Britney Spears findet die Todesstrafe gut. In einem Interview mit der Illustrierten Gala verkündete sie diese Haltung im Jahr 2002, und der US-amerikanische Popstar gab auch gleich den Grund an: „Wer schreckliche Dinge getan hat, muss eine angemessene Strafe dafür bekommen. So lernt er seine Lektion für das nächste Mal.“ Es sind lapidare Sätze, die sich leicht als Ausrutscher einer damals 21-Jährigen abtun ließen. Tatsächlich aber offenbaren sie in unfreiwilliger Komik die von der Kinderstube bis in den Gerichtssaal verbreitete Funktion von Strafe, die in westlichen Demokratien meist auf Rache und Genugtuung basiert.
In den Vereinigten Staaten von Amerika bringen es Menschen fertig, glühende Anhänger der Todesstrafe zu sein und jeden Schwangerschaftsabbruch als Mord zu kriminalisieren. Offenbar existiert eine gesellschaftliche Lust, die Realität nach einem Märchenmuster zu strukturieren. Demnach gibt es die Guten und die Bösen. Die Guten sollen belohnt, und die Bösen sollen bestraft werden. Der Schmierstoff solcher Sehnsüchte ist die Moral, die stärker als die Ethik emotionale Heilungsfantasien bedienen kann. Während eine Ethikerin eine objektive Bewertung von Handlungen und deren Konsequenzen vornimmt, entscheidet der Moralist subjektiv nach dem Schema von Gut und Böse, Schuld und Sühne.
Ein Musterbeispiel für die affektive Überlegenheit der Moral gegenüber der Ethik ereignete sich am 2. Mai 2011: Der islamistische Terrorist Osama bin Laden war unbewaffnet, als US-Elitetruppen ihn erschossen. Ein gerichtliches Verfahren war für die US-Regierung um Präsident Barack Obama offenbar nie wirklich eine Option. Zumal die Ermordung auch andere Regierungschefs entzückte. Als Reaktion auf die Hinrichtung des Staatsfeindes blendeten die Nachrichtensendungen die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ein, in der diese Tat offenbar Glücksgefühle auslöste. Sie sagte: „Ich freue mich, dass es gelungen ist, bin Laden zu töten.“
Zur gleichen Zeit debattierte die Öffentlichkeit in Deutschland, wie mit Jugendgewalt umzugehen wäre. In der Berliner U-Bahn-Station Friedrichstraße hatte Ende April 2011 der 18-jährige Torben P. einen 29-jährigen Mann niedergeschlagen, ihm dann mehrmals mit voller Wucht auf den Kopf getreten und anschließend triumphal vor der Überwachungskamera getanzt. Vom Kneipenstammtisch bis zum Theaterpausenplausch war wieder einmal der Ruf nach schärferer Strafgesetzgebung zu vernehmen.
Einige naheliegende Fragen wurden dabei nicht gestellt: Warum wundern wir uns über die schreckliche Gewalt eines Jugendlichen, wenn zugleich der mächtigsten Regierung der Welt nichts anderes einfällt, als einen Menschen so übel zuzurichten, dass aus Pietätsgründen keine Beweisbilder der Leiche veröffentlicht wurden? Warum gelingt es nicht, die Überlegenheit der Ethik durch einen fairen Prozess zu demonstrieren, anstatt dem Gift der Moral durch das alttestamentarische Prinzip „Auge für Auge, Zahn für Zahn“ neue Nahrung zu geben?
Wer darauf eine Antwort sucht, muss nicht sofort komplizierte Bücher wälzen. Es reicht, sich zunächst einen Hollywoodfilm aus dem Jahr 1997 aufmerksam anzusehen: Good Will Hunting. Darin geht es um das in armen Verhältnissen aufgewachsene Mathematik-Genie Will Hunting (Matt Damon), das als Kind elterliche Gewalt erfahren hat und darum später kein im bürgerlichen Sinne geregeltes Leben führen kann.
Schwere Körperverletzung, Diebstahl, Widerstand gegen die Staatsgewalt: Bei diesem Akteninhalt müsste Hunting eigentlich eine zweijährige Haftstrafe absitzen. Doch dank seines Mentors und mildtätiger Richter steht er gelangweilt im kleinen Büro des Psychologen Sean Maguire (Robin Williams). Der blickt seinem Klienten fest in die Augen. „Siehst du das hier? Diesen ganzen Dreck?“, fragt er, die Akte auf Augenhöhe haltend. Den folgenden Satz wiederholt er mehrmals: „Du kannst nichts dafür!“
Eine Welt ohne Schuld? Nein
Anfangs zeigt sich Hunting noch unbeeindruckt, antwortet: „Ich weiß!“ Aber Maguire lässt nicht nach und tritt immer näher: „Nein, du verstehst nicht: Du kannst nichts dafür!“ Hunting beginnt zu zittern, wird nervös und wütend; er versucht sich der Situation zu entziehen: „Hören Sie auf mit dem Scheiß!“ Aber Maguire denkt gar nicht daran. Er macht weiter, bis er direkt vor Hunting steht: „Du kannst nichts dafür!“ Eine unglaubliche Aussage, denn westliche Rechtssysteme beruhen bis heute meist auf der Annahme, jeder sei selbst verantwortlich für das, was er verzapfe. Darum bricht Hunting in diesem Moment auch zusammen. Er weint, und all der Schmerz, der Frust und die Angst, die sich in ihm angestaut haben, werden sichtbar.
Offenbar hat Maguire seinen Schopenhauer gelesen. Denn der Philosoph (1788 - 1860) sah es so: „Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht wollen, was er will.“ Die Persönlichkeitsentwicklung verläuft demnach komplex, sie lässt sich nicht auf individuelle Gestaltung des „Ichs“ reduzieren. Seit einigen Jahren legen Ergebnisse der Hirnforschung die Schlussfolgerung nahe: Wir können nicht wollen, was wir wollen, denn wir wollen immer das, was wir aufgrund unserer Erfahrungen wollen müssen.
Viele Menschen, denen das einleuchtet, zögern dennoch, diesen Umstand zu akzeptieren. Viel zu sehr fürchten sie eine mögliche Konsequenz. Marschieren wir nach dem Abschied von der Willensfreiheit nicht schnurstracks in eine Welt ohne Schuld, ohne Verantwortung und ohne jedes gültige Strafrecht? Nein, denn vor Gericht sollte der Inhalt des Handelns entscheidend sein, nicht aber dessen Herkunft. Der Philosoph Michael Schmidt-Salomon beschreibt das in seinem Buch Jenseits von Gut und Böse (2009) anhand einer Analogie. Er vergleicht das Strafgesetzbuch mit einer Speisekarte im Restaurant: So wie dort für Menü X die Kosten X anfallen, so müsse laut Strafgesetzbuch auf Delikt Y die Strafe Y folgen.
Wer das teuerste Menü auf der Karte wähle, müsse auch die Kosten tragen: „Der Hinweis darauf, dass meine Leidenschaft für Kaviar, Hummer und Trüffel keineswegs durch freie Wahl, sondern durch biologische und kulturelle Determinanten ursächlich bedingt ist, legitimiert mich nicht dazu, die Zeche zu prellen.“ Ebenso müsse einem Mörder die auf den Mord folgende Strafe widerfahren. Egal, wie schwer seine Kindheit war oder in welcher sozialen Lage er sich befinden mag. Ein Unterschied aber ist entscheidend: Ohne die unterstellte Willensfreiheit ändert sich die Funktion der Strafe – und zwar in Richtung einer menschenfreundlicheren Gesellschaft.
Wer einem Täter keine moralische Schuld aufbürden kann, dem fällt es leichter, sich Rachegelüsten zu entziehen und Straffällige rehabilitiert in die Gemeinschaft zurückzunehmen. Rache ist ein religiöser Mechanismus, der – wieder Schopenhauer – „keinen anderen Zweck haben kann, als durch den Anblick des fremden Leidens sich über das selbst erlittene zu trösten“. Dabei lindert Rache selten den Schmerz. Oft zementiert sie Feindseligkeit.
Warum sogar säkulare Gesellschaften weit entfernt davon sind, Verständnis und Vergebung ins Zentrum des Strafens zu stellen, das erklärt der Blick in komplizierte Bücher am besten. Wer sich dieser Frage nähert, landet schnell bei Michel Foucault (1926 – 1984). In seiner Vorlesung Die Strafgesellschaft, die er im Wintersemester 1972/73 am Collège de France hielt, betrachtet der französische Soziologe das Gefängnis als Schwelle zur Modernität. Mit ihm sei der Übergang eingeleitet worden zu einer Strafform, die den Tagesablauf der Gefangenen einer kleinlichen Disziplin unterwirft.
Dogma Eigenverantwortung
Architektonisch seien Gefängnisse seit dem 19. Jahrhundert nach Art eines Panoptikums konstruiert worden. Ein Wärter steht in einem zentral gelegenen Turm, von dem aus er auf das Halbrund zahlreicher Einzelzellen blickt, um möglichst viele Delinquenten überwachen zu können, ohne selbst von ihnen gesehen zu werden.
Das Ziel sieht Foucault darin, eine Ungewissheit in den Gefangenen auszulösen, die sich nie sicher sein können, beobachtet zu werden. Man muss nicht an den NSA-Skandal erinnern, um zu erkennen, dass das Panoptikum noch heute und über das Gefängnis hinaus die internationalen Machtbeziehungen strukturiert. Nicht etwa die ständige physische Präsenz eines Wärters ist es, die eine Disziplinierung der Subjekte erzeugt, sondern der diskrete Charme der auf Rache gründenden Strafe, der sich im neoliberalen Zeitalter ganz neu entfaltet. Denn im modernen Gefängnis, schreibt Foucault, besteht der wichtigste Sinn der Strafe darin, „die Lebenszeit der Produktionszeit zu unterwerfen“.
Es sind die ständig drohenden Sanktionen durch die Märkte, die internationalen Finanzinstitutionen oder die politischen Knebelverträge, die die Weltgemeinschaft disziplinieren. Wenn Regierungen wie etwa jene in Griechenland nicht den neoliberalen Dogmen gehorchen, dann werden sie durch die ökonomisch mächtigeren Staaten der Europäischen Union isoliert, erpresst und kaltgestellt.
Die Disziplinarmacht, die Foucault historisch herleitet, nutzt auch innerstaatlich ihre verhüllte Knute. Der Sozialphilosoph Loïc Wacquant sieht in den USA den Prototyp für eine auch in Europa beobachtbare Tendenz des Regierens mit der sozialen Unsicherheit, das „die unsichtbare Hand von dereguliertem Arbeitsmarkt mit der eisernen Faust des strafenden Staats koppelt“.
Ende des 20. Jahrhunderts habe das „In-Schach-Halten durch Strafe als staatliche Technik die Sozial- und Strafverfolgungspolitik wieder zusammengeführt“, schreibt er in seiner Abhandlung Bestrafen der Armen (2009). Wegen kleinster Delikte wie Ladendiebstählen werden beispielsweise in den USA vor allem junge Menschen von Schnellgerichten verurteilt und oft monatelang in privatisierte Provinzknäste gesteckt, die profitorientiert arbeiten.
Junge Leute, die mit einer besseren Sozialpolitik wohl nie zu Kleinkriminellen geworden wären, sollen durch Gefängnisstrafen in funktionsfähige Subjekte der Marktgesellschaft verwandelt werden.
Diese Marktmentalität passt exakt in die kulturell tradierte Vorstellung von der Willensfreiheit, nach der jeder Mensch für sein Begehren, sein Unterlassen und seinen Lebenslauf allein verantwortlich sei. Das ökonomische Leitbild, nach dem jeder seines eigenen Glückes Schmied sei, vermengt sich mit der moralischen Idee, es bestehe kein Unterschied zwischen der Freiheit des Willens und der Freiheit des Handelns.
Wer dem Dogma der Eigenverantwortung nicht gehorcht, der liefert sich in dieser Logik wohl wissend dem Vergeltungsdrang von Staat und Gesellschaft aus. Diese subtile und unterschwellige Machtausübung erzeugt bisweilen eine Ohnmacht, die vor allem junge Menschen in unfassbare Gewaltausbrüche treiben kann. U-Bahn-Schläger lassen sich durch Knast jedoch selten von ihren Taten abhalten; und Terroristen werden auch dann weiter Anschläge verüben, wenn der Staat droht, sie im Falle ihres Überlebens mit erbarmungslosen Mitteln zur Strecke zu bringen.
Der Abschied von Willensfreiheit, Rache und Optimierungslust könnte dagegen eine subversive Kraft der Vergebung entfalten, die Michael Schmidt-Salomon seinem kürzlich erschienenen Buch Entspannt euch! Eine Philosophie der Gelassenheit als Motto vorangestellt hat: „Wenn du dich nicht mehr schuldig fühlst, der zu sein, der du bist, fällt es dir leichter, der zu werden, der du sein könntest.“
Aufarbeitung
Missbrauch Der Fall Michael Jackson berührt wichtige Fragen
Seit den 1990er Jahren sah sich der US-Popstar Michael Jackson immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, Kinder sexuell missbraucht zu haben. Bis zu seinem Tod 2009 wurde er nie rechtskräftig verurteilt. Kürzlich lief die Fernsehdokumentation Leaving Neverland im deutschen Fernsehen. Darin kommen mehrere mutmaßliche Opfer des Sängers ausführlich zu Wort. Die mittlerweile erwachsenen Männer schildern detailliert, was Jackson mit ihnen über Jahre hinweg getrieben habe.
Ob sie Jackson vergeben können? Darauf fallen die Antworten differenziert aus. In dem Film teilen alle Männer mit, sie hegten keinen Groll gegen Jackson. Einer gestand sogar, er liebe ihn. Zugleich aber verklagen sie die Erben Jacksons auf Entschädigung in Millionenhöhe.
Lässt sich Leid durch Geldzahlung lindern? Wären die Taten eines psychisch labilen Menschen wie Jackson auf diese Weise bereits gesühnt? Wären damit das Umfeld Jacksons, aber auch die lange Zeit untätig gebliebenen Eltern der Opfer komplett aus jeder Verantwortung entlassen?
Das sind Fragen, die in der nun auch in Deutschland wieder entbrannten Debatte um Michael Jackson kaum zu hören sind. Stattdessen geht es vor allem – wie zuvor im Fall des Popsängers R. Kelly, dem mehrere Frauen sexualisierte Gewalt vorwerfen – um eine andere, eine moralische Frage: Darf man nach diesen Enthüllungen noch die Musik der Künstler im Radio spielen, sie in Läden verkaufen, sie überhaupt noch hören?
Befreiung
Nazis Die Holocaustüberlebende Eva Mozes Kor hat verziehen
Dass Eva Mozes Kor den Holocaust überlebte, hat einen makabren Grund. Sie wurde für die Menschenversuche des Nazi-Arztes Josef Mengele „gebraucht“. Während sie nach der Befreiung des Lagers gequält und traumatisiert zurückblieb, war zuvor fast ihre gesamte Familie von den Nazis in den Gaskammern von Auschwitz ermordet worden.
Trotzdem teilte Kor am 50. Jahrestag der Befreiung 1995 mit, dass sie ausnahmslos allen Nazis ihre Taten vergebe. Ein Statement, mit dem sie unter anderen Holocaustüberlebenden teilweise heftige Reaktionen hervorrief.
In einem bemerkenswerten Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung antwortete die 1934 geborene Kor vor drei Jahren auf die Frage, ob sie wirklich ihren Peinigern verzeihen könne, mit einer Gegenfrage: „Habe ich es verdient, mich zu befreien von dem, was mir angetan wurde? Die Antwort lautet immer: ja, absolut.“
2015 war Eva Mozes Kor eine der Nebenklägerinnen beim Prozess gegen den NS-Verbrecher Oskar Gröning, der als SS-Unterscharführer in Auschwitz eingesetzt war. Nachdem Gröning seine Taten eingestand und Reue zeigte, umarmte Kor den Mann demonstrativ.
Wenn andere KZ-Überlebende ihr diese Versöhnung übelnähmen, sagte sie der FAZ, dann reagiere sie so: „Wie kann meine Bereitschaft zu vergeben dich verletzen? Ich bin keine bemitleidenswerte Person. Ich bin ein Mensch, dem es gelungen ist, den Schmerz hinter sich zu lassen.“
Heilung
Südafrika Die Eltern einer getöteten Frau fanden ihren Frieden
Als die US-Studentin Amy Biehl Anfang der 1990er Jahre nach Südafrika reiste, um die Anti-Apartheid-Bewegung zu unterstützen, geriet sie in einem Township in einen Aufstand und wurde als vermeintliche Repräsentantin der „weißen Unterdrücker“ gelyncht. Vier jungen Männern wurde der Mord nachgewiesen, und sie verbüßten lange Haftstrafen. Als der südafrikanische Präsident Nelson Mandela 1996 die Wahrheits- und Versöhnungskommission einrichtete und den Fall thematisierte, setzten sich die Eltern der Getöteten dafür ein, dass die Täter freikommen. Da ihre Tochter die Kommission begrüßt hätte, boten sie den Mördern sogar ihre Freundschaft an. Zwei von ihnen sind heute mit den Eltern in der Amy-Biehl-Stiftung zugunsten sozial benachteiligter Jugendlicher aktiv.
Kriminalität, fanden die Eltern, sei in vielen Fällen eine Reaktion auf Gewalterfahrung. Darum müsse zur Prävention zuerst Menschen in sozialen Schieflagen geholfen werden. Doch die Eltern beließen es nicht bei der Vergebung. Durch die Arbeit in der Stiftung rehabilitierten sie die Männer.
5.000 Tätern, schwarzen wie weißen, wurde in der durch den Erzbischof Desmond Tutu geleiteten Kommission die Hand gereicht. Die Täter mussten ein Geständnis ablegen. Dann wurde ihnen vergeben, auch wenn sie nicht bereuten. „Vergebung“, sagte Tutu, „liegt auch im Eigeninteresse.“ Durch Vergebung höre das Opfer auf, Opfer zu sein, es mache sich wieder zum Handelnden.
Entspannung
Steuersünde Der Manager Uli Hoeneß kam glimpflich davon
Im Jahr 2012 sagte Uli Hoeneß der Tageszeitung Die Welt: „In den vergangenen 20 Jahren sind in der Finanzwelt Menschen am Werk gewesen, die einen katastrophalen Job gemacht haben. Uns wurde vorgegaukelt, dass viele Finanzprodukte so wichtig seien. Dabei hatten diese nur ein Ziel: die Taschen gewisser Leute vollzumachen.“
Nicht einmal ein Jahr später zeigte der Wurstfabrikant und Präsident des Fußballklubs Bayern München sich beim Finanzamt selbst an, weil die Behörden ihm auf die Schliche gekommen waren. Im März 2014 befand das Landgericht München ihn für schuldig, mindestens 28,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben. Dreieinhalb Jahre sollte er dafür im Gefängnis bleiben, doch im Februar 2016 wurde er auf Bewährung entlassen.
Großen Teilen der Öffentlichkeit war diese Strafe viel zu gering. Das lag daran, dass kein Mann im deutschen Fußball zuvor annähernd so polarisierte wie Hoeneß, der seinen Verein als Patriarch mit eiskalter Berechnung zum Marktführer machte. Wer ihn wegen seiner Methoden angriff, dem brüllte Hoeneß seine scheinbar blütenweiße Vita als solidarischer Staatsbürger mit Hang zum sozialen Engagement entgegen.
Die meisten Bayern-Fans hatten ihm sofort verziehen. Dem Rest der Öffentlichkeit demonstriert Hoeneß heute, dass er tatsächlich seine Taten bereut. Spielte er sich früher gern als moralische Instanz auf, tritt Uli Hoeneß nun oft erstaunlich entspannt, zurückhaltend, bisweilen sogar demütig auf.
Kommentare 52
Warum gelingt es nicht, die Überlegenheit der Ethik durch einen fairen Prozess zu demonstrieren, anstatt dem Gift der Moral durch das alttestamentarische Prinzip „Auge für Auge, Zahn für Zahn“ neue Nahrung zu geben?
„Die Auslegung von Bibelabschnitten in ihrem historischen Kontext nimmt zum Beispiel wahr, dass Jesus Jude war oder dass die Regel „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ zum damaligen Zeitpunkt als ein ausdrückliches Gebot der Mäßigung verstanden werden musste.“ (Quelle)
„„Offenbar hat Maguire seinen Schopenhauer gelesen. Denn der Philosoph (1788 - 1860) sah es so: „Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht wollen, was er will.“ Die Persönlichkeitsentwicklung verläuft demnach komplex, sie lässt sich nicht auf individuelle Gestaltung des „Ichs“ reduzieren.“
Nur, was Schopenhauer damit eigentlich meint, ist alles andere als klar. Mehr als eine oft zitierte, aber dennoch sinnleere Forderung nach einer Verdopplung des Willens – man will doch schon, warum soll man noch mal wollen, was man will und was soll das überhaupt heißen? - ist da nicht zu finden. Man muss ja auch das Gehen nicht noch mal extra gehen oder das Atmen atmen.
„Seit einigen Jahren legen Ergebnisse der Hirnforschung die Schlussfolgerung nahe: Wir können nicht wollen, was wir wollen, denn wir wollen immer das, was wir aufgrund unserer Erfahrungen wollen müssen.“
Der Mensch ist demnach zur Reflexion oder kritischen Distanz unfähig? Lesen Sie mal Stegemann (zum Framing), der zurecht im Freitag feststellte, wir seien doch keine Reiz-Reaktions-Maschinen. Was ist oder wäre das für ein Menschenbild? Finden Sie Chinas politisch-behavioristisches Großexperiment vorbildhaft?
„Viele Menschen, denen das einleuchtet, zögern dennoch, diesen Umstand zu akzeptieren. Viel zu sehr fürchten sie eine mögliche Konsequenz. Marschieren wir nach dem Abschied von der Willensfreiheit nicht schnurstracks in eine Welt ohne Schuld, ohne Verantwortung und ohne jedes gültige Strafrecht? Nein, denn vor Gericht sollte der Inhalt des Handelns entscheidend sein, nicht aber dessen Herkunft. Der Philosoph Michael Schmidt-Salomon beschreibt das in seinem Buch „Jenseits von Gut und Böse“ (2009) anhand einer Analogie.“
Schmidt-Salomon ist natürlich einer derjenigen, die einen verzerrten Blick auf die Willensfreiheitsdiskussion haben, das Buch ist ziemlich grottig, hier eine umfangreiche Kritik von Ulrich Leinhos-Heinke, der ebenfalls ein Naturalist ist.
„Wer einem Täter keine moralische Schuld aufbürden kann, dem fällt es leichter, sich Rachegelüsten zu entziehen und Straffällige rehabilitiert in die Gemeinschaft zurückzunehmen.“
Echt? Wer sagt das und wie wird es belegt? Das ist nur eine Behauptung. Die Entwicklung höherer Emotionen, wie Verzeihen, Reue, dem Wunsch nach Wiedergutmachung, die aus dem Leben als Strategiespiel und damit einem a priori funktionalistischen Lebensansatz aussteigen, sind da bei weitem vielversprechender. Das Gegenteil wäre die Forderung nach einem primitiven Modell des Behaviorismus, dessen Ziel es ist, Menschen elegant an herrschende Normen anzupassen. Diese Forderung vertreten Sie hier gerade, denken Sie noch mal darüber nach, was Herrschaftsstabilisierung wirklich heißt, hier wäre die Kritik dann mal angemessen.
„Diese Marktmentalität passt exakt in die kulturell tradierte Vorstellung von der Willensfreiheit, nach der jeder Mensch für sein Begehren, sein Unterlassen und seinen Lebenslauf allein verantwortlich sei.“
Das ist eigentlich nicht die Vorstellung von der Willensfreiheit. Die besteht schlicht darin, dass man psychologisch ausgedrückt Impulskontrollen lernen kann, philosophisch ist sie dadurch dafiniert, dass man innehalten, abwägen und rational entscheiden kann. Laut Freud die Minimalforderung aller Kultur, sich beherrschen zu können, wenigstens die erste Impulse. #metoo und #unten fordern übrigens genau das, nach dem primären Affekt innezuhalten, bzw. den zweiten Blick zu wagen, wer wüsste das besser, als Sie?
Das ist jetzt schön nach plattlinkem Strickmuster zusammengelötet, damit am Ende immer der Neoliberalismus an allem Schuld ist und wir uns alle als dessen wehrlose Opfer beweinen können, aber was genau ist jetzt damit gewonnen, dass niemand zu irgendwas dazu kann, außer, einem Rückschritt hinter die Aufklärung zurück? Ich kann auch nichts dazu, ich auch nicht und ich bin auch Brian?
Rache ist übrigens nie das Motiv hinter Strafen gewesen, ausdrücklich nicht, auch wenn viele etwas anderes erzählen, wie Schmidt-Salomon.
Und was soll die Forderung sein? Straffreiheit für alle? Was wird dann automatisch besser und warum? Wer bisher nicht anders konnte, weil Hirn und Gesellschaft ihm angeblich keine Wahl ließen, warum kann der denn ab Morgen anders? Und was heißt das für Intensivtäter, Terroristen, Kinderschänder, Serienmöder und -vergewaltiger und deren potentielle Opfer … so ganz konkret?
Es ist schön, wenn ein Opfer für sich den Wert des Verzeihens erlebt, noch besser, wenn man nach einem echten psychotherapeutischen Durcharbeiten, mit fürchterlichen Erlebnissen (ein Stück weit) abschließen kann, aber warum sollte der Täter sich dadurch ändern? Haben Sie sich mal mit der psychischen Disposition von chronisch Kriminellen auseinandergesetzt? Ohne das Gefühl der permanenten Überlegenheit, mit der man glaubt alle einschüchtern, manipulieren und an der Nase herumführen zu können, weil man sich für klüger, härter, gerissener oder alles zusammen hält, ist das nicht möglich.
Strafen als Grenze, können eine Chance sein (ein Schritt in einem Bündel weiterer Maßnahmen), von den Allmachtsphantasien herunter zu kommen und für anderes ansprechbar zu werden. Auch das nicht bei jedem und in jedem Fall, aber über die Kumpelschiene ist bei echten Psychopathen und etwas härten Narzissten kein Blumentopf zu gewinnen, was man daher weiß, dass man es versucht hat. Die Fähigkeit zur Entwicklung höherer Emotionen (statt primärer Affekte) ist ja nicht nur von denen zu fordern, die Opfer geworden sind, sondern idealerweise von allen. Warum sollen Opfer still erdulden, dass sie demnächst wieder was auf die Fresse kriegen, weil der anderen nicht anders konnte? Es gibt in sehr sehr geringe Anzahl an Menschen, die zur Empathie (also nicht nur für Täter, auch für potentiellen Opfer) nicht in der Lage sind, aber die meisten sind es unter bestimmten Bedingungen, die man kennt und fördern kann.
Die Idee die Hirne von harten Psychopathen (die einzigen, die außer Psychotikern und schwer Intelligenzgeminderten wirklich nicht anders können) als Modell pras pro toto für den Normalmenschen genommen zu haben, ist einer der vielen irrsinnigen Ansätze, aus der Frühphase der Hirnforschung.
Ansonsten halte ich zwar auch nicht viel vom Neurosprech, aber Neuroplastizität wäre dann das Stichwort dafür, dass das Hirn nichts anderes tut, als sich lebenslang zu verändern und das heißt natürlich nichts anderes als umzulernen. Dass das nicht in allen Fällen gleich gut geht, ist mir bewusst, dass das aber gar nicht gehen soll, ist schlicht und einfach falsch.
Auch der Anfang ist ein Zitat von Herrn Baron, so wäre es richtig:
"Warum gelingt es nicht, die Überlegenheit der Ethik durch einen fairen Prozess zu demonstrieren, anstatt dem Gift der Moral durch das alttestamentarische Prinzip „Auge für Auge, Zahn für Zahn“ neue Nahrung zu geben?"
„Die Auslegung von Bibelabschnitten in ihrem historischen Kontext nimmt zum Beispiel wahr, dass Jesus Jude war oder dass die Regel „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ zum damaligen Zeitpunkt als ein ausdrückliches Gebot der Mäßigung verstanden werden musste.“ (Quelle)
Der Zauberstaub.
Der Mensch und seine Gewalt und die Vorstellung, damit Erfolge zu erzielen. Wir sind alle kriminell und die erlernten Fähigkeiten geben uns in gewissen Umgebungen den dementsprechenden Erfolg. Sei es Ladendiebstahl oder 5 Millionen durch Steuerbetrug. Gebt mir die Möglichkeit das ich durch kriminelle Energie zu 5 Millionen Euro kommen kann, dann tue ich das. Das ist das Prinzip vom Kapitalismus.
Jetzt kommt ein wenig Sci Fi. Es gibt etwas an dem wird gearbeitet. Staub der mit Nanobots angereichert ist und wir sollen diesen Staub einatmen und so sollen diese Nanobots durch die Hirn-Blut-Schranke gelangen und sich auf Synapsen festsetzen, um uns Bilder, Vorstellungen, Emails,Telekommunikation ohne Gerät das wir in den Händen tragen tätigen können.
Wow. Kann ich jetzt damit Träume, Ziele, Wunschvorstellungen im unbewussten Vorstellungsraum beeinflussen und so bei jedem Menschen die kriminelle Energie wegzaubern? Politik ohne kriminelle Energie. Was ist das? Wirtschaft ohne kriminelle Energie. Was ist das? Erfolgsstreben um persönliche Anerkennung und Aufwertung ohne kriminelle Energie. Was ist das?
Wie bezeichnet man solch einen Menschen der mit Zauberstaub im Hirn bestückt ist und der über manipulierte Träume seine Zielvorgaben erhält, der so seine Bewegungsmuster vorgeschrieben bekommt und dies für ganz natürlich ansieht, da er meint, dies alles entspringt aus seiner eigenen Phantasie?!.
Starten wir den Testversuch mit Hannibal Lektor. Geben im und seinem Hirn den Zauberstaub und versetzen es mit neuen Bildern und schon haben wir einen anderen Menschen. Wohlgeformt und nach welchen Ansprüchen und Leistungsbereitschaft Sie es haben wollen. Nur wer ist dann das Sie, dass beurteilt wer wie und wann so zu sein hat. Da hab ich keine Antwort darauf, weil ja einmal als Staub zum atmen, für alle dieser Zauber der Nanobots, aus uns andere Menschen macht. Da braucht es kein Gefängnis mit Mauern, wie auch Spritzen mit Gift oder einen elektrischen Stuhl. Fehlverhalten kann man auf andere Art und Weise korrigieren.
Welche Gewalt und kriminelle Energie beführwortet diesen Zauberstaub? Die Spieleindustrie, dass streben nach Lichtgeschwindigkeit in unserer Kommunikation, das streben nach der ultimativen Gesundheit für alle, das streben nach einem Leben in zukünftig veränderten Lebensumgebungen, bei denen der als jetzt funktionierender Mensch, keine Chance mehr hat. Das ist der Mensch mit seiner Gewalt im ausübenden Fortschritt. Alles sozial und was sozial erscheint ist eigentlich manipuliert und so ist dann: Alles was manipuliert schafft neue Arbeit. Oh Held der Arbeit, wir lieben dich.
"Rache ist übrigens nie das Motiv hinter Strafen gewesen, ausdrücklich nicht, auch wenn viele etwas anderes erzählen, wie Schmidt-Salomon." (Moorleiche)
Das ist missverständlich. Strafe hat bestimmt auch Racheaspekte gehabt, in einigen Fällen bestimmt auch ausdrücklich, ich wollte sagen, dass die Rache in unserem Strafrecht keine Rolle spielt, siehe auch: Strafzwecktheorie
🎈„Wenn du dich nicht mehr schuldig fühlst, der zu sein, der du bist, fällt es dir leichter, der zu werden, der du sein könntest.“🎈
Ich bin beeindruckt. 🆘
Das Christentum beruft sich nicht auf das Alte Testament.
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Man kann also auch Straftäter werden, ohne das bewusst gewollt zu haben.
Andererseits dient Strafe dazu, Straftätern ein Leid zuzufügen und sie womöglich zur Sühne zu führen, aber vor allem, die Gesellschaft vor eben diesen Straftätern zu schützen.
Und natürlich gibt es Gewohnheitskriminelle, die die Strafe miteinkalkulieren, sowie erst recht Berufsverbrecher. Soll man bei Berufsverbrechern auf Einsicht hoffen? Das ist mehr als irrig!
Das war jetzt aber Ironie oder?
Dass ausgerechnet der selbstbesoffene Schmidt-Salomon nun auf Entspannungsguru macht, nachdem er über Jahre weit vorne in der Riege der atheistischen Vulgär-Populisten stand, die sich in öffenlichen Vorlesungen über die Doofen beömmelt haben, ist nun für mein kleines Hirn etwas befremdlich. Man muss sich nur gut zu vermarkten wissen.
»Wer an der christlichen Idee von Gut und Böse festhält, wird nicht zu einem humanen Verständnis von Schuld und Strafe gelangen. Dabei wäre eine neue Perspektive wichtig.«
Die nächste überflüssige intellektuell/philosophische Luxusbefassung, die ebenfalls nicht verhindern wird, dass sinnvolle, verabredete Regelwerke, z. B. das Völkerrecht, jederzeit konsequenzlos übertreten werden können. Jedenfalls von besonders skrupellosen Halunken, wie Gerhard Schröder und Joschka Fischer, wie George Walker Bush und Anthony „Tony“ Charles Lynton Blair oder Barack Hussein Obama II.
Sie sind allemal ein andres Kaliber als Britney Spears und Uli Hoeneß.
Noch während des achtjährigen völkerrechtswidrigen Irakkrieges mit Tony Blair als Oberbefehlshaber der britischen Kriegsmaschinerie wurde der frühere britische Premierminister im Dezember 2007 im Rahmen einer Privatmesse mit dem Erzbischof von Westminster, Kardinal Cormac Murphy-O'Connor, in die katholische Kirche aufgenommen. – Ihm muss zuvor ja wohl die Absolution für die bewusste und gezielte Tötung von Menschen erteilt worden sein!
Die kath. Kirche empfing die größten Kriegstreiber zu Glamour-Empfängen im Vatikan und Spaziergängen in den päpstlichen Gärten (wie George W. Bush und Tony Blair in Privataudienz). So geschehen in den Jahren 2003 bis 2008, also parallel zum Irakkrieg.
So viel zu der »christlichen Idee von Gut und Böse«.
Und so lange eine Gesellschaft so etwas zulässt, betrachte ich Seminare, wie dieses, als vulgär und obszön und die nie enden wollende Erörterung der Genese von Regelverstößen bei offensichtlich sozialgebilligter Konsequenzlosigkeit als scheinheilig.
🎈Dass ausgerechnet der selbstbesoffene Schmidt-Salomon nun auf Entspannungsguru macht [...]🎈
Hm, mich interessieret ausschließlich der Text und was er mir sagt.
Die Person dahinter ist für mich zunächst ein Name, Schall und Rauch, schnell vergessen. Auch ein Arschloch kann mir etwas Interessantes sagen. Oder besser: zufurzen!
Frohe Ostern!🍾
Ja okay, kann ich ganz entspannt im Hier und Jetzt mit leben.
Ebenfalls frohe Ostern!
BK Merkel sagte: „Ich freue mich, dass es gelungen ist, bin Laden zu töten.“ (?)
Frage: Würde sich Bundeskanzlerin Angela Merkel auch darüber freuen, wenn die Hauptverantwortlichen für die ''Kollateralschäden'' und imperialistische Wirtschafts-, Rüstungs-, Rohstoff-, Krisen- und Kriegspolitik der Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien, Frankreich und der anderen NATO-Staaten, festgenommen und inhaftiert, verurteilt und hingerichtet werden?
PS: Das gleiche gilt so aber auch für die am völkerrechtswidrigen Krieg gegen Jugoslawien beteiligten deutschen Politiker und Politikerinnen. Auch hier steht die bundesdeutsche und völkerrechtliche Strafverfolgung noch aus.
»Im Jahr 1999 gab die damalige First Lady Hillary Clinton zu, dass sie Bill aus Afrika angerufen hatte. „Ich drängte ihn, [Jugoslawien] zu bombardieren“, trotz der Tatsache, dass das Land keinerlei Bedrohung für die USA darstellte. Enthüllte Dokumente zeigen auf 2.346 Seiten, wie schwierig es für Bill Clinton die gesamte Zeit über war, verbündete Staaten von einem Militäreinsatz zu überzeugen. {…} 1999, beschloss Präsident Clinton, einen zweiten Krieg gegen Jugoslawien unter dem Vorwand zu beginnen, die „ethnischen Säuberungen“ und den „Genozid“ an den Albanern in der serbischen Provinz Kosovo zu stoppen. Laut den Vereinten Nationen gab es jedoch keine echten Hinweise auf einen Genozid. {...}
Obwohl kein einziges NATO-Land bedroht wurde, mischte sich die NATO im März 1999 in die Auseinandersetzung ein. Am 24. März 1999 begann die NATO die 78 Tage dauernde Bombardierung Jugoslawiens. Unter dem Codename „Operation Allied Force“ handelte es sich bis dahin um den größten Angriff, der jemals von der Allianz durchgeführt wurde. –
Am Abend des 24.03.1999 erklärte der deutsche Bundeskanzler Schröder in einer Ansprache, dass man in Jugoslawien „militärische Ziele“ angreife, „systematische Verletzungen der Menschenrechte unterbinden und eine humanitäre Katastrophe im Kosovo verhindern“ wird. {…}
Bundeskanzler Schröder gab später in einer Talk-Runde zu, dass der Krieg gegen Jugoslawien völkerrechtswidrig war.« ––
Opferzahlen und Bombenlast
»2.300 Raketen wurden auf 990 Ziele abgefeuert und 14.000 Bomben wurden über jugoslawischen Städten abgeworfen. Über 1.000 Kampfflugzeuge wurden entsandt, die meisten davon von den Vereinigten Staaten. Dabei kam auch international geächtete Munition zu Einsatz, darunter Streubomben, die bis heute eine enorme Gefahr für die Menschen darstellen, sowie Uranmunition.
Insgesamt 2.000 bis 3.500 Zivilisten wurden getötet, darunter mindestens 88 Kinder, tausende Bürger wurden verletzt. Mehr als 200.000 Serben flüchteten aus dem Kosovo. Durch die NATO-Luftangriffe entstanden auch einige „Kollateralschäden“: Über 300 Schulen wurden zerstört, einige Bibliotheken und mehr als 20 Krankenhäuser.
Mindestens 40.000 Wohnhäuser wurden entweder komplett pulverisiert oder schwer beschädigt, rund 90 historische und architektonische Denkmäler wurden zerstört. Abgesehen von humanitären Verlusten durch die NATO-Angriffe wird der entstandene Sachschaden auf insgesamt 120 Milliarden US-Dollar geschätzt.«
Quelle: Gegenfrage. Vergessene Geschichte – Hintergründe – Wissen. 24.03.1999: NATO-Krieg gegen Jugoslawien
Vgl. https://www.gegenfrage.com/nato-jugoslawien/
21.04.2019, R.S.
Die Idee von "Gut und Böse" ist in allen Religionen vorhanden. Nicht nur in der Christlichen. Aber gibt es nicht gerade im Christentum das Bemühen um einen "Gnädigen Gott", zumindest seit Luther.
++ Warum gelingt es nicht, die Überlegenheit der Ethik durch einen fairen Prozess zu demonstrieren, anstatt dem Gift der Moral durch das alttestamentarische Prinzip „Auge für Auge, Zahn für Zahn“ neue Nahrung zu geben? ++
Heißt es nicht "Aug' um Auge und Zahn um Zahn"?
(Hier der Bibeltext: „Entsteht ein dauernder Schaden, so sollst du geben Leben umLeben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß umFuß, Brandmal um Brandmal, Beule um Beule, Wunde umWunde.“ (Exodus 21,23–25))
Außerdem es gibt ja Prozesse, die aber - je nach politischem Hintergrund - auch wieder als politisch gesteuert und gar nicht fair gebrandmarkt werden. Es kommt immer drauf an, wer da gerade was postuliert.
Das wirklich Zerstörerische liegt in diesen ständigen so einfachen Konstruktionen "Gut und Böse".
++ Warum sogar säkulare Gesellschaften weit entfernt davon sind, Verständnis und Vergebung ins Zentrum des Strafens zu stellen, das erklärt der Blick in komplizierte Bücher am besten ++
Auch die säkularen Gesellschaften haben eine religiöse Wurzel. Und es gibt auch Untaten, bei denen mit Verständnis und Vergebung wenig gelöst ist.
Wer schon älter ist, kann erkennen, dass sich die Fokussierungen in der Debatte immer mal wieder ändern: In den 60er 70er Jahren des 20. Jh. waren es immer die Verhältnisse, die für das Verhalten von Menschen vorrangig verantwortlich schienen. Und das ist ja auch oft so.
Dann kam wieder "Das Böse an sich" zum Zuge. Missetaten, die mit den Verhältnissen weniger zu tun hatten oder wenigstens nicht mit den gesellschaftlichen Verhätlnissen allein.
Zu Ulli Hoeneß: ++ Spielte er sich früher gern als moralische Instanz auf, tritt Uli Hoeneß nun oft erstaunlich entspannt, zurückhaltend, bisweilen sogar demütig auf. ++
Zu Ulli Hoeneß fällt mir ein, dass der ganz sicher jetzt erkannt hat, was eine gute PR und ein gutes Image bedeuten.
Ansonsten: Die Menschen suchen ja eigentlich immer nach einer Richtschnur. Das muss die Religion weiß Gott nicht sein. Aber, der Kantsche Imperativ - den vermisse ich hier ein bisschen - wäre doch auch ein guter Kompass.
Glückwunsch! S i e sprechen die relevanten Fragen an. Mich selbst interessiert auch mehr das Handfeste und bezeichne Halunken als Halunken und fordere handfeste Konsequenzen und keine philosophischen Pirouetten.
@Reinhold Schramm
Wahrscheinlich wollte stupid Bill Clinton seiner Frau beweisen,
dass er nicht nur mit
Sperma herumschiessen kann.
🎈Das muss die Religion weiß Gott nicht sein.🎈
Großartig!👵
Ich hoffe, gnä Frau, Sie würden auch die feine Ironie in dem Satz.
"würdigen".
🎈[...] gnä Frau [...]🎈
Huch! Gnädigste, ich bin doch keine Frau oder Sternwesen!🤠
>>...bezeichne Halunken als Halunken und fordere handfeste Konsequenzen und keine philosophischen Pirouetten.<<
Richtig, dem kann ich mich anschliessen. Aber: Belohnt mit Anerkennungsrummel per "Friedens"-Nobelpreis und Audienzen bei Oberpriestern plus attraktiven Zusatzeinkommen werden herrschaftskonforme Verbrechen. Ohne grundlegende Änderung der Machtverhältnisse können die Täter noch nicht mal begnadigt werden, wegen fehlender Schulderkenntnis.
++ Ohne grundlegende Änderung der Machtverhältnisse können die Täter noch nicht mal begnadigt werden, wegen fehlender Schulderkenntnis. ++
Wer sind denn jetzt alles Täter innerhalb dieser Machtverhältnisse? Und wie kommt es, dass nach grundlegend geänderten Machtverhältnissen ziemlich bald neue herrschaftskonforme Verbrechen zu verzeichnen sind? Wenn doch bloß alles so einfach wäre.
Na ja, da sich die Machtverhältnisse auch langfristig kaum ändern werden sind sie die Basis weiterer Überlegungen. Das wird von vielen linken nicht gerne gehört, aber die Geschichte gibt nur das her.
Die rein humanistische Gesellschaft mit dem von linken erwünschtem Wirtschaftssystem wird sich auch im nächsten Jahrzehnt nicht einstellen. Daher sind die WENN/DANN Prognosen relativ sinnlos.
Je höher man Ethik und Moral hängt, umso leichter kommt man unter die Räder. Durch eine Diktatur könnte man manches erzwingen, wäre aber kontraproduktiv. Die Menschheit ist im Ganzen noch nicht weit genug, der Wille noch nicht besonders ausgeprägt.
Man könnte sagen, es geht nur um das machbare, nicht um Träume.
Liebe Moorleiche,
danke für Ihre interessanten und - wie ich finde - für uns Menschen wichtigen Ausführungen.
Insbesondere hier spitzt sich die Sache zu:
<< Willensfreiheit (…) besteht schlicht darin, dass man psychologisch ausgedrückt Impulskontrollen lernen kann, philosophisch ist sie dadurch definiert, dass man innehalten, abwägen und rational entscheiden kann. Laut Freud die Minimalforderung aller Kultur, sich beherrschen zu können, wenigstens die ersten Impulse. >>
In meinem Leben war folgender Satz für mich immer Mahnung zur Bescheidenheit und Ansporn zu Größerem:
„Selbstbeherrschung ist die höchste Form der Machtausübung“.
>>Daher sind die WENN/DANN Prognosen relativ sinnlos.<<
a) eine Zeitspanne bis zum "dann"-Zeitpunkt zu nennen wäre sinnlos, ja.
b) wenn nur EINE der Voraussetzungen geändert werden kann und andere nicht, dann besteht keine Chance: Es stellt sich eine neue Variante der alten Verhältnisse ein. Das haben wir ja aus der Geschichte gelernt.
Allgemein gilt: Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat verloren.
Denkbare Dinge sind nicht notwendigerweise umsetzbare Dinge. Und der Umstand, dass Dinge manchen Menschen möglich sind, bedeutet nicht, dass sie allen Menschen möglich sind.
Alle die schönen frommen Beispiele verzeihender Menschen, die durch den Akt des Verzeihens ihren Lebenfrieden wiederfinden, besagten exakt überhaupt nichts für diejenigen, die nicht verzeihen können oder nicht verzeihen wollen.
Frau Kor formuliert eine bemerkenswerte Voraussetzung: "Ich bin ein Mensch, dem es gelungen ist, den Schmerz hinter sich zu lassen." Danach sehen wir weiter. Vorher nicht.
Ja, aber viele linke kämpfen gar nicht sondern labern nur über WENN....und dann kommt das Paradies. Zumindest eines nach deren Vorstellungen.
Ja, WENN der Kapitalismus nicht mehr besteht, DANN....
Darüber gibt es mehr geschriebenes als ein Mensch lesen kann und viel weitergebracht hat es kaum. Denn die Masse macht es nun mal nicht.
Bevor sich linke mit der Realität und den kleinen Dingen beschäftigen starten sie lieber eine der vielen Tausend neuen Diskussionen über immer das gleiche Thema.
Entscheidend ist, was ist heute umsetzbar. Sehr, sehr langfristige Ziele interessieren heute weder den Mieter, die unterbezahlten, die...usw. Denn das ergibt sich von selbst, wenn man die Details bearbeitet.
Das immer gleiche Argument, in diesem System geht das nicht bedeutet also nie. Denn keiner wird den linken ein komplett neues System schenken. Auch stellt sich die Frage, wofür bräuchte man die linke Seite, wenn diese eh nur abwartet.
Es gibt wohl kaum dieses Gut und Böse, sonst wäre manche einfacher. So manches ist relativ und die Standpunkte nicht eindeutig.
>>Entscheidend ist, was ist heute umsetzbar. Sehr, sehr langfristige Ziele interessieren heute weder den Mieter, die unterbezahlten,...<<
Ich halte Beides für wichtig: Gegen akute Probleme angehen, was ja auch kein Zuckerlecken ist. Dabei aber fernere Perspektiven nicht aus den Augen verlieren: Man kann ja irgendwann weniger kämpfen wollen um sich Schönerem, Interessanterem zuzuwenden.
>>Alle die schönen frommen Beispiele verzeihender Menschen, die durch den Akt des Verzeihens ihren Lebenfrieden wiederfinden, besagten exakt überhaupt nichts für diejenigen, die nicht verzeihen können oder nicht verzeihen wollen.<<
Das ja. Aber die Hoffnung, dass das Verzeihen vielleicht mal mehr Menschen gelingen könnte ist doch nicht schlecht.
''es geht nur um das machbare, nicht um Träume.''
Das wäre demnach, unter Ausschluss idealistischer Träume, Verschwörungstheorien und analoger Spinnereien, beim derzeit weltweit vorherrschenden Bewusstseinszustand, aller sozialen Schichten und Klassen, ein die Menschheitsgeschichte abschließender Nuklearkrieg.
<<Während eine Ethikerin eine objektive Bewertung von Handlungen und deren Konsequenzen vornimmt, entscheidet der Moralist subjektiv nach dem Schema von Gut und Böse, Schuld und Sühne.>>
Eine "objektive Bewertung von Handlungen" wäre also die Feststellung, dass A den B getötet hat. Dafür gibt es dann nach einer Tabelle x Jahre Gefängnis.
Nun kennt aber unsere Rechtssprechung aus gutem Grund unterschiedliche Arten der Tötung: Fahrlässige Tötung, Tötung aus Notwehr, Tötung durch Unterlassen, Tötung im Affekt, Tötung unter eingeschränkter Schuldfähigkeit, Tötung als Ehrendienst an der Gemeinschaft, Tötung als Soldat im Krieg, Tötung auf Verlangen, Tötung durch einen Minderjährigen. Und natürlich Mord, also Tötung mit einer genau geplanten Tötungsabsicht. Falls es sich um "Mord aus niederen Beweggründen" handelt, wird besonders deutlich, dass es dann auch um "Moral" geht, nicht nur um Ethik. Und natürlich um das "Warum". Das kann auch für jemanden gelten, der zum Mord anstiftet ohne ihn selbst auszuführen. In jedem der genannten Fälle wird man aus unterschiedlichen Gründen zu einer sehr unterschiedlichen Strafzumessung kommen.
Das langfristige Ziel ist bei vielen linken ein Hausbau mit klar umrissenem Endzustand. Alles ist dem unter zu ordnen. Das sehe ich anders. Der Weg ergibt das Ziel und auch das scheint kein Endzustand zu sein.
Leider scheuen viele die Arbeit, lieber über Visionen spekulieren. Nur kommt man dadurch keinen Schritt weiter.
Ethische Grundsätze bilden sich weitgehend ohne linke Beteiligung im Kleinen. Die Rückschläge sind enorm und Verbesserungen meist nur partiell sichtbar. Die Linke und linken dienen zur Zeit eher als eingeplantes Feigenblatt denn als Protagonisten. Sie selbst sind sich dessen nicht einmal bewußt.
Ethische Belange sind wohl in der Mehrheit der Länder zur Zeit auf dem Rückzug, wann eine neue gegensätzliche Welle entsteht ist schwer zu sagen. Positive Einzelbeispiele können kaum über die Realität hinwegtäuschen, obwohl sie von den meisten überbewertet werden. Der Schein ist den meisten genug.
Sorry, mit diesem Text kann ich nichts anfangen.
Warum nicht?
Das Verlangen nach Identität streicht wie die Gestirne über die Menschen. Jeden einzelnen und allen gemeinsam, schenken diese für sich noch keine Perspektive. Jesus im Panoptikum der Geschichte, als Beobachter und Beobachteter. Immer Gutes wollend und Böses bewilligend. Der Abstand zwischen dem eigenen Willen und fremden Tun, spannt immer beide Direktionen auf, mit der Option des Seitentausch. Gut gegenüber Böse. Das Pendel der Macht, ausgelenkt einmal um nicht mehr zur Ruhe zu kommen. Scheinbar nur eine endlose Angelegenheit. Moral bleibt bis zum Ende und Ethik braucht sich auf. " Good Will Hunting" Eine einfache Gleichung ohne Lösung. Befähigt alles zu vernichten was Menschen zuvor erdacht oder erworben haben. Eine klare Perspektive.
„Liebe Moorleiche,
danke für Ihre interessanten und - wie ich finde - für uns Menschen wichtigen Ausführungen.“
Gerne, freut mich, dass was angekommen ist.
"In meinem Leben war folgender Satz für mich immer Mahnung zur Bescheidenheit und Ansporn zu Größerem:
„Selbstbeherrschung ist die höchste Form der Machtausübung“."
Auch Kant war der Meinung, dass derjenige, der nur seinen Impulsen/Affekten folgt, letztlich ein Sklave derselben ist und bleibt. Es fasziniert mich immer, wie schnell, bereitwillig und dann auch noch aggressiv verteidigend, viele sich erzählen lassen, dass wir über keinerlei freien Willen verfügen, alle stets manipuliert sind, mit dem seltsamen Höhepunkt, wenn jemand behauptet, eben besser als der andere verstanden zu haben oder es ertragen zu können, dass man ganz und gar ausgeliefert ist.
Menschen, die der Idee folgen, die sie am plausibelsten halten und die darin besteht, dass man plausiblen Ideen gar nicht folgen kann, weil ja alles Manipulation, Konditionierung und Trickserei ist. Dann versuchen sie andere davon zu überzeugen, obwohl der Kern ihres Dogmas ist, dass das gar nicht geht. Das hat was.
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Was ist "Identität"? Zugehörigkeit, mitsamt geteilten, übereinstimmenden Meinungen, Eigenschaften, Gewohnheiten, dergleichen? Also letztlich Gruppenzugehörigkeit?
Oder das eigene Sosein als Versuch so weit wie möglich vorangetriebener innerer Unabhängigkeit von gruppenspezifischen Vorgaben, gleichgültig welcher Gruppen?
Das erste macht uns zur Marionette, das letztere zur Monade.
Beides existiert nicht. Menschen sind weder ideal frei noch ideal determiniert. Wir verfügen über Freiheitsgrade. Unsere Auswahl aus diesen Freiheitsgraden bestimmt implizit und fließend unsere Identität. Eine explizite, unveränderliche Identität - schau hin, wer du warst und wer du bist. Ahne, wer du sein wirst, und lass dich überraschen^^
Mag sein, dass Moral bis zum Ende besteht und Ethik sich in der Anstrengung des Wollens verbraucht. Es gibt Gegenbeispiele. Aber schon recht, Moral ist der einfache Weg für die Vielen, Ethik der schwere Weg für den Menschen, der sich erkennt.
Ich bedaure den Text über weite Strecken, denn er geht von den falschen Prämissen aus, das Prinzip "Auge um Auge" sei a) alttestamentarisch und b) es sei "moralisches Gift". Der erste Fehler hätte vermieden werden können, wären die Codizes Ur-Nammu bis Hammurapi gewürdigt worden.
Der zweite Fehler beruht auf der Annahme, das Talion sei nur Vergeltungs- und damit Rachestrafrecht. Das ist natürlich blanker Unsinn: Mit dem Talion wird in Wahrheit nicht am Täter, sondern an der Tat Maß genommen. Damit erweist es sich in der Grundstruktur fortschrittlicher als Vieles, was davor war und danach kam. In Deutschland bedurfte es einiger Anstrengungen, das von den Nazis auf die Spitze getriebene Täterstrafrecht auf das Tatstrafrecht umzustellen. Erst dadurch konnte überhaupt je ein klarer Gedanke zu Resozialisierung gefasst werden.
In dieser Gemengelage wendet sich "Vergebung" wieder dem Täter unmittelbar zu und zwar mit dem schieren Gegenteil von Strafe. Wir haben es also mit den zwei Seiten der gleichen falschen Münze zu tun, die nicht anders kann, als mit dem "Gewohnheitskriminellen" Hunting umzugehen. Als solchen würden ihn eben jene Personalisierer alter Schule bezeichnen. Die Vergebung will lediglich den Weg aus dieser einen Betrachtungsweise heraus weisen.
Und doch wird dem abermals mehr Beachtung geschenkt als dem eigentlichen Problem, das in den USA schon seit Längerem als "Governing through Crime" bezeichnet und von dem deutschen Kriminologen und Soziologen Fritz Sack 2004 als "neue politische Strategie" auch in Europa angeprangert wird: Als eine "neue Straflust", die sich in klingender Münze der Wählerstimmen bei entsprechendem Auftritt sog. Sicherheitspolitiker auszahlt.
Wäre wenigstens an der Stelle die Mahnung an mehr "Vergebung" zielführend? Dass das unwahrscheinlich ist, belegt eine Legende von vor rund 2000 Jahren zu einer öffentlichen Befragung in einem römischen Kastell. Sie wussten sehr wohl, was sie taten.
🎈 [...] "Governing through Crime" bezeichnet und von dem deutschen Kriminologen und Soziologen Fritz Sack 2004 als "neue politische Strategie" auch in Europa [...]🎈
Seehofer, nicht wahr?👁🗨
Oh, ein Artikel über Schuldrelativismus auf der Freitag.
Ist denn der regime chance so bald?
Oh, ein Artikel über Schuldrelativismus auf der Freitag.
Ist denn der regime change so bald?
Ich sehe es doch ganz anders als der Autor, da ich persönlich damit Erfahrungen gemacht habe.
Zu meinem persönlichen Bekanntenkreis zählten früher mehrere sogenannte Intensivstraftäter. Einer davon war schon 29 mit dem Gesetz in Konflikt geraten und prahlte nur noch damit, wie dumm die deutschen Richter doch sind. Er saß noch nie im Gefängnis, obwohl er in seinem Leben zwei Personen fast getötet hatte. Reue oder Demut? Fehlanzeige, eher das genaue Gegenteil udn das obwohl er schon über 25 Jahre alt war, hatte es bei ihm im Kopf noch nicht Klick gemacht. Er ist sehr stolz sogar darauf, wie brutal und hart er doch gewesen ist...
Andererseits finde ich es eine Schande , dass manche Gerichte Hassverbrechen als ein größeres Verbrechen inzwischen einstufen als zum Vergleich: Blüten in den Umlauf bringen, Dutzende Drogendelikte oder als schwere Körperverletzung.
Ich finde wir brauchen eher härtere Strafen für Gewaltverbrechen udn Mord , anstatt härtere Strafen für Hass oder ständig neue Hassfilter und Zensur. Der Autor sollte es lieber unterlassen den Versuch zu unternehmen mit solchen Artikeln die Vorstellungen von Moral und Gesetz auf den Kopf zu stellen.
Hassverbrechen ist noch lange kein GewaltVerbrechen.
Es brächte keinen sozialen und keinen individuellen Vorteil für uns viele, lehnten wir den individuellen Willen und die Freiheit zur Entscheidung ab, Herr Baron. Zudem ist die Logik eines solchen Versuchs eher dürftig und die angeblichen Erkenntnisse der Neurowissenschaften, erweisen sich als umstrittene Interpretation beobachtbarer elektrophsyikalischer und elektrochemischer Stoffwechselvorgänge, deren allzu weite Auslegung ein wichtiges Grundprinzip der Wissenschaften überhaupt, nämlich zugleich sowohl systemisch, als auch in Stufen, z.B. Komplexitätsstufen, zu denken und auf jeder Ebene andere Gesetzmäßigkeiten anzuerkennen, verletzt.
Genauso wenig, haben die modernen westlichen, gewaltengeteilten und demokratischen Staaten, zu denen wir uns immer noch rechnen, ein Interesse daran, mit Strafgesetzen Rache zu üben. Und noch halten große Bürgermehrheiten und die besinnlichere Mehrheit der intelligenten Medien es ebenso.
Die ewigen Diskussionen um den "Law and order"- Ansatz und die jugendlichen "Intensivtäter", die Diskussion um Strafen für Sexualverbrechen, zeigen, dass in der gelebten Praxis und nach den Verfassungen der meisten EU- Staaten, sich keineswegs das Geschrei aus den schnellen (Web-)Medien oder von der Straße durchsetzt. Es wäre auch zu dumm, an diesem Punkt Rechten, den BILD -analogen Medien und ein paar konservativen Radikalen nachzugeben, die sich in den christlichen Parteien, aber auch bei der SPD ("Thilo", hört ihr ihn rufen, er sehnte sich immer schon nach härteren Strafen), fraktioniert halten konnten, weil das eben auch zur Demokratie und zum Volk gehört.
Der Strafvollzug gestaltet sich, trotz zahlreicher Reformen, manches Mal analog einer Rache, wenn z.B. Schwarzfahrer, Kleinschuldner oder Personen, denen Verbrechen gegen die Rechtsordnung selbst oder den Staat vorgeworfen werden, letztere durch besondere Haftbedingungen und Spezialgesetze, bestraft werden. Wenn man z.B. vermeintliche oder tatsächliche Querulanten forensisch psychiatrisiert und damit fast unbegrenzte Möglichkeiten zum Wegsperren (Zeit, Art und Weise) eröffnet. Das passiert, wenn Untersuchungshaft sich endlos dehnt und dann zur Strafe wird, Entschädigungen hin oder her. Das geschieht, wenn kurzer, statt fairer Prozess gemacht wird.
Die öffentlichen Fraktionen und Einzelpersonen, die wirklich mit Mitteln des Staates und einer selbstgestrickten Moral oder einer pseudoobjektiven Ethik richten wollen, streben tatsächlich wieder nach Rache an uns Uneinsichtigen und die Vorläufer solchen Denkens, finden sich da, wo sie Marian Schraube, s.o., zu Recht verortete.
Die streben in der Tat eine andere, böse, üble, anomische und täglich aggressive, vollständig kontrollierte Gesellschaft an, die dann, im Namen des Volkes, unter Umständen auch ohne Religion, aber nicht ohne deren Ersatz, funktioniert und das absolut Böse in vollster Ausprägung auslebt, indem behauptet wird, es gäbe letztlich keine freie Entscheidung. Der quasireligiöse Ersatz lautet: es passiert, für mich sichtbar, was, und ich sehe die Härte, das beruhigt meine leichte Erregbarkeit und gibt mir das Gefühl irgendwie mit der Macht zu sein.
Die großen Kirchen und Religionsgemeinschaften sehen das heute ganz genau so und wenden sich daher seit Jahrzehnten entschieden gegen Rachegedanken in Gesellschaft und Justiz, wie es auch die wirklichen Humanisten ohne Glaubensbindung halten. Sie predigen konsequent gegen die in der medialen Erregung aufkeimenden Gelüste, die sich auf der Straße, vor Gerichten, vor Haftanstalten und in den nun noch einmal vermehrten medialen Kanälen und sozialen Foren des WWW breit machen, auch unter ihren Gläubigen.
Bisher sind in unserem Europa keine evangelikalen Prediger oder sonstigen Geistlichen öffentlich vor den Mob getreten und haben gerufen, "Gott will es, schafft sie aus der Welt". Z.B. in Brasilien, ist das derzeit anders!
Die Justizrealität der großen europäischen Staaten ist geprägt davon, möglichst wenige Menschen einsperren zu müssen, möglichst mehr frühe Rehabilitation und Resozialisation zu betreiben, für jene die straffällig wurden. Für Jugendliche und junge Erwachsene, sowie für allerlei Motive und Begleitumstände der jeweiligen Täter, verfährt man in allen diesen Ländern, mit Recht, einzelfallorientiert, vor Gericht und im Vollzug. Motive, Reue und Einsicht, sowie ein gewisses Maß an tatsächlich gezeigter Verantwortung für die eigene Tat, fließen ebenso in die Urteile und in die Vollzugspraxis der Strafe ein, wie psychische und medizinische Gründe für eine Exkulpation.
Nur so, lassen sich die bemerkenswerten Unterschiede in der Zahl der Gefangenen bezogen auf die Zahl der Straftaten und die Bevölkerungszahl erklären. Nur so, lässt sich verstehen, dass die meisten europäischen Länder deutlich weniger Menschen einsperren, als z.B. Spitzenreiter USA, Russland oder Brasilien.
In anderen, weniger rechtsförmigen Ländern erklären sich sehr niedrige Häftlingszahlen jedoch aus einer ganz anderen Problematik. Da werden viele schwere Verbrechen nicht verfolgt und viele weitere über private, teils kollektive, nicht- staatliche Strafsysteme, oft auch sehr willkürlich und gewaltsam, nach den jeweiligen lokalen und regionalen Machtverhältnissen, abgehandelt. - Sind das Gesellschaften mit weniger Angst und Furcht, sind das offenere Gesellschaften? Wohl nicht!
Die "Heilungsfantasie" der allermeisten Moralisten, auch der religiösen, lautet nämlich, so wenig strafen zu müssen, wie es nur menschenmöglich ist. Während die "objektive Ethik", gerät sie in den Sog sich als Vernunftreligion zu gebärden, durchaus zu dem Schluss kommen kann, es sei einfacher in Gesellschaften, wenn man sich, ohne allzu umfassend nach Schuld, Reue, Sühne und Motiven zu fragen, die letzlich willenlosen, aber eben fehlerhaft handelnden Subjekte einfach loszuwerden und dabei auch selbst nicht ein Fitzelchen Reue oder Scham zu empfinden, weil alles naturgesetzlich objektiv und bestimmt sei.
Oder man fantasiert, ob es gelingen könne eine straflose Gesellschaft aufzubauen, indem man eine möglichst umfassende technische, sozialpädagogische und erzieherische Kontrolle der Selbstwillenlosen, in der keine Verbrechen mehr geschehen, weil alle Handlungen und sogar das Denken und die Fantasie zu möglichen Tathandlungen, mit Hilfe von zahlreichen Murti- Bing- Strategien kontrolliert werden.
Das wäre die denkbare Hölle und das ewigen Fegefeuer, für jeden, nicht nur für D-503 und I-330 und weiterer Nummern, aus Jewgeni Samjatins Roman "Wir"("My). Dann säßen wir alle in gläsernen Wohnungen und es wäre uns eine leichte Übung, überheblich folgende Gedanken zum "alten Recht" und zur "alten Moral" der "goldenen Regeln" vorzutragen:
>>Jeder beliebige zehnjährige Nummer unseres Staates kann dieses mathematisch- moralische Problem in einer halben Minute lösen; sie aber vermochten es nicht, nicht einmal all ihre Kants zusammen (weil keiner dieser Kants daraufkam, ein System wissenschaftlicher Ethik zu schaffen, einer Ethik nämlich, die auf Substraktion, Addition, Division und Multiplikaktion beruht).<<(...) >>Ist die Freiheit des Menschen gleich Null, begeht er keine Verbrechen. Das ist völlig klar.<< (...) >>Doch das alles ist nicht eure Schuld- ihr seid krank. Eure Krankheit heißt Phantasie.<<(...) >>Die staatliche Wissenschaft hat vor kurzem eine wichtige Entdeckung gemacht: das Zentrum der Phantasie ist ein winziger Knoten an der Gehirnbasis. Eine dreimalige Bestrahlung dieses Knotens- und ihr seid von der Phantasie geheilt. Für immer.<<(...)>>Man band uns fest und operierte uns.<< (J.Samjatin, Wir, 1920, KikWi,Köln,1984) - Nein Danke!
Bitte Herr Baron, nehmen Sie nicht die Rolle ein, die vor ein paar Monaten noch ein besonders engagierter Gewissenwart in der Redaktion des dF spielte, auch wenn Sie sich als Aufklärer über die Torheiten und Trugschlüsse Linker, Religiöser oder der Rechtsordnung, einen professionellen Namen machen wollen und vielleicht denken, sie kommen damit den eigenenWurzeln, dem sonst verachteten, einfachen Volk, dem "einfachen Bürger", näher.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Ich liebe es handfester.
Kaum jemand in diesem erlauchten Kreis von Diskutanten interessiert, wie wir es vereiteln können, dass sinnvolle, verabredete Regelwerke, z. B. das Völkerrecht, jederzeit konsequenzlos übertreten werden können. Jedenfalls von besonders skrupellosen Halunken, wie Gerhard Schröder und Joschka Fischer, wie George Walker Bush und Anthony „Tony“ Charles Lynton Blair oder Barack Hussein Obama II. Oder den "Präsident ohne Geschäftsbereich" von Goldman Sachs International (GSI) in London und ehemaligen portugiesischen Ministerpräsidenten und einstigen EU-Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso.
Ich wiederhole:
Noch während des achtjährigen völkerrechtswidrigen Irakkrieges mit Tony Blair als Oberbefehlshaber der britischen Kriegsmaschinerie wurde der frühere britische Premierminister im Dezember 2007 im Rahmen einer Privatmesse mit dem Erzbischof von Westminster, Kardinal Cormac Murphy-O'Connor, in die katholische Kirche aufgenommen. – Ihm muss zuvor ja wohl die Absolution für die bewusste und gezielte Tötung von Menschen erteilt worden sein!
Die kath. Kirche empfing die größten Kriegstreiber zu Glamour-Empfängen im Vatikan und Spaziergängen in den päpstlichen Gärten (wie George W. Bush und Tony Blair in Privataudienz). So geschehen in den Jahren 2003 bis 2008, also parallel zum Irakkrieg.
Das ist für mich der Aufreger, der Stoff, der mich mich zum Hypermoralisten – wie die Inhaber der Deutungshoheit in dieser dFC mir immer wieder unter die Nase reiben – macht!
Als sei das nicht das eigentlich Dramatische.
Kluge Köpfe forschen über Frieden, doch Staaten geben Milliarden für Denkschulen aus, die nichts anderes im Kopf haben als den Atomaren Erstschlag für sich selbst überlebensfähig zu machen. Und Staaten sinnieren, wie sie die Bürgerinnen und Bürger für ihre willfährigen Zerstörungskriege, die sie anderen Nationen aufs Auge drücken, agitieren können. – Schrecklich!
🎈 – Schrecklich!🎈
Tja, das sag ich mir auch tagtäglich.
Aber dann, wie hier schon mal gesgt, ziehe ich die Schultern hoch und schaue, ob es Harald Lesch, eine Talk Show oder die Steel Buddies im Fernsehen gibt.
Was soll ich auch sonst tun? Mir fehlt jegliche politische Gestaltungsmacht und ich bin nach wie vor froh, dass ich vor vielen Jahren eine mögliche Kandidatur dazu abgelehnt habe.
Wer selbst Politik macht, macht sich die Finger schmutzig. Das ist es mir nicht wert.
Lieber bleibe ich einer der Clowns, die auf der Manegenumrandung herumirren und gelegentliche laute Kommentare zur Politikwelt ins Publikum rufen.
Einsicht und Machtlosigkeit gehören zusammen.🎬
Aspekte der gesellschaftspolitischen Aufklärung im 21. Jahrhundert – und nicht nur zum religiös-österlichen Aberglauben.
Das Kapital braucht ein „geistig kastriertes Volk“, so auch in der Bundesrepublik Deutschland wie in der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten.
Das imperialistische System der geistigen Manipulierung
Eines der anschaulichsten Beispiele für den kapitalistisch-imperialistischen Fäulnisprozess bildetdas staatsmonopolistische System der geistigen Manipulierung der Menschen in der BundesrepublikDeutschland und EU-Europa. Dieses System charakterisiert sehr drastisch die Herrschaftsmethodender Monopolbourgeoisie im Rahmen ihrer strategischen Gesamtkonzeption. Das Ziel der geistigen tiefenpsychologischen Manipulierung besteht darin, die große Mehrheit der Bevölkerung entgegenihren objektiven Interessen den Klassen- und Herrschaftsinteressen der Finanz- und Monopolbourgeoisie unterzuordnen.
Schon immer hat die herrschende kapitalistische Klasse versucht, auch mit ideologischen Mittelndie LohnarbeiterInnen niederzuhalten, alle Werktätigen, Frauen und Männer, im Sinne derErhaltung der kapitalistischen-imperialistischen Klassenherrschaft ideologisch zu beeinflussen.Dabei hat der bürgerliche Staat, die bürgerlichen Medien, die Einrichtungen derGesellschaftserziehung, Schulbildung und Kirche, stets eine wichtige Rolle gespielt. Ohne diesesSystem konnte die Bourgeoisie zu keiner Zeit ihre Herrschaft erhalten. „Ohne die Massen kommtman nicht aus, die Massen aber können im Zeitalter des Buchdrucks [analog heute auch Internet und/bzw. Handy/Smartphone] und des Parlamentarismus nicht geführt werden ohne ein weitverzweigtes, systematisch angewandtes, solide ausgerüstetes System von Schmeichelei, Lüge, Gaunerei, das mit populären Modeschlagworten jongliert ...“ (W.I. Lenin: Der Imperialismus und die Spaltung des Sozialismus. In: Werke, Bd. 23, S. 114/115.)
Dieses System findet heute in der geistig-tiefenpsychologischen Manipulierung eine bis zur Perfektion getriebene neue Qualität. Die Notwendigkeit einer solchen Manipulierung der Menschen entspringt wiederum dem staatsmonopolitischen Herrschaftssystem, dessen soziale Basis immer schmaler wird, während seine Profit- und Expansionsziele in immer stärkeren Gegensatz zu den Interessen der Bevölkerungsmehrheit geraten. Die geistige Manipulation ist ein raffiniertes imperialistisches System zur allseitigen Beeinflussung des menschlichen Bewusstseins und Handelns. Sie soll die Macht der Monopole erhalten, ihre Profite erhöhen und ihre aggressiven Ziele verwirklichen helfen. Sie ist das bisher umfassendste System der Imperialisten zur geistigen und gesellschaftspolitischen Entmündigung der Mehrheitsbevölkerung.
Ohne dass sich die Mehrheit der Menschen dessen bewusst wird, sollen ihr Weltbild, ihreDenkgewohnheiten, ihre gesamte Lebensweise wie nie zuvor den reaktionären Zielen derMonopolbourgeoisie unterworfen werden. Im Mittelpunkt steht dabei der Versuch, die werktätigelohnabhängige Bevölkerung in das staatsmonopolistische System zu „integrieren“.
Durch die Ergebnisse der wissenschaftlich-technischen Revolution und die gewachsenen Profite derMonopolbourgeoisie stehen heute größere technische und finanzielle Mittel zur Verfügung, umdieses System zu perfektionieren.
In der imperialistischen Gesellschaftsordnung dient die Anwendung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in der Produktion nicht dem Wohle der werktätigen Mehrheitsbevölkerung.Sie richtet sich gegen die lohnabhängigen Werktätigen und erhöht deren Existenzunsicherheit.Ebenso wenig dienen die Möglichkeiten des wissenschaftlich-technischen Fortschritts aufkulturellem Gebiet der allseitigen Entwicklung der Persönlichkeit und der Verbreitung der Schätzeder Menschheitskultur. Sie werden gegen die kulturellen Interessen und Bedürfnisse derMehrheitsbevölkerung eingesetzt, dienen der geistigen-psychischen Degradation der Menschen.Wissenschaftlich-technischer Fortschritt auf kulturellem Gebiet wird heute im Imperialismus fastausschließlich in den Dienst der politisch-ideologischen Manipulierung der Bevölkerung gestellt. Der bürgerliche Wissenschaftler C. F. von Weizsäcker wies unter Bezug auf diese massive geistigeManipulierung darauf hin, dass die herrschende Klasse ihren Willen schon immer dem Volk mit denMitteln der Drohung, des Terrors und der physischen Gewalt aufzwang, dass dies aber unter demAspekt der wissenschaftlich-technischen Revolution primitiv sei. „Die leise Machtausübung, dieunmerkliche, die den Beeinflussten gar nicht merken lässt, dass er nicht seinem Willen folgt, ist sehrviel effektiver, wenn man sie nur zu manipulieren versteht.“ (C. F. von Weizsäcker: NurBewusstsein kann die Zukunft meistern. In: Die Welt, 10. Mai 1965, S. 6.)
Infolge der zahlreichen technischen Hilfsmittel und wissenschaftlichen Methoden, die derBourgeoisie heute zur Verfügung stehen, ist die Manipulierung des Bewusstseins die wichtigsteMethode der Herrschaft der Finanzoligarchie auf geistigem Gebiet.
Ein wesentliches Merkmal der geistigen Manipulierung im Imperialismus besteht in dem Versuch,das Bewusstsein der werktätigen Bevölkerungsmehrheit auszuschalten und besonders dieArbeiterklasse, die Frauen und Männer der abhängigen Lohnarbeit, daran zu hindern, sich ihrerKlassenlage bewusst zu werden. Die Manipulierung ist darauf angelegt, dem Menschen seineaktiven Denkfunktionen, eine seiner Wesenskräfte, zu rauben, ihn zur bloßen geistigen„Konsumpflicht“, zum „Verbraucher“ der der Monopolbourgeoisie genehmen Nachrichten,Stereotypen und Leitbilder zu degradieren. Auf diese Weise werden die Massen imstaatsmonopolistischen Kapitalismus enthumanisiert, ihre sittlichen und moralischen Werte zerstört(modifizierter Kapital-Faschismus). Besonders die so genannten unterschwelligen Einflüsse, denen keine vernünftigen Argumente zugrunde liegen, sondern die geheime Wünsche und Triebe im Menschen ansprechen sollen, werden für die Manipulierung ausgenutzt, für die Gleichschaltung, eine Uniformierung des Bewusstseins nach dem Willen der Monopolbourgeoisie in einer objektiv durch antagonistische Widersprüche gespaltenen imperialistischen Gesellschaft. –
Die Monopole haben durch die Manipulierung die Macht, „die übrigen zu einem Heer von Geistessklaven zu erniedrigen, Sklaven, deren Unfreiheit darin besteht, dass sie sich frei wähnen und in diesem Wahn eben dirigieren lassen“. Die Monopole brauchen ein „geistig kastriertes Volk“. (Erich Kuby: Das Volk ist seine Presse wert. In: Information oder herrschen die Souffleure?, Hamburg 1964, S. 92.)
Daraus lässt sich ein weiteres wichtiges Merkmal der Manipulierung ableiten, das darin besteht, dasVolk geistig zu deformieren, ihm alle notwendigen, aktiven, schöpferischen geistigen Fähigkeitenund Tätigkeiten zu rauben. Ohne dass sich der einzelne Mensch noch in eine von derimperialistischen Manipulierung unbeeinflussbare Sphäre zurückziehen kann, wird seinePersönlichkeit systematisch zerstört. (Manipulation. Die staatsmonopolistischeBewusstseinsindustrie, Berlin 1968, S. 40.)
Das Objekt der Manipulierung ist der arbeitende Mensch, ist die werktätige lohnabhängigeBevölkerungsmehrheit, sein Denken, sein Handeln, sind seine Gefühle. Von der Intimsphäre (aufdie besonders Werbung und Reklame einwirken) bis zu seinem öffentlichen Auftreten in der Arbeitund in der Politik bleibt nicht eine Seite, nicht ein Gebiet seines Lebens durch die herrschendenimperialistischen Kreise unbeeinflusst.
So wie der Mensch im Kapitalismus-Imperialismus von Menschen ausgebeutet und unterdrücktwird, so wird er auch von Menschen manipuliert. Nicht der wissenschaftlich-technische Fortschrittist die Ursache der Manipulierung, sondern das faulende und parasitäre imperialistischeHerrschaftssystem, die kleine Schicht der herrschenden Finanz- und Monopolkapitalisten und ihreAdministration, ihre Ideologen und Politiker. Um das zu verschleiern, versuchen die bürgerlichenund analogen bourgeoissozialistischen Ideologen sogar, die imperialistische Manipulierung mit deremanzipatorisch-sozialistischen Bewusstseinsbildung gleichzusetzen. Doch Manipulierung undemanzipatorisch-sozialistische Bewusstseinsbildung sind zwei miteinander unvereinbare Begriffe.Während die Manipulierung darauf gerichtet ist, die Interessen der Bevölkerung den Zielen derFinanz- und Monopolbourgeoisie unterzuordnen, besteht das Wesentliche der emanzipatorisch-sozialistischen Bewusstseinsbildung darin, der werktätigen Mehrheitsbevölkerung ein solches Bewusstsein zu vermitteln, das sich in Übereinstimmung mit ihren objektiven Interessen befindet und sie zur Erfüllung ihrer historischen Mission –– gesamtgesellschaftliche Emanzipation und sozial-ökologisch-ökonomische Gleichheit – befähigt. Die emanzipatorisch-sozialistische Bewusstseinsbildung hat die Entwicklung aller schöpferischen Fähigkeiten und des bewussten Denkens aller Menschen zum Ziel.
Das System der Manipulierung des Bewusstseins ist ein wichtiger Bestandteil der psychologischenKriegführung der deutschen Finanz- und Monopolbourgeoisie gegen Demokratie und Emanzipation. Die (deutschen) Bürger sollen damit entgegen ihren Lebensinteressen für die Unterstützung der abenteuerlichen und lebensbedrohenden politischen Grundziele des (deutsch-europäischen) staatsmonopolistischen Regimes reif gemacht werden. Sie werden vor allem im Sinne des Antikommunismus und der imperialistischen (geopolitischen, geheimdienstlichen, polizeilichen, militärischen, wirtschafts- und gesellschaftspolitischen) Expansion und Transformation manipuliert.
Die Wirksamkeit dieser geistigen Manipulierung und ihre einheitliche und planmäßigestaatsmonopolistische Lenkung wachsen mit dem Konzentrationsprozess auf kulturellem Gebiet. InDeutschland hat neben dem Konzern von (Axel) Springer, demgegenüber selbst der HugenbergschePressekonzern der Weimarer Zeit nur ein Unternehmen mittlerer Größe war, vor allem derBertelsmann-Konzern (AG und Stiftung) seine Macht und Einflusssphäre erweitert. Von solchenUnternehmen wie Bertelsmann und Springer, die eine Monopolstellung im geistig-kulturellenBereich besitzen, wird ein großer ideologischer Terror ausgeübt. Über deren Erzeugnisse wird derBürger täglich und stündlich ideologisch manipuliert. Vom plumpen Schwindel, direkten Lügen undHalbwahrheiten (die am gefährlichsten sind) bis zur raffiniertesten Fälschung werden alle Registergezogen. Das bewusst niedrig gehaltene Bildungsniveau der Bevölkerungsmehrheit kommt dergeistigen Manipulierung entgegen.
Ein wichtiges Instrument zur geistigen Manipulierung ist die Ausnutzung der verschiedenenFormen der Kultur, u.a. der Literatur und Kunst. Die konfektionierte imperialistische Massen-„Kultur“, die sich seit Jahrzehnten als ein Narkotikum gegen die Banalität und Leere des Lebens imKapitalismus erweist, bietet eine sehr wirkungsvolle Verpackung für die imperialistische Ideologie.Sie hat den „Vorzug“, dass sie nicht direkt, sondern indirekt und mittelbar über sogenannteLeitbilder und unter dem Deckmantel des „unpolitischen“ wirkt und die Köpfe der Menschenvernebelt.
Die imperialistische Massenkultur wurde im Laufe von Jahrzehnten zu einem raffinierten Systemder geistigen Beeinflussung der Menschen ausgebaut. Es existiert –– bei den Konzernen derimperialistischen Kultur- und Vergnügungsindustrie – ein spezialisierter, funktionstüchtiger Apparatvon Fachleuten, der Produktion und Absatz der Massenkultur exakt überwacht, der Werbung,Marktforschung und Meinungsbefragung auf wissenschaftlicher Grundlage betreibt, ihreideologisch-psychologische Wirksamkeit genauestens kontrolliert und für die ,Strategie im Reichder Wünsche’ verantwortlich ist.„Der Einsatz eines ganzen Stabes von Wissenschaftlern im Bereich der imperialistischenMassenkultur hat zweifellos dazu beigetragen, dass sie noch gezielter und raffinierter zurManipulierung des Menschen eingesetzt werden kann. Dadurch haben sich die realen Gefahren, dievon der gegenwärtigen imperialistischen Massenkultur, ...ausgehen und auf das geistige Niveaubreiter Bevölkerungskreise einwirken, noch erheblich vergrößert.“ (Manipulation. Diestaatsmonopolistische Bewusstseinsindustrie, Berlin 1968, S. 40.)
Von den zahlreichen Leitbildern, die die imperialistischen Massenmedien propagieren, haben zweibesondere Bedeutung, da sie direkt das Wesen der Manipulierung treffen. Das ist das Bestreben,eine angeblich von gesellschaftlichen Widersprüchen „freie Welt“ darzustellen, um sozialeIllusionen zu erzeugen. Es soll die imperialistische Gesellschaftsordnung als die beste allerOrdnungen betrachtet und davon abgehalten werden, Einsichten in die realen gesellschaftlichenZusammenhänge und (praktischen) Erfordernisse zu gewinnen. Politische Passivität und politischesAnalphabetentum werden als eine (vorbildliche) Tugend gepriesen. –
Aber das allein genügt den (deutsch-europäischen) Imperialismus heute nicht mehr. Er braucht eineKultur, die aktiv seine aggressiven politischen Ziele unterstützt. Dem wird das immer stärkermanipulierte Leitbild des „harten“, alle Widerstände überwindenden „Superman“ gerecht, derkaltblütig auch Menschen „umlegt“, wenn es um den „Kampf gegen den Terrorismus“ - gegen dieUnabhängigkeits-, Befreiungs- und Emanzipationsbewegung geht. Ständig wird an die niedrigstenInstinkte im Menschen appelliert, werden „Gefühle“ gezüchtet, die menschenverachtend undinhuman sind. –– Das Grundprinzip ist die mit grausamsten Mitteln betriebene Vernichtung allerpolitischen Gegner, besonders der Kommunisten, Sozialisten, Demokraten aller Länder. In diesemLeitbild sind Sadismus und Perversion eine unheilige Allianz zum Schutze der imperialistischenOrdnung eingegangen. (Gerda Haak: Imperialistische Massenkultur im Dienste desAntikommunismus. In: Verbrechen ohne Chance. Gegen die Ideologie des Antikommunismus,Berlin 1967, S. 274 ff.)
Der Bürger, der sich in seiner Freizeit fast ausschließlich dem Konsum dieser „Kulturprodukte“zuwendet, wird, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht, zu einem willfährigenManipulierungsobjekt der herrschenden kapitalistisch-imperialistischen Kreise, die ganzsystematisch die Breitenentwicklung dieser „kulturellen“ Mittel für ihre Ziele steuern undausnutzen.
Es ist eine sehr schwere und unumgängliche Aufgabe der Arbeiterklasse, der Frauen und Männerder Lohnarbeit, und aller anderen demokratisch und humanistisch gesinnten Kräfte in Deutschlandund Europa, dieser faulenden imperialistischen Ideologie des vom Antikommunismusdurchdrungenen zügellosen Militarismus, des Rassendünkels und der Menschenverachtung wirksam entgegenzutreten.
Es kommt darauf an, die Werktätigen aus dem Banne der imperialistischen Ideologie und vonillusionären Vorstellungen über das imperialistische Klassenwesen des staatsmonopolistischenKapitalismus zu befreien. Vorstellungen, dem staatsmonopolistischen System scheinbarfriedlichere, sozialere und menschlichere Züge zu verleihen, ohne seine gesellschaftliche Grundlagezu verändern oder einen Ausweg aus dieser Situation in einem „dritten Weg“ zwischen Kapitalismus und Sozialismus zu suchen, müssen beseitigt werden. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um die notwendige breite antiimperialistische Kampffront zu schaffen, die die Rolle der Arbeiterklasse, Frauen und Männer der Lohnarbeit, als entscheidende Kraft bei der Durchsetzung des gesellschaftlichen Fortschritts anerkennt und sich auf sie zu stützen beginnt. In allen Schichten der Bevölkerung, vor allem bei den Frauen und Männern der Lohnarbeit – der Arbeiterklasse, muss sich das Bewusstsein einer notwendigen geistigen Neuorientierung im politischen und kulturellen Raum entwickeln, die in erster Linie vom Antikommunismus frei sein muss.
So wie die Alternative zum staatsmonopolistischen System letztlich nur der Sozialismus – auf derGrundlage des Gemeineigentums an den gesellschaftlichen Produktionsmitteln – sein kann, so bietet nur die Ideologie des wissenschaftlichen Marxismus-Leninismus eine echte Alternative zurimperialistischen Ideologie. Die Verbreitung der marxistisch-leninistischen Ideologie, die allehumanistischen, emanzipatorischen und revolutionären geistigen Strömungen am konsequentestenzum Ausdruck bringt, ist die wichtigste Waffe zur Zurückdrängung der geistigen Manipulierung derwerktätigen Volksmassen durch die Finanz- und Monopolbourgeoisie. Sie dient auch im ideologischen Klassenkampf gegen die rechts-sozialdemokratische Konvergenztheorie und Herrschaftsideologie des Bourgeoissozialismus.
Vgl.: Grundkurs zu Lenins Werk „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“,Berlin 1971. Ein aktualisierter Auszug.
31.12.2009 / 22.04.2019, R.S.
Sie zitieren ausgerechnet von Weizsäcker um den Kapitalismus zu diskreditieren?
Das ich nicht lache!
In mir, als philosophisch/juristischer Laie, ist aus den nicht immer einfachen Schriften von Schmidt-Salomon (u. a. "Jenseits von GUT und BÖSE") folgende Kurzfassung hängen geblieben:
"Mit der Einteilung der Welt in GUT und BÖSE lässt sich jedes Verbrechen rechtfertigen."
Damit, und etwas Zubehör komme ich als naturwissenschaftlich orientierter Atheist eigentlich recht gut durch's Leben und (begrenzt) auch durch die hiesigen Schriften. Manch Kommentar ließe sich auch hier etwas kürzer fassen, also auf den jeweiligen Kern eindampfen.
Zu dem standardmäßigen unverständnis bzgl. "auge um auge" ist der gleichnamige artikel der wikipedia aufschlussreich. https://de.wikipedia.org/wiki/Auge_f%C3%BCr_Auge
Vielen Dank, für den Hinweis, auf den lesenswerten Eintrag.
Das standardmäßige Unverständnis ist jedoch oft keiner Nachlässigkeit geschuldet, sondern im Falle harter Atheisten, ein ideologisch gewolltes Missverstehen. Man wiederholt einfach bis zum Erbrechen, seine eingeübten Vorurteile und schaut auf die Wirkung, statt auf die intellektuelle Redlichkeit oft in gefühlter Union, mit "der Wissenschaft" (die noch gerne eingekürzt auf die Naturwissenschaft, alles andere fällt und "Geblubber"), als deren einzig legitime Vertreter man sich versteht und der man die Lösung aller Probleme zutraut, klassischer Szientismus.
Dass ausgerechnet diese Haltung, zum einen "die Wissenschaft" diskrediert und zum anderen, dem was man heute als fake news beschreibt Tür und Tor mitgeöffnet hat, ist einerseits ein Jammer und andererseits völlig unzureichend reflektiert.
Übrigens ein klassischer Text in dem Zusammenhang: Erkenntnis und Interesse, von Jürgen Habermas, aus dem Jahr 1968.
"Spielte er sich früher gern als moralische Instanz auf, tritt Uli Hoeneß nun oft erstaunlich entspannt, zurückhaltend, bisweilen sogar demütig auf."
Tatsächlich?