Im Repertoire von Rolf Zuckowski, der als Kinderliedbarde bekannt wurde, gibt es einen Song mit dem unscheinbaren Titel Links und Rechts. Er soll Orientierungshilfe bieten für die Kleinsten, denen die Unterscheidung schwerfällt: „Wer Links und Rechts nicht unterscheiden kann, der kann was erleben, hört euch das mal an!“ Der Vers hätte auch als dunkle Ahnung funktioniert, etwa zur Vorhersage der vielfältigen, diffusen und politisch schwer einzuordnenden Masse an „Querdenkern“, die sich in letzter Zeit zu den sogenannten Corona-Demonstrationen versammelt und an der sich selbst die klügsten Stimmen des Journalismus die Zähne ausbeißen. Sind diese Leute nun links oder rechts?
1994 lieferte der italienische Philosoph Norberto Bobbio in seinem Essay Rechts und Links. Gründe und Bedeutungen einer politischen Unterscheidung diese Definition: „Linke sehen Menschen eher gleich als ungleich, Rechte sehen Menschen eher ungleich als gleich.“ Wer das als Kompass nimmt, wird unter den „Corona-Demonstranten“ viele Linke und viele Rechte finden. Wem in diesem Kuddelmuddel nun nichts Originelleres einfällt als „Alles Nazis!“, der gibt sich jener Vereinfachung hin, die auch das – nennen wir es aus Kulanz einmal: Denken der Gegenseite steuert, wenn von dort „Gleichschaltung“ und „Meinungsdiktatur“ beklagt werden. Wer sagt: „Da die Leute sich nicht darum scheren, mit wem sie demonstrieren, sind sie zumindest rechtsoffen“, dem liegt wohl deutlich mehr daran, durch die Abwertung der anderen sich selbst in ein besseres Licht zu rücken als daran, ein komplexes soziales Phänomen zu verstehen.
Je mehr Rastalockenträgerinnen und Eine-Welt-Laden-Freunde kein Problem damit haben, dass direkt neben ihnen im Demo-Block die Reichsflaggen wehen, umso stärker drängt sich die entscheidende Frage auf, wie es nur so weit kommen konnte. Eine mögliche Antwort liegt in einer Gesellschaftsdiagnose, die in der aktuellen Pandemie so evident wird wie lange nicht mehr: Weil seit Jahrzehnten die herrschende Meinung besagt, die Industriestaaten hätten ein postideologisches Zeitalter erreicht, leben wir heute in einem hyperideologischen Zeitalter.
Bürgerliche Querfront
Corona ist ein Virus, bei dem es vordergründig nicht um Links und Rechts geht, nicht um Fragen nach starkem oder schwachem Staat, auch kaum um den Kampf um mehr oder weniger „Steuerlast“. Es geht der Politik in erster Linie um die scheinbar ideologiefreie Aufgabe, möglichst viele Menschen vor einer Erkrankung zu schützen und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Und dennoch zeigen die vergangenen Monate, dass Links und Rechts sehr wohl eine zentrale Rolle spielen, denn es gibt mehr als einen Weg der Pandemiebekämpfung – vor allem, wenn es sich um ein Virus wie Covid-19 handelt, über das die Wissenschaft noch relativ wenig gesichertes Wissen vorweisen kann.
Zwischen Home-Office-Elite mit Eigenheim-Garten und alleinerziehenden Müttern in Zwangskurzzeit mit Zweizimmermietwohnung, zwischen materiell begünstigten und ökonomisch benachteiligten Schulkindern, zwischen mies entlohnten „Systemrelevanten“ und reich belohnten „Bullshit-Jobbern“ vergrößern sich derzeit soziale Ungleichheiten, die zuvor im Palaver um „unsere soziale Marktwirtschaft“ kaum beachtenswert erschienen. Die Proteste richten sich zum Teil gegen die solche Ungleichheiten vertiefende Corona-Politik. Wenn dort ausgerechnet die Linke fehlt, dann ist die logische Folge, dass immer mehr Menschen das Gerede von der postideologischen Zeit glauben und keinen Unterschied mehr erkennen zwischen Links und Rechts.
Schon länger gewinnt die These immer mehr Anhänger, diese in früheren Zeiten zentrale politische Unterscheidung sei nicht mehr zeitgemäß. Spätestens seit Anfang der neunziger Jahre gehört es im politischen Mainstream zum guten Ton, eine Perspektive Jenseits von Links und Rechts (so der Titel einer Programmschrift des britischen Soziologen Anthony Giddens, der sich als Vordenker der britischen Sozialdemokratie einen Namen gemacht hat) einzunehmen und gegen sämtliche Stimmen rhetorisch hart zu Felde zu ziehen, die nicht bereit sind, die Gegenwart als Ära einer „Klassengesellschaft ohne Klassen“ zu bezeichnen.
Diesem Spin haben die linken Kräfte seit dem Ende der Sowjetunion so wenig entgegengesetzt, dass sie seit Jahren nur noch damit beschäftigt sind, das herrschende Falsche als „im Grunde gut“ zu verteidigen im Angesicht der drohenden Regression von Rechtsaußen. Wenn sich – wie spätestens seit der sogenannten Flüchtlingskrise 2015 – bis weit in die Linkspartei hinein hochrangige Leute als Angela-Merkel-Fans outen zu müssen meinten, dann kann niemanden verwundern, wenn jene ohne größere Probleme neben Verschwörungsideologen und Rechten demonstrieren, die eine Querfront der bürgerlichen Mitte rechts liegen lässt.
Twitter-Planierraupe
Als 2004 vor allem in Ostdeutschland sich Massenproteste gegen die Agenda 2010 erhoben, spotteten Neoliberale gemeinsam mit Sozialdemokraten und Grünen, die Kritik am Umbau des Sozialstaats sei nichts als konservative Besitzstandswahrung. Mittlerweile stauen sich alle in der politischen „Mitte“, kaum jemand will an den Rändern verweilen. Die auf Vertiefung der sozialen Ungleichheit zielende (und damit nach Bobbio eindeutig rechte) Politik der vergangenen Jahrzehnte wurde unter dem Label „Modernisierung“ vor allem von der SPD verantwortet; Grüne und die Piratenpartei schrieben sich bereits den Slogan „Nicht rechts, nicht links, sondern vorne!“ auf die Fahnen; Emmanuel Macron führte den Präsidentschaftswahlkampf 2017 in Frankreich gegen seine rechte Kontrahentin Marine Le Pen vor allem mit der Ansage, er sei weder links noch rechts. Seine nach dem Wahlsieg durchgesetzte Sozialpolitik lässt sich nach Bobbio klar als rechts deklarieren.
Heute, da der Kampf gegen ökonomische Ungleichheit im Parlament und auf der Straße kaum mehr durchdringt, entdecken die Rechten diesen Umstand als strategischen Vorteil. Zum einen stimmen sie in den „Wir sind alle Mitte“-Chor ein. Der langjährige SPD-Politiker Thilo Sarrazin (Deutschland schafft sich ab) etwa wehrt sich gegen Rassismus- und Klassismus-Vorwürfe so: „Die meisten Themen lassen sich nicht mehr im herkömmlichen Links/Rechts-Schema einordnen.“ Die vorwiegend aus Neonazi-Hipstern bestehende Identitäre Bewegung bedient sich bei den Grünen und ruft: „Nicht rechts, nicht links, sondern identitär!“ Zum anderen vermischen Rassemblement National in Frankreich, die AfD in Deutschland oder US-Präsident Donald Trump linke und rechte Positionen – um dann freudig in bürgerlichen Medien gegen Linke gerichtete Kommentare lesen zu können, wonach Rechte linke Codes verwenden und das Ende jeder Differenz zwischen den Lagern damit ja wohl bewiesen sei.
Für einen Tiefpunkt sorgte kürzlich die Twitter-Planierraupe Ulf Poschardt. In einem Tweet stellte der Chefredakteur der konservativen Welt seine neue Mitarbeiterin Stefanie Unsleber vor (richtig, das ist die Journalistin, die 2019 in der linksliberalen taz in der Debatte um den Mietendeckel über ihre bettelarmen Freunde mit Eigentumswohnungen in Berlin schrieb), mit diesen Worten: „Unsere neue Reporterin hat sich im Grunewald angesehen, wie linke Aktivisten dort weitermachen, wo die Nationalsozialisten arisiert haben.“
Hier setzt also ein mächtiger Journalist den Terror der Nazis mit dem Wunsch nach grundgesetzkonformer Vergemeinschaftung von Wohnraum gleich, um seine Ideologie kapitalistischen Eigentums zu rechtfertigen. Das ist nicht einfach nur die Strategie eines Berufsprovokateurs. Sie reicht bis in den Staatsapparat. Wer sich davon ein Bild machen möchte, muss nur einen Blick in die jährlichen Verfassungsschutzberichte werfen, in denen „Linksextremismus“ und „Rechtsextremismus“ als zwei Seiten derselben Medaille behandelt werden, obwohl die dort aufgeführten Zahlen belegen, dass Deutschland zwar ein Problem mit dem Rechtsterrorismus hat, ganz sicher aber keines mit ausufernder „linker Gewalt“.
Unsere Demokratie!
Weil das Bürgertum aus strategischen Gründen „die Linken“ und „die Rechten“ für so ziemlich gleich gefährlich für „unsere Demokratie“ zu halten vorgibt, können Rechte die Ungleichheitsfrage für sich beanspruchen und Bobbios Definition konterkarieren. Natürlich nicht im klassenpolitischen Sinn eines Oben und Unten, denn – so wird es jedem Schulkind seit vielen Jahren eingetrichtert – es gibt ja in „unserer sozialen Marktwirtschaft“ angeblich kein eindeutiges Oben und Unten mehr. Also stürzen sich die Rechten auf Wir/Sie-Ungleichheiten, die sich auf die Frage nach Drinnen und Draußen kaprizieren.
In einem sozialen Klima, das kein Rechts und kein Links mehr kennt, muss in Fragen von Klimakatastrophe, Flucht und Krieg niemand mehr einen Zusammenhang herstellen zu globalen Vermögens- und Eigentumsverhältnissen. Neoliberale Thinktanks haben den Menschen über Dekaden hinweg die Illusion eingehämmert, „wir“ seien eine Wirtschaftsgemeinschaft, die nach streng leistungsgerechten Kriterien funktioniere und im harten, aber fairen Wettbewerb gegen die Konkurrenz von außen verteidigt werden müsse. Daraus entwickelten sich Standortnationalismus und Egoismus, die in der breiten Bevölkerung angekommen sind und sich in den derzeit ratlos machenden Protesten niederschlagen.
Die Arbeiterklasse ist zerstückelt in eine noch halbwegs abgesicherte Fraktion der sich vor dem sozialen Absturz retten Wollenden sowie wild nach unten Tretenden einerseits und einer verachteten Unterklasse andererseits. Die „Corona-Demonstrationen“ sind ebenso wie Brexit, Trump oder AfD ein Problem, das der gesellschaftlichen „Mitte“ entsprungen ist. Sie lassen sich nicht mit Spott und Hass lösen, sondern mit Empathie und ebenso konkreten wie glaubwürdigen Politikangeboten. Wenn unter den Kritikerinnen der Corona-Maßnahmen weiterhin die linken Stimmen fehlen, die die Debatte auf die ökonomischen Folgen der Krise und die Etablierung einer sozial gerechteren Normalität nach der Pandemie lenken, dann wird Rolf Zuckowski recht behalten, wenn er in seinem Kinderlied singt: „Wer links und rechts nicht unterscheiden kann, der kann was erleben, mannomannomann!“
Kommentare 114
ich sehe menschen eher als un-gleich als gleich an.
das ist ihrer sozio-ökonomischen lage,
den herrschenden umständen/rechts-verhältnissen,
ihrer unterschiedlichen ausstattung mit ökonomischem und kulturellem
kapital geschuldet.
und ich behaupte, ein linker zu sein.
einspruch?
Der Autor meint nicht den materiellen Status der Menschen, sondern die Wahrnehmung von Artgenossen als höher- und minderwertig durch konservative Brille und jene von Gleichwertigen durch progressive.
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Ein hervorragender Artikel, der endlich einmal das Phlegma, der von konservativen Blinde-Kuh-Leuchten durchsetzen / dominierten Linke porträtiert, die bei „politisch korrekter“ Oberflächlichkeit den Tacheles Rechten überläßt.
Schwarz oder Weiss, Strom an oder aus. Dieses Denken nur noch in den Extrempunkten und nichts dazwischen nehme ich als Grundüberl unserer Zeit wahr...
„Linke sehen Menschen eher gleich als ungleich, Rechte sehen Menschen eher ungleich als gleich.“
Menschen sind nicht gleich, Männer und Frauen sind nicht gleich, es lebe der Unterschied! Das Problem wäre eine Wertung, das etwas anderes besser oder schlchter ist. Nicht Gleichheit als zu kurze Vokabel ist anzustreben und gut, sondern Chancengleichheit oder Gleichheit vor dem Gesetz.
"... so wird es jedem Schulkind seit vielen Jahren eingetrichtert – es gibt ja in „unserer sozialen Marktwirtschaft“ angeblich kein eindeutiges Oben und Unten mehr."Also diese Schule kenne ich nicht, und "jedem" ist bereits zu pauschal. Hätten Sie für diese pauschale Behauptung Belege?Man darf durchaus meinen, dass wire in Deutschland die soziale Marktwirtschaft haben, denn es gibt unzählige soziale Elemente, die kein Manchester- oder Raubtierkapitalismus aufweisen. Es ist EHER ein Kapitalismus als ein Kommunismus, aber dazwischen liegt eben eine riesige Bandbreite... Schwarz oder Weiss, Strom an oder Strom aus...
LINKS und RECHTS/konservativ war immer schon nur ein Hilfsmittel, die komplexe Welt einzuteilen. Wer hätte nicht "eher Linke" Ansichten, aber auch "eher konservative", und wer legt fest, was wo einzuordnen ist. Ist die Wertschätzung der Familie rechts - dann bin ich das. Ist der Wunsch der Gleichberechtigung eher links - dann bin ich das.
Ist der Wunsch nach weltweiter Anerkennung der LGBT-REchte und Recht auf Heirat eher links? Dann bin ich das. Ist die Anerkennung und Wertschätzunz der deutschen Polizei eher rechts - dann bin ich das...
Wer solche Aspekte nicht in sich hat, der/die wäre mir suspekt.
Dennoch ist es natürtlich OK, dass sich Parteien und Medien irgendwo einordnen. Unterscheidbarkeit ("UNGLEICHHEIT", lol) ist notwendig. Nur ist es eben nicht immer so pauschal und einfach, wie ich es beim Autoren in diesem Artikel herauslese.
Wenn Menschen mit verschiedenen politischen Ansichten zu einem speziellen Thema (hier Corona) "zufällig" der gleichen Ansicht sind, dann sollen sie das auch gemeinsam ausdrücken. Auch in der "großen" Geschichte gab es immer wider Beispiele für temporäre Alianzen eigentlich grundlegend verschiedener Kandidaten. Für mich ist "Querfront" deshalb kein Schimpfwort.Diese ungewohnte Einigkeit scheint aber gewisse Kreise äußerst nervös zu machen, funktioniert doch so das üble Spiel "Teile und herrsche" - zumindest zeitweilig - nicht mehr wie gewünscht. Deshalb wohl auch die heftigen Reaktionen darauf ...
Volltreffer.
Mein Alter Herr brachte mir bei, daß es nicht bedeutend sei, wer etwas oder wie sagt, sondern was.
Wenn ein Halunke zurecht etwas anprangert, oder ein Engel etwas Falsches vermeint, dann liegt inhaltlich weiterhin eben das vor.
Und schon preschen sie vor. Die Plutokratie für eine Hundehütte, Oligarchie für eines Kumpels Küche, und Bakschisch für eine türkische Süßigkeit halten.
- ja, es gibt eine verschiedenheit unter den menschen,
die nicht wie die soziale un-gleich-heit von lebens-chancen:
aufzuklären und anzuprangern ist.
- was zu bewahren, was zu reformieren, was umzustürzen ist,
ist möglichst genau-anzugeben.
Von meiner Seite aus absolut kein Widerspruch. Soweit ich weiß, gehören Einsprüche in Gerichtsverhandlungen?
Die Frage von Gleichheit und Ungleichheit ist in meinen Augen nicht zu trennen von bestimmten Maßstäben. Kein Mensch, der in seinem Hirnstübchen einigermaßen beleuchtet ist, würde die sozio-ökonomischen Begebenheiten in Germoney als gleich bezeichnen.
Interessant wird es bei der Vertiefung, wenn der Begriff Armut verwandt wird. Menschen, die diese Ungleichheiten gerne verharmlosen, schreiben dann von "relativer Armut".
Die allerdümmsten Demagogen schaffen es dann noch, auf Haiti oder andere Länder schlimmster ökonomischer Armut, vornehmlich unserer afrikanischen Brüder und Schwestern, hinzuweisen.
Dabei haben gerade die uns etwas Entscheidendes voraus: LebensFREUDE.
"Wenn dort ausgerechnet die Linke fehlt, dann ist die logische Folge, dass immer mehr Menschen das Gerede von der postideologischen Zeit glauben und keinen Unterschied mehr erkennen zwischen Links und Rechts.(..)Wenn unter den Kritikerinnen der Corona-Maßnahmen weiterhin die linken Stimmen fehlen, die die Debatte auf die ökonomischen Folgen der Krise und die Etablierung einer sozial gerechteren Normalität nach der Pandemie lenken, dann wird Rolf Zuckowski recht behalten, wenn er in seinem Kinderlied singt: „Wer links und rechts nicht unterscheiden kann, der kann was erleben, mannomannomann!“"
Und gleichzeitig zu diesem guten Artikel hat DER FREITAG den Community-Beitrag "Die Maske ist totalitär" der genau den Ausfall der Linken bei dieser existenziellen Frage, nein, nicht nur die Maske, sondern die Maske als Symbol-, samt Kommentaren zensiert und gelöscht.
Ich glaube, dass dieser honorige Versuch verkürzt ist und die wesentlichen Aspekte nicht berücksichtigt.
Es ist auf der einen Seite ein sich selbst erklärender und erhaltender Mythos, dass Linke an sich und immer besser sind, als Rechte. Die Frage, die Sie stellen, ist, ob und wie man sie ggf. unterscheiden kann:
„1994 lieferte der italienische Philosoph Norberto Bobbio in seinem Essay 'Rechts und Links. Gründe und Bedeutungen einer politischen Unterscheidung' diese Definition: „Linke sehen Menschen eher gleich als ungleich, Rechte sehen Menschen eher ungleich als gleich.““
Das mag idealtypisch richtig sein. Das Ziel der Linken, ist, in den leider schon gedanklich wenigen geglückten Versionen, ein mehr oder minder autonomer Mensch, der sich dennoch für seine Mitmenschen verantwortlich fühlt und einsetzt. Das Ziel der Rechten ist im Grunde immer ein Version von Faschismus, oder eben Ungleichheit, man muss fairerweise sagen, dass das nicht mal von allen Menschen als unangenehm empfunden werden muss.
Auf den Prüfstand gestellt sehen viele selbsternannte Linke die Gleichheit dann doch nicht mehr so gegeben oder es muss eine Gleichheit zu ihren Bedingungen sein. Aktuell raus sind Reiche, Rechte, alte weiße Männer, Menschen die beim Pluralismus und Multikulturalismus nicht spontan in Jubel ausbrechen, solche die Russland zu kritisch sehen und auch die bürgerliche Mitte scheint bräsig, verdummt oder verführt, ist hoch suspekt und das sind noch längst nicht alle.
Das Ideal wird also längst nicht immer angestrebt, sondern seine regressive Version. Nun muss man sich entscheiden, ob man andere als immer wieder nur politische Kategorien überhaupt zulässt. Regression ist eine psychologische Deutung, wenn man die Psychologen nun postwendend zu Menschen macht, die es einzig darauf abgesehen haben bestehende Herrschaftsformen zu stabilisieren – bewusst oder weil alle, außer linken Interpreten, natürlich vollkommen naive und unreflektierte Zeitgenossen sind – dann hat man sich selbst in einen Zirkelschluss verwickelt und gegen Kritik immunisiert.
Lassen wir die Idee jedoch zu, so findet sich die Ebene auf der Linke und Rechte fröhlich kooperieren jedoch schnell und leicht. Claus Leggewie hat Populismus als die These, dass es ein Volk gäbe, als Einheit, als geschlossenes Ganzes, das von einer Geld-, Macht- oder intellektuellen Elite unterdrückt und/oder manipuliert würde. Populisten geben vor “die Stimme des Volkes” zu repräsentieren und auszusprechen, was das Volk eigentlich denkt und will.
Populismus ist bereits die seichte, regressive Form, die jeder verstehen kann (und soll) und ob man nun einflicht, dass die Finanzelite eher jüdisch oder eher neoliberal und altweißmännlich ist, ist fast schon egal. Die 'Mainstreampresse' wird ebenfalls von beiden gehasst und darf widerspruchslos auch so bezeichnet werden und in beiden Fällen ist man sich einig, dass die Elite das Problem ist und erst mal weg muss.
Das habe ich nun auch in der dFC oft genug gelesen, nicht selten mit (offen oder verdruckst) aggressiven Wünschen der Zerstörung garniert. In der regressiven Form, in der sich Misstrauen und Aggression treffen und ggf. auf einen narzisstischen Führer projiziert werden, ist keine Differenz mehr zu sehen oder vorhanden. Man ist in gemeinsamem Hass auf 'das System' verbunden und dieses auf primitiven Affekten beruhende Bündnis ist mindestens in den Momenten der Regression um Längen stärker, als es die Differenzen oder die Stimmen der Vernunft sind, die während regressiver Ereignisse keine Schnitte hat. Die Übergänge zwischen Links und Rechts sind hier so fließend und oszillierend, wie es die Affekte zwischen Größenwahn und Paranoia sind.
Wenn man die Linke nicht an ihre idealtypischen Wurzeln erinnert – und das stets mitlaufende aggressive Revolutionsgesäusel verhindert dies schon ein Stück weit – verschwimmt der Unterschied vollständig im Phänomen der Querfront, auch dann, wenn einem das ideologisch nicht in den Kram passt. Die notorische Selbstzerfleischung der Linken wurzelt hier ebenfalls, vielleicht doch mal ein Moment, um das eine oder andere Buch über Massenpsychologie zur Hand zu nehmen.
Dummerweise ist die Massenregression leicht zu verstehen, aber schwer bis gar nicht zu lenken, nur sollte es sich verbieten Benzin ins Feuer zu kippen, wenn man die Zusammenhänge versteht, ist die Motivation größer, dies nicht zu tun. Die alberne Bekenntniskultur ist einer der Motoren der Regression.
Vielen Dank für die akribische Ausleuchtung Ihres Horizonts.
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Liebe Redaktion: Bitte den Kommentar ans Kanzleramt schicken. Die müßten noch ein Verdienstkreuz übrig haben. Wenigstens in Bronze oder so.
Im Grunde gibt es an dem alten Schema wenig herumzudeuteln – links stehen die Unterdrückten und ihre Anwälte, rechts die Unterdrücker mit ihren Kohorten und Zuträgern. Die Grundanordnung – stammend aus der Ära der Französischen Revolution und einer wohl eher zufällig zustandegekommenen Platzanordnung im Konvent – mag man für willkürlich halten. Wer jedoch meint, der Gegensatz von Armut & Reichtum habe sich zwischenzeitlich aufgehoben und entsprechend auch die eingeführten Bedeutungen, ist jederzeit dazu aufgefordert, ein besseres Schema auf den Weg zu bringen – etwa die sicher hochwichtig-unaufschiebbare Frage, ob zuerst das Huhn da war oder das Ei.
»Regression ist eine psychologische Deutung, wenn man die Psychologen nun postwendend zu Menschen macht, die es einzig darauf abgesehen haben bestehende Herrschaftsformen zu stabilisieren (…)«
Nun – stark in den Bereich der psychologischen Projektion geht auch die von dir gelieferte Zustandsbeschreibung. Ich will nicht sagen, dass nichts davon (irgendwo) zutreffen würde – respektive irgendeinen Unsinn aufgreift, den sich als links verstehende Menschen irgendwann mal verzapft haben oder auch aktuell von sich geben. Insofern verstehe ich den Kommentar eher als Kritik an (kritisierenswerten) Erscheinungen denn als Positionsbestimmung, was links sein sollte oder sein kann.
Probleme indess habe ich auf der Praxisebene. Das Narrativ »weißer alter Mann« (um ein hier sehr beliebtes herauszugreifen) mag in der Zielrichtung unscharf, strategisch fehlgerichtet und in Form seiner Feindbildanwendung schlichtweg dumm sein. Die dahintersteckende Erkenntnis, dass es (privilegierte) weiße Männer meist älteren Semesters sind, welche die Geschicke der Welt lenken, ist allerdings nicht allzu abwegig. Ein weiteres Narrativ ist das (unter anderem) von Claus Leggewie gebrandmarkte Etikett »Populismus«. Für ernsthafte Linke ist der Begriff zwischenzeitlich in der Tat verbrannt; die Rechten haben den Populismus gegenwärtig flächendeckend gekapert. Andererseits stecken auch linksseitig da durchaus ernsthafte Konzepte dahinter. Siehe unter anderem Syriza, Podemos oder auch der lateinamerikanische Chavezismus – allesamt Konzepte, die in irgendeiner Form darauf abzielen, zumindest Teile des oben üppigst vorhandenen Reichtums nach unten umzuverteilen.
Ein weiteres Thema ist die hier heftig diskutierte Maskenfrage respektive die zu diesem Thema auf den Plan getretene »Querfront« aus Eso-Hippies, Normalos und militanten Rechten. Ist die Maske ergo »links«? Im Sinn einer Haltung, die offensiv signalisiert »Alle kommen durch, alle werden mitgenommen« sicher. Ist umgekehrt die Haltung »keine Maske – nie und nimmer« links? Fraglich; zumindest die in der Corona-Skeptikerbewegung durchscheinende »Hauptsache-ich«-Haltung spricht da stark dagegen. All das heißt: »links« und »rechts« sind Werkzeuge – Begrifflichkeiten, die kreativ angewendet sollen mit der Maßgabe, den »Hauptwiderspruch« zwischen »oben« und »unten« niemals zu verwischen. Letztlich stellt sich die Frage so in der Praxis. Wobei es – siehe dazu auch meinen Kommentar etwas weiter oben – letztlich wenig Auslegungsmöglichkeiten gibt, was die Begriffe im Grundsätzlichen bedeuten.
Nicht nur bei der Corona-Frage, bei vielen anderen Themen fehlt eine kräftige linke Stimme, man kann auch sagen: eine linke Erzählung. Das mag auch daran liegen, dass viele Linke meinen, eine Pressemitteilung und/oder ein aktuelles Parteiprogramm würde genügen. Denn in dem Moment, in dem man sich ins Parlament setzt und oftmals lautstark dagegen stimmt, ist man schon in die Falle getreten. Dann steht an der Bürotür zwar noch "Linke", aber man macht kräftig bei der Gleichmacherei mit. Die Auseinandersetzungen finden draußen statt. Dort muss um mehr linke Kraft gekämpft werden, nicht um mehr Parlaments- oder Regierungssitze.
Ich schlage die goldene Pappnase mit Eichenlaub am langen Band vor.
„Insofern verstehe ich den Kommentar eher als Kritik an (kritisierenswerten) Erscheinungen denn als Positionsbestimmung, was links sein sollte oder sein kann.“
Wenn Hass und Wut das Motiv ist, sind linke und rechte Positionen vereint, nachher trennen sie sich, aber dieses Nachher muss seine eigenen Affekte in den Griff bekommen.
„Die dahintersteckende Erkenntnis, dass es (privilegierte) weiße Männer meist älteren Semesters sind, welche die Geschicke der Welt lenken, ist allerdings nicht allzu abwegig.“
Kann sein, oder auch nicht, bald wird das so oder so bunter, nur ob die Welt dann besser wird?
„die Rechten haben den Populismus gegenwärtig flächendeckend gekapert.“
Ich meine nicht, dass das das (huch, 3x) Hauptproblem ist, sondern das liegt darin, dass einfache Konzepte nicht verfangen, da es in einer zersplitternden Welt, ohne gemeinsame stille oder offene Deutungsebene, keine populistischen Konzepte und Rezepte geben kann.
Zwar muss man, da nicht jeder alles versteht, das Gesamte auf verdaubare Häppchen runter bringen, aber dann muss eine Vertrauensbasis vorhanden sein, die ich derzeit nicht sehe.
„Ist die Maske ergo »links«?“
Der Irrsinn besteht m.E. bereits darin, dass man meint diese Fragen überhaupt stellen zu müssen. Sind Schnürsenkel links? Oder Wäscheständer? Wenn alles Symbol, Politikum und Bekenntnis ist, ist bereits gründlich was schief gelaufen.
„zumindest die in der Corona-Skeptikerbewegung durchscheinende »Hauptsache-ich«-Haltung spricht da stark dagegen.“
Der Narzissmus kann sämtliche Formen annehmen: Linke wie rechte, religiöse wie atheistische, die Frage ist, wie er so stark werden konnte. Wobei es leider zum Inventar eines linken Verständnisses von Welt gehört, diese Fragen auszublenden und einzig und allein dem Neoliberalismus in die Schuhe zu schieben. Andererseits kann die Tür in jedem Moment auch geöffnet werden.
„den »Hauptwiderspruch« zwischen »oben« und »unten«“
Den finde ich letztlich auch nicht überzeugend. Ist ein prekär beschäftigter Akademiker nun oben oder unten und was soll das Kriterium dafür sein?
"was links sein sollte oder sein kann."
Links ist wo der Daumen rechts ist. Weiß doch jeder!
Bei Wikipedia steht originellerweise zur Links-Rechte-Schwäche:
"Einige Menschen haben Schwierigkeiten, sich egozentrisch (d. h. nach der Rechts-Links-Strategie) zu orientieren."
Das haben einige Kommentator*en anscheinend zu wörtlich genommen.
Überraschend und schön, dass Sie sich auf Norberto Bobbio beziehen, der Ihnen den Aufhänger liefert, über die Links- Rechts- Verhältnisse, die recht eigentlich Nicht- oder Antiverhältnisse sind, nachzudenken.
Im Vorwort seines Büchleins meint Bobbio, es sei vor seiner Zeit nie mehr dazu geschrieben worden. Für seinen Ausgangspunkt geht er aber nochmals mehr als zehn Jahre zurück und zitiert Paolo Flores d´Arcais, Mitbegründer der doch einigermaßen bekannten Zeitschrift "Micromega", der das Linksein als Sammlung von Werten, nicht Gefühken, definiert.
Dann kommt es: Die Kurzformel dazu lautete bei Arcais "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit". Sie ist altbekannt und fast schon religiös, wie "Glaube, Liebe, Hoffnung".
Das Ende der Sowjetunion hätte eigentlich die Linken Europas und der Dritten Welt befreien können, vom abschreckenden Vorbild; von dieser Hintergrundtapete, gegen die sie im Rest der Welt, von Liberalen, Konservativen und den krude materialistischen Kapitalisten immer gezeichnet und dann mit Erfolg ausgegrenzt und übertüncht wurden. Das andere Hintergrund- Menetekel lieferte der Staatskommunismus Chinas, der heute als erfolgreichster und dazu ertaunlich primitiver Eliten- und Konsum-Kapitalismus der jüngsten Zeit gesiegt hat.
Ich denke, viele Linke spüren es, die "Befreiung" endete im Gegenteil eines weiteren Bedeutungsverlustes, denn vor den Linken hat die Mitte und schon gar nicht die Rechte, seitdem keine Furcht und keine Angst mehr. - Kleiner Schlenker: Vor den Linken des Prager Frühlings oder des ungarischen Aufstands, hatten sogar die real exisitierenden Kommunisten gehörigen Respekt. Darum die Gewalt.
Wieso kann aber die große Mitte und die zuletzt angewachsene Rechte uns Linken so viel Aufmerksamkeit und so viel Bedeutung abluchsen, dass darüber das linke Hauptthema der sozialen Gegensätze, selbst unter den verschärften Bedingungen einer Pandemie, zur nachrangigen Angelegenheit wird?
Die Regierungen Europas müssen sich vor der heutigen Linken nicht fürchten, weil die einfach keine eigenständigen Ideen und Formeln mehr präsentiert, sondern überall nur negativ, als Abwehr- und Verhinderungsströmung, auf die Zeittendenzen reagiert.
So prägen eher konservative und wirtschaftsnahe PolitikerInnen, die sich zudem oft unideologisch geben, wie Angela Merkel (Kann einmal dies und das sein und sogar gleichzeitig alles) oder Emmanuel Macron (Verteidigt die Werte der Republik), die Abwehr gegen Rechts. Einige ehemals Linke verirrten sich gar nach Rechts, geben sogar deren Leib- und Magenblatt heraus.
Sie schreiben, sehr zu Recht, dass aus dem sogenannten "dritten Weg" keine linke Zukunft wurde. Dieses Konzept verlangte zu viel Anpassung an den in der Wirtschaft herrschenden Neoliberalismus und ließ den Wirtschafts- und Bildungseliten zu viel Narrenfreiheit. Das Ergebnis ist heute auf den britischen Inseln zu bewundern, dort ist die Ungleichheit der Schichten, trotz etwa gleicher Wirtschaftsentwicklung, noch viel größer.
Aber selbst viele Betroffene entwickeln, als Ersatz, ausgesprochen nationale, nationalstaatliche und fremdenfeindliche politische Ansichten, die sich in Wahlen und Zukunftsentscheidungen bemerkbar machen. Ich könnte das aber auch ohne Mühe am Schicksal eines der wichtigsten Transformationsländer dieser Erde, an der Entwicklung Brasiliens aufzeigen, das immerhin von 2002- 2016 von der "Arbeiterpartei" regiert, besser mitregiert, wurde.
Zur aktuellen Protestlage allerdings, übertreiben Sie den Anteil der Linken, die sich mit Rechten, Identitären, Chaoten, "Covidioten", "Reichsbürgern", "Impfgegnern" und sonstigen Alternativen für Deutschland ablichten lassen oder gar deren nationale, ausschließende und demokratiefeindliche Liedchen mitskandieren. Ein paar Versprengte gibt es immer.
Tatsächlich vergrößern Rechte, kommen sie an die Macht, die soziale Ungleichheit und Ausgrenzung. In Brasilien war das ab dem ersten Tag der Temer- Regierung so und setzt sich nun, unter dem zudem noch bigott religiösen Präsidenten Bolsonaro fort. Glaubte man, die soziale Differenz könne nach Blair und Brown in GB nicht noch größer werden, so wurde man eines Besseren belehrt. Allerdings auch, dass diese Fragen gar nicht mehr wahlentscheidend wurden!
Zum Ende versuchen Sie sich an Ratschlägen, wie den die Linke auf den "Rechtsruck" der Gesellschaften reagieren solle.
>>Die „Corona-Demonstrationen“ sind ebenso wie Brexit, Trump oder AfD ein Problem, das der gesellschaftlichen „Mitte“ entsprungen ist. Sie lassen sich nicht mit Spott und Hass lösen, sondern mit Empathie und ebenso konkreten wie glaubwürdigen Politikangeboten.<<
Dem ersten Teil kann ich viel abgewinnen. Aber der zweite Teil geht an dem Teil der großen Mitte auf Abwegen schlichtweg vorbei, weil die sich nicht Empathie, sondern Exklusion, Konkurrenz und Arbeitsideologie wünscht; weil die nicht nur Besitzstandswahrung, sondern Mehrung, verlangt; weil die Nationalität, nicht nur bei uns, wieder ausbuchstabieren möchte.
Die Unterschicht, das heutige prekäre Proletariat, die abgehängte Klasse oder gar Klassen, waren in den Demonstrationen der letzten Monate nicht oder kaum sichtbar, eher eine Randerscheinung.
Zuletzt mag ich noch davor warnen, sich als Linke in der Kritik an der Handhabung der "Corona"- Pandemie aufzureiben. Ganz unterschiedliche Gesellschaften werden diese Infektionswelle überstehen und die meisten pragmatischen und mehr oder weniger vom Erreger und seinem regionalen Auftreten, sowie von den überhaupt vorhandenen materiellen Vorraussetzungen diktierten Vorgehensweisen, werden danach ihren Sinn und ihre Akzeptanz spontan verlieren.
Was bliebe, wenn man das als Linke akzeptiert? Die Konzentration auf tatsächlich neue oder unvollendete politische, wirtschaftliche und kulturelle Projekte: Die Eigenständigkeit Europas, unabhängig von den heute dominanten Großmächten (das heißt zunächst auch Selbstverteidigung ohne NATO, aber eben nicht Wehrlosigkeit), eine einheitliche und rechtlich verbindliche europäische Sozialcharta; Europa als Förderer des Internationalismus und der internationalen Organisationen (Die größten Vetomächte haben die UN und ihre Töchter fast erlegt); Europa als tatsächlicher Treiber in der Klima- und Umweltpolitik; Europa mit dem "Zwang", die Sprachen, damit auch das Denken, der je anderen Nachbarn zu lernen. Aufbau einer europaweiten "Kulturindustrie", die nicht beständig nach den USA schielt und letztlich dort kopiert.
Beste Grüße
Christoph Leusch
PS: Welche dezidiert linken Forderungen für das "Proletariat" hat die Trump- Familie im Weißen Haus umgesetzt? Mir fällt da nichts ein.
"geht an dem Teil der großen Mitte auf Abwegen schlichtweg vorbei, weil die sich nicht Empathie, sondern Exklusion, Konkurrenz und Arbeitsideologie wünscht; weil die nicht nur Besitzstandswahrung, sondern Mehrung, verlangt; weil die Nationalität, nicht nur bei uns, wieder ausbuchstabieren möchte."
Wenn man das mit der Nationalität am Ende Ihrer Bemerkung mal weglässt (auch wenn ich sie, so wie Sie diese adressierend gemeint haben,für falsch halte):
Aus dem Kontext gerissen fallen einem bei diesen Zuschreibungen ganz andere Player und Klientel ein, als die der vermeintlichen "Corona-Leugner".
ja, linke sind deutlich in der defensive:
gegen pluto- und kleptokraten,
die längst nicht mehr mit der "normalen" ausbeutung im kapitalismus
sich zufrieden geben.
sie drängen die selbst-verteidigungs-organisationen/positionen
der arbeits-/denk-kraft-verleiher an den rand/in die marginalität,
entfachen die konkurrenz unter den habe-nichtsen über den ganzen globus
und entziehen ihnen die noch-verbliebenen, natürlichen lebens-bedingungen.
"Wenn unter den Kritikerinnen der Corona-Maßnahmen weiterhin die linken Stimmen fehlen, "
Welche Linken meinen sie denn da ?
Kann es sein, dass nicht nur die alte politiche Linke praktisch abgewickelt wurde von 40 Jahren Neoliberalismus, sondern auch dass die historische Unterscheidung also gar nicht mehr so benutzt werden kann wie früher, bzw. irreführend ist?
Sieht man sich zB. die US-Amerikanischen Wahlkämpfe an, bei denen auch von Linken und Rechten gesprochen wird, obwohl zwischen der Politik der Demokraten und der der Republikaner nur marginale Unterschiede bestehen - nämlich nur wessen Seilschaft die Profite erhöhen kann, versteht man vielleicht meine Frage besser. Die relative Distanz zu amerikanischen Verhältnissen mag auch helfen. In d-land ist es da anders? ICh men ja, hier vertrerten allepolitsichen Richtungen dasselbe Klientel. Kritischere Linke wie zB. Frau Wagenknecht hat man ja ausgebootet.
Wenn also die sogenannten Linken gar keine linken Werte mehr vertreten, es sei denn als Lippenbekenntnis und hohle Wahlversprechen, dann sind Sie erstens : keine Linken mehr und das krampfhafte Festhalten an der traditionellen Unterscheidung ist irrational oder dient anderen Zwecken, oder die Linken befinden sich zweitens effektiv woanders und nicht etwa zB. in als links kategorisierten Parteien.
Aber wo sind sie dann, die neuen Linken? Es gibt zwei möglichen Antworten. Die eine ist unwahrscheinlich und lautet: Es gibt keine Linken mehr. Die andere ist die, dass die Linken sich jetzt anders nennen und aufstellen müssen, um nicht mit den assimilierten nicht linken "Linken" verwechselt zu werden.
Worin unterscheiden sich den nun, nicht linke "Linke" und Linke?
Also wenn ich mich nicht täusche sind Linke der Emanzipation von Herrschaft, der subjektiven souveränen Freiheit des Individuums, der Gleichheit vor dem Gesetzt, republikanischen Werten, der Demokratie, der sozialen Gerechtigkeit etc. verpflichtet und dem entsprechend gegen entfremdete Arbeit, Warenfetischismus, kapitalistisch Praxis, politische Ökonomie, Imperialismus, Totalitarismus etc.pp. eingestellt.
Wo nun finden wir in der aktuellen Situation diese Menschen, bzw. Einstellungen?
Ich denke die befinden sich auf dem Weg in den Kampf für Demokratie, denn nur mit der als Gesellschaftssystem könnten überhaupt erst linke Werte umgesetzt werden. Der permanente Abbau sozialer Errungenschaften und Strukturen, das Verschwinden der linken Werte aus der politisch relevanten Debatte und die penetrant kursierende, paradoxe Fehleinschätzung, dass Gesellschaftskritik heute von rechts käme in einer durchweg rechtslastigen Alle-sind-Mitte-Gesellschaft, in der zynischer Weise vor allem von den linientreuen Medien nach dem fehlenden Engagement einer Linken geschrieen wird wie in einen leeren Hausflur hinein , um die Linke zu verurteilen, die angeblichnicht ihren "Job" macht … all das wirft absurd komödienhaft eben offensichtlich nicht die nachliegende Fragen auf, ob es überhaupt noch Linke gibt oder wo die wohl seien. Man möchte sich wohl lieber die Illusion einer existierenden traditionellen Linken erhalten, den Mythos einer Märchenlinken bedienen? Oder muss man Zombielinke sagen?
Sollte man, um die Linken zu erkennen, vielleicht dahin schauen müssen, woher die aktuelle Gesellschaftskritik schallt? Dahin wo nach Demokratie gerufen wird? Dahin wo antidemokratische Politik kritisiert wird. Dahin wo man weiß, dass ohne Demokratie keine linken Werte verwirklicht werden können?
Au weia. Die rechtsopportunistische "Mitte" erkennt ihre Linke nicht mehr, verwechselt sie mit der Rechten. Ist das ein Todesurteil für die Linke? Werden die hellsichtigen Kritiker zum Sündenbock eines kollektiven Scheiterns gemacht. Wenn ja, dann ist der Totalitarismus nah und wir brauchen bald nicht mehr von Linken reden.
Viel Spaß dabei!
Klepto- und Plutokraten leben mit fast jedem politischen System, Denkzone 8. Ihr bester Schutz ist ein stetig wiederholtes und medial verbreitetes Grundversprechen (Christian Baron schreibt hier auch davon), es werde für alle was "abfallen", für die Mitte, die Produktiven und die Funktionseliten, einschließlich der Staatsangestellten und Beamten.
Dem haben Linke, die nicht einmal Ersatz, in Form von Nationalismus, Suprematismus, religiös- ethischer Lebensführung und eben Ausschluss von Minderheiten oder Fremden anbieten können, ohne ihre Ethik zu verraten, tatsächlich wenig entgegenzusetzen, solange sie keine eigenen positiven Ziele und Projekte glaubwürdig, charismatisch und engagiert vorstellen.
An Basilien kann man das paradigmatisch studieren.
Lula, der Arbeiterführer und dann charismatische Präsident, konnte, aufgrund der weltweit gestiegenen Nachfrage nach Rohstoffen und Commodities (Weltweit handelbaren Nahrungs- und Futtermitteln), mit ausreichenden Staatseinnahmen ausgestattet, während zweier Präsidentschaftszyklen eine neue Mittelschicht fördern, die gesetzlich geregelt und staatlich gefördert Zugang zu (Konsumenten-)Krediten bekam, eine Eigenheimförderung erhielt und den weit geöffneten Zugang zu den weiterführenden Bildungseinrichtungen (in Brasilien, mehr noch als in den Vereinigten Staaten, bis dahin eine Sache der Eliten und derjenigen, die zahlen konnten). - Vorher war das notorische Hochzinsland Brasilien ein Eldorado der Anleger und der schon Vermögenden, der vermögenden Familien des Landes und ausländischer Investoren, die ihre Gewinne frei transferieren dürfen.
Es gelang Brasilien damit sogar, die 2008er/ 2009er Fiananzmarkt- und Immobilienkrise gut zu überstehen.
Bei Gelegeheit gab es auch erhebliche gesellschaftliche und kulturelle Gewinne: Minderheiten wurden anerkannt. Neue Familien- und Lebensverhältnisse durften sich legitimiert fühlen, die Indigenen erhielten Mitsprache- und Gebietsrechte.
Wie praktisch alle politischen Parteien des Landes, verstrickten sich auch die PT und die mit ihr verbundenen, großen Gewerkschaften in Korruptionen, die, solange es "aufwärts" ging, der großen Klientel und den Medien (meist in privater, gar evangelikaler Hand), egal waren.
Der Umschwung kam mit dem Abflauen der Konjunktur und mit der fatalen Entscheidung der Nachfolgerin Lulas, die tatsächlich auch noch einmal eine Wahl gewinnen konnte, auf ein neoliberales Austeritätskonzept zu setzen.
Dilma Rousseff wurde alsbald, wegen gar nicht belegbarer Vorwürfen, sie habe Haushaltsgesetze missachtet, mit einem Coup aus dem Amt gebracht. Dazu verbanden sich ihr konservativer Regierungspartner, Temer, durch Videomitschnitte eindeutig als korrupt entlarvt und später abgewählt; der Parlamentspräsident, einige Zeit später ebenfalls wegen notorischer Korruption aus dem Amt geschieden, der die Parlamentsmehrheit gegen die Präsidentin organisierte und jener Richter, der die Petrobras- Korruption, "Lava Jato", aufklärte. Die PT hatte keine Mehrheit mehr und das Impeachment war damit beschlossene Sache.
Die eigenen Anhänger retteten die Linken an der Macht ebenfalls nicht mehr, weil die PT die Fähigkeit Massen zu politisieren und mobilisieren verloren hatte. Zugleich kaperte die neue rechte und konservative Alianz die Proteste gegen die ÖPNV- Fahrpreiserhöhungen und gerierte sich als Förderer der großagrarisch geprägten Landwirtschaft, die unter dem Preiseinbruch am Weltmarkt litt.
Beste Grüße
Christoph Leusch
"Wenn dort ausgerechnet die Linke fehlt, dann ist die logische Folge, dass immer mehr Menschen das Gerede von der postideologischen Zeit glauben und keinen Unterschied mehr erkennen zwischen Links und Rechts."
es ist frustrierend, dass aus der linkspartei, bzw von "der" linken so wenig kritik zu dem derzeitigen stand der regierungsmaßnahmen kommt. es gibt interessante positionen, aber die dringen nicht durch.
am 29.8. hatte ich beruflich 6 stunden auf der "corona-demo" zu tun (danach war ich erstmal zwei tage deprimiert), im juni war ich ebenfalls einmal auf einer hygiendemo mit ca. 150teilnehmer/innen (ein teil dieser 150 menschen war bemerkbar psychisch angeschlagen).
bei beiden veranstaltungen habe ich (fast) keine linken sehen können (rastafrisuren sind nicht zwingend kennzeichen linker überzeugungen). der tenor war bei beiden demos: deutschland, freiheit, wahrheit. daran ist wenig links. klassische linke themen wie z.b. solidarität waren dort nicht thema.
stattdessen habe ich haufenweise konservative, rechte bis faschistische menschen gesehen, dazu esos, antros, evangelikale, trumpfans, q-anon-anhänger usw...i.d. regel handwerker, angestellte, eher kleinbürgerlich. teilweise aggressiv nationalistisch. eher autoritäre charaktere. "merkelmussweg"-chöre.
eine vertreterin von querdenken darmstadt sprach während eines interviews (in einem nebensatz) von "deutschem mann und deutschem weib".
ich konnte mich des eindrucks nicht erwehren, dass ein grund für die haltung der teilnehrmer/innen zur pandemie zumindest zum teil in unbehandelten, unerkannten traumata stecken könnte, für die die pandemie und diese "gegenbewegung" ein "trigger" und ein ventil sein könnten. zwei männer aus meinem weiteren bekanntenkreis, die auf dieser demo gewesen sind, stützen diese these.
was mich auch mal interessieren würde, ist, wo eigentlich das ganze geld für diese großdemos herkommt. zumindest am 29.8. war alles sehr gut organisiert, viel technik...
Herrn Barons Artikel hochloben und @qualidat zustimmen geht doch nicht zusammen. Baron stellt doch gerade die Differenz zwischen rechts und links in der Begegnung gesellschaftlicher Probleme heraus. Wenn die Oma oder die alleinerziehende Mutter nicht zurande kommt, dann identifizieren das selbstverständlich Linke wie Rechte als ein Problem, das gelöst werden sollte. Selbstverständlich wäre es dumm, negierte der Linke das Problem, weil auch der Rechte es als solches erkannt hat. Aber darum geht es doch nicht. Die Lösungsansätze Linker und Rechter sind hier klassischerweise grundverschieden. Sieht man genau hin, ist schon die Identifizierung und Analyse eines gesellschaftlichen/ sozialen Problems aus linker oder rechter Perspektive maßgeblich verschieden. Querfront ist schließlich die Aufgabe der linken Position.
ich rede nicht von verderblichen begleiterscheinungen/korruption,
die es in jedem wirtschafts-system geben mag.
ich rede von der h e r r s c h a f t der kleptokraten, multi-milliardäre,
investment-tycoons, steuer-verkürzer,-->megacorporations,
die corporatocracy betreiben, die regierungen kleinerer staaten wie irland, malta
u.a. in der hand haben und rechte anderer staaten umgehen.
ich rede von gesellschaften/gangs, die rohstoffreiche länder extrahieren
(ob öl, gas, soja, trinkwasser, etc), regierungen auf der gehaltsliste haben,
und denen infrastruktur und mehrheits-bevölkerung schnuppe sind,
un-bewältigbare umwelt-schäden/landschafts-zerstörungen produzieren
und gigantische müll-mengen hinterlassen.
diese natur- und menschen-fresser, die eine zweite(?) kolonialisierungs-welle,
jetzt auch in der ersten welt, auf dem globus veranstalten,
inklusive politische staats-führungen, die mit staats-vermögen
weltmärkte manipulieren, mit staats-macht andere konkurrenzen ausbooten
und sich in kapital-ärmeren ländern einkaufen.
die meine ich.
@KnossosAlso wir Mitleser hier und auch ich sind bereit, unsere Auffassungen ständig zu überprüfen. Uns die andere Seite anzuhören und vom Gegenteil überzeugt zu werden.Doch dafür müssten dann wahre Argumente kommen, keine Plattitüden, abgeschrieben aus einem Buch...Respektovolle Argumentation. Immer mit der Möglichkeit, der andere könnte auch zum Teil Recht haben. Ich will es so halten.
>>und ich behaupte, ein linker zu sein.
einspruch?<<
Wenn Sie hier mal was äußern, was zu Ihrer Behauptung passt, ein "Linker" zu sein - schreiben Sie es mir bisste dran? Ich hab nämlich noch nichts gefunden.
>>Herrn Barons Artikel hochloben und @qualidat zustimmen geht doch nicht zusammen. ... Wenn die Oma oder die alleinerziehende Mutter nicht zurande kommt, dann identifizieren das selbstverständlich Linke wie Rechte als ein Problem, das gelöst werden sollte..<<
Wenn Sie mal n Link hätten zur Lösung der Rechten für das Problem der Mutter oder der Oma ...
.. und wer ist @qualidat?
- nun, wenn Sie geo-politisches denken um des lieben friedens willen,
schon-verhalten gegen "souveräne autokraten",
nicht-einmischung in die angelegenheiten von deren bevölkerung,
in belarus, venezuela und anderswo von "linken" erwarten,
passe ich nicht in Ihr schema: von gut-linken.
- und wenn Sie statt der schutz-maske Ihre augenbinde lüften würden,
könnten Sie in meiner stellungnahme zu @columbus,
wenige kommentare hier drüber, fündig werden,
da brauchen Sie nicht 14 000 meiner wort-meldungen durch-stöbern.
>>was mich auch mal interessieren würde, ist, wo eigentlich das ganze geld für diese großdemos herkommt. zumindest am 29.8. war alles sehr gut organisiert, viel technik...<<
Überlegen Sie sich doch einfach eine passende Verschwörungstheorie ^^
Dieser Kommentar von Ihnen, auf den Sie verweisen, war dann auch mal bemerkenswert konkret und triftig.
Sonst aber geben Sie und Andere noch viel mehr, die sich dieser Tage als Linke einordnen, doch eher luftig, und konform Geschiebe zu herrschaftlich aufgestellten Maximen und Procedere.
Eine sehr eigenartige, dem Zenit raffinierter Systematik verpaßter Hirnwäsche repräsantive Form der Intelligenz, die Horkheimer, Habermas & co. im Regal aufreiht und zugleich nicht in der Lage ist, aus verordnetem Laufgitter auszubrechen.
Geister, die angesichts vollendeter Tatsachen an Symptomen hängenbleiben und Nukleus abhold bleiben, wie es sich geziemt.
Welche, die Umstand und Wirkung von Unterhöhlung, Korruption und gar veräußertem Mehrwert aus Arbeit nicht verstehen. Und aufgeschreckt „Ideologie!“ und „Dogma!“ quieken, wenn sie doch einmal mit der Nase darauf gestoßen werden. (Etwa mir gegenüber, der politisch Einzelgänger ist, nirgends Schüler einer Agitation war, und von profaner Diskrepanz, autarkem und investigativem Journalismus / eklatantem Vorkommen und Empirie an den Karst geführt wurde.)
Mitläufer, die arglos beistanden, als die Grüne Liste von „Fundis“ bereinigt, oder als Frau Wagenknecht hinaus gemobbt wurde.
‚Linke‘, welche, selbst noch, wenn ihn gelesen, keinen Begriff von grundlegenden Bewandtnissen haben, welche Marx herausgearbeitet hat.
Menschen, die nun etwa auf eine GRR-Regierung hoffen, von der sie doch tatsächlich erwarten, ein Steuer herumzureißen.
Welche, die den Kopf aus jenem Sand in ihnen gestecktem Rahmen partout nicht ziehen möchten. DinA4-Rahmen eines Spektrums in Garagentorformat.
So links wie Afrika im Westen liegt.
Man sehe sich mal meine oben an Columbus gestellte Fragen an, die er wie zuvor bereits andere nicht beantwortet. Denn die erschallen dem Zeitgeist, wenn überhaupt einmal, aus total verdrängter Welt.
Linke hätten keine Antworten?
Und ob!
Systemisches Bildungs- und Informationswesen. Staaten des Gemeinwesens und der Völker. Unveräußerlicher Mehrwert aus Arbeit. Direkte –also authentische-Demokratie. Wissenschaftskongresse als Räte.
Kurzum: Das Etablierte auf den Kopf gestellt.
Doch von Grund auf zu denken, ist ja so was von obszön und out.
Schon Petition gegen anonyme Konten / und grassierende Korruption vermag keines "Linken" Finger zu rühren. Zu direkt an brav verdrängtem, heißem Brei.
Eher soll der Planet an Lobotomie sterben.
keine sorge: das laufgitter hab ich verlassen, das gängel-band abgestreift
und die strippen, an den ich aufgehängt bin, ziehen keine anderen,
sondern: ich.
und,
wovor montaigne als größte unerkannte schwäche von menschen
warnt: die suche nach beifall, ist nicht mein motiv:
ignoranz und ablehnung meiner kommentare sind beweis genug.
Die Themen dürften lesenden und wachen Linken allesamt bekannt sein, Denkzone 8.
Zu Soja, Trinkwasser, Hunger, Palmöl, vernutzten Böden, etc., habe ich selbst vor Zeiten ausführliche, andere würden sagen längliche, Blogartikel geschrieben. Einmal, aber wirklich nur einmal, hat mich zu einem solchen Thema auch die Redaktion ´mal eingeladen. Aber ich bin ja der Meinung, dass meine Welt eher die des Buchses und der Vignette ist.
Aber die einfache Schlussstrichrechnung, es sind die herrschenden Finanz- und Wirtschaftsoligarchien, die Multimilliardäre, die will mir nicht gefallen.
Die soziale Ungleichheit, die Vernutzung der Ressourcen und die Einschränkung der Freiheiten für bestimmte Gruppen, Minderheiten, Fremde, Frauen, sind leider oft auch mehrheitsfähig unter denjenigen, die glauben ihre persönliche Freiheit sei wesentlich beschränkt, behindert oder aufgehoben unter situierten Bürgern, weil sie Masken tragen müssen.
Ich bleibe nocheinmal bei meinem Beispiel Brasilien. Wir müsen leider davon ausgehen, dass die Ausdehnung der Nutzung des Regenwaldes, für Siedler, Extraktionswirtschaft, global verkäufliche Agar- und Forstwirtschaft, derzeit von einer knappen Mehrheit oder einer sehr großen Minderheit der Brasilianer, beides sichert die konservative politische Ausrichtung des Landes, gutgeheißen wird. - Sie glauben an die Geschäftsleute und "Selfmademen", sowie ans Militär. Aber das gibt es auch in Polen, Tschechien, Russland, Trump- Land und in Ungarn.
Aber auch wenn Sie russische BürgerInnen befragten, würden die sich kaum gegen die Extraktionswirtschaft ihres Landes (Öl, Gas, Erze, Holz) stellen, weil das immer noch die Basis des dort nun ebenfalls schon geraume Zeit möglichen Konsumismus ist. Gerade die derzeit, durch den Kontakt zu China und den Handel mit China aufwachenden Ostprovinzen Russlands, deren Städte sich in schnellem Tempo entwickeln und zunehmend ein Gesicht annehmen, wie wir es in Zentraleuropa gewohnt sind (IV, ÖPNV, Verwaltungs- und Firmenbauten, Supermärkte, Eigenheim- und Trabantensiedlungen um die Städte, ausgedehnte Gewerbegebiete und Vorherrschaft internationaler Markenartikler in allen Bereichen, einschließlich der Unterhaltungs- und Kulturindustrie), stützen sich auf diese, möglichst ungehemmte und nicht nachhaltige Ausbeutung.
Ich bringe noch ein Beispiel aus Russland: Der russische Staat besteuert seine Gas- und Ölproduzenten beim Export offiziell mit 30%. Weil aber auch Russland auf die steigende Nachfrage nach LNG- Gas reagierte, unter anderem verkauft man es nach Nordamerika (!), wurde für diesen Bereich diese Steuer auf 5% gesenkt. Gas und Öl aus Russland, meist mit multiplen Partnern der internationalen Ölfirmen vertrieben, ist recht günstig, im Vergleich zur Nordamerikanischen oder europäischen Produktion.
Ihre Bemerkung zur "Sebstkolonisierung" der ersten Welt, müssten Sie mehr ausführen, damit ich das verstehen kann.
Die Entstehung einer Klasse von Superreichen und Reichen, sowie einer Klasse von funktionalen Dienstleistern für diese Klasse, so meine Auffassung, ist in den Demokratien nach westlichem Modell ebenso von Mehrheiten erwünscht oder toleriert, wie sie in den autoritären Staaten von der regierenden Herrschaftsschicht gewünscht wird.
Der Kapitalismus ist nirgendwo einfach nur übergestülpt und zwangsweise Mehrheiten verordnet (Allenfalls kann man das für wenige indigene Völker sagen). Wenn viele Linke das nicht einsehen, begründet das nur ein weiteres Mal ihre politische und zukünftig auch ihre kulturelle Bedeutungslosigkeit.
Die entstandene Klasse differenziert sich jedoch selbst, aus welchen persönlichen intrinischen Motiven auch immer. Mit jenen, die ihren Reichtum für klar erkennbare, allgemein nützliche Ziele einsetzen, z.B. Bildung, Umweltschutz, Gesundheit, Unterstützung von sozialen Projekten und deren Engagement über das reine Alibi hinausreicht, sollten Linke zusammenarbeiten. Eine maßgebliche Änderung am Primat der kapitalistischen Durcharbeitung der Welt ist nicht in Sicht und wird auch von Mehrheiten, selbst in den geschundensten Ländern, derzeit nicht erwünscht.
Grüße
Christoph Leusch
"Querfront ist schließlich die Aufgabe der linken Position."
Das muss nicht unbedingt so sein. Sehen Sie sich mal die Positionen von Herrn Hunko (PdL) an! Das würde ich schon klar links nennen. Die Frage ist vielmehr, wie weit es gilt, sich von Wirrköpfen alias Querdenker*n abzugrenzen und da macht Hunko keine so gute Figur.
Wer das Links-Rechts-Schema nämlich nicht in Zweifel zieht, steht letztendlich vor dem selben Zuckowski'schen Dilemma: Wie unterscheide ich Links von dem anderen Links?
Solidarität, Altruismus, Gleichheit, Vielfalt ... alles schöne Worte. Aber wenn Butter bei die Fische soll, braucht es zur Orientierung ein nicht-egoistisches gesellschaftliches Kriterium: das Proletariat. Nur wer das im politischen Blick behält, hat den Kompass in der Klassengesellschaft. Alles andere führt früher oder später ins Blaue.
Zitat: "Schwarz oder Weiss, Strom an oder aus. Dieses Denken nur noch in den Extrempunkten und nichts dazwischen nehme ich als Grundüberl unserer Zeit wahr..."
Mit seinem Kommentar bestätigt "Jens C" gerade die Argumente von Herrn Baron.
Tatsache ist: Auf der einen Seite gibt es in diesem unserem angeblich "christlichen" und "sozialen" Land viele Menschen, die für weniger als 10 Euro brutto in der Stunde arbeiten, falls sie denn überhaupt den gesetzlichen Mindestlohn bezahlt und ausgezahlt bekommen.
Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die fürs Nichtstun in einem einzigen Jahr 500 Millionen Euro oder mehr Dividende kassieren und in einem Milliardenvermögen schwimmen.
Sind das keine "Extrempunkte"?
Selbstverständlich gibt es auch viele Menschen dazwischen. Aber diese rabulistische Argumentation hilft denjenigen, die in diesem unserem Lande für 10 Euro in der Stunde oder weniger arbeiten, keinen einzigen Millimeter weiter.
@ Jens C
Zitat: „Linke sehen Menschen eher gleich als ungleich, Rechte sehen Menschen eher ungleich als gleich.“
Man kann das auch präziser fomulieren und nicht so wischiwaschi und nebulös: Rechte sind empathielose Sozialdarwinisten und Opportunisten, die nach unten treten, nach oben buckeln bzw. arschkriechen und den Hals nicht voll kriegen.
Im Vergleich dazu war Jesus Christus ein pazifischer und humanistischer Linker, der bereits vor 2000 Jahren den maßlosen Reichtum anprangert und Soidarität für die Armen fordert.
@ Jens C
Zitat: "Menschen sind nicht gleich, Männer und Frauen sind nicht gleich, es lebe der Unterschied! Das Problem wäre eine Wertung, das etwas anderes besser oder schlchter ist. Nicht Gleichheit als zu kurze Vokabel ist anzustreben und gut, sondern Chancengleichheit oder Gleichheit vor dem Gesetz."
Schon wieder ein rabulistischer Bullshit. Wer bestreitet, dass alle Menschen und Männer bzw. Frauen gleich sind? Aber Chancengleichheit ist keine Gleichheit.
Jedes Kind hat formal die Chance auf einen guten Schulabschluss. Bei gleicher Intelligenz und Leistungsbereitschaft haben Kinder, deren Eltern sich zum Beispiel einen Nachhilfelehrer oder eine Privatschule leisten können, faktisch mehr Chancen. Nur dumme Neoliberale, dumme Konservative und Pseudo-Sozialdemokraten bestreiten das.
Wenn man krank ist, braucht man einen Arzt bzw. medizinische Versorgung und Medikamente. Die Chance, sich eine medizinische Versorgung und Medikamente leisten zu können, die von der gesetzlichen Krankenkasse nicht bezahlt werden, ist wesentlich größer, wenn man 100 Millionen Euro auf dem Konto hat.
@ Jens C
Zitat: "... dass wir[e] in Deutschland die soziale Marktwirtschaft haben, denn es gibt unzählige soziale Elemente, die kein Manchester- oder Raubtierkapitalismus aufweisen. Es ist EHER ein Kapitalismus als ein Kommunismus, aber dazwischen liegt eben eine riesige Bandbreite... Schwarz oder Weiss, Strom an oder Strom aus...
Nochmal und zur Wiederholung: Diese "riesige Bandbreite" dazwischen ändert nichts an der Tatsache, dass Hartz IV-Empfänger in diesem unserem angeblich "sozialen" und "christlichen" Land vom Arbeitsamt gezwungen werden, sich eine neue billigere Wohnung zu suchen, falls sie denn eine finden, weil ihre 2-Zi-Wohnung 50 Euro im Monat zu "teuer" ist, und es auf der anderen Seite Menschen gibt, die so viel verdienen, um für ein einziges Ölgemälde mehrere hundert Millionen Euro bezahlen zu können.
Die Forderung der "Sozialen Marktwirtschaft" lautete nach dem Zweiten Weltkrieg "Wohlstand für Alle" und nicht Luxus für die oberen Zehntausend und Armut für Geringverdiener, Arbeitslose, Mindestrentner, Obdachlose, Hartz IV-Empfänger und andere.
Ein bekannter Vertreter der Sozialen Marktwirtschaft (Ludwig Erhard), der bislang noch nicht als "Linker" bezeichnet worden ist, formulierte dieses Ziel vor dem Hintergrund der gescheiterten Weimarer Republik und der Nazi-Diktatur folgendermaßen:
>>So wollte ich jeden Zweifel beseitigt wissen, daß ich die Verwirklichung einer Wirtschaftsverfassung anstrebe, die immer weitere und breitere Schichten unseres Volkes zu Wohlstand zu führen vermag. Am Ausgangspunkt stand der Wunsch, über eine breitgeschichtete Massenkaufkraft die alte konservative soziale Struktur endgültig zu über- winden. Diese überkommene Hierarchie war auf der einen Seite durch eine dünne Oberschicht, welche sich jeden Konsum leisten konnte, wie andererseits durch eine quantitativ sehr breite Unterschicht mit unzureichender Kaufkraft gekennzeichnet.<<
@ Jens C
Zitat: "LINKS und RECHTS/konservativ war immer schon nur ein Hilfsmittel, die komplexe Welt einzuteilen. Wer hätte nicht "eher Linke" Ansichten, aber auch "eher konservative"... Ist die Wertschätzung der Familie rechts - dann bin ich das. Ist der Wunsch der Gleichberechtigung eher links - dann bin ich das. Ist der Wunsch nach weltweiter Anerkennung der LGBT-REchte und Recht auf Heirat eher links? ... Wer solche Aspekte nicht in sich hat, der/die wäre mir suspekt."
Und wer die Debatte zwischen "Links" und "Rechts" auf diese Aspekte reduziert, ist ein neoliberaler Sozialdarwinist und lenkt damit vom zentralen Punkt ab. Wenn es um Armut und Reichtum geht, dann ist die Welt nicht komplex, sondern ganz einfach. Kleine Kinder verstehen das, große Kinder offenkundig nicht.
Zitat: "Nur ist es eben nicht immer so pauschal und einfach, wie ich es beim Autoren in diesem Artikel herauslese."
Und wenn man lesen kann, heißt das noch lange nicht, dass man auch denken kann. Der Kommentator "Jens C" hat offenkundig ein Problem damit, den Unterschied zwischen "Bandbreite" und "Extrempunkt" zu verstehen oder er tut nur so, weil er andere für dumm verkaufen will.
Mit Verlaub, solchen Leuten wünsche ich alles Mögliche, aber da ist nichts, aber auch gar nichts Gutes dabei. Alles Mögliche hat nämlich viele Aspekte und eine "riesige Bandbreite", aber wenn nichts Gutes dabei ist, dann ist das ein "Extrempunkt".
"Je mehr Rastalockenträgerinnen und Eine-Welt-Laden-Freunde kein Problem damit haben, dass direkt neben ihnen im Demo-Block die Reichsflaggen wehen, ..."
Was für ein Unsinn und zugleich der Grund für die linke Schwäche der Spaltung durch selbstüberhebende Selbstabgrenzung auf der Grundlage von (Pseudo?- ) Identitäten a la "Rastalockenträgerinnen und Eine-Welt-Laden-Freunde", woraus sich die "Stärke" der Rechts-Fahnen-Träger-Innen je erst ergibt: Man hat die Weisheit mit Löffeln gefressen und sieht in allen anderen (als je man Selbst!), sogar je auch unter "Genossen", stets nur aufkärungsbedürftige "Massen" oder "Kader", die erst noch auf die "Systemkritik" und die "Systemüberwindung" nach dem eigenen Gusto, vornehmlich Kap'mus als "System" usw., eingeschworen sein müssten, bevor überhaupt ERNSTHAFT etwas gehen könnte ...
Wenn bevorzugte Mieter in L.A. "Studenten, Berufstätige" in einer guten Lage fuer laeppische 6340 US - Dollar im Monat gesucht werden ist das Links - Rechts - Schema gut aufgehoben.
;-)
Herrje!
Der Name Columbus wird mit einem Entdecker assoziiert.
Soll er sie tarnen?
Ich hoffe, daß eine möglichst große Zahl an Mitforisten diesen einen Kommentar liest, um künftig Absicht hinter (ganz nach pseudosachlicher Textur Konservativer gestrickte) ach so gesetzt klingenden Beiträgen zu deuten.
Wenn Erhebungen und Wahlen denn so zuverlässig sind, daß tatsächlich Grund zur Annahme besteht, die Bevölkerungen stünden hinter dem großen Casino der Dissozialität und praktischen Irrationalität:
Wie kommt es wohl zu Exotik von Brechts Kälbern, die ihr eigenes Schlachten wünschen?
Nicht vielleicht durch Systematik der Desinformation?
Das Anrechnen fabrizierter Gesinnung ist präzise der Palaverauftrag, den die Pharaonen bestellen.
Sie sind so analytisch tiefgreifend und politisch links wie etwa Adenauer.
Und das arge ist: Wie mir scheint, vorsätzlich.
Ein treffenderer Name als „Columbus“ wäre eindeutig „Nebelkerze“.
nun, lesende und wache linke sind auch hier in der minder-zahl
und es hat den anschein, das bekanntsein-sollendes des öfteren
exponiert werden sollte.
(eine leicht bearbeitete neu-auflage ihrer beiträge wäre dazu ein beitrag,
bin ich sicher).
- die rücksichts-arme extraktive ökonomie, wie die immer intensivere
landwirtschaft ist keine konservative im wortsinn.
und der blind-folgenden bevölkerung werden zu selten alternative wege
angeboten und sie stecken oft in einer demografischen falle,
die sie zu kurz-sichtigen schein-lösungen verführt: hungrige mäuler wollen
gesättigt werden.
und raub-bau verbindet sich mit populismus und autokratischen herr-schaften.
- und die verheißung von prosperität und nachlassender mühsal
bringt allemal hunger-leidende und aufstiegs-willige auf die seite von investoren,
die auskömmliche arbeitsplätze versprechen.
- am globalen primat der besitz-bürgerlichen kapitalistischen ökonomie
wird zwar zu rütteln sein, aber mit wenig erfolg.
deshalb sollten sich linke konzentrieren gegen die akuten, un-kontrollierten
exzesse der nur-gewinn-gesteuerten akteure, die selbst die grundlagen der
erwerbs-wirtschaft zugrunde zu richten bereit sind.
- zu historischen und aktuellen kolonialisierungs-wellen,
die ja systematische rationalisierungen von ausbeutung sind,
und potentielle reichtümer in bare münze verwandeln und organisieren:
lassen sie mir bitte noch zeit zum nach-denken.
mit respektvollem gruß.
Sie müssen hier nicht beweisen, daß Sie begabt sind,
den respekt-freien "blödmann" zu geben.
Politisch war die Linke nie mehrheitsfähig, oft marginal. Wenn sie mal stärker war, dann durch Mitläufer, auf die sie sich nicht verlassen konnte, die in ihrer Orientierungslosigkeit schon mal links debattiert haben und dann rechts marschiert sind. Andrerseits ist in dem, was einmal nach dem WKII Öffentlichkeit war, aufgrund des Strukturwandels der so zugänglichen wie verantwortungslosen neuen Medien in deren lärmendem Meinungsrauschen die kritische Öffentlichkeit, die zeitweise den Ton angegeben hat („der Geist steht links“, die Suhrkamp-Kultur) praktisch nicht mehr hörbar.
Es gibt derzeit keine Chancen zu einer demokratisch legitimierten linken Politik, dem stimme ich zu. Aber warum, werter Columbus, oder wozu soll sich die Linke Bündnispartner suchen? Für eine bürgerliche, neoliberale Politik? Man kann sicher die eine oder andere Entscheidung als Linker mit durchwinken, das kann man noch seltener sogar für einen rechten Vorschlag. Das schlimmste verhindern, ja. Aber dazu braucht man sich nicht als Linker verbiegen, es sollte nur Zustimmung geben für das, was den linken Zielen entgegenkommt. Sollen die nichtlinken Mehrheiten regieren, wichtig ist nur, daß kenntlich ist, daß das nicht links ist, anders gesagt soll kenntlich sein, was links und was nicht links ist (hier bin ich absolut d‘accord mit dem Beitrag). Und wenn es zu schlimm kommt, muß man linkes Notwehrhandeln organisieren, zivilen Widerstand. Freilich, wenn man nicht mehr weiß, was links ist, sollte man die Politik aufgeben, dann müssen wir wieder Philosophen werden und erst mal lernen, die Welt wieder verschieden zu interpretieren.
Wenn Sie nicht folgen können, dann bleiben Sie doch einfach zurück.
Sie sind doch Adornokundiger, W. Endemann. Daher lohnte es sich vielleicht einmal, die Negativität Wiesengrunds zu nutzen, um sich der Erfolglosigkeit des vermeintlich exakteren oder besseren Denkens, ohne Verweis auf ein Praxis, entlang der Sprache, deutlich zu machen.
Wer ständig unechte Linke, "Mitläufer", Renegaten, falsche Fuffziger, fehlgeleitete, also verbürgerlichte Subjekte, entlarven, vorführen, bloßstellen oder gar einem ewigen Scherbengericht überantworten will, wie leicht das geht, zeigt schon dieses Blog- Thread, der kann niemals von einer positiven Utopie überzeugt machen und er ist- er, weil die Sucht besonders Männer befällt- der Sklave seiner Negativität.
Ein solcher Linker muss dann ständig Wohlfahrtsausschüsse und Anklagetribunale einrichten und leiten, muss ständig die Kommune durchsieben, ständig die Lehre pflegen und aus ihr, wie aus der Berechtigung ein Linker zu sein, alles und alle scheinbar inkomensurablen Elemente ausscheiden. Da produziert und potenziert sich der Erkenntnis- und Wissensdünkel einer schrumpfenden Gemeinde, zum Vorhof der Hölle.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Entlang meiner dFC- Erfahrung weiß ich, wann die Herren, die strammen Kameraden, die Involutionäre und leider auch einige mehr oder weniger aggressiv vertrottelnde Genossen, ganz ganz selten auch ´ne Dame, persönlich werden und ins Flegel- Bengelhafte abgleiten, Denkzone 8.
Nicht einmal ein wenig Humor, eine gewisse Schalkhaftigkeit, Gewitzheit oder ein wenig "Esprit" scheint da auf. Nicht einmal der Eindruck, das alles sei unter Rauschmitteln oder allzu viel Feierabendschnaps abgesondert, stellt sich ein. Die Selbstverständlichkeit mit der vorgegangen wird, die offensichtlich sogar noch Befriedigung verschafft, wo gar nichts friedlich und freudig ist, verwundert.
Sie meinen es bierernst, die Herren und sie führen Buch, über jede vermeintliche Sünde, die ihren trüben Augen, ihren verhärteten Seelen und ihrem blassen Verstand auffällt. Häufen sich diese Charaktere, dann bilden sie ´nen Debattierklub, der sich völlig selbst genügt.
Es wäre ein Leichtes für mich, auf der Ebene Nomen est omen, gegen diese Spezies Gnostiker aus antiken Ruinen zurückzukarten.
Es ist ersichtlich, dass ich mich nicht hinter "Columbus" verstecke und, sofern ich es nicht einmal vergesse, alles mit meinem Klarnamen zeichne.
Aber selbst das wird mutwillig und absichtsvoll ausgenutzt, um wabernde Verdächte und allerlei Gemunkel unter die Leut´ zu bringen. Einfach nicht antworten, dürfte wohl die allerbeste Formel für sowas sein. Ich gebe es zu, ich führe nicht Buch und habe es nach Wochen schon wieder vergessen.
Beste Grüße
Christoph Leusch
@Christian BrechtSCHADE, dass Sie mich so missverstehen WOLLEN...Wenn man meint, nicht nur und ausschliesslich die Extrempunkte zu betrachten, sondern das ganzBildie Millionen Farben zwischen Schwarz und Weiss, heisst das nicht, dass Schwarz und Weiss nicht auch gesehen werden.Sehen wir Schwarz, Grün, Blau, Rose, Lila, Pink, Gelb und die Millionen anderen Farben. Und dann entscheiden WIR oder jeder für sich, ob und Weiss PUR und ausschliesslich unsere Welt prägen, oder eben das ganze Farbspektrum.Mit Ihrem Kommentar bestätigen Sie die Notwendigkeit meines Erstkommentars... Und welche Argumente von wem Kraft haben und welche in die Irre führen, überlassen wir den Mitlesern.
DANKE für das Lernen eines neuen Wortes am Rande, rabulistisch war bisher kein Teil meines Vokabulars.
Interessant, darüber nachzudenken. Wer auf einer Skala von 0 bis 100 nur 0 und 100 sieht und 2 bis 99 ausblendet... Welches Fremdwort hätten SIE dafür? Mir würden einige einfallen...JA! Kümmern wir uns um die 0. Und um die 100. Und sehen die 2 bis 99 ebenfalls.
"Ich gebe es zu, ich führe nicht Buch und habe es nach Wochen schon wieder vergessen."
Wer nachtragend ist, hat viel zu schleppen. Und ja. Vergessen ist zuweilen kein Bug sondern ein Feature:
https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.dtv.de/buch/frederic-vester-denken-lernen-vergessen-33045/&ved=2ahUKEwiChKbM8N3rAhUGM-wKHXCzA4QQFjAKegQIDhAB&usg=AOvVaw236weSD3rZZamiXso7Kk0P
PS: gut, dass ich mir die URL nicht merken muss ;-)
>>Wer nachtragend ist, hat viel zu schleppen.<<
Hier sind doch die Meisten eher vortragend als nachtragend ;-)
auch das vortragen hat seine beschwernisse, lasten, lästigkeiten...
Wie kommen Sie darauf, daß ich „ständig unechte Linke, "Mitläufer", Renegaten, falsche Fuffziger, fehlgeleitete, also verbürgerlichte Subjekte, entlarven, vorführen, bloßstellen oder gar einem ewigen Scherbengericht überantworten will“? Und wie kommen Sie darauf, daß ich „von einer positiven Utopie überzeugt machen“ will?
Sie sehen ganz richtig, daß ich mich an diesem einen Punkt von meinem verehrten Meister Adorno unterscheide, und sehen es doch ganz falsch: wenn schon, bin ich Sklave meines Positivismus des Denkens und der Erfahrung, daher bin ich Optimist. Adorno war eher verzweifelt, daher negativer Dialektiker. Mit Ihrer Versöhnung mit der schlechten Wirklichkeit hätte er nichts anfangen können.
Wenn ich von „unechten Linken“, „Mitläufern“ rede, dann nicht, um irgendwen zu denunzieren, sondern nur, um darauf hinzuweisen, daß, wie die Leute sich selbst verstehen, nicht dem Begriff entspricht, den sie davon haben. Wir werden aber zu keiner anderen und hoffentlich besseren Gesellschaft kommen, wenn wir keinen konsistenten Begriff einer besseren Gesellschaft haben. Meine Aufgabe sehe ich darin, um die (analytisch) richtigen Begriffe zu streiten, was für mich der Bewertung vorausgehen muß, erst dafür Grundlage sein muß.
Vielleicht ist es ja Ihre Verzweiflung über die Wirkungslosigkeit linker Theorie, die Sie dazu führt, die vielen selbsternannten Linken des bürgerlichen Lagers, also ein Großteil der überzeugten Grünen und Sozialdemokraten, in das linke Lager einzugemeinden, mag sein, da geht dann was, und selbstverständlich kann und darf man der Überzeugung sein, mehr gehe nicht. Dann ist die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft die ultimative Zivilisation. Das wird von Linken bestritten. Ob es eine linke Perspektive gibt oder nur eine Reformperspektive der bürgerlichen Gesellschaft, das muß jeder selbst für sich entscheiden. Links ist aber nur die Utopie einer anderen Gesellschaft. Wenn Sie diesen Begriff von links verwerfen, bin ich nicht bereit, Sie einen Linken zu nennen.
Aber das Gerede von „ständig Wohlfahrtsausschüsse und Anklagetribunale einrichten und leiten“ ist eine üble Denunziation. Ich habe zwar ein gewisses Verständnis für den historischen Irrtum der frühen und mancher späterer Revolutionäre, ich erinnere hier an die gute Serie von wwalkie über den Jakobinismus, aber an keiner Stelle befürworte ich die Wiederholung solcher Irrtümer. Da basteln Sie sich ein passendes Feindbild. Schade, denn Sie sind im Prinzip klug genug, meine vorstehenden Überlegungen nachzuvollziehen, wenn Ihnen nicht Ihr psychisches Naturell in die Quere kommt.
+ @ Columbus
Das scheint mir eher dem Narzissmus der kleinen Differenzen geschuldet.
Ich sehe bei Euch beiden im Großen und Ganzen eine optimistische Grundhaltung, die mich gelehrt hat, dass es so etwas bei Linken überhaupt gibt. Ich habe mich dem Linkssein vom Ressentiment her genähert, vielleicht nicht die beste Form der Annäherung, aber dann doch nach und nach verstanden, dass es auf einer optimistischen (vielleicht sogar manchmal verklärten) Vision beruht, bei der man den Glauben an die Gestaltungsfähigkeit und -willigkeit der Menschengemeinschaft hoch hält, auch in schwierigen Zeiten.
Zuvor hatte ich Linke eher als ewige Kritikaster wahrgenommen, die gerne meckern aber weder Willens noch in der Lage sind, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen und es sich in einer – oft abhängig-ausbeutenden – Opferhaltung bequem eingerichtet haben, mal mehr, mal weniger wirr phantasierend von den eigenen projizierten Aggressionen (Revolution) oder (oft zirkulär argumentierend) belehrend, was nicht weniger aggressiv ist. Leider würde ich das >95% aller Linken immer noch attestieren, aber dass es prinzipiell auch anders geht, was in der (vorgestellten) Praxis heißt, die utopische Idee irgendwie mit einem möglichst weit blickenden Realismus zu versöhnen, konnte ich erkennen.
Ich glaube da geht es den Linken aber nicht besser oder schlechter, als anderen auch. Bei einigen religiösen Menschen ist es so, dass die (christliche und oft katholische) frohe Botschaft tatsächlich sehr ernst genommen wird. Gewisse Überlappungen zu spirituellen Bewegungen sind ebenfalls sichtbar, die auch dann positiv sein können, wenn sie vom Leid als Grunderfahrung ausgehen.
Auch da muss man Grenzen im Dialog überwinden, was manchmal zwischen weiter entfernten Partnern leichter ist, als bei scheinbar engen Verbündeten, womit ich wieder beim Anfang wäre.
Es kann nur der positiven Version die Zukunft gehören, über was sollte man sonst reden? Und noch in der abgespecktesten Variante bleibt uns nichts anderes übrig, als auch aus dem Schlechten das Beste zu machen.
||Wer ständig unechte Linke, "Mitläufer", Renegaten, falsche Fuffziger, fehlgeleitete, also verbürgerlichte Subjekte, entlarven, vorführen, bloßstellen oder gar einem ewigen Scherbengericht überantworten will, wie leicht das geht, zeigt schon dieses Blog- Thread, der kann niemals von einer positiven Utopie überzeugt machen und er ist- er, weil die Sucht besonders Männer befällt- der Sklave seiner Negativität.||
Konsistenz diametral zusammengefügten Unsinns.
Den Parameter Pseudolinker festzuhalten, mit sie eklatante gesellschaftliche Verhältnisse opportunistisch zu verwässern und zu vernebeln / das rebellische Potential betroffenen Bevölkerunganteils in etabliertem Trott und von Realisierung nicht etwa „utopischer“, sondern rationaler und gerechter Entwicklung abzuhalten, entspricht mitnichten und gegenteilig einem Moralismus.
||Sie meinen es bierernst, die Herren und sie führen Buch, über jede vermeintliche Sünde, die ihren trüben Augen, ihren verhärteten Seelen und ihrem blassen Verstand auffällt.||
Progressivität ist eben keine Kapriole, und Übertünchen extremen Ist-Stands Bärendienst an der Agonie Entrechteter und menschlicher Option.
Ob sich halbgarer Appendix linken Spektrums, in stupider Adaption herrschaftlich ausgegebener Denkmuster und eingerichteter Modalität, derweilen über „blassen Verstand“ auslassen sollte, erweist sich bereits in trivialer Erwiderung wie dieser in seiner Fragwürdigkeit:
||Es ist ersichtlich, dass ich mich nicht hinter "Columbus" verstecke und, sofern ich es nicht einmal vergesse, alles mit meinem Klarnamen zeichne.||
Wie hell ist wohl ein Verstand, dem einführend vorangeschickt wurde, daß Selbstbezeichnung „Columbus“ einer Tarnung als eben alles Anderem als Ent- und Aufdeckendem, indes als Nebelkerze Fungierendem gleichkommt; und der plakatierten, inhaltlichen Bezug bei all dem Landelicht in der Aussage dennoch nicht zu erfassen vermag / vermeint, „Tarnung“ bezöge sich auf Verdeckung seiner persönlichen Identität?
Wie erst soll er raffinierte Rübe ausmachen, die in Plutokratie ausgehängt ist; oder auch schon indizierende Obszönität von Eigentums- und Machtverhältnissen? Kaum verwunderlich, daß er an Dekreten, etablierten Mechanismen und verfügter Stochastik als Weltbild klebt, wie Fliegen an Windschutzscheiben.
Ich habe übrigens, nebenher klarstellend, seit breitem Aufkommen des Internets nicht einmal von Jemand erwartet, persönliche Identität auszuweisen.
Sie spielte einzig einmal eine Rolle, als ich einer Foristen-Identität vorführte, aus multiplen Persönlichkeiten zu bestehen, also Propagandaeinheit zu sein.
Für mich ist Inhalt relevant, nicht Personalie.
Auch wenn Destruktivität und Kontraproduktivität durch tumbe oder korrupte Wischiwaschis in linkem Lager unbestritten enervierend und immer wieder humane Zukunft zurückwerfend ist.
Heute schon Kipping umarmt?
PS:
Wollte man über den Unverstand halbbackenen Linksseins wie unterstellt Buch führen, käme man nicht mehr zu dem, was ihnen abgeht: Sich ganzheitlich und kognitiv zu informieren.
Also, wenn schon, würde ich Usern wenigstens das vorwerfen, was auch passt, sonst erweckt man zu schnell den Eindruck des Kreisklassespielers, der dem bewährten Bundesligisten vorwirft, er könne in Wahrheit gar nicht spielen.
So ein Vorschlag ist von der Sinnlosigkeit her natürlich konsistent, wenn er von Betroffenen kommt, welche mithin davon überzeugt sind, daß kritische Wahrnehmung nicht auf sie paßt.
Schließlich, wie in Columbus Delirium, wünschen die Menschen ja Autokratie und Destruktion. Also kann man ihnen Letzteres ja auch durchaus als Verhunzung demokratischen und sozialen Ideals servieren.
Was also wäre daran unpaßend; nicht wahr?
>>Ob es eine linke Perspektive gibt oder nur eine Reformperspektive der bürgerlichen Gesellschaft, das muß jeder selbst für sich entscheiden. Links ist aber nur die Utopie einer anderen Gesellschaft. Wenn Sie diesen Begriff von links verwerfen, bin ich nicht bereit, Sie einen Linken zu nennen.<< -
Ganz offensichtlich haben Sie meinen Kommentar unter Herrn Barons Text gar nicht gelesen oder nicht verstanden, Herr Endemann, denn sonst könnten Sie nicht schreiben ich hätte Ihnen einen Vorwurf gemacht und ebenso nicht, ich schriebe gegen die linke Utopie und das Prinzip Hoffnung. - Das Gegenteil ist wahr! Lesen Sie!- Meine Blog- Artikel zum Thema, erreichten Sie wohl auch nicht.
Was ich allerdings feststellte und offenbar hier ein bisschen erregt, ist, dass es derzeit keine nennenswerte linke Bewegung gibt, die Chancen hätte die kapitalistischen Verhältnisse abzulösen. Weder zeichnen sich Avangarden (politische und kulturelle) ab, noch können Linke diesbezüglich den politisch- gesellschaftlichen Diskurs entscheidend mitprägen, noch gibt es ganze Klassen, das Proletariat selbst, die sich diesbezüglich formierten oder sich formieren ließen.
Das gilt weltweit. Vielleicht ist dies besonders erschreckend für uns Linke, weil wir uns recht prinzipiell verweigern positive Ersatzbefriedigungen und Kompromisse anzubieten, wie ich bereits öfter einmal schrieb.
Sogar in Gesellschaften, die besonders ausgeprägte soziale und wirtschaftliche Gefälle zwischen Reich und Arm aufweisen, orientieren sich die Deklassierten und noch viel mehr situierte BürgerInnen nicht links, sondern tendieren zu den rechten Surrogatangeboten autoritärer, illiberaler und Minderheiten auschließender Politiken. Die sogenannte Mitte, die Mehrheit, will allerdings den Status quo und verteidigt ihn, zum Glück, weil es eine potente Linke nicht gibt, gegen Rechts, gegen Antidemokraten, gegen neue Faschismen, gegen die Populisten, die von der gelenkten und illiberalen Demokratie träumen. Und diese große Mitte geht auch, unter schwierigen Verhältnissen, wie nun in der Ukraine, mutig vor. - Bei vielen Linken reicht der Mut nicht einmal dazu, die Realität anzuerkennen, die man ändern will.
Dann habe ich kursorisch, wie es sich für Kommentare gehört, auch noch Gründe innerhalb der Linken genannt, die diese Misere begründen.
Nicht zum ersten Mal, verweise ich auf die Tatsache, die sich ja auch in ihrem Anwurf, aber viel stärker noch bei anderen Foristen, manifestiert, dass Bündnisse mit anderen gesellschaftlichen Gruppen und anderen bürgerrechtlichen und demokratischen Bewegungen oftmals abgelehnt werden oder aber als rein taktische Maßnahme verstanden werden.
Auf diese Art und Weise kastriert sich die Linke dauerhaft. Einige Foristen, das ist mir schon länge klar, fühlen sich aber in einer Art isolierter Daueropposition recht wohl. Allzu intelligent ist das nicht, vielleicht aber gut fürs je eigene Seelenheil.
Glücklicherweise erkennen das zumindest die parlamentarischen Linken nun zunehmend und lassen bei der ureigenen, manchmal solipsistischen und isolierenden Überlegenheitsrhetorik nach.
Einige werden es allerdings nie verstehen, und einige erhoffen sich gar Erlösung für ihr prviates Linkssein, aus aktiver und passiver Teilnahme an rechten Aktionen, wenn sie nicht gleich die Seite wechseln. - Wie gesagt, da gibt es für einen bestimmten Menschenschlag rhetorische, ideologische, symbolische und an manchen Orten gar aktive und reale Ersatzbefriedigungen. Sehr beliebt derzeit: "Wir wissen, wer dereinst in den Knast gehört (Ärzte, JournalistInnen, PolitikerInnen, Eliten aller Art, besonders aber Gates und Soros,....)."
Beste Grüße
Christoph Leusch
So isses, Mohrleiche! Linke müssen eben ein "Bündnis" von "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" und "Glaube, Liebe, Hoffnung" erst einmal für sich selbst akzeptieren lernen, bevor sie wieder politik- und dann mehrheitsfähig werden und auch kulturell- gesellschaftlich mehr auf die Beine stellen können.
Ich verrate kein Geheimis, wenn ich schreibe, dass das ein paar linke Intellektuelle und Politiker (m/w) das seit langer Zeit auch schon wussten, als es mit der linken Sache machtpolitisch viel besser stand.
Freud, bestimmt kein Linker, ist aber eine meist untrügliche Referenz für die psychologischen Mechanismen, die angeblich so rational argumentierende Linke veranlasst, die Splitter im eigenen Auge für Wegweiser zu halten und freundlichen Rat oder Beratung, wie eben auch echte, ernstgemeinte Bündnisse, strikt abzulehnen.
Freiheit zum Glauben, (Menschen-)Liebe als Brüderlichkeit und Hoffnung auf Gleichheit. - Die Slogans, die Motti, sie sind schon älter und daher nicht gegendert, schreibe ich vorsorglich hier hin.
Beste Grüße
Christoph Leusch
"So isses, Mohrleiche!"
Dieser Kommentar wird Stirnrunzeln hervorrufen, und nach ihm wird gewiss keine Straße benannt werden... ;-)
So isses. ;-) Wahrscheinlich muss ich ins Moor dafür. C. Leusch
Nun, ich hatte „Mitläufer“ gelesen, und wenn ich das recht überblicke, bin ich der einzige, der hier von Mitläufern geredet hat. Daraus schloß ich zweierlei, 1. bin ich gemeint (mit dem Vorführen und Scherbengericht), und 2. sind die „Mitläufer“ gar keine (falsche Fuffziger), sondern echte Hundertprozentige. Sie finden es unstatthaft, diesen Pseudolinken die Anerkennung zu verweigern. Ich verweigere aber nicht ihre Anerkennung als Personen und Meinungssubjekte, sondern nur die Anerkennung ihres Linksseins. Selbst wenn ich Sie wohlwollend so interpretiere, daß Sie anmahnen, diesen eventuell gutmütigen, mit links sympathisierenden Bürgerlichen nicht die Tür zu einem breiten Bündnis zuzuschlagen, so erwarte ich wenigstens, daß das Bündnis seinerseits die radikaleren linken Positionen akzeptiert.
Mit den Schlußbemerkungen bin ich sicher nicht gemeint, aber wo gibt es hier in der Community überhaupt solche verbohrten Sektierer? Ich verstehe nicht, was Sie veranlaßt, hier ständig die Karikatur eines Linksradikalismus „entlarven, vorführen, bloßstellen“ zu müssen, und warum dieser verächtliche Tonfall? Die Schärfe jedenfalls haben Sie in die Debatte gebracht.
Übrigens sage ich nichts gegen eine scharfe Auseinandersetzung über exakteres oder besseres Denken. Da zählen nur Argumente. Aber Erfolg oder Erfolglosigkeit des Denkens hängen unmittelbar weniger, nur langfristig von der Qualität der Argumente ab. Daher sollte Erfolglosigkeit kein Grund sein, das bessere Denken aufzugeben, sondern Ansporn, nach den Gründen seiner Erfolglosigkeit zu fragen.
Völlig einverstanden, Herr Endemann. Den Gründen der Erfolglosigkeit machzughen und überhaupt erst einmal im eigenen Haus, im eigenen Gedankengebäude, nachzuschauen, warum in die als schön, richtig und widerspruchsfrei empfundenen, aber leerstehenden Räume mit längerer Geschichte, sogar heroischer Traditionen und alter Praxiserfahrung partout niemand mehr einziehen will, wäre sehr wünschenswert.
Herr Baron fragt sich doch auch, warum die Klasse kein Bewusstsein mehr hat und woran es wohl liegen könnte, dass selbst in krisenhaften kapitalistische Gesellschaften, die eine Menge prekären sozialen Status produzieren und die Ungleichheit potenzieren, nicht jene ausgewählt und ermächtigt werden, die praktisch geburtsmäßig die Gerechtigkeitsfrage stellen.
Ja, noch schärfer formuliert: Warum neigen gar dfe schwerstbetroffenen BürgerInnen dazu, entweder zu verstummen oder aber autoritären uud illiberalen Gedanken und politischen Führern zu folgen, die diese vertreten; die ihnen Ersatz anbieten, aber die Gerechtigkeitsfrage, damit übrigens auch die Umweltfrage, gar nicht lösen wollen.
Bis demnächst
Christoph Leusch
„Ja, noch schärfer formuliert: Warum neigen gar dfe schwerstbetroffenen BürgerInnen dazu, entweder zu verstummen oder aber autoritären uud illiberalen Gedanken und politischen Führern zu folgen, die diese vertreten; die ihnen Ersatz anbieten, aber die Gerechtigkeitsfrage, damit übrigens auch die Umweltfrage, gar nicht lösen wollen.“ (Columbus)
Wie so oft, gibt es auch hier nicht die eine Antwort, sondern Bündel, die sich verstärken und abschwächen. Hier meine Anregungen:
- Ganz banal würde ich sagen, dass Protest – und die Lust an der Provokation um ihrer selbst Willen – heute mit rechten Themen und Thesen besser klappt.
- Dann sind Menschen vermutlich egoistischer als man meint, d.h. man protestiert oft da und dort, wo man sich eigene Vorteile erhofft und lässt damit nach, wenn sich eigene Gratifikationen einstellen oder dieser unerreichbar erscheinen. Dies vor allem unter dem Eindruck kollektiver Regressionen, da dort opportunistisches Verhalten verstärkt wird.
- Besonders entscheidend scheint mir, dass die politische Linke eine eklatante Schwäche beim Thema sozialer Gerechtigkeit hat und sozusagen 'an den Menschen vorbei' argumentiert, d.h. einfach nicht verstanden hat (oder akzeptieren will), was Menschen als gerecht empfinden, ausdrücklich auch solche, deren Wahrnehmung man nicht als kapitalistisch geprägt oder verzerrt betrachten darf.
Das ist insofern interessant, als Michael Tomasello sehr überzeugend (anhand von über 20 empirischen Studien) herausgearbeitet hat, dass der Mensch an sich nicht nur kooperativ, sondern „ultrakooperativ“ ist und es das ist, was bereits das kleine Kind von anderen Primaten unterscheidet. Es ginge also anders.
Wichtig scheint mir in dem Zusammenhang der Punkt, dass es zum typisch menschlichen Verhalten in dieser grundsätzlichen Kooperationsbereitschaft gehört, dass Menschen „Trittbrettfahrer“ aussortieren und nicht mögen. Trittbrettfahrer meint hier, Menschen, die zur gemeinsamen Jagd selbst nichts beigetragen haben, obwohl sie es könnten. Diese Kontrolle vom Trittbrettfahrern ist die andere Seite dessen, was die Kooperationsbereitschaft ausmacht, nämlich das Aufflammen von wechselseitigem Respekt zwischen Kooperationspartnern, der auch andauert, wenn jemand gerade nicht kann (weil er alt oder verletzt ist). Und eben der Verlust desselben, wenn jemand sich hier verweigert.
Auch in dem Zusammenhang, aber nicht Tomasello:
„Besser als Menschen zu erklären, wie sie zu denken und zu fühlen haben und ihnen dann vorzurechnen, dass sie falsch empfinden, ist es, sie nach ihrer Vorstellungen zu fragen. Das wurde in der Studie gemacht, die dem oben verlinkten Artikel zugrunde liegt. Ergebnis: Den weitaus meisten Befragten geht es gut, dennoch haben sie das Gefühl in einer ungerechten Gesellschaft zu leben und das finden sie nicht gut. Doch Gerechtigkeit ist keine Gleichmacherei, auch nicht in den Augen der Befragten:
“Denn offenbar verstehen viele Angehörige der sogenannten Generation Mitte unter sozialer Gerechtigkeit und dem Weg dorthin etwas anderes als die Linke und die linken Flügel von SPD und Grünen. Deren klassisches Rezept lautet: Nehmt den Reichen und gebt es den Armen. Doch das ist für die Befragten offenbar nicht das Mittel der Wahl für eine gerechtere Gesellschaft.”[2]
Genau hier ist das Problem, denn mehr Mitgefühl mit den sozial Schwachen würde helfen. Das ist aber bei den Befragten nicht erwünscht. Ihre Ansicht ist, dass Leistung sich lohnen muss und dass unterschiedliche Leistungen auch spürbar werden sollten. Zudem glauben die meisten, dass sich Arbeit lohnen muss und man davon leben können sollte. Das scheint ein typisch menschlicher Punkt zu sein und ich glaube er wäre in Praxis umsetzbar.“ (Quelle)
In der größten europäischen Jugendstudie „generation what?“ heißt es ebenfalls, dass sowohl in der Gruppe deren die soziale Ungleichheit wahrnehmen, als auch jene, die dies nicht tun (je nach Fragestellung) um 2/3 herum meinen, dass es zu viele gibt, die sich Leistungen erschleichen. Zitate sind per Copyright nicht erlaubt. (S. 15 und S. 19 Download zur Studie, unten auf dieser Seite)
- Ferner muss man wenigstens ein bisschen die Psychodynamik verstehen, die normale (unter stabilen Verhältnissen) und die regressive (unter instabilen Verhältnissen). Individuell heißt instabil unter dem Einfluss von Spitzenaffekten, kollektiv heißt es, unter dem Einfluss von Massenregressionen und deren Ursachen.
Dabei muss man festhalten: „Die ersten Bindungen sind also aggressiver, nicht libidinöser Natur,“ (Otto Kernberg, „Ideologie, Konflikt und Führung“, Klett-Cotta 2000, S.55)
Ebenfalls wenig bekannt, aber wichtig ist der Punkt, dass bereits Freud fand, dass die (Ur-)Horde von einer Persönlichkeit beherrscht werden will, „die über unbegrenzte Macht gebietet, sie möchte sich nach dem Willen dieser Person masochistisch beugen und unterwerfen.“ (Ebd. S.55)
„Die von Freud erläuterte blinde Gefolgschaft, die der Mob dem idealisierten Führer leistet, stellt durch die Identifizierung mit dem Führer eine gewisse Identität wieder her; sie schützt das Individuum durch diese gemeinsame Identität und die gemeinsame Projektion von Aggression auf äußere Feinde vor und befriedigt durch Unterwerfung unter den Führer Abhängigkeitsbedürfnisse.“ (Ebd. S.56)
Man muss verstehen, dass diese Unterwerfungen die eigene Identität stabilisiert und die Destabilisierung der Ich-Identität mit massiven Aggressionen und Ängsten verbunden ist. Diese Aggression ist in unstruktutierten Gruppen, ohne gemeinsame Ziele, Werte, Aufgaben … jederzeit auszulösen, gleich wie 'anständig, gebildet und entwickelt' ihrer Mitglieder sind.
Das heißt, das Verhältnis von Aggression und Kooperation muss von der Linken deutlich tiefer begriffen und durchdrungen werden, als dies derzeit der Fall ist. Die Fragen nach Gerechtigkeit, Regression und Identität hängen direkt damit zusammen.
- Ein letzter Punkt. Vermutlich sind wir auch Zeitzeugen einer Umstrukturierung der Gesellschaft. Die Befragen der „generation what?“ Studie sind zu 86% im europaweiten Schnitt an Religionen nicht mehr interessiert, aber 82% interessieren sich aber auch wenig oder sehr wenig für Politik. Das heißt, die von vielen in der hiesigen Blase als so alles entscheidend wahrgenommenen Fragen nach links oder rechts, interessieren überhaupt nur noch 18% der Jugend in Europa.
Das könnte vielleicht auch erklären, warum es Rechten leichter fällt, Protest zu mobilisieren – aber es wird ihnen kaum gelingen eine längerfristige Bindung herzustellen, erstens, ist Europa dafür zu alt und zweitens, ist Einwanderung für die Jugend kein Problem, der Nationalismus aber sehr wohl. Man glaubt an Multi-Kulti – indem man eine generelle Abneigung gegen das Establishment und alles was scheinbar dazu gehört, schürt.
Intellektuelle Offenbarung des Pseudolinks:
||Deren klassisches Rezept lautet: Nehmt den Reichen und gebt es den Armen. Doch das ist für die Befragten offenbar nicht das Mittel der Wahl für eine gerechtere Gesellschaft.”||
||Das ist aber bei den Befragten nicht erwünscht. Ihre Ansicht ist, dass Leistung sich lohnen muss …||
Klassisch.
Wildes Quirlen in Abhandlung von Abhandlungen und Sekundärem von Peripherie. Doch; und hier wurzelt geistiger Anteil der Entkopplung: Kein Verständnis von Grundlagen.
Am Beispiel des Zitierten: Angedacht sei also kein Tangieren übermäßigen Eigentums (auch bei tausenden Superreichen noch nicht, deren Multimilliarden längst und dabei ganz selbstverfreilich in Zehn- bis Hundertfaches gehen / 42 Individuen mehr als die Hälfte weltweiten Gutes vereinnahmen, für die Staaten nur noch weisungsgebunden sind), sondern, daß sich Leistung wieder lohnen müsse.
Unerschlossen:
# daß sich traditionell ausschließlich lohnende Leistung Abhängig Beschäftigter annehmen läßt, wo dem Bewußtsein vorenthaltener Mehrwert aus Arbeit gänzlich entzogen ist.
# daß sich Wahrnehmung nicht lohnender Leistung bei Amnestie von Reichtum ausschließlich fügt, wo nicht erfaßt ist, wie sich Letzterer von Erstem nährt.
Das ist der von Letzterem fabrizierte Geistesstand des Proletariats und der Pseudolinken, welche mithin in tautologischer Konsequenz für sinnig erachten, auf diesen Stand bei den sozial Schwachen einzugehen, statt Aufklärung zu betreiben, -welche ja wiederum an diesen „vorbei“ginge.
Ob an Arbeitsplatz oder blindem Bücherregal, ist die kausale Verbindung zwischen Ausbeutung und Reichtum gemäß Paradigma der Herrschaft durchtrennt.
Überhaupt bleibt Herrschaft verfügungsgemäß ausgeblendet, und von ihr gestellte Option des Einbringens als einzig wägbare adaptiert. -Vom Grund auf zu Denken ergo zerebrales Tabu und ‚Radikalität‘.
Kognitives Schisma ist der zeitgenössisch verfeinerte Hebel in Bildungs- / Informationswesen und Kontrolle. Es ermöglicht eine unschlagbare Immunität Manipulierter, welche analytisch triftigste Werke und noch eklatanteste Empirie abgleiten läßt, wie auf gut gepflegter Lotusblume.
Wer nur hat Köpfe armer Schafe zum Symbol gemacht, während Segmentierung mancher Geschöpfe treffendere Analogie böte?
Es geht doch nicht darum, immer nur dasselbe zu wiederholen, was man sowieso täglich (hier) liest, sondern zu prüfen, warum das, was Sie z.B. so wichtig finden, mehr oder weniger gar nicht verfängt.
Die bösen Reichen, der fiesen Neoliberalismus und die armen, manipulierten Schafe, die leider nichts verstehen, nun ja, das kennt man und … es juckt einfach niemanden, bzw. kaum jemanden.
Die Jugend in Europa sieht dabei durchaus auch Ungerechtigkeiten wirtschaftlicher Art, aber die führen nicht dazu, dass die Jugend (partei)politisch wird, erst recht nicht, dass sie sich für linke Politik interessiert. Wenigstens dass müssen Sie sehen, wenn Sie nicht völlig im Trüben fischen möchten.
Was wäre denn Ihr Ansatz, das zu ändern?
||Was wäre denn Ihr Ansatz, das zu ändern?||
In einer Sendung übers Milliardärstum erzählte eine Anlageberaterin, wie sie Kunden Karten ausrollt und ihnen zur Auswahl aufzeigt, welche Länder welche Modelle zum Generieren von Geld aus Nichts bieten.
Abschließend äußerte sie in etwa: „Wenn die Menschen wüßten, wie Reiche Geld vermehren, würden sie zu den Waffen greifen“.
Abseits dessen, daß ich für Gewaltlosigkeit bin, hat die Dame damit Recht.
Was Ihnen „immer nur dasselbe“ scheint, ist brisant genug, daß es eben daher immer schon aus dem Bewußtsein des Zeitgeistes herausgehalten wird.
Wie die Dame ganz richtig festhielt, wissen die Menschen eben nicht.
Und das ist der Schutz und Konservierung des Status quo.
Im Übrigen lese ich auch hier kaum jemals vom Mehrwert und in ungefähr ebenso wenig vom Fakelaki-System.
Es läßt sich auch nur Plagiat des Linken sein, in dem man diese Dinge und ihre Auswirkungen ignoriert oder negiert.
Was Sie, sagen wir beispielhaft angesichts Hungers auf der Welt, wünschen, ist, ob sich nicht über etwas Anderes als Verteilung von Nahrung reden ließe. Oder hinsichtlich Artensterben, ob in der Sache denn „immer nur“ über Umweltzerstörung zu schwätzen sei.
Antwort: Ja.
Solange, bis Umstände und Gründe in ganzem Ausmaß auch vergegenwärtigt sind.
*****
Quelle bitte
Britisches TV vor etwa drei Jahren.
Episode einer Serie über Leben Superreicher.
(Spätestens wenn du siehst, daß es schon spezielle Industrie gibt, deren Dienstleistung das Ausdenken und organisieren größtmöglicher Verschwendung ist, um die sich ihre Kunden als erste im Ranking gegenseitig auszustechen suchen, suchst du nach dem Eimer.
'Elite', die den Menschen und dem Leben wortwörtlich ins Gesicht spuckt. Demonstrative Aussage: Seht her! Ich habe euch das weggenommen, um es wegzuwerfen.
Hauptsache, ihr bleibt Bodensatz, über den ich mich erheben kann.
Leider keine Ahnung von Titel, Sender etc.
»Heute schon Kipping umarmt?«
Um die politische Qualitätssicherung in diesem Stammtischlokal nicht gänzlich zu vernachlässigen: Der Umarmung von Kipping, auch politisch, ist in Anbetracht von Alternativ-Kalibern wie etwa Björn Höcke sicherlich der Vorzug zu geben.
Meinersich weiß nicht, welche Wirkung Sie Höcke & Konsorten zutrauen (welche zu gutem Teil absenter Linker geschuldet ist, die einen Klüngel thematisierte).
Doch Eines ist schon einmal absehbar:
Ihre Unterschätzung einer Destruktivität durch oppositionelle Energie absorbierende Pseudolinke, die sich als Ableiter aus Auffangbecken betätigen.
Niemand ist einer Absicherung der Konservierung dienlicher als sie.
????
Lieber mal weniger (verunglückte) Schachtelsätze und Schwurbel – dann klappt es vielleicht auch mit der message.
Sie haben doch schonmal bewiesen, daß ihnen Sprache oberhalb Boulevards zu hoch ist.
Darum müssen Sie sich schon selbst kümmern.
Korr. Ihnen zuliebe: "welche zu gutem Teil absenter Linken geschuldet ist, die einen Klüngel thematisierte"
Aber ich glaube nicht, daß es Ihnen hilft.
»Sie haben doch schonmal bewiesen, daß ihnen Sprache oberhalb Boulevards zu hoch ist.«
:-)
Ansonsten will ich Ihnen die Freude am Forum-Vollschwurbeln nicht verderben. Denke, Hauptsache ist, es macht (Ihnen) Spaß.
„Abschließend äußerte sie in etwa: „Wenn die Menschen wüßten, wie Reiche Geld vermehren, würden sie zu den Waffen greifen“.
Abseits dessen, daß ich für Gewaltlosigkeit bin, hat die Dame damit Recht.
Was Ihnen „immer nur dasselbe“ scheint, ist brisant genug, daß es eben daher immer schon aus dem Bewußtsein des Zeitgeistes herausgehalten wird.
Wie die Dame ganz richtig festhielt, wissen die Menschen eben nicht.“
Nun bin ich auch ein Mensch, weiß das aber. Vielleicht nicht die Details, ist ja auch bewusst schwer, das nachvollziehen zu können, aber das ist ja bereits im Volksmund verarbeitet: „Der Teufel scheißt immer auf den dicksten Haufen.“ Ist den meisten Menschen bekannt und wer es wissen will, kann es wissen. Wird manchmal in der Satiresendung „Die Anstalt“ erklärt, immer wieder auch in schöner Ausführlichkeit in der sogenannten Mainstreampresse.
Bücher wie „Nieten in Nadelstreifen“ hat schon vor Jahrzehnten jeder gelesen (ich übrigens auch), es ist aber so, wie in vielen anderen Bereichen des Lebens, gerne in jenen, von denen man immer wieder mal liest, dass sie einfach zum Schulfach werden sollten … da ist nicht viel was verborgen wird – natürlich das eine oder andere, aber das System/Prinzip ist schon recht offen-sichtlich – nur werden Sie sich irgendwann mit dem konfrontieren müssen, was mich auch stark verwundert hat: Die Menschen wollen es nicht wissen. Ein paar wenige immer, aber in aller Regel besteht der Skandal darin, dass der Skandal ausbleibt. Die bittere (oder auch nicht) Wahrheit ist, dass niemand zu den Waffen greifen würde (und wenn, dann am ehesten die, die liebend gerne zu Waffen greifen, Anlass egal).
Nicht nur Sie, nicht nur Biene, fast jeder in einem gewissen Lebensalter kann, wenn er nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, aus dem einen oder anderen Nähkästchen plaudern. Wenn man nicht vor lauter Selbstbesoffenheit immer weiter redet und die Menschheit mit Tiraden und Vorträgen zwangsbeglückt, kommt man bei so gut wie allen Themen irgendwann zu dem Schluss, dass 'die Menschen' das durchaus wissen und viele mehr wissen, dass sie es wissen könnten, aber aus sehr individuellen Gründen wollen die meisten es nicht. Man kann das nun als Faulheit, Feigheit, Laffheit, Inkonsequenz oder was auch immer bezeichnen, aber was bringt das den anderen? Vielleicht ist man ja auch nur gekränkt, dass die anderen die eigene Größe nicht (an)erkennen?
Bücher über Geheimwissen, Verschwörungen, Verflechtungen und wer mit wem boomen doch seit vielen Jahren. Oft entsetzlich platt und durchschaubar, aber das ist ein anderes Thema. Manche wollen es durchaus genauer wissen, die dringen dann weiter durch, den meisten reicht es aber, auch auf dieser Ebene gut unterhalten zu sein oder sich einreden zu können wenigstens zu wissen, welches Spiel in Wahrheit gespielt wird. Das erklärt und entlastet vielleicht sich Rechenschaft ablegen zu müssen warum es möglicherweise mit der eigene Karriere nicht so klappte, oder der Beziehung. Oder sich zu fragen, was man eigentlich – für sich – selbst vom Leben will.
Manche wollen es auch gar nicht genauer wissen, sondern die Welt retten. Da ist es dann gar nicht so gut, immer nur an sich zu denken, geradezu entlarvend. Denn dann ist man schon Teil des Systems, was immer nur auf Herrschaft an- und ausglegt ist. Aber ist es das eigentlich? Wie kam es eigentlich dazu? Warum machen denn alle mit, wenn ein paar Menschen beschließen, andere für sich springen zu lassen? Weil das eben immer schon so war? Begründen Sie mir das doch mal, rekonsturieren Sie, wie es dazu kam. Ich finde das ist ein sehr interessantes Thema, lehrreich für auch für die Gegenwart.
Ist das nicht die Eintrittkarte in linkes Denken, davon überzeugt zu sein, es ginge eben nicht nur um mich? Aber wie viel geht es denn um mich? 'Darf' ich mich denn nun um mein eigenes Leben kümmern und in welchem Ausmaß? Können Sie mir die Antwort geben, die ja durchaus aus in anderen Kontexten auftaucht, die weiter kommen, als bis zur zirkulären ideologischen Selbstverklärung. Diesen billige Triumph kriegen die dFC Ideologen alle noch hin, zu mehr reicht es dann aber auch nicht mehr, außer zu janz viel Jefühl, Wut natürlich, Empörung. Wut, da bleibt man gerne, da bekommt das Leben die Qualität einer Seifenoper, aber hey, so true, so real und man darf auch das, nicht wahr?
Die Welt retten. Das stets so edle Motiv, mit dem man eigene Aggressionen, Grenzverletzungen und Übergriffe gerne rechtfertigt. Die anderen wollen das auch, sie wissen es nur noch nicht. Aber man selbst hat schon entschieden, was für die anderen wirklich wichtig ist und das weiß man schließlich besser, als diese es selbst wissen. So verfestigt sich das immer mehr, zu der immer größer werdenden Gruppe von Idioten, die man aber nicht so nennt, in Wahrheit sind diese armen und naiven Menschen doch nur verführt und werden dumm gehalten und einer kleinen Elite (natürlich einer revolutionär gesinnten), von Bescheidwissern.
Und, kennen Sie den Ausgang aus der selbstverschuldeten Großspurigkeit? Zeigen Sie's mal, schreiben Sie's hin.
Die Linke und die Gerechtigkeitsfrage
Ich möchte auf zwei Argumente in den letzten Kommentaren zurückgreifen, an denen sich herausschälen läßt, was substantiell links ist.
I „ … warum in die als schön, richtig und widerspruchsfrei empfundenen, aber leerstehenden Räume mit längerer Geschichte, sogar heroischer Traditionen und alter Praxiserfahrung partout niemand mehr einziehen will“ (Columbus) - diese Formulierung insinuiert zweierlei: 1. die linke Sicht ist nicht schön, richtig und widerspruchsfrei, sondern sie wird von Linken nur so empfunden, 2. wollte man mal in das linke Haus einziehen, inzwischen will das partout niemand mehr.
Das ist eine oberflächliche Betrachtung, der ich aus linker Perspektive widersprechen muß. Ich denke, daß diese linke Behausung von der Wissenschaft, nicht nur einer „linken“, weitgehend gestützt wird. Richtig ist, daß auch die Linke nicht exklusiv die Welt korrekt beschreibt, sondern ebenfalls nur ein (relativ konsistentes) Modell liefert. Hinsichtlich des 2. Punkts muß man differenzieren. Mit der Sozialdemokratie sind die Menschen in großer Zahl in eine vermeintliche Variante des linken Hauses eingezogen, das bürgerliche Lager ist weitgehend sozialdemokratisiert. Das wird von vielen für links und für die Lösung des Gerechtigkeitsproblems gehalten. Immerhin, in dieser Schrumpfform ist die linke Idee angenommen. Auf mehr wollte man sich bislang nicht einlassen, und das hängt mit der Macht der bürgerlichen Ideologie zusammen, mit dem Paradigma, welches ein angepaßtes Leben in dieser Gesellschaft ermöglicht. Weiter wollten die Massen nie gehen, nicht erst jetzt. Zu glauben allerdings, daß darum die linken Ideen falsch seien, an den „wahren“ Bedürfnissen der Massen vorbei gehen, ist vorkritisches, essentialistisches Denken. Die Bedürfnisse sind so variabel wie die (aufgezwungenen oder selbstbestimmten) Lebensbedingungen. Die Geschichte kennt Paradigmenwechsel, der Kapitalismus ist nicht ewig, nicht die letzte Formation menschlicher Gemeinschaft, und wenn er von einer anderen Gesellschaftsordnung abgelöst wird, wird es einen Paradigmenwechsel geben. Die Linke setzt auf das Paradigma von Solidarität und Autonomie, daß es tatsächlich so kommt, ist nicht sicher.
Um meine Argumentation noch ein wenig zu verschärfen: Der Mensch ist ein Vernunftwesen. Das heißt nicht, daß sein Handeln auch nur überwiegend von Vernunft gesteuert ist, sondern nur, daß er neben dem Handeln aus Eigeninteresse, aus Befolgung von vorgegebenen Regeln, aus eingeübten Routinen, aus reinem Voluntarismus sowie aus fixen Ideen und Vorstellungskonstrukten auch der Vernunft einen Platz im Denken und Handeln einräumen kann/einräumt. Die anderen Gründe zu handeln werden immer auch bestehen bleiben, die linke Perspektive ist, der Vernunft einen wachsenden Einfluß zuzubilligen. Schon die Definition, links sei die Lösung der Gerechtigkeitsfrage, verkürzt, führt zu einer problematischen Moralisierung. Links ist nicht die Beschwerde über die Ungerechtigkeit, daß A das zig-1000-fache von B besitzt/verdient, sondern daß A diesen Wert privatisiert, der als Infrastruktur allen zugute kommen sollte, der Skandal ist, daß Einzelne so reich sind, die Gesellschaft aber so arm ist, viele Menschen in deformierender Armut und Verwahrlosung dahinvegetieren zu lassen. Daß die Reichen dekadenten Luxus verprassen, während unter den Armen die zivilisatorische Tünche immer dünner wird und Aggression und Destruktion gezüchtet werden. Daß Gesundheit und Bildung und vieles mehr von individuellen finanziellen Mitteln abhängig ist.
Links heißt dementsprechend: weniger danach zu streben, was gerecht, mehr danach, was richtig ist. Gerechtigkeit ist kein moralischer Fundamentalwert, sondern eine Implikation der Vernunft. Es ist die Idee, daß die Gesellschaft dem Wettbewerb des Richtigen mehr Raum gibt, in dem niemand überfordert wird, aber allen der Weg offen steht, die befriedigendsten Erfahrungen zu machen. Diese Idee ist zu allererst eine Selbstverpflichtung, aber eine auf mehr Vernunft gegründete Gesellschaft vereinfacht das Leben und kann die Spielräume individueller Freiheit enorm erweitern.
II Moorleiche schreibt: „dass die politische Linke eine eklatante Schwäche beim Thema sozialer Gerechtigkeit hat und sozusagen 'an den Menschen vorbei' argumentiert, d.h. einfach nicht verstanden hat (oder akzeptieren will), was Menschen als gerecht empfinden“ - ich denke, daß das so nicht stimmt, denn auch Linke empfinden wie alle anderen Menschen diesen Wert der vergleichenden Gerechtigkeit, aber es ist richtig, sie stellen dem einen anderen, politischen Gerechtigkeitsbegriff gegenüber. Übrigens widerspricht sich hier Moorleiche selbst ein wenig, denn er argumentiert sonst zurecht damit, daß man den Menschen nicht auf Utilitarismus verkürzen darf. Es gibt bei allen Menschen die utilitaristische Kalkulation, wie man tauschen soll, was im binären Austausch „gerecht“ ist (hier gehören die Argumente des reziproken Verhaltens, der Sanktionierung des Trittbrettfahrers usw hin). Die Linke bezieht sich jedoch auf eine gesellschaftsbezogenen, politischen Begriff von Gerechtigkeit, der nur wenig mit dem quantitativen des gerechten individuellen Tauschs zu tun hat. Marx kritisiert nicht den auf dem Markt systematisch mißlingenden und sich über Marktmechanismen wieder ausgleichenden Äquivalententausch, sondern die Qualität des Mehrwerts, den Austausch von Lohn und Kapital, ein falsches gesellschaftliches Grundverhältnis. Also nicht die individuelle Ungleichheit, sondern die systemische Klassenspaltung. Es ist geradezu umgekehrt, die gerechte Gesellschaft behandelt die Ungleichen ungleich, die Starken stützen die Schwachen, man bezieht sich als Einzelner auf das Ganze, das schon im Tierreich, Tiere agieren ja ebenfalls individuell und sozial, die Funktion hat, das Wohl aller bzw der Art zu befördern. Das Ganze, Gesellschaft, bewährt sich nicht in der Herstellung interindividueller Gleichheit, sondern in funktionaler Optimierung bezogen auf das Wohl aller.
Das Problem unserer Gesellschaft ist, daß die Menschen, in der Ideologie des Individualismus befangen, bislang erfolgreich an der Ausbildung eines politischen Bewußtseins, also der Reflexion ihrer Gesellschaftlichkeit gehindert werden. Das pikanteste daran ist, daß die Gesellschaft scheinbar systematisch auf Gerechtigkeit ausgerichtet ist, das Geld macht alles vergleichbar und täuscht so im angemessenen Preis für alles die erreichbare Gerechtigkeit vor. Die Gerechtigkeitsempfindungen der Menschen sind insgesamt keine Naturkonstante, sie sind wesentlich ideologisch bestimmt. Die Linke muß der Ideologie standhalten, muß den Bürgern ein anderes Verständnis von Gerechtigkeit anbieten, aber die Menschen müssen dieses Angebot aus eigener Erkenntnis annehmen. Solange der Kapitalismus genug Zufriedenheit erzeugt, wird es nicht zu einem Paradigmenwechsel kommen, Linke sind aber überzeugt davon, daß der Kapitalismus dazu nicht dauerhaft in der Lage ist, sobald er das nicht mehr ist, verliert er seine Legitimität und findet sein Ende.
Absolut richtig: es geht nicht darum, die Welt zu retten. Die selbstgestellte Aufgabe der Linken, die sich aus ihrem Denken ergibt, ist, ein Angebot zu machen, wie sich die Welt retten könnte. Tun muß das die Welt selber, und wenn sie es dauerhaft nicht tut, sitzen die Linken auf dem falschen Dampfer. Nun, ich bin Linker, und ich bin überzeugt, daß wir alle im selben Boot sitzen. Nichtsdestotrotz muß sich die Gesellschaft weiterhin reflexiv selbst befragen und sollte weiterhin auf die systematische Wissenschaft hören, auch die linke Sicht muß revidierbar sein. Ausreichenden Grund, an ihr zu zweifeln, habe ich bislang nicht.
"die menschen wollen es nicht wissen..."
einsichts-verweigerung, verleugnung, negierung dringlicher info-bearbeitung
scheint vor-herrschender zu sein als der wille zur realitäts-prüfung.
skandalöses verliert sich im treibsand.
die flucht vor un-angenehmen herausforderungen,
die zurückweisung von un-annehmlichkeiten,
selbst in der konfrontation mit dokumentarischen fotos,
die betroffen, aber ineins auch hilf-losigkeit bewußt-macht.
den un-mächtigen wird un-bewältigbares schnell etwas zur wunde/zum trauma,
die verdrängung verlangt.
das un-bearbeitete, liegen-gelassene wissen
bringt sich aber oft wieder zur geltung,
häufig dann: explosiv-un-kontrollierbar in den auswirkungen.
|| … da ist nicht viel was verborgen wird.
…
kommt man bei so gut wie allen Themen irgendwann zu dem Schluss, dass 'die Menschen' das durchaus wissen …||
Das möchte Ihnen so scheinen. Schon weil davon ausgehend, Umfänglichkeit von Korruption und Plutokratie erfaßt zu haben. Allerdings haben Sie Jahrzehnte der Aktualitäten dazu und Möglichkeit intensiver Verfolgung davon allzu offenbarer Weise an sich vorbeiziehen lassen.
Zitierte Dame, nahe am Geschehen, ist Ihnen da um Welten voraus.
|| … Warum machen denn alle mit, wenn ein paar Menschen beschließen, andere für sich springen zu lassen? Weil das eben immer schon so war? Begründen Sie mir das doch mal, …||
Berechtigte Frage zu durchschnittlichem Anteil wahrgenommener Korruption und unterminierter Demokratie, der prinzipiell bereits ausreichen sollte, gebotenes Theater zu verwerfen und Umschwung zu authentischer Demokratie zu fordern.
Sie, der sich in Revierverteidigung eigenen Hans-guck-in-die-Luft wieder einmal darauf verlegt, Gesellschaftskritischen triviale Motivation zu unterstellen; und dazu seine hausgebraute psychologische Alchemie ausbreitet, darf an dieser Stelle zur Kenntnis nehmen, daß die Menschen auch daher nicht wissen, da Wahrnehmung neben Intensität auch von Frequenz bestimmt wird, welche Ihrer Rückständigkeit nach bereits reichlich aufkommen. Im Verhältnis zu Vorkommen des Kungelns jedoch minimiert sind, was sich in Plutokratie und Oligarchie auch von selbst erklärt.
Nur argloses Gemüt geht davon aus, daß autokratische Macht gleichwohl Durchleuchtung ihres Gedärms zuließe. Warum sollte sie?
Oder was glauben Sie etwa, hat den SPIEGEL in eine Regierungspostille verwandelt, Bildungsauftrag des Haupt-ÖR sang & klanglos entsorgt, und investigative TV-Formate gekürzt auf nachtschlafende Sendezeit verlegt?
Ja, ja: Ich weiß schon. Das war der Bürger.
-
Was wiederum psychologischen Mechanismus der Ignoranz und Verdrängung betrifft, hat meinerich diesen in der Community schon diverse Male beschrieben. Wenn ich mich recht entsinne, auch einen Blog dazu aufgesetzt.
Kurzum dazu: Sein Turbo ergibt sich unter sozialen Umständen der Ausbeutung.
||Solange der Kapitalismus genug Zufriedenheit erzeugt, wird es nicht zu einem Paradigmenwechsel kommen, Linke sind aber überzeugt davon, daß der Kapitalismus dazu nicht dauerhaft in der Lage ist, sobald er das nicht mehr ist, verliert er seine Legitimität und findet sein Ende.||
Ich weiß, wie das gemeint ist.
Nur zu allgemeiner Klarstellung:
Linken ist bewußt, daß pekuniäre Werte von Leistung und Gut getragen werden / es keine Bäume gibt, auf denen Geld wüchse / Vermögen, welches einen Orts auftaucht andern Orts als Erbringung abgezogen worden ist.
-Zufriedenheit im Kapitalismus immer auf Ignoranz zu dessen Schlachtfeldern und Opfern ruht.
Zu I.:
„1. die linke Sicht ist nicht schön, richtig und widerspruchsfrei, sondern sie wird von Linken nur so empfunden“
Das interpretiere ich nicht so, sondern genau anders herum. Sie werden an sich als schön empfunden oder könnten es zumindest sein, wäre meine Deutung.
„Das ist eine oberflächliche Betrachtung, der ich aus linker Perspektive widersprechen muß. Ich denke, daß diese linke Behausung von der Wissenschaft, nicht nur einer „linken“, weitgehend gestützt wird. [...] Mit der Sozialdemokratie sind die Menschen in großer Zahl in eine vermeintliche Variante des linken Hauses eingezogen, das bürgerliche Lager ist weitgehend sozialdemokratisiert. Das wird von vielen für links und für die Lösung des Gerechtigkeitsproblems gehalten. Immerhin, in dieser Schrumpfform ist die linke Idee angenommen. Auf mehr wollte man sich bislang nicht einlassen, und das hängt mit der Macht der bürgerlichen Ideologie zusammen, mit dem Paradigma, welches ein angepaßtes Leben in dieser Gesellschaft ermöglicht. Weiter wollten die Massen nie gehen, nicht erst jetzt. Zu glauben allerdings, daß darum die linken Ideen falsch seien, an den „wahren“ Bedürfnissen der Massen vorbei gehen, ist vorkritisches, essentialistisches Denken.“
Nun glaube ich jedoch, dass Tomasello – der zu einem großen Teil übrigens bestens von Linken ausgeschlachtet werden kann – alles andere als unwissenschaftlich ist. Nennen wir die Bedürfnisse meinetwegen natürlich, dann kann man gerade auch mit Tomasello sagen, dass es wesentlich ist, in welche Richtung sich Menschen durch familiäre und gesellschaftliche Einflüssen entwickeln.
Wir sind uns einig – andere Linke behaupten allerdings Freuds Triebtheorie sei falsch und kein Mensch von Geburt an aggressiv: nach meiner Einschätzung ist das aber unhaltbar und widerspricht empirischen Befunden – dass die menschliche Natur uns zu beidem befähigt: Aggression und Kooperation und beides bleibt auch das ganze Leben relevant, aus der Psychoanalyse, nehme ich die absolut lebenstaugliche und bedeutende Einschätzung mit, dass es entscheidend ist, ob die 'Liebe im Dienst der Aggression steht' (Faschismus, Sadismus, Narzissmus und noch der Funktionalismus sind Varianten davon) oder die 'Aggression im Dienst der Liebe' das sind Varianten (privates Liebesspiel, partnerschaftliche Diskontinuitäten, Rituale, Sport), in denen es etliche Möglichkeiten der Abfuhr der Aggression gibt.
D.h. hier gibt es reichlich Raum, alles in Bahnen der Kooperation oder eben 'der Aggression im Dienste der Liebe' zu wenden. Die gesellschaftlichen Bedingungen sind von fundamentaler Bedeutung, auch die Produktionsbedingungen, ferner die Rolle der Massenmedien – hier liegt die Gefahr aber, anders als man glaubt, im Transport kultureller Klischees -, die Rolle der Bürokratie müsste diskutiert werden und die Problematik der Massenregressionen (Was heißt das, wodurch, wann und wo tritt es auf, was unterscheidet die gerichtete Bewegung vom regressiven Mob, was passiert dabei?) muss begriffen werden, die (Sonder-)Rolle des Narzissmus ebenfalls.
„Um meine Argumentation noch ein wenig zu verschärfen: Der Mensch ist ein Vernunftwesen. Das heißt nicht, daß sein Handeln auch nur überwiegend von Vernunft gesteuert ist, sondern nur, daß er neben dem Handeln aus Eigeninteresse, aus Befolgung von vorgegebenen Regeln, aus eingeübten Routinen, aus reinem Voluntarismus sowie aus fixen Ideen und Vorstellungskonstrukten auch der Vernunft einen Platz im Denken und Handeln einräumen kann/einräumt.“
Ja.
Und ob es ein Oberhalb der Vernunft gibt (ich glaube: ja) muss uns an dieser Stelle (noch) nicht interessieren.
„Links heißt dementsprechend: weniger danach zu streben, was gerecht, mehr danach, was richtig ist. Gerechtigkeit ist kein moralischer Fundamentalwert, sondern eine Implikation der Vernunft.“
Steile These. Das konnte schon Kant nicht einlösen. Denn auch die Unfähigkeit ein inneres Wertesystem zu etablieren ist durchaus Folge einer Richtigkeit, wenn man entsprechende Erfahrungen machen musste. Dieser Punkt muss vertieft werden, er hat zu viele Seitenarme, als dass ich das jetzt knapp darstellen könnte.
Zu II.:
„Übrigens widerspricht sich hier Moorleiche selbst ein wenig, denn er argumentiert sonst zurecht damit, daß man den Menschen nicht auf Utilitarismus verkürzen darf.“
Dieser Meinung bin ich auch weiterhin, aber ein anderes als ein utilitaristisches Ziel anzustreben heißt ja nicht, dass man den Befund, dass oft (= von vielen Menschen) utilitaristisch empfunden wird, leugnen muss.
Für mich würde es heißen, aufzuzeigen, was am Utilitarismus problematisch ist, das allerdings hat Kant schon ausreichend getan.
„Es ist geradezu umgekehrt, die gerechte Gesellschaft behandelt die Ungleichen ungleich, die Starken stützen die Schwachen, man bezieht sich als Einzelner auf das Ganze, das schon im Tierreich, Tiere agieren ja ebenfalls individuell und sozial, die Funktion hat, das Wohl aller bzw der Art zu befördern. Das Ganze, Gesellschaft, bewährt sich nicht in der Herstellung interindividueller Gleichheit, sondern in funktionaler Optimierung bezogen auf das Wohl aller.“
Und das ist jetzt nicht Biologie meets Utilitarismus? Man kann dem freien Menschen nicht vorschreiben, für was er sich (nicht) zu interessieren hat und ihn dann als noch immer unfrei zu deklarieren ist ein zirkuläres Argument, ein Dauerfehler linker Ideologen.
„Das Problem unserer Gesellschaft ist, daß die Menschen, in der Ideologie des Individualismus befangen, bislang erfolgreich an der Ausbildung eines politischen Bewußtseins, also der Reflexion ihrer Gesellschaftlichkeit gehindert werden.“
Ich glaube allerdings eher, dass die meisten Menschen eben nicht individuell sind, sondern, dass das was so scheint Stangenware ist, mit der man sich einen indiviuellen Anstrich gibt. Individualität und Identität als generell problematisch zu sehen, ist in meinen Augen fundamental verquer.
„Das pikanteste daran ist, daß die Gesellschaft scheinbar systematisch auf Gerechtigkeit ausgerichtet ist, das Geld macht alles vergleichbar und täuscht so im angemessenen Preis für alles die erreichbare Gerechtigkeit vor.“
Da werden aber immer mehr Brüche sichtbar und ich würde fragen, was, außer Geld, das Leben denn sonst noch lebenswert macht, machen könnte.
„Die Gerechtigkeitsempfindungen der Menschen sind insgesamt keine Naturkonstante, sie sind wesentlich ideologisch bestimmt.“
Sie scheinen inzwischen eine Naturkonstante zu sein, das weist Tomasello nach, da der Unterschied zwischen Mensch und anderen Primaten (inzwischen) angeboren ist. Tomasello ist aber alles andere als ein stumpfer Biologist, sondern rekonstruiert, wie es über die Notwendigkeit gemeinsamer Nahrungssuche zu der Ausbildung von Idealen kam, die dann später jede Sterne am Himmel werden konnten, denen man folgt, die es ermöglichen ein inneres Wertesystem zu etablieren und ihm zu folgen.
„Die Linke muß der Ideologie standhalten, muß den Bürgern ein anderes Verständnis von Gerechtigkeit anbieten, aber die Menschen müssen dieses Angebot aus eigener Erkenntnis annehmen.“
Ja.
„Die selbstgestellte Aufgabe der Linken, die sich aus ihrem Denken ergibt, ist, ein Angebot zu machen, wie sich die Welt retten könnte.“
Genau.
Nicht nur der Linken, zu dem Schluss kommen so gut wie alle. Hier steht aber wieder der Hüter der Schwelle, all jene, die auf Korrektsprech (gleich ob linken oder integralen), Verbote, den Weisenrat oder sonstige, die Freiheit beschränkende (oder subtil in die 'richtige' Richtung lenkende) Maßnahmen setzten, lässt er nicht durch. Auch diese müssen selbst drauf kommen.
„Nun, ich bin Linker, und ich bin überzeugt, daß wir alle im selben Boot sitzen.“
Ich bin keiner, aber ebenfalls überzeugt davon. Insofern kann man das Risiko eingehen, dass man unterwegs zwingend zu dieser Einsicht gelangt.
„das un-bearbeitete, liegen-gelassene wissen
bringt sich aber oft wieder zur geltung,
häufig dann: explosiv-un-kontrollierbar in den auswirkungen.“
Teils teils. Das weist im besten Fall darauf hin, dass es noch weiter geht.
Andere haben sich aber arrangiert und eingerichtet, ohne dass sie darunter schwer leiden, sondern dieser Grad an Komplexität oder Weltverstehen, ist der, mit dem sie zufrieden leben können.
Wer hat das Recht, diesen Menschen abzusprechen, dass sie genau das tun dürfen? Übrigens ist das einer der langen Schatten, des ideologischen Pluralismus, hierauf keine Antwort zu haben – außer, doch einfach mal die Fresse zu halten – und etwas, was den Dunkelrotbraunen noch genügen wiederholt Abgewiesene und Frustrierte in Arme spülen wird.
Wir müssen Lebensformen finden und akzeptieren, in denen auch Menschen unterkommen, deren Einstellung man nicht teilt. Das muss dann für In- und Ausländer gleichermaßen gelten. Sonst feinfühlig und hellsichtig, dass man die Flöhe noch husten hört, wenn sie schon seit Monaten umgezogen sind, stellt man sich hier blind und taub. Da es keine guten Gründe hierfür gibt, ist das pure Ideologie.
Sie wiederholen sich, bringen aber keine Argumente.
- die kritik gegen den quietismus, die selbst-genügsamkeit,
die abwendung von der res publika
verdanken wir der aufklärung, die stummheit mit dem einverständnis
zu würde-losem vegetieren ineins setzt.
mit emphase, z.t. enthusiastisch wird das bild eines zur freiheit bestimmten
bürgers, eines zu sich gekommenen menschen gefeiert und gefordert.
der imperativ zur mündig-werdung stachelt den in unterworfenheit vegetierenden
zur mit-tätigkeit an der gesellschaftlichen aufgabe,
der perfektionierung der als un-vollkommen erkannten verhältnisse
ineins mit der entfaltung einer gemeinwohl-orientierten person.
einer wahl-pflicht für sich überfordert-fühlende spreche ich nicht das wort.
Ich stelle fest, was Ihnen nicht behagen kann.
Unter anderem, wie Sie mit einer Unbekümmertheit Nonsens absetzen, daß einem die Ohren schlackern.
Schön, daß es Langmütige gibt, die da noch versuchen, Ihnen eine Linie im Soziökonomischen und Philosophischen aufzuzeigen.
Aber sehen Sie im Fall verhaltenswissenschaftlicher Umgebung doch besser zu, fragend aufzutreten, statt Lorenzschen Schmarrn zu verballhornen, der seit über 50 Jahren in akademischem Mülleimer liegt. Und das nicht einmal, weil der Mann schon in Drittem Reich an Blut & Boden angelehnt / wohlgelitten konnotierend und fabuliered, mit dem Aggressionskonstrukt althergebrachte Linie fortzusetzen versuchte.
Kleine Umschreibung für vorlaute Autodidakten:
https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/handle/18452/15214/Levy.pdf?sequence=1
||Fromm zerpflückt und ironisiert die recht fadenscheinige Lorenzsche Beweiskette, die auf dem Analogieprinzip beruht: Die Nächstenliebe werde z.B. nur deshalb praktiziert, weil man sie (analog) ebenfalls erfahren hätte und „weil es sich schon im Paläolithikum oft genug ereignet hat“ (ebd. S.25).
Darüber hinaus vertritt Lorenz dem Darwinismus gegenüber eine „quasi-religiöse Haltung“ (ebd. S.29), welche die Evolution vergötzt. Er bewundert die Selektion und Mutation als die einzig „großen Konstrukteure“ der Welt, die schon alles in die richtige Bahn lenken werden.
Dies entspricht jedoch der widerspruchslosen Hinnahme von Kapitalismus und brutalem Existenzkampf, wie es die Sozial-Darwinisten seit Jahrzehnten vorgegeben haben.
Behaviorismus. — Die Lorenzschen Gedanken fügen sich in die heute herrschende Psychologie, den Behaviorismus (behavior = Verhalten), gut ein. Der Behaviorismus wurde 1914 von J.B. Watson
257 begründet. Diese Theorie konzentriert(e) sich auf das objektiv beobachtbare und meßbare menschliche Verhalten und klammert(e) individuell unterschiedliches Denken, Fühlen und Wollen aus. Der Behaviorismus hatte großen Einfluß auf die Aggressionstheorien. Er besagt im Kern, daß Aggression aufgrund von Gratifikationen angelernt ist. Da sich die Verhaltenspsychologen bei menschlichen Handlungen nicht um deren tiefer liegende, verdrängte oder versteckte Motive kümmern, kommt es dazu, daß sie z.B. zwei ihre Söhne schlagende Väter diagnostisch gleich beurteilen und therapeutisch auf dieselbe Weise neu konditionieren, obwohl bei den „aggressiven“ Vätern in der Regel sehr differente Situationen und Gesinnungen vorliegen.||
In letztem Absatz findet sich Wegweiser auf Praxis, in der Ethnologen indigene Kulturen antrafen, in welchen Aggression kein Verhaltensmuster ist. (An ihrer Stelle Irritation.)
Die Herausforderung ist auch hierbei, dem Betreffenden die Freiheit zu lassen, die er zurecht – auch wenn sie dem Beobachter unvollkommen erscheinen mag – als solche empfindet. Das gelingt nicht jedem.
Ach Knossos, das ist so ein Verständnis von links, was mir ganz und gar nicht behagt.
Mit schwitzigen Fingern schnell was rerchieren, damit man jemanden irgendwie diskreditieren und irgendwo drauf kacken kann. Habe ich null für übrig, belassen wir's dabei.
Bei Rainer Krause, dem Affektforscher, könnten Sie finden, warum Lorenz und Freuds Psychoanalyse viel besser zusammen passen, sie präsentieren die einzigen Triebtheorien. Das werden Sie aber niemals lesen.
Ja, Moorleiche (NB: Entschuldigung für den Vertipper bei ihrem Avatar-Namen, s.o) , Sie führen, wie gewohnt, ganz wichtige Erklärungen auf der verhaltensbiologischen und der psychologischen, besser psychodynamischen, Ebene an.
Welche Objekte, welche Subjekte, sofern sie nicht völlig instrumentalisiert sind und damit verobjektiviert, werden libidinös besetzt und dienen als Ausgangspunkt für Bindung, Solidarisierung oder vice versa, fürAversion und Ausgrenzung?- Der psychologische Motor ist, folgt man Freud oder Tomasello, wie nun "Carsten" beim Psychologie Magazin, immer sehr ähnlich. "Hyperkooperativ" sind wir als Spezies jedoch, wie abgeschwächt Affen, viele Beutegreifer und gar programmiert, Insekten in Stämmen oder Völkern. Das Merkmal ist allerdings neutral, weil wir es im Guten und im Bösen sein können.
Die Kernbergsche These, wir seien zuerst aggressiv gebunden und jene Freuds zur "Urhorde", in der "masochistische Unterordnung" dominiere, sind allerdings im Stande der Thesen verblieben. Der Wunsch von Autoritäten gelenkt, allseits dominiert und gar gestraft zu werden, um Lust oder Bindung, selbst in der erduldeten Erniedrigung und in der gelnekten und dann erlaubten Aggression zu erfahren, war schon in diesen Gesellschaften pathologisch und allenfalls eine von vielen Regularien.
Allerdings: So flüchtig das Aktualgedächtnis heute auch sein mag, bleiben doch die "lustvollen" Proteste und der eventuell so besetzte Widerstand gegen die angeblich nicht nur die Freiheit einschränkenden "Corona"- Maßnahmen, gegen die Maske als ihrem sichtbaren Ausdruck und Symbol einer behaupteten großen und generellen Freiheitsberaubung, eher klein.
Die "Hassmützen" und vorgeblichen Ankläger im Namen des Volkes (Hasslustige, wie Angstlustige) treten deutlich weniger zahlreich in Erscheinung, als jene "hyperkooperativen" Menschen, die nun in Belarus für eine offene Gesellschaft, in den USA gegen die Diskriminierungen der Schwarzen, der "Dreamers" und illegalen Migranten, in Europa für eine gewandelte Umwelt- und Klimapolitik recht spontan zusammenkamen.
Auffällig ist jedoch, dass ausgerechnet beim Punkt der sozialen Gerechtigkeit eine dauerhafte Mobilisierung dieses Ausmaßes nicht mehr gelingt, selbst in Gesellschaften mit noch weiterreichender Differenz. Die spontanen "Gelbwesten"- Aktivitäten bei unseren Nachbarn vereinen zwar sowohl egoistische und individualistische, wie auch einige soziale Motive, zerfasern aber, weil einige Akteure kompromißlos auftreten und fremdenfeindliche, nationalistische und ausgrenzende Gruppen Teile des öffentlichen Protestes kapern konnten.
Gleiches geschah auch 2013, während der Juni- Proteste gegen die Fahrpreiserhöhungen in brasilianischen Städten und gegen die Staatsausgaben für die Mega - Events Fußballweltmeisterschaft und Olympia. Nach wenigen Monaten hatten konservative Bürgerliche und Rechte die Stimmmung aufgeriffen und daraus ein Allgemeinversagen der PT- Regierung gemacht, während auf der Straße nicht mehr die jugendlichen Erwachsenen, Minderheiten, prekarisierte Menschen und Gewerkschafter dominierten, sondern situierte Bürgerliche, die ein Ende der Gewalt durch Gewalt und ein Ende der sozialistischen "Korruption" einforderten. Dieser Gestaltwandel ist damals sogar den linken Kritikern der brasilianischen Arbeiterpartei aufgefallen.
Bezüglich der Regression, kann ich ihren Hinweisen nur zustimmen. Linke müssten sich dessen mehr bewusst sein und daher die Vorteile eine langfristigen Entängstigung, durch eine Basisabsicherung für wirklich jeden Menschen (Grundeinkommen, Krankenversorgung, Bildungs- und Kulturzugang und Wohnen), ohne endlose Bürokratie und Kontrolle herausstreichen. Der Istzustand macht ja viele Menschen in der Gesellschaft zu passiv- aggressiven Charakteren. Deutlicher als in Webforen, kann man das Phänomen gar nicht beobachten, weil im virtuellen Raum und anonym, sich einfach mehr davon recht folgenlos entäußert.
Beste Grüße und gutes Wochenende
Christoph Leusch
Nun , ihr gebt hier ja ganz schön Gas, vor allem Du. Das Meiste gefällt mir.
Abgesehen davon, dass hier von linker Seite wie immer gegen eine tautologische Argumentationslinie von rechts angegangen werden muss, was sehr ermüdend sein kann, weil der banale Versuch linke Lebensvorstellungen dadurch disqualifizieren zu wollen, indem man sich darauf beruft, dass diese sich nicht durchsetzen können in einem autoritären, hierarchischen System, was ungefähr dem "Beweis" gleichkommt, Kafka sei so ungelesen und unbeliebt, weil man mit Groschenromanen die angeblichen Bedürfnisse der meisten Leser befriedige - und natürlich auch mehr Geld verdienen kann, womit wir beim Thema wären, ... ist die Hypothese, dass der Kapitalismus Zufriedenheit erzeuge, nur sehr schwer , wenn überhaupt zu belegen. Ich ich spreche hier vom Leben und nicht vom Überleben. Ich denke man muss viel eher vom Gegenteil ausgehen. Der Kapitalismus stabilisiert sich im entfremdeten Leben des diesem Unterworfenen gerade durch die Unfähigkeit Zufriedenheit zu erzeugen. Der stolze Konsument einer absolutistischen Verwertungsgesellschaft wird nicht zufriedener wenn er seinen 30" Flatscreen gegen eine 40" Gerät oder seinen gebraucht Golf gegen ein gebrauchten BMW austauschen kann. Mehr als einen zur Resignation sich steigernden Kreislauf der Unzufriedenheit hat die Welt des industrialisierten Konsums nicht zu bieten. Von sinnlichen Glücksmomenten im lebendigsten Sinne des Daseins in einer sozial einladenden Welt wollen wir erst gar nicht reden. Der Preis einer sogenannten gesicherten Existenz in diesem System ist nach humanitären Maßstäben genau diese nie erreichbare Zufriedenheit, welche auf subjektiver Wahrnehmung und souveräner Lebenszeit basiert, aber nicht auf stereotypen Charaktermasken und Rollen-bzw. Konsummodellen, an denen letztendlich jeder einzelne nach menschlichem Ermessen Scheitern muss. Nicht scheitern tun einzelne nur nach rein kapitalistischem Ermessen. So wird Geldbesitz und materieller Wohlstand zur Vorraussetzung nicht nur einer fragwürdigen Freiheit und eines das System perpetuierenden, gesellschaftlichen Einflusses, sondern auch zu einem stark ideologisierten Ideal von Zufriedenheit, die aber für fast alle nur ein ewiger Cliffhanger ist. Was dieses letztendlich bedeutet, wird klar wenn man sich die grenzenlose Getriebenheit gerade der Kapital- und Serviceeliten oder derer anschaut, die sich in fast masochistisch anmutenden Selbstoptimierung an die Regeln und Rollenmodell eder Systemhierarchie anzupassen versuchen, bzw. sich bemühen diese Leiter zu besteigen, als seien sie hinter dem vermeintlichen Glück her. ( "But the snark was a boojum , you see" : Lewis Carroll). Macht ist aber nicht Lebensglück oder Zufriedenheit, und damit einhergehende Verantwortung in den meisten aller Fälle auch nicht, weswegen diese gerne systematisch ausgelagert, nach unten durchgereicht wird.
Der systematische Druck des Systems sich verbessern zu müssen oder zu resignieren ist ein mehr als zweifelhaftes Verständnis von souveränem Leben.
- Wird dieses nicht in Fragen gestellt, kommt es zwangsläufig zu der besagten tautologischen Argumentation. Man kann sich also entweder nichts anderes vorstellen, ist fantasie- , visions- oder kritiklos an- oder besser eingepasst, oder man traut sich nicht sich die Resignation in der Entfremdung von sich selbst bewusst zu machen. Der "Höhepunkt" solcher außengesteuerter Entwicklung ist der Totalitarismus, in dem der Einzelne in der totalitären Masse aufgeht. Dass der Kapitalismus an sich totalitär ist, weil seine Monopolansprüche dem totalitären Herrschaftsanspruch entspricht, ist ein alter Hut, den alle Adepten des Kapitalismus gerne negieren. Das ist Teil ihrer Unfähigkeit sich ein subjektives und souveränes Leben auch nur vorzustellen, bzw. die idealistische Imagination eines solchen Lebens, das im allgemeinen kostenpflichtig als Ware daherkommt. Als was sonst? Das geht bis zu der absolut irrationalen aber verbreiteten Annahme, das alles für Geld zu haben sei und dass etwas, was nichts kostet, keinen Wert habe. Die Fixierung der Zufriedenheit auf Haben anstatt auf Sein ist systemkonformes Denken. Links ist in diesem Sinne die Präferenz des Seins.
- Diesen Druck und dieses Verständnis abzulehnen, ist meiner Meinung nach also grundsätzlich links. Diese Welt, die wir uns nicht ausgesucht haben, in die wir hineingeboren sind, zu verstehen zu versuchen, und aus diesem Verständnis heraus ein anders Leben auch nur denken zu können, ist bereits dieses andere Leben. Insofern meine ich, sitzen wir eben nicht in einem Boot. Das ist nur in einem sehr universellen Sinn wahr, der aber aktuell von den Kapitaleliten immer stärker instrumentalisiert wird, indem die Verantwortung für systemisches Scheitern und die destruktiven Folgen einer zu einseitigen, asozialen politischen Ökonomie auf angeblich alle in einer Weise ideologisch projiziert werden soll, die den reichen Eliten im Gegensatz zu allen anderen nichts abfordert, sondern sie weiter bevorzugt. Die aktuellen Geschehnisse, ausgehend von der WEF Agenda zum "Great Reset" und zB. dem Buch des u.A. Vorsitzenden des Weltwirtschaftsforums Klaus Schwab: "Shaping the Future of the Fourth Industrial Revolution - A Guide to Building a Better World", machen das sehr klar.
Weil eine Revolution nach dem Motto "macht kaputt was euch kaputt macht" unsinnig ist, weil apokalyptisch, ist Revolution nur als eine subjekive verständlich, als eine des subjektiven Seins, indem sich die andere denkbare Welt manifestiert. Das aber ist nicht dasselbe Boot wie das der unbewusst apokalyptischen Konformisten. Wenn es nicht darum gehen kann die Welt zu retten, dann vielleicht darum in welchem Boot man nicht untergeht.
klar, Freud war ja auch der rechte Ideologe vor dem Herrn. Das merken Rechte natürlich nicht.
Du hast natürlich recht, ich hätte besser von Scheinzufriedenheit gesprochen, denn (psycho-)analytisch kann es nicht Zufriedenheit genannt werden, ist es tatsächlich eher eine chronische Unzufriedenheit, die immer mehr will (= nie zufrieden ist). Dennoch kann man sagen, jeder Kaufrausch, jede Reichtumsmehrung (jedes mehr-haben), jeder Machtzuwachs ist mit einem kurzfristigen Befriedigungsgefühl verbunden, und wo die Menschen aufgrund ihrer Lebensform ihr Leben lang nichts anderes kennen, sind sie dann eben zufrieden mit dem Bestehenden, die Unzufriedenheit zeigt sich nur indirekt physisch und psychisch, Geld bietet eine Ersatzzufriedenheit.
Den bürgerlichen Individualismus nenne ich auch gerne einen Scheinindividualismus, das Geld macht alle gleich und läßt sie sich differentiell unterscheiden – du bist was du hast, eine Ich-AG.
Die Frage „sitzen wir in einem Boot?“ ist ebenfalls komplexer zu beantworten, kontextabhängig mit ja oder nein. Selbstverständlich sitzen wir als Kapitaleigner und als Lohnabhängige nicht in einem Boot. Andrerseits als Menschen in diesem einen Weltboot schon. Insofern wäre das Bild von dem einen Boot schon richtiger, nur sitzen wir sehr ungleich bequem. Die einen liegen sonnenbadend auf Deck, die anderen schuften im Maschinenraum. Wir leben in der einen Gesellschaft, aber die Gesellschaft ist gespalten in das Oben und Unten. Heute werden wir trotzdem nicht mehr sagen, daß wir die reichen Nichtsnutze von Bord schmeißen, aber sie müssen ihre Privilegien verlieren und sich in eine Solidargemeinschaft einfügen, die ihnen die gleichen Ansprüche zubilligt, aber von ihnen vergleichbare Beiträge zu den gesellschaftlichen Kooperationsgemeinschaft abverlangt.
Also der Vertipper ist nun wirklich kein Problem für mich, ich kriege in der Regel keinen Dreizeiler ohne hin, geschenkt.
Ich denke allerdings, dass die Frage wie der Mensch 'an sich' denn nun angelegt ist, immer etwas überstrapaziert ist, da damit oft ein biologischer Determinismus behauptet wird, den es in der starken Form eines fast schicksalhaften Ausgeliefertseins nicht gibt. Das ins Bewusstsein zu heben, ist eine der starken Seiten (auch) der linken Theorie. Da ich von einer Amalgamisierung von Natur und Kultur ausgehe, die nicht mehr aufgelöst werden kann, finde ich viele dieser Fragestellungen ohnehin im Kern verfehlt.
Wir haben allerdings eine Disposition zu Liebe/Kooperation und Aggression/Egoismus, die säuglingsgerecht mit der Organisation eines plumpen Dualismus beginnt. Gemäß der Affekttheorien in der Weise, dass wir über angeborene Affektdispositionen verfügen, durch die Unzahl der Auslöser in der Begegnung mit Welt und das genetisch festgelegte Temperament (das Schwelle, Intensität und Dauer der Affekte bestimmt) teilt und ballt sich das Welterleben zum ersten Mal in Reize, die fortan gesucht und solche, die gemieden werden, in gute und böse/schlechte Objekte. So werden Affekte zu Bausteinen der Triebe und so interpretiert man heute auch die Triebtheorie.
Diese einfachen Klassen werden (in der Regel) nachher erweitert, im besten Fall bis zur Fähigkeit Ambivalenzen in sich und anderen tolerieren zu können. (Lassen wir den aller besten Fall der Mystik hier mal weg.) Was an Freud imponiert, ist, dass er radikal die Perspektive des Erlebens eingenommen hat, so gut es ihm möglich war. War er übersah hat Melanie Klein dann aufgegriffen, sie ist der Frage nachgegangen, dass, wenn es diese erste Dualität gibt, wie denn dann das Welterleben ist.
In der Tat aggressiv und sadistisch, weil willkürlich, denn die ersten Versagungen und Unannehmlichkeiten, die die Eltern dem Kind bereiten, können von diesem nicht verstanden werden, auch wenn sie noch so gut gemeint sind. Sie erscheinen als ein Akt der Willkür, der die heile Welt einer (phantasiert) allumsorgenden Mutter zerstört und wie soll ein Säugling das verstehen? Ob Freuds Antwort stimmt, weiß ich nicht, sie ist kontraintuitiv, aber genial*, das Kind macht – aber das ist einfach die logische Folge des erlebten Dualismus – aus einer Mutter zwei, eine 'nur gute' und eine 'nur böse', später dann fließen beide, natürlich wieder im Erleben des Kindes, allmählich zusammen – wenn bei der Entwicklung alles gut geht.
Insofern ist das mein Widerspruch. Die ersten Begegnungen mit einer unangenehmen oder sich versagenden Umwelt werden im Selbsterleben aggressiv und sadistisch motiviert erlebt und lösen entsprechende Affekte aus. Auch dann, wenn die Motive der Eltern waren, das Kind vor Gefahren zu schützen, das Kind erlebt es so nicht, weil es die Intention nicht kennt und nicht verarbeiten kann. Die normalguten Erfahrungen, die es natürlich auch gibt, werden ins Ich genommen, die Störungen der Harmonie, werden zum Über-Ich.
Doch diese erste Schicht wird überlagert von einer zweiten, idealen, in der das Kind entdeckt, dass die anderen nicht nur Hindernisse sind, sondern auch Quellen der Freude und dass ich es selbst in der Hand habe, diese Quellen anzuzapfen, nämlich in dem Ich Mutter eine Freude mache. Bei der Konstituierung dieser Schicht geht das Kind darin auf, Mamas Sonnenschein zu sein, wird dafür bewundert, was die Bemühungen verstärkt. Das waren Melanie Kleins Entdeckungen, dass das Über-Ich aus drei Schichten aufgebaut ist.
Die dritte ist jene, die Freud als Über-Ich richtigerweise erkannte, er sah nur dessen Genese nicht. Dieses Freudsche Über-Ich ist aus Kleins Sicht die Integration der ersten beiden in einer realistischen und rationalen dritten, die die ersten beiden ausbalanciert und die Affekte moduliert. Wenn die Welt sich den eigenen Wünschen versagt, geht sie dennoch nicht unter und wenn man selbst nicht absolut perfekt ist, tut sie das auch nicht. Sofern bei der Entwicklung alles gut gegangen ist.
Das ist nicht immer der Fall und je nach Zeit und Grad der (in aller Regel mehrfachen und erheblichen) Störung wird die Entwicklung des Über-Ich eingefroren. Passiert dies während der Entstehung der zweiten Phase, haben wir es in der Regel (und je nach Temperament) mit einer sich rundheraus großartig zeigenden Persönlichkeit zu tun, die ganz einfach die wichtigste Person im Raum ist, egal in welchem. Ein grandioser, aber im Rahmen der Möglichkeiten dass aggressive Entwertungen anderer natürlich auch hier an der Tagesordnung sind, gutartiger, oberflächlicher und oft fröhlicher Narzissmus, eines Menschen der einfach nur bemerkt und beliebt und am besten von alle geliebt sein will. Resultierend aus der Kommunikation des Ich mit der zweiten Schicht des Über-Ich.
Liegt der Schaden früher kommuniziert das Ich mit der ersten Schicht des Über-Ich und der Mensch fühlt sich nicht als Sonnenschein und Nabel der Welt, er will nicht primär geliebt werden, sondern vor allem gefürchtet. Hier dominiert der Sadismus, dem Anerkennung nicht mehr reicht, sondern er muss über andere triumphieren, er muss andere dominieren und kontrollieren und im äußersten Fall will so ein Mensch Herr über Leben und Tod sein und das sich und andere spüren lassen. Narzissmus, der langsam durch das fortschreitende Fehlen des Über-Ich (durch das Einfrieren seiner weiteren Entwicklung) in Psychopathie (wie es heute eher unscharf genannt wird) übergheht, genauer ist es Narzissmus, dann Narzissmus mit antisozialen Tendenzen, dann das Syndrom des malignen Narzissmus und schließlich das Fehlen jedes Über-Ich in der antsozialen Persönlichkeit im engen Sinn. Der Schweregrad korreliert mit einem Zurückspulen der Entwicklung des Über-Ich.
(* Und hier tauchen auch die zwei Mütter wieder auf, denn die Spaltung in einen idealisierten und entwerteten Teil eines anderen Menschen, samt der 'Fähigkeit' recht übergangslos von der einen in die andere Form zu wechseln, ist typisch für alle schweren Persönlichkeitsstörungen. Darauf angesprochen erkennen diese Menschen mit einer Spaltung zwischen Kognition und Emotionen, kognitiv, was er andere meint, aber nicht das Problem, was er darin sieht.
Das Affektgeschehen ist hier leitend, auch bei hoch intelligenten Menschen, sie wissen natürlich, dass es den anderen nur einmal gibt, aber in der Beschreibung erscheinen zwei komplett getrennte, eben von einander abgespaltene Personen.)
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Dieses Zurückspulen der Entwicklung des Über-Ich, finden wir aber nicht nur in der Individualentwicklung, sondern ein weiteres mal in der Massenregression. In Großgruppen oder Massen ohne gemeinsame Ausrichtung, ohne Plan, Ziel usw. kommt es immer und immer wieder zu Regressionen, die immer wieder dem Muster entsprechen in eine Kampf- und/oder Fluchtgruppe zu zerfallen (oder in selteneren Fällen ein Paar zu idealisieren).
Das Fehlen eines Ziels, das Gefühl von Ungerechtigkeit, aber auch unverarbeitete kollektive Traumata; fundamentalistische Ideologien; primitive, insbesondere maligne narzisstische Führung; eine effiziente, rigide Bürokratie, die durch eine Finanzkrise oder gesellschaftliche Revolution hervorgerufene Auflösung herkömmlicher gesellschaftlicher Strukturen und der damit verbundenen Aufgabensysteme und die staatliche Kontrolle der Wirtschaft, der Streitkräfte und insbesondere der Medien, können die Regression und die Machtübernahme durch eine totalitäre Führung zusätzlich fördern.
Die Masse sucht sich einen durchschnittlich begabten narzisstischen Führer (im schlimmeren Fall einen mit malignem Narzissmus) und entsprechend kommt es zu einer Regression die typisch auf dem Niveau etwa 10-Jähriger Kinder stoppt, die die Welt und gut und böse einteilen, die Welt der kulturellen Klischees. Treffen schwere soziale Probleme auf Führer mit malignem Narzissmus ist die Katastrophe perfekt und die Regression der Massen schreitet weiter fort.
Kernberg hat lange Zeit an Gruppen geforscht und kommt zu dem Schluss:
„Die Beobachtungen, die ich an individuellen Patienten sowie in Kleingruppen und Gruppenprozessen im Organisations- und Institutsleben gesammelt habe, bestätigen die überwältigende Bedeutung, die der menschlichen Aggression in unstrukturieren Gruppensituationen zukommt.“ (Otto Kernberg, „Ideologie, Konflikt und Führung“, Klett-Cotta 2000, S.56)
Zur von Freud attestierten „blinden Gefolgschaft“ des Mob bemerkt er auf der selben Seite, wie schon oben zitiert, dass die „Identifizierung mit dem Führer eine gewisse Identität“ wieder herstellt.
Wer hat das inzwischen, anhand welcher Untersuchungen widerlegt? Warum Aggression primär ist, habe ich oben, an der Darstellung des Aufbaus des Über-Ich erläutert.
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Ich sehe, ähnlich wie Sie, diese Gesellschaft auch nicht im Zerfall. Die Ränder werden lauter, die Möglichkeiten sich zu zeigen und zu verstärken sind besser, aber Protest ist erst mal natürlich recht unorganisiert, besonders dann wenn es zu jenen bunten Mischungen weniger, aber nachhaltig Unzufriedener kommt, die wir erleben. Insofern regressiv, das mobilisiert erst mal, aber irgendwann kommt dann die Frage, was man denn eigentlich gerne anders hätte.
Das ist ja das, was ich dann Querfront nenne, Sie mögen den Begriff nicht, aber meine Begründung ist, dass der regressive Taumel eben ein regressiver Taumel ist und in dem Stadium recht unabhängig davon, welche Einstellung man ursprünglich mal hatte. Es ist je gerade die banale und triviale Seite der Regression (die durchaus angenehm sein kann), durch die es zur großen Verbrüderung kommt, zum Gefühl, dass doch alle hier gut sind und das gleiche wollen. Regression fühlt sich aber nicht schlecht oder primitiv an, sondern vital und gut, ein großes energetisches Wir, das zu allem bereit und in der Lage zu sein scheint.
Empörung und Protest sind immer leicht zu haben, sogar Revolutionen klappen noch, aber danach sind dann wieder die am Ruder, die über besser organisierte Strukturen verfügen.
„Linke müssten sich dessen mehr bewusst sein und daher die Vorteile eine langfristigen Entängstigung, durch eine Basisabsicherung für wirklich jeden Menschen (Grundeinkommen, Krankenversorgung, Bildungs- und Kulturzugang und Wohnen), ohne endlose Bürokratie und Kontrolle herausstreichen.“
Beim Grundeinkommen bin ich unsicher. Zum einen finanztechnisch, aber davon verstehe ich im Grunde nichts. So weit ich weiß, würde ein Grundeinkommen mit einer Mehrwertsteuererhöhung einhergehen und wenn man es ernst meint, müsste man das Grundeinkommen in der Folge weiter anheben, sonst haben im schlimmsten Fall die Menschen weniger in der Tasche, als heute. Die andere Seite ist aber wieder die Gerechtigkeitsfrage und da lautet der vielfache Befund ja, dass die Menschen es eben nicht als gerecht empfinden, wenn alle gleich viel bekommen, sondern das Gerechtigkeitsempfinden orientiert sich entlang der Leistung. Ein vielschichtiger Punkt, bei dem diskutiert werden muss, was denn nun angemessen ist und was nun wirkliche oder nur vorgetäuschte Leistung ist, aber ansonsten scheint mir das recht klar zu sein.
Insofern müsste es einen Abstand zwischen jenen geben, die Lohn für eine erbrachte Leistung erhalten, der sich ein gutes Stück oberhalb dessen bewegt, was zur Grundsicherung gehört. Michael Stone hat dazu geforscht und sein Ergebnis war, dass bei dem 1,5-fachen dessen, was man aus sozialen Bezügen erhalten könnte, statistisch so viele Menschen wieder arbeiten gehen, dass ideologische Diskussionen darüber wie faul oder dumm denn 'die Unterschicht' ist, hier obsolet werden. Also Grundsicherung und 1,5-facher Mindestlohn könnte eine Lösung sein.
Wenn dazu das Geld reicher Leute nötig wäre, wäre ich dafür dies zu nehmen, erst mal über angemessene Steuern, die dann auch bezahlt werden, wenn es einer Obergrenze für Reichtum bedarf, wäre ich im Zweifel dafür, ich würde nur generell eher bei den Armen bleiben, als den Reichtum noch stärker zu beachten, zumal es etliche bedeutender Werte und Ziele gibt, die man mit Geld nicht erreicht. Da Geld für viel zu viele Menschen heute bereits alles ist, worum es geht, würde ich das nicht weiter verstärken.
Die Leichtfertigkeit mit der jedoch enteignet werden soll, auch beim Thema Erbe, finde ich unausgegoren bis bedenklich. Ich hatte das schon mal versucht mit pleifel zu diskutieren, allerdings ergebnislos. Wenn bspw. gelten soll, dass jetzt jemand da ist, der vorher nicht da war und nun eben zum Leben einfach Land, Wohnraum und Geld braucht und wenn die 'reaktionären' Besitzer das nicht rausrücken wollen, es sich eben nimmt, weil die Verhältnisse sich eben geändert haben, aber man ein Recht auf Grundversorgung, aber kein Recht auf Bestandswahrung hat, dann sehe ich nicht, was die Europäer falsch gemacht haben, die den Indianern das Land raubten(?).
Gerechter soll die Welt werden. Gerne. Wenn niemandem etwas gehört, an Wohnraum, natürlichen Ressourcen, dann kann ich zwar niemandem was wegnehmen, aber das Land, was ich für mein Anrecht auf eine ausreichend große Wohnung brauche, steht ja anderen schon mal nicht zur Verfügung. Es sei denn, man rotiert mit den Wohnungen, alle paar Jahre. Nicht jeder Ort ist gleich gut für jeden. Soll man alle 3 oder 5 Jahre umziehen? Weil vielleicht andere es auch dort gerade besonders schön finden, wo ich es schön finde? Oder soll ich andere einfach bei mir einziehen lassen? Die Menschen sind ja doch verschieden, das ist dann doch nicht immer ein gute Idee und was ist mit der Privatsphäre? Soll es die noch geben? Ich halte sie für sehr wichtig.
Die geographisch expandierenden Europäer haben doch nur ihr Anrecht auf Teilen in Anspruch genommen. Europa wurde enger (es fehlten wohl vor allem soziale Rollen) und da expandierte man, auch weil es technisch ging, man gegen den Wind zu segeln lernte und so weiter. Haben sie nicht einfach aus dem Geist gehandelt, dass dieses weite Land niemandem speziell und damit allen gehört?
„Zu anhaltenden Kontakten zwischen amerikanischen Ureinwohnern und Europäern kam es erst infolge der Entdeckungsreisen von Christoph Kolumbus. Kolumbus beschrieb die Taíno auf Guanahani als gastfreundlich und friedlich. Nichtsdestoweniger nahm er zehn von ihnen gefangen und brachte sie – angeblich in der Absicht, sie zu missionieren – als Sklaven nach Spanien.[9] Die Taino und andere Arawak-Stämme leisteten den spanischen Eindringlingen Widerstand. Sie scheiterten allerdings an den überlegenen Waffen sowie den Infektionskrankheiten, welche die Eroberer einschleppten. In dem Jahrzehnt nach 1492 starben hunderttausende. Die letzten Kämpfe wurden erst 1533 beendet. Von den Taino blieben nur wenige hundert übrig.[10] Auf ähnliche Weise brachen die spanischen Eroberer den Widerstand der mittel- und südamerikanischen Hochkultur-Reiche der Azteken und Inka. Mit List, Bestechung, dem Einsatz von überlegener Technologie sowie brutaler Gewalt gelang es wenigen hundert Spaniern, diese Reiche zu unterwerfen. Eine wichtige Rolle dabei spielte das Ausnutzen von Animositäten und Feindschaften zwischen einzelnen Stämmen, Völkern und Reichen. Insbesondere die Tatsache, dass die Azteken selbst Angst und Schrecken in der Umgebung verbreiteten, trug zu ihrem raschen Fall bei, da sich die umliegenden Reiche von der Ankunft der Spanier ein Ende des aztekischen Terrors und der aztekischen Unterdrückung erhofften.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Indianerkriege#Wikinger,_Spanier,_Franzosen:_die_Entdeckungsphase)
Da war wohl auch vorher nicht alles friedlich.
Später lief es dann so, lese ich:
„Die Gründung britischer Siedlerkolonien an der nordamerikanischen Atlantikküste zu Beginn des 17. Jahrhunderts gilt als ursächlicher Auslöser für die Indianerkriege der folgenden 300 Jahre. Die landförmige Inbesitznahme des Terrains hatte eine stetige Vermehrung von Siedlungen sowie, damit einhergehend, eine rasch wachsende Anzahl von Kolonisten zur Folge. Wurden die Gründungssiedlungen noch von wenigen hundert Kolonisten bewohnt, betrug die Anzahl der in den Dreizehn Kolonien lebenden Personen am Vorabend des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs bereits um die 2 Millionen. Die Grenze zum Indianerland verschob sich im Lauf dieser Periode von vereinzelten Siedlungen an der Atlantikküste hin zu einer geschlossenen, ungefähr von den Appalachen bis zu den Großen Seen verlaufenden Siedlungsgrenze.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Indianerkriege#Indianerkriege_der_Dreizehn_Kolonien)
Aber, wo ist jetzt das Gerechtigkeitsproblem? Wo mehr Menschen sind, müssen andere weichen, weil jedem alles und niemandem etwas gehört, es wird also zu einer reinen Frage der Zahl, der Menge, die Indianer haben erlebt, was das heißt. Vielleicht wollten sie nur aus Gewohnheitsrecht nicht weichen, einfach weil sie schon seit Generationen hier lebten und es vielleicht gar nicht so witzig fanden, dass sich die Fremden jetzt hier breit machten. Aber wenn ich ernst nehme, dass niemand Anrecht auf Boden hat, auch nicht, wenn er schon seit 1000en von Jahren dort lebt, ja, was haben die Europäer eigentlich falsch gemacht? Wer viel an Zahl ist, braucht viel Raum, so ist das nun mal.
Bleibt da nicht dennoch ein fader Beigeschmack? Bei mir schon. Für die Infektionskrankheiten konnten die Europäer nun nichts, für ihre Überlegenheit auch nicht, sie auszuspielen, dafür vielleicht, aber „Angst und Terror der Azteken“ gab es ja schon, es waren nicht die einzigen, auch weiter nördlich gab es Kriege der Indianerstämme unter einander. Man kann die Ureinwohner ja freundlich bitten umzuziehen, was macht man, wenn die nicht wollen und es in den eigenen Siedlungen eng wird? Und die anderen doch eigentlich keinerlei Rechte haben, auf die sie sich berufen könnten, außer, dass sie eben immer schon hier waren. Die Leistungen haben ihre Väter und Großväter erbracht, aber das ist eben nichts, was tradiert werden kann. Das ist wie bei dem Erben eines Konzerns, die haben auch nichts dafür getan, das waren die Generationen davor.
||Mit schwitzigen Fingern schnell was rerchieren, damit man jemanden irgendwie diskreditieren und irgendwo drauf kacken kann. Habe ich null für übrig, belassen wir's dabei.||
Meine Anmerkungen zur Person Lorenz bspw. sind unter dem Link und auch sonst eher selten zu finden.
Ob über 40 Jahre Verfolgung der Verhaltenswissenschaften seit Leistungskurs darin schnell & schwitzig sind, wird sich weniger erschließen, wo man kaum erfährt, daß jene Stimmen, die immer noch Lorenz Quacksalberei anhängen, überwiegend seinem lehrenden Dunstkreis entstammen.
Wie ich eben feststelle, findet sich auf WP aber doch ausreichend Angabe dazu.
Ich würde empfehlen, einmal zu sichten, was dort festgehalten ist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Lorenz
Hier etwa aus seinem dort zitierten Antrag auf Aufnahme in die NSADAP, (an dessen Kontext er für den Rest seines Lebens festhielt):
||Ich war als Deutschdenkender und Naturwissenschaftler selbstverständlich immer Nationalsozialist und aus weltanschaulichen Gründen erbitterter Feind des schwarzen Regimes (nie gespendet oder geflaggt) und hatte wegen dieser auch aus meinen Arbeiten hervorgehenden Einstellung Schwierigkeiten mit der Erlangung der Dozentur.
Ich habe unter Wissenschaftlern und vor allem Studenten eine wirklich erfolgreiche Werbetätigkeit entfaltet, schon lange vor dem Umbruch war es mir gelungen, sozialistischen Studenten die biologische Unmöglichkeit des Marxismus zu beweisen und sie zum Nationalsozialismus zu bekehren. Auf meinen vielen Kongreß- und Vortragsreisen habe ich immer und überall mit aller Macht getrachtet, den Lügen der jüdisch-internationalen Presse über die angebliche Beliebtheit Schuschniggs und über die angebliche Vergewaltigung Österreichs durch den Nationalsozialismus mit zwingenden Beweisen entgegenzutreten.
Dasselbe habe ich allen ausländischen Arbeitsgästen auf meiner Forschungsstelle in Altenberg gegenüber getan. Schließlich darf ich wohl sagen, daß meine ganze wissenschaftliche Lebensarbeit, in der stammesgeschichtliche, rassenkundliche und sozialpsychologische Fragen im Vordergrund stehen, im Dienste Nationalsozialistischen Denkens steht!||
Wenn ich jenes psychogrammatisches Konstrukt, welches Sie Linken überstülpen, überdenke, das sich primär von dem Lorenz und der Naziideologie nicht unterscheidet, dann schwant mir in diesem Augenblick allerdings, daß Sie um Konrad Lorenz Hintergrund auch zuvor schon gewußt haben mögen.
Daß Sie also vielleicht ein Rechter sind, der sich in rhetorischer Abschwächung und Einweben literarischen Zitats unter Diskutanten mischt, um linkes Ideal zu verwerfen.
Bis hierin war ich davon ausgegangen, Sie gehörten nur einer Luftikusfraktion an, die um vermeintlicher Originalität Willen den Gral der Erkenntnis im entelechistischen Nichts verortet.
Doch mag auch mehr Methode darin liegen, als ich dachte.
^korr.: "psychogrammatische Konstrukt"
Manchmal kommt mir der Spruch von Rechts und Links, worauf es nicht ankäme, doch so vor, als speise er sich aus dem Wunsch, die eigenen individuellen Wünsche und Klagen jenseits der Frage nach der eigenen Haltung zu beantworten.
Es ist doch manchmal so, dass einen die vielen Fremden auf den Nerv gehen. Es ist doch so, dass Maskenpflicht auch nervt. Und es ist auch so, dass man in den vielen Informationsangeboten zu Corona doch immer wieder was findet, was die eigene Unlust legitimiert.
Nein, das ist nicht rechts und nicht links. Das ist Individualismus und den gibt’s überall.
Und - es ist doch auch überzeugend, wie viele Leute FREIHEIT zur eigenen Entscheidung in den Vordergrund rücken. Das können doch keine "Rechten" sein, die sind doch freiheitlich gesinnt. Die haben doch für mich und meine eigenen Probleme und meine Empörung einen Ausdruck oder lassen zu, dass ich mich ausdrücke.
ICH und MICH und MIR – das fällt mir dabei am meisten auf. Dafür braucht man kein Rechts und kein Links, wenn es fokussiert ist auf eine eigene Befindlichkeit allein und die Solidarität nur darin besteht, dass andere sich auch in der eigenen Befindlichkeit verletzt fühlen, wobei es höchst unterschiedliche Gründe gibt für diese Verletzungen.
Aber am Ende frage ich doch. Sind solche Demos nicht alle sehr rückwärtsgewandt? Sie sind der nach hinten gerichtete Protest für Dinge und Maßnahmen, die eigentlich ja schon überwunden scheinen und über die diskutiert wird im Gegensatz zu der ständigen Behauptung, darüber könnte nicht offen gesprochen werden.
Unter psychologisch bewanderten Leuten gibt’s ja auch immer die Forderung: "Finde Deine Mitte" . Ein Spruch der zur praktischen Politik der Mitte passt.
Vielleicht kommt es daher. Sich selbst finden, sich lieben, an sich glauben – und sich neu erfinden, das kann alles nach rechts oder links ausschlagen. Aber, es bringt kaum voran.
*****
“ICH und MICH und MIR – das fällt mir dabei am meisten auf.“
Mir auch.
Wenn ich den Kommentar richtig verstanden habe, muß ich erstaunt zustimmen. Es darf ja jeder ICH, MEINER, MIR, MICH sagen soviel er Lust hat, aber mit Kommunikation oder Politik hat das nichts, besser: sehr wenig zu tun, ist halt das Geplapper unserer Gesellschaft, die Gesellschaft der Iche, das letzte Substrat der Gemeinsamkeit, gemeinsam einsam.
Nicht zu verwechseln mit einer in substantieller Kommunikation erworbenen individuellen Autonomie, die der Gesellschaft gerne zurückgibt, was sie ihr schuldet, die nur im Rahmen gesellschaftlicher Autonomie Bestand haben kann.
- über die "gesellschaft der iche" ist schon oft der stab gebrochen worden.
und illusorische gemeinsamkeiten lassen die einsamkeit des individuums
nicht verschwinden.
- in "substantieller kommunikation" wird einem der mangel an wissen,
das fehlen kognitiver autonomie erst recht bewußt:
sei es durch die penetranz üblicher, geteilter denk-figuren,
sei es durch wissens-bestände echter experten.
auch hier: illusorische gemein-samkeit und kognitives allein-gestellt-sein.
"das reden von synthese ist käse"( ein längst-vergessener anti-hegelianer). :-)
Abgesehen von dem schwachen Reim hat der zurecht längst vergessene Antihegelianer ein grundfalsches Bild geliefert. Käse ist eine dialektische Synthese vom Urprodukt über Fäulnis zur Reife. Mehr kann man formulierend nicht falsch machen.
gut gegeben!
- aber käse ist auch eine vor-stufe im bio-müll-stadium, als kompost,
evtl. zur insekten-zucht.
wie sie wissen, hat die entwicklung hat kein ende,
am positiv-gesetzten käse können nicht nur menschen negierend speisen,
sondern auch konsum-orientierte mäuse knabbern und vitale kräfte entwickeln.
- ist das mut-willige/philosophische setzen von subjektivität,
des "eigners/egoisten" durch empörung,
die selbst-ermächtigung der un-mächtigen,
zu denken ohne los-lösung aus gemeinen verbänden?
- das werde ich wohl diesen sonntag nicht zu fassen kriegen.
"... dann schwant mir [...] Daß Sie [@moorleiche] also vielleicht ein Rechter sind, der sich in rhetorischer Abschwächung und Einweben literarischen Zitats unter Diskutanten mischt, um linkes Ideal zu verwerfen."
Das "schwant" mir schon sehr lange. Man möchte meinen, dass er sich etwas rechts von der ADF orientiert. Denn wenn man sich die Zeit nimmt, seinen letzten Erguss überhaupt zu lesen, dann wird man nicht nur zum Schwan, sondern zur Eule:
in seiner eitlen Beurteilung zur Frage "was die Europäer falsch gemacht haben, die den Indianern das Land raubten" verlässt diesen Teilnehmer jede humanitäre Grundlage. Er fragt sich: "wo ist jetzt das Gerechtigkeitsproblem?"
Denn: "Wo mehr Menschen sind, müssen andere weichen, weil jedem alles und niemandem etwas gehört."
Aha? Von zivilisierter und friedlicher Kohabitation und daraus folgender ethnischer Vermischung, wie sie in ganz Amerika Fakt ist, aber auch früher schon in Europa und Asien an der Tagesordnung, hat der Mann offensichtlich noch nie etwas gehört? Oder lehnt er sie ab, befindet sich in altbackenen nationalistzischen Gefilden? Und ein Platzproblem gab es in Amerika ja nachweislich nie. Nachtigall ?
Noch erstaunlicher die Aussage: Man könne ruhig zum Landraub und Genozid schreiten, "weil jedem alles und niemandem etwas gehört". Wow, seit wann ist das denn so. Das sollte der besagte Teilnehmer, wenn sich seine Familie vergrößert, mal bei seinem Nachbarn versuchen. Hier wird mit selbstgerechter, eurozentrischer Hybris und Ignoranz gesagt, dass dort wo kein Eignetum durch Gewalt oder Gesetze geschützt wird, gewaltsame Enteignung der Besitzer = Benutzer zum Zwecke der Privatiserung ein Naturrecht sei. Auwaia. Ich weiß nicht ob man das überhaupt noch als rechts bezeichnen kann. Demzufolge kann er sich auch nicht vorstellen "was die Europäer eigentlich falsch gemacht haben", und dass selbst wenn die Enteigneten und Ermordeten "schon seit 1000en von Jahren dort lebt[en]". Es offenbart sich ein nicht mit humanitären Maßstäben messbares "Rechtsverständnis", das an was genau erinnert? Seine Konklusion: "Wer viel an Zahl ist, braucht viel Raum, so ist das nun mal" erinnert doch vertdammt an das "Volk ohne Raum" des ideologischen Wahns der Nazis, die unter diesem Motto erst halb Asien aufrollen und es dann nicht gewesen sein wollten.
Deine Schlussfolgerung ist also durchaus nicht aus der Luft gegriffen und hat mit Schwänen offenbar wenig zu tun - eher etwas mit dem "Reichsadler".
Ich wiederholt mich, wenn ich sage, dass Debatten mit diesem Teilnehmer Zeitverschwendung sind. Ideologen kann man nicht mit Argumenten überzeugen. Die müssen wie die Nazis oder Stalinisten selber an der Wirlichkeit scheitern. Und selbst dann lernen sie oft nichts dazu. Ich zumindest kannte aus dem familären Umfeld der 1960-7oer Jahre als Teenager einige unverbesserliche Altnazis. Und dass die immer noch existieren, ist ja seit den 1990ern zunehmend brisantes Thema ... weil seitdem auch Nichteuropäer meinen, "dass niemand Anrecht auf Boden hat", auch nicht in Europa.
Wir können @moorleiche aber eigentlich dankbar sein, dass er so naiv seine Gesinnung hier offenlegt. Da weis man woran man ist. Das Problem ist vielmehr, dass das gesellschaftfähig zu sein scheint und zunehmend einem Konsens der selbstherrlichen "Mitte" auf dem Weg in den digitalen Totalitarismus entspricht...
"...etwas rechts von der AFD" war gemeint , logo !
ähh und selbstverständlich : halb Eurasien aufrollen ...
Im Kanadischen Osten ging es zwischen Franzosen und Nativen wohl immer schon ein wenig anders / respektvoll zu. Die Weißen dort sind so stolz auf indianische unter ihren Ahnen, daß sie manchmal welche hinzu erfinden.
Und in manchen Provinzen ist (anders als seitens Verwaltung und Konzernen) der Umgang miteinander so harmonisch, und dabei auch ethisch / sittlich sagenhaft.
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Bezüglich Moorleiche kratzte ich mich über inkonsistente Absonderung schon lange am Kopf. Sehr eigenartiges Geschwafel und Verrühren, das zu rechtem Intellekt passend endlich Sinn ergebe.
„- ist das mut-willige/philosophische setzen von subjektivität,
des "eigners/egoisten" durch empörung,
die selbst-ermächtigung der un-mächtigen,
zu denken ohne los-lösung aus gemeinen verbänden?“
Da habe ich gestern schon drüber nachgedacht, aber es nicht ganz zu fassen gekriegt. Ist das nicht ein Schlenker zu viel, oder könntest Du noch mal klarer machen, was Du meinst?
Denn Selbstsetzung geht ja, sie könnte sich dann freilich in der Rekonstruktion als Selbstirrtum erweisen, aber bis dahin muss man erst mal gelangen, gerade wenn Empörung das Motiv ist. Wobei, je nach dem, wie weit man den Bogen spannt „Empörung“ ja geradezu als ein Gründungsmythos des Menschseins verstanden werden kann.
Ohne die Loslösung, ohne den Wunsch es anders zu machen oder die Feststellung es zu sein, geht es da doch ohnehin nicht, finde ich. Insofern hast Du Dir die Frage doch im Grunde schon beantwortet, denn, wie das gehen soll, dass man zu sich findet, ohne sich zunächst abzugrenzen, da weiß ich nicht, was sonst noch gemeint sein könnte.
Die philosophisch größere Offenbarung scheint mir jedoch eher so im Fahrwasser Wittgensteins zu liegen, in der heute bei vielen noch immer unverstandenen Wendung, dass es eine unabhängige Subjektivität und ein reines Bescheidwissen, was nur ich über mich wissen kann, in einem sehr bestimmten Sinne (das bei Wittgenstein die Unmöglichkeit einer Privatsprache zum Inhalt hat) nicht gibt. Zu mir selbst finde ich nur, durch das Medium der öffentlich verfügbaren Sprache.
Aber auch da darf man nicht stehen bleiben, denn ein lapidares „Es gibt nichts, was ich über mich wissen kann, was nicht auch jeder andere über mich wissen kann“ ist nun auch nicht des Rätsels Lösung, was dann wieder die Qualia-Diskussion streift, nämlich die Differenzierung zwischen „knowing what“ und „knowing how“, die wir im Deutschen sprachlich anders angehen, wir nennen das „Wissen“ und „Können“, manchmal auch „Wissen“ und „implizites Wissen“, aber meistens bemerken wir gar nicht so, dass es sich bei der Qualia Diskussion um einen Konflikt zwischen zwei Wissensbegriffen handelt. Dieses „Wissen, wie es ist ...“, „implizites Wissen“ und das „Können“ sind freilich auch nicht ganz kongruent, wenngleich sie sich überlappen.
Eine m.E. schöne, wenn auch komplizierte Darstellung hat Robert Brandom gegeben, muss man mehrfach lesen, sie zeigt aber die vielen Varianten auf, von denen man oft nicht mal weiß, dass es sie gibt:
„Der explanatorische Rahmen, in dem der Begriff des praktischen Begründens arbeiten soll, ist der Kantische, wonach einen Akt als eine Handlung zu behandeln heißt, ihn als etwas zu behandeln, für das es grundsätzlich angemessen ist, nach einem Grund zu fragen. Nicht alles, was jemand tut, ist eine Handlung. Wenn ich am Rand einer Klippe spazierengehe, stolpere und herunterfalle, dann ist das Stolpern wie auch das Fallen mit einer Beschleunigung von 9,8 m/s² etwas, was ich tue (in dem Sinne, dass es zu meinem Verhalten gehört), aber es sind keine Handlungen; das Gehen und das Greifen nach einem Busch, wenn ich über den Rand falle, schon. Handlungen sind Dinge, die intentional getan werden, oder in der hier eingesetzten Begrifflichkeit: Intentional zu handeln heißt, einen Akt nichtinferentiell hervorzubringen, der entweder die Anerkennung einer praktischen Festlegung darstellt (im Fall der Handlungsabsichten) oder einer verlässlichen unterscheidenden Reaktionsdisposition auf eine solche Anerkennung (bei vorgängigen Absichten) entspringt. Unter der Anerkennung der praktischen Festlegung kann man sich die Absicht vorstellen, mit der der Akt hervorgebracht wird.
Man kann mit einem Grund, aber ohne Absicht handeln (etwa wenn einem die Festlegungen nicht gegenwärtig sind, die in den Augen der Zuweisenden einen Grund liefern könnten). Doch aus einem Grund kann man nur intentional handeln – während man intentional, aber ohne einen Grund handeln kann. Nur rationale Wesen können Handelnde sein, aber es gibt so etwas wie irrationale Handlungen, etwa wenn jemand intentional, aber impulsiv und nicht entlang dessen, wofür man einen Grund hat, handelt. Aus deontischer Sicht sind solche irrationalen Handlungen insofern intentional, als sie Anerkennungen praktischer Festlegungen sind (oder aus der Ausübung verlässlicher nichtinferentieller Dispositionen, unterscheidend zu reagieren, hervorgehen), und irrational sind sie insofern, als die praktische Festlegung keine ist, zu der der Handelnde berechtigt ist durch eine ordnungemäße praktische Inferenz durch Prämissen, auf die er festgelegt und zu denen er berechtigt ist – sei es, weil er keinen Grund hat, etwas zu tun, was mit dem, was er tatsächlich tut, inkompatibel ist. Da diese Berechtigung einen Grund für den Vollzug einer Handlung voraussetzt, werden praktischen Festlegungen und somit Handlungen (intentionale Akte) nur denjenigen zuerkennt, die sich im Raum des Gebens und Verlangens von Gründen bewegen – das sind diejenigen, die rational sind (oder als solche behandelt werden).“ (Robert Brandom, „Expressive Vernunft“, 1994, dt. Suhrkamp 2000, S.358 f)
"Zu mir selbst finde ich nur, durch das Medium der öffentlich verfügbaren Sprache."
Diese "philosophisch größere Offenbarung" ist nicht mehr als das vielleicht unfreiwillige oder falscem verständnis geschuldetet Zugeständnis eines Tellerrandes, über den sprichwörtlich nicht hinausgeblickt werden kann.
Zudem geht es bei der Subjektivität nicht mal um das Wissen um seiner selbst. Es geht um das Dasein als ein in der Welt sein, das man vor allem fühlt. Sprache bedarf es erst, wenn man dieses subjektive Sein kommunizieren will. Poesie, Tanz, Musik oder bildenend Kunst aber sind Beispiele anderer Methoden diese subjektive Sein ohne Sprache und deren Limitationen zu kommunizieren. Kultur, aus kreativer, subjektiver Imagination einzelner sich manifestierend, ist demnach weitgehend nichtsprachlich und hat dennoch sehr viel mit der Subjektivität einzelner zu tun. Wittgenstein hat vor Sprache vielleicht nicht mehr den Menschen gesehen ?? Positivismus neigt dazu.
der Widerspruch hier rdüber ging natürlich an Sie.
Bisken off topic - aber an dieser Stelle: Glückwunsch (an den Autoren zum Preis natürlich)!