Männerdämmerung

Literatur Schriftsteller wie Bov Bjerg etablieren ein neues Bild des Maskulinen, ohne Klischees
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 42/2020

Ein Mann, der Bücher und Platten alphabetisch sortiert, hat auch seine schmutzige Fantasie unter Kontrolle. Welche Frau schmachtet schon nach so einem? Und ein Typ, der Sojamilch trinkt, Yoga macht, Sandalen trägt, auf Fleisch verzichtet oder bei DFB-Pokalspielen darauf hofft, dass diese drittklassigen Nieten, wie er selber eine ist, gegen den FC Bayern gewinnen, der ist kein Mann, sondern ein Weichei, ein Schattenparker, ein Warmduscher, ein Frauenversteher. Damit das mal klar ist.

Befänden wir uns nicht in einem Zeitalter mit dem weithin akzeptierten Begriff der toxischen Männlichkeit, sondern in den 1990er Jahren, dann würde dieser Texteinstieg mehr Leute zum Nicken bringen als zum Kopfschütteln. Denn damals fand erst allmählich eine Sozialfigur ihren W