Douglas Stuarts Roman „Young Mungo“: Liebe in den Trümmern des Sozialstaats

Thatcherjahre Brutal-schöne Liebesgeschichte: In seinem neuen Roman „Young Mungo“ erzählt Douglas Stuart von einem vernachlässigten Teenager, der im Glasgow der 1990er Jahre seine homosexuelle Emanzipation erlebt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 08/2023
In Glasgow, in den Arbeitervierteln des East End, wächst der 15-jährige Mungo Hamilton in den 1990er-Jahren auf
In Glasgow, in den Arbeitervierteln des East End, wächst der 15-jährige Mungo Hamilton in den 1990er-Jahren auf

Foto: Raymon Depardon/Magnum Photos/Agentur Focus

Oft empfinden Liebende jene als außergewöhnlich, von denen sie am meisten verletzt werden. Die Faszination beruht in solchen Fällen gerade darauf, dass sie nicht erwidert wird. Das klingt verrückt: Auf der Suche nach einer Resonanzerfahrung projizieren manche ihr platonisches oder romantisches Bedürfnis auf jemanden, der es nicht erfüllen kann oder will. So als gäbe es eine richtige Liebe im falschen Menschen. Das trifft umso mehr zu, je stärker es Ökonomie und gesellschaftliche Konventionen sind, die einer Erfüllung der Liebe im Weg stehen. Lange hat kein Roman mehr diesen Gedanken so kraftvoll erkundet wie Young Mungo von Douglas Stuart.

Da ist der 15-jährige Mungo Hamilton, der in den 1990er-Jahren in den Arbeitervierteln des Glasgow