag beeinflusst.
Jeden Tag lichten die Medien die europäischen Entscheidungen in einem meist negativen Licht ab und nach kurzer Zeit schon erscheint es einem, als stünden wir alle vor einem riesigen Berg an unüberwindbaren Krisen und Baustellen. Sollte man sich dann also wundern, dass Europa der Jugend von heute egal ist oder sie ein durchweg schlechtes Bild davon hat?
Doch diese »EU-Verdrossenheit« weitet sich auch unter der restlichen Bevölkerung aus. Nur wie konnte es dazu kommen, dass Menschen ein oft negatives Bild von Europa haben? Zunächst muss man sagen, dass es natürlich von Beginn an der Gründung der Europäischen Union immer Kritiker gab.
Alle EU-Mitglieder sind in bestimmtem Maße voneinander abhängig und an der Gesetzgebung auf EU-Ebene sind viele Akteure beteiligt, somit sind Entscheidungsprozesse langwieriger als auf Bundesebene. Im Extremfall kann die Gesetzgebung sogar bis zu einige Jahre dauern (den Rekord hält bislang das Gesetz zur Europa AG mit 30 Jahren). Durch diese langen Verfahren ist die EU oft gar nicht in der Lage, schnell auf Vorkommnisse zu reagieren, wie beispielsweise im Fall Griechenlands 2012. Gerade diese Eigenschaft stört viele Bürgerinnen und Bürger: Warum sollten Gesetzte in der EU verabschiedet werden, wenn es so doch in den einzelnen Staaten viel schneller ginge?
Die Ereignisse der letzten Jahre mit ihren Eurokrisen und Staatsschulden haben EU-Skeptiker in ihrem Denken nur bestärkt und mehr Menschen dazu gebracht, die EU nicht als Lösung unserer Probleme zu erkennen, sondern als das Problem selbst. Natürlich lässt es sich auch nicht abstreiten, dass ein Großteil der Jugendlichen den Vorgängen der EU keine Beachtung schenkt. Deshalb denke ich: Jetzt erst recht! Jede Jugendgeneration bekommt zu hören, dass sie sich nicht für Politik interessiere oder doch sowieso nichts ändern könne. Doch wir können diesen Menschen das Gegenteil beweisen, denn es kann schlichtweg nicht sein, dass solche Ansichten verallgemeinert werden. Jugendliche haben sehr wohl ein Interesse daran, dass die Kluft zwischen Arm und Reich in Europa nicht noch größer wird und dass illegale Einwanderer an den Grenzen zu uns nicht abgeschoben werden.
Aber wir wurden in die Europäische Union hineingeboren. Wir kennen Europa nicht anders. Wir können jedoch jeden Tag mitverfolgen, wie es sich verändert und weiterentwickelt.
Mit verschiedenen Kulturen aufzuwachsen ist eine Bereicherung für das gesamte Leben, wie ich aus erster Hand bestätigen kann, und für mich ist es genau das- ein Leben mit unterschiedlichen Kulturen und Traditionen- was die EU ihren Bürgern ermöglicht. Denn wären die Länder der EU nicht so vernetzt, wie sie es heute sind, sähe unser Leben, und vor allem das der Jugendlichen, ganz anders aus. Durch die EU ist es heutzutage Standard, während des Studiums einen Erasmus-Aufenthalt im Ausland zu verbringen. Ich selbst hatte bereits in der Grundschule das Glück, an einem Austausch mit Würzburgs Partnerstadt Caen teilnehmen zu dürfen und dieses Erlebnis war prägend für meine Einstellung gegenüber Kulturaustausch und meinem Interesse für unsere Nachbarländer und Sprachen. Ich möchte in Europa nachhaltig mitwirken und durchsetzen, dass Menschenrechte in allen Staaten respektiert werden, auch in der Ukraine und der Türkei. Ich wünsche mir, dass alle Staaten ein Mitspracherecht bei wichtigen Themen haben, ob EU-Mitglied oder nicht.
Und weil diese Themen alle Europäer betreffen, ist es wichtig, die Jugendlichen besser zu informieren. Nicht nur über die Uneinigkeit der Staatschefs beim EU-Gipfel und die Regelungen zum Anbau von Genmais, sondern vor allem über die Mechanismen, die beispielsweise hinter so einem Entschluss stecken. Wie sollen wir verstehen, was die Bankenunion ist, ohne zu wissen, was die EU überhaupt mit den Banken in Deutschland zu tun hat?
Europa mag nicht die einzige Lösung für all unsere Probleme sein, doch die Prinzipien und Wertvorstellungen, die ihm zu Grunde liegen sind der Schlüssel zu einer verbesserten Gemeinschaft und vielleicht motiviert dieses Gemeinschaftsgefühl mehr Menschen, sich dafür einzusetzen, dass sie erhalten bleibt und Jugendliche ebenfalls dafür zu begeistern. Denn wir sind die Zukunft der EU und auf Grundlage dessen, was Generationen vor uns aufgebaut haben, können wir mehr Menschen Freiheit und Frieden garantieren.
Autor: Priya-Johanna Makkar

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CATO

CATO ist ein Blog, auf dem Jugendliche Texte zu gesellschaftlich relevanten Themen veröffentlichen können. Link: http://cato-online.blogspot.de/

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