Xavier Naidoo singt nun doch nicht beim ESC 2016. Das ist gut so, wenn auch irgendwie schade und ebenso völlig egal wie bedenklich ... Aber schön war es doch:
Xavier Naidoo verdanken wir, dass es am 19. Tag des Novembers im finsteren Jahr 2015 endlich mal wieder was zu lachen gab ... Die Online-Ausgabe der FAZ kredenzte eine treffliche Zusammenfassung der Ereignisse, in klassische Formulierung gemeißelt: Xavier Naidoo tritt für die von ihm so verabscheute „BRD GmbH“ beim Song Contest in Stockholm an. Das Netz ergießt sich in Spott und Häme.
Es ist nicht auszuschließen, dass die Verantwortlichen genau das beabsichtigt haben, als sie die Sache ausheckten: Die Nachrichtenlage in unserem Lande kurzfristig aufzuheitern. Und tatsächlich: Seit vielen Wochen war es nicht mehr so angeregt und lustig im digitalen Netzwerk ... In diesem Sinne ist es schade, dass der Spaß schon wieder vorbei ist.
Aber neben den Stimmen, die sich amüsierten, gab es eben auch jene, die sich unter verschiedenen Gesichtspunkten ernsthaft aufregten und den NDR nun zu einem Rückzieher veranlassten: Naidoos jeweilige ideelle Distanz zu homophobem sowie nationalistischem bzw. staatsfeindlichem Gedankengut ist strittig. Dass ein eventuell schwulenfeindlicher Sänger für Deutschland zu Europas schwulstem medialen Großspektakel gehen soll, dass einer, der der BRD-GmbH-These zugeneigt ist, für Germany antritt, hat eben nicht nur die ironische Dimension. Es ging darum, ob der Sohn Mannheims geeignet sei, unser Land bei dem ESC zu vertreten. Und sicher spricht (neben seiner Musik, die aber hier nicht zur Debatte stehen, weil ruhig eine Frage der Vorliebe bleiben soll) einiges dagegen.
Absonderlichkeiten wie demonstrative Religiosität oder Reichsbürger-Interessen sind im Fall Naidoo ja keine reine Privatangelegenheit: Die entsprechenden Vorwürfe haben ihre Ursprünge in seinen Aktivitäten als prominenter Künstler und öffentliche Person: In Liedtexten, Auftritten, Interviews gab er selber den Anlass zur Frage, inwieweit er sich auch als Verkünder politischer Botschaft versteht, und vor allem: welcher. In diesem Sinne ist es angemessen, eine kompatiblere Figur nach Stockholm zu schicken.
Was das ESC- Spektakel selbst angeht: Den Iren, Slowenen und Aserbaidschanern - ach wo, schon den Dänen wird es gleichgültig sein, ob der deutsche Interpret sein Land für souverän hält oder nicht, und ob derlei dem rechten Spektrum zugerechnet werden muss: Naidoo wäre ja nicht in formaljuristischen Fragen zum Wesen des Staates angetreten: Er hätte eine schlimme Nummer gesungen, wäre bei der Punktevergabe irgendwo im Mittelfeld gelandet und übers Jahr wäre all das wieder vergessen gewesen. In diesem Sinne ist sowohl die Entscheidung als auch der Rückzieher des NDR egal.
Allerdings erhob sich darauf abermals Kritik, diesmal von Seiten der Naidoo-Befürworter und Freunden der Kunstfreiheit (darunter etliche Kollegen), die es empörend finden, dass der Sänger aufgrund von ein paar vagen Indizien und medial aufgeschäumten Angeblichkeiten als Semi-Nazi diffamiert wird. So einfach dürfe es dann doch auch nicht sein. Und diese Stimmen haben wiederum recht: Die Frage, wo rechts anfängt und ob rechts durch bloße Behauptung verifiziert werden kann, will gestellt und debattiert werden. Auch: Inwieweit ein Künstler eigentlich links sein muss. Und: Ob Kunst der Staatsräson zu folgen oder im Gegenteil diese kritisch zu hinterfragen hat. Sollten sich Künstler besser nur um ihre Arbeit kümmern oder sind sie von Berufs wegen auch der Gesellschaft verpflichtet, und könnte das auch heißen, Systemkritik zu befördern? Gute Fragen. Aber müssen wir sie echt am Beispiel von Xavier Naidoo und den Reichsbürgern verhandeln?
Unwürdige, peinliche, fragwürdige und kontraproduktive Vertreter nehmen überall Einfluss. Sie verkürzen, verkitschen und vereinnahmen die Debatten, bestimmen Tonfall und Niveau der Diskurse und stellen nachhaltige Ärgernisse dar …
Nehmen wir das Querfront-Schmierentheater unter Leitung von Jutta Ditfurth, die sich schon länger aus der Nachvollziehbarkeit verabschiedet hat, aber spätestens 2014 final dahingerafft wurde vom Wichtigkeitswahn, und sich seitdem in frappanter Selbstherrlichkeit als die einzig Kundige und unstrittige Deutungshoheit in Sachen links, rechts und Antisemitismus inszeniert. Um sich für letzteren das Definitionsrecht zu sichern, ist sie in zwei Instanzen vor Gericht gewesen. Und natürlich musste es unter allen öffentlich verfügbaren Kritikern, Charismatikern und Knallchargen unbedingt Jürgen Elsässer sein, der, mit seiner Klage erfolgreich und hingerissen von sich selbst in dieser Rolle, die andere Seite der Debatte zu vertreten meint …
Gut, könnte man sagen: Da hat ein hübsches Paar zueinandergefunden. Sie kennen sich von früher, sie sind sich stilistisch nicht unähnlich: Pathos, Eifer und ein notorisches Beleidigtsein vibrieren hinter der mühsam zusammengehaltenen Fassade bildungsbürgerlicher Arroganz, die sich als Contenance versteht. Beide sind ungefähr gleich eloquent, gleich eitel, gleich anmaßend. Sie spielen in einer Liga. Sie haben sich verdient.
Aber verdammt: Der Streit hätte es verdient, von würdigeren Vertretern ausgetragen zu werden. Warum sind Elsässer und Ditfurth Gallionsfiguren in der Antisemitismus-Sache - und nicht zwei Krawallschachteln unter fernerliefen im großen, flächendeckend geführten Diskurs?
In der momentanen Praxis bleibt einem kaum etwas anderes, als die Wahl zwischen den beiden Lagern als grundsätzlich intelligenzbeleidigend zu empfinden, sich rauszuhalten oder lange nach wiederum randständigen Mitdenkern zu suchen, die tatsächlich ergebnisoffen und nicht in die eine oder die andere festgelegte Ecke hineindiskutieren.
Dabei wären es doch eigentlich interessante Fragen für Deutschland in den Jahren 2014, 15, ff.: Wie gehen wir mit dem Begriff Antisemitismus um? Wo sind die Grenzen dessen, was er beschreibt? Wie bewahren wir ihn vor seiner Entwertung durch beliebige Verwendung? Was sollte nicht damit verschwimmen oder verwechselt werden? Wofür gäbe es bessere Wörter, und welche?
Nun wird das alles als Gezänk zwischen Jutta und Elli verhandelt. Warum wurde diesen Comicfiguren das Terrain überantwortet? Warum lassen wir es zu, dass sie die wirklich interessanten Debatten aktiv verhindern? Sie obendrein für ihre persönlichen Reklamefeldzüge okkupieren und ganz nebenbei die Deutungshoheit für sich einfordern über Dinge, die gemeinsam und sorgfältig zu besprechen für uns alle ergiebig sein könnte?
Nehmen wir die 2013 aufkeimende und 2014 massiv werdende Kritik an der Berichterstattung der großen Medienhäuser, die in einigen Fragen der globalen Politik zunehmend den Eindruck des PR-Kampagnenhaften vermittelte. Fragen zur Unabhängigkeit und Diversität unserer Informationsvermittler standen im Raum. In diese Zeit fiel eine Buchveröffentlichung mit dem interessant klingenden Titel „Gekaufte Journalisten“, das eine Offenlegung skandalöser Verhältnisse versprach und dann auch ziemlich gut gelaufen sein soll.
Der Autor war ein Mann aus der Branche mit dem Selbstverständnis des Wistleblowers, der unter Zensur litt und heute in großer Gefahr lebt. Mir war der nervöse Herr mit den steilen Thesen bis dato nicht aufgefallen, und so war ich dankbar für den Verweis auf einen Ulfkotte-Artikel von 2012, der mir eine Menge Aufwand bei der Einschätzung des Autors und die Lektüre seines investigativen Buches sparte, und den ich deswegen hier (Triggerwarnung!) weiterverlinke: Eine schockierende Einsicht in die Vorstellungswelt des Udo Ulfkotte. In der es nicht nur beachtlich xenophob und rassistisch zugeht, sondern zudem alles eine epische Dimension hat. Da kann eine Geschichte von deutschen Enten und nordafrikanischen Gänsen als Clash of Cultures – Parabel dienen …
Andererseits ist der Stiefel nämlich auch wieder hochkomisch. Für Leute, die mit sowas klarkommen, ist diese Abhandlung über die migrantische „Halbgans“ aus Ägypten, die einen „Ausrottungsfeldzug“ gegen die letzten deutschen Pommern(!)enten führt, eine ebenso haarsträubende wie unfreiwillig brillante Realsatire: Ein erlesener Schrotthaufen von fremdenfeindlichen Ressentiments, Rassismus und schwülstigen Metaphern, die in einem blutigen Thriller vom heimischen Gartenteich die düstere Vision des bevorstehenden multikulturellen Harmagedon kolportieren … Läge der leiseste Zweifel daran vor, dass Herr Ulfkotte das alles genau so meint, hätte ich nicht gezögert, ihn als großen Satiriker zu feiern.
Aber verdammt: Ist das Thema Kritik an den Großmedien denn damit erledigt? Jeder weitere Einwand mit einem Platzverweis in die indiskutable Ecke zu quittieren? Weil man zum gut begründeten Schluss kommen kann, dass Udo Ulfkotte es mindestens spannender macht als es ist, wenn nicht einen gewaltigen Sprung in der Brille hat - ist dann mit der Qualität und Diversität der Medien alles bestens? Und weil eine wachsende Anzahl von ernsthaft Zweifelnden bis Irgendwiefrustrierten in „Lügenpresse“ ein weiteres Schlagwort gefunden hat, mit dem sie ihren Unmut skandieren kann: Ist dann in Wirklichkeit gleich wieder das Gegenteil der Fall und die Tagesschau ein Verkündungsorgan der Weltwahrheit, wie vormals?
Wird durch die Herausstellung von indiskutablen Vertetern, die sich für jedes Thema finden, die Ordnung nicht allzu einfach wiederhergestellt? Wäre es da der Aufklärung nicht dienlicher gewesen, Herr Ulfkotte wäre bei seinen Enten geblieben und ich wiederum hätte ihn nicht ein weiteres Mal zum Thema gemacht?
Andererseits wieder: Hätte denn ein Diskutablerer das Wort übernommen? Oder doch wieder nur der nächste schillernde Wichtigtuer? Weil Andere, die vielleicht Bedenkenswertes beisteuern könnten, unter diesen Umständen, in diesem Umfeld, auf diesem Niveau gar nicht erst anfangen wollen? Weil sie gar nicht gebraucht werden, weil es uns dann schnell zu kompliziert würde. Weil wir gerne bei Popcorn eine übersichtliche Inszenierung verfolgen, aber inhaltlich eigentlich genervt abwinken, in unserer Verwahrlosung, unserer Beschränktheit, in unserem Wunsch, bedient und unterhalten zu werden. Weil wir lieber über die peinlichen Vertreter lachen, als uns selbst dem Gelächter zu stellen.
Kommentare 38
Viel Text. In Vielen teile ich deine Meinung. Nicht ganz klar gekommen bin ich mit dem Hut, worunter Naidoo, Ditfurth oder etwa Elsässer firmieren. Ich denke nicht, dass der NDR die Lage richtig eingeschätzt hat, ja ihm sogar ein Werbecoup gelungen sein soll. Naidoo ist in den TV-Sendern präsent. Die einen schmücken sich mit ihm und hoffen auf Zuschauerzahlen und der andere, also Naidoo, hat PR mit der Folge, dass die Verkaufszahlen seiner Produkte steigen. Also üblicherweise eine Win-win-Situation. Dieses Mal hat der NDR sich verzockt, hat nicht richtig eingeschätzt, dass von Conchita Wurst bis zu Xavier Naidoo doch ein weiter, zu weiter Weg ist. Den konnten und wollten die Fans wohl nicht gehen. Bevor die Kritik sich in den sozialen Medien festsetzen konnte, hat der NDR den Kopf eingezogen. Bloß nicht sich mit den Zuschauern anlegen! Nicht umsonst sind die dritten Programme des ör Fernsehens ein Abklatsch dessen, was die nach Heimat triefenden Regionaldeutschen oberhalb eines Alters von 50 wünschen.
The one and only "Jutta", hat sie sich eigentlich schon zur Causa Naidoo zu Wort gemeldet?
Oder der HMB, gar die Anetta Kahane?
Ok, letztere und ihre Stiftung wurden ja kürzlich gegenüber Naidoo juristisch ausgebremst, die Jutta und in Sachen Elsässer über mittlerweile zwei Instanzen ebenfalls; liegen somit alle Hoffnungen nun auf dem Broder.
Und Querfronten, die gibt es, die tun sich auf. Wurde nicht erst vor einigen Wochen der gute Til Schweiger wegen seinem geplanten Vorzeige-Flüchtlingsheim dann sowohl großmedial als auch politisch so richtig hofiert? Dito in der FC ...
Und nun das hier!
Mit Vergleichen soll man ja vorsichtig sein, Godwin's Law nicht so mein Ding, gehe ich nicht ganz soweit zurück.
Aber dieser Plot um Naidoo wird mit Sicherheit Auswirkungen auf die Kunst- und Kulturszene in diesem Lande haben, an den Exodus der DDR-Kulturschaffenden ebenso erinnern wie an Charlie Chaplin und andere drüben, die McCarthy-Ära in den USA.
Keine Ahnung, wie da wieder rauszukommen ist.
Ansonste ja, etwas viel Text ...
thx für einfach den blick auf "die infight arena @ empörium" * der gedanke nice event in dunkler zeit hat viel feines (heiter weiter mit dem queerfront thema hätte ich als impossible gelabelt) * mehr spaß mit der totalen abseitigkeit @ best of think pink&punk * unfein ist wie ich finde, dieses merkwürdige mind set vom worst, worst case * schlimmer geht immer * keine wirklich frohe kunde * dass hat was von it´s so sucking * dann doch lieber heiter weiter * feinstes restwochenende cp
Aber verdammt: Der Streit hätte es verdient, von würdigeren Vertretern ausgetragen zu werden. Warum sind Elsässer und Ditfurth Gallionsfiguren in der Antisemitismus-Sache - und nicht zwei Krawallschachteln unter fernerliefen im großen, flächendeckend geführten Diskurs?
Tja, wo sind sie, die würdigen Vertreter oder wollen Sie in die Bresche springen? Ihr Beitrag liest sich ein bisschen so.
Das Querfront-Schmierentheater ist aus meiner Sicht auch noch nicht zu Ende. Ich würde dem vielleicht ein anderes Label verpassen, aber das Gefühl, dass sich manche ehrenwerte und als "links" verstehende Aufklärer mit Leuten zusammentun, deren Weltsicht - wie bei Ken Jebsen - auch eher der Tierwelt zugeneigt ist, wäre schon ein Thema.
Zwei Links - Hier ein Blog dazu : Die Querfront und Xavier Naidoo
Und hier ein ganz gutes Feature
Mahnwachen für den Frieden Mahnwachen für den Frieden Ein rechtes Projekt auf den Trümmern linker Fundamente
Von Rainer Link
Ich hoffe, das findet Gnade vor Ihren Augen.
der spaß an dung-haufen hat was fliegen-mäßiges, käfer-artiges. nicht wundern, wenn man morgens sich verwandelt fühlt...zumindest darüber,was man sich reinzieht, kann man zu anfang kontrolle haben .oder?
der spaß an dung-haufen hat was fliegen-mäßiges, käfer-artiges. nicht wundern, wenn man morgens sich verwandelt fühlt...zumindest darüber,was man sich reinzieht, kann man zu anfang kontrolle haben .oder?
zwei krawall-schachteln. sie wissen was eine "schachtel"ist? insinuieren sie, daß elsässer sexuell falsch klassifiziert ist?
zwei krawall-schachteln.für sprach-vergessene: "schachtel" ist ein rüder ausdruck für das weibliche genital. pars pro toto: "alte schachtel". oder insinuieren sie eine falsche sexuelle klassifikation bei elsässer?
Nicht ganz klar gekommen bin ich mit dem Hut, worunter Naidoo, Ditfurth oder etwa Elsässer firmieren.
Dahinter steht die Idee, es in Zeiten der politischen Familienzuordnungen (vgl: das gebetsmühlenartige z.B: „Medien wie KenFm, Compact, Kopp-Verlag“ in Zusammenhängen, die oft nur jeweils einen der Genannten betreffen) mal mit anderen logischen Reihen zu versuchen. Hier unter dem Gesichtspunkt: Das Thema wäre spannend – aber doch bitte nicht diese Protagonisten.
Ich denke nicht, dass der NDR die Lage richtig eingeschätzt hat, ja ihm sogar ein Werbecoup gelungen sein soll.
Diese Überspitzung entspricht natürlich nicht einer objektiven Draufsicht, sondern ist Ausdruck der im letzten Absatz beschriebenen Medienkonsumenten-Perspektive (vormals: Fernsehsessel), die schon mal meinen kann, das Weltgeschehen ziele hauptsächlich auf ab, das eins sich persönlich gut unterhalten fühlt.
Ok, letztere und ihre Stiftung wurden ja kürzlich gegenüber Naidoo juristisch ausgebremst, die Jutta und in Sachen Elsässer über mittlerweile zwei Instanzen ebenfalls;
Ah – da ist mir doch tatsächlich die jüngste Entwicklung entgangen! Ich danke für die inhaltliche Ergänzung - hab´s dann auch oben editiert.
liegen somit alle Hoffnungen nun auf dem Broder.
:-) ja, der wär auch ein schöner Kandidat, auf den ersten Blick... Ein zweiter und dritter steht noch aus (so viele hatten die anderen auch).
Was den Querfront-Begriff angeht: Vielleicht ist noch Zeit, seine Deutung aus Frau Ditfurths Hoheitsgebiet zu befreien. Ich könnte mir vorstellen, dass er mindestens im Bereich Ironie/Selbstironie einsetzbar wäre, wenn nicht sogar als wertneutrales Synonym für unerwartete politische Bündnisse brauchbar wäre … Ein frommer Wunsch, ich weiß. Aber irgendwas muss man sich ja vorstellen, wenn´s um die Verbesserung der Verhältnisse geht.
* mehr spaß mit der totalen abseitigkeit @ best of think pink&punk *
!befürworte ich total und ist vielleicht einer der wenigen guten Gegenentwürfe zur sucking Wirklichkeitsbeschreibung und dem Selbstverständnis als Voting-Zombie vor dem Bildschirm … thx zurück!
Tja, wo sind sie, die würdigen Vertreter oder wollen Sie in die Bresche springen? Ihr Beitrag liest sich ein bisschen so.
Ein bisschen so: Das haben Sie schön erkannt … Der Text ist durchaus als Beschreibung einer Ambivalenz gemeint: Einerseits sich aufzuregen und polemisch zu erheben, aber andererseits auch eingestehen, doch auch Freude am besagten Schmierentheater zu haben, in der gemütlichen virtuellen Loge … So kommt es zu einem zögernden „bisschen so“, das sich nämlich gerade klar macht, was es bedeuten würde, die Loge zu verlassen und sich selber in die Lage zu bringen, wo man etwas aussagen und das dann auch vertreten, verteidigen, revidieren ect müsste, und dabei möglichst noch sympathisch rüberkommen und gut aussehen sollte …
Der extrem facettenreich schillernde Ken Jebsen ist ein Fall für sich, den ich mir irgendwann mal gesondert vornehmen werde.
Rainer Link bedarf meiner Gnade nicht, soweit ich das beurteilen kann … Ich begrüße aber eigentlich praktisch jeden Beitrag zu dem Thema (also: Danke für den Hinweis!), weil hier viel in Bewegung ist … Die Verhältnisse sind nicht so zementiert, dass man mit einer Einschätzung von vor 2 Jahren immer noch hinkommt. Ich sehe das positiv: Es ist noch was zu machen.
Sagichdoch… (nur ohne zoologische Metaphern – das hat so was Ulfkotte-Artiges).
Eine Krawallschachtel ist in meiner Sprach-Assoziations-Praxis ungefähr so weiblich wie ein Springteufel männlich … Ist aber auch egal, weil: Wenn ich zu solchen Titulierungen greife, liegt irgendwas vor, das mich Gender-unabhängig beschäftigt… Nehmen Sie´s als eine Art generisches Femininum.
Ja, ok, das mit Broder war natürlich nur ein Scherz; weiss nicht mal, ob der singen kann ...
Mir geht es -auch hier- vielmehr um die Ernsthaftigkeit dessen, was in bzw. gegenüber der Kunst- und Kulturszene (mal sehr weit gefasst) in diesem Land seit einiger Zeit so abläuft.
Und es wird ja eher selten konkret, juristisch aufgearbeitet; hat die Judikative den neulinken, den politisch korrekten Rollover erst noch vor sich, kann das etwas dauern.
Insofern meine ich, bekommen wir subtile restaurative Strukturen, welche sich primär auf dem schmalen Grat persönlicher Diskreditierungen entlang bewegen, bewußt nicht weiter inhaltlich werden. Wo "umstritten" die inflationär eingesetzte, zuweisende Begrifflichkeit darstellt.
Btw. und ganz aktuell, wenngleich nicht so plakativ wie die Causa Naidoo zu gebrauchen, eher stille, im Hintergrund ablaufende Restauration unserer Werte,
war man doch vor Jahren bei Judith Butler noch mutiger:
Osnabrück sagt Preisverleihung an Adonis ab
Und mit "Kunst- und Kulturszene" seien hier und jetzt die sog. kritischen Intellektuellen insgesamt gemeint.
Weil die Tage gerade mal "Ansichten eines Clowns" neu gelesen, so sei an die 70er Jahre der BRD erinnert, wo es nicht nur in Gestalt des Springer-Verlages nebst politischer Absicherung durch CDU/CSU ähnliche restaurative Tendenzen gab.
Aber gleichzeitig existierte eine -aus heutiger Sicht- noch eher linke Regierung von SPD/FDP welchen die systemisch noch nicht eingemeindeten Grünen Druck machten. Und es gab das Regulativ der liberalen, linksliberalen Medien.
Heute dagegen?
"Andererseits wieder: Hätte denn ein Diskutablerer das Wort übernommen? Oder doch wieder nur der nächste schillernde Wichtigtuer? Weil Andere, die vielleicht Bedenkenswertes beisteuern könnten, unter diesen Umständen, in diesem Umfeld, auf diesem Niveau gar nicht erst anfangen wollen?"
Erstmal, schöner Text, Frau Schulze. :)
Ein Diskutablerer das Wort übernommen ... die notwendigen Mehrheiten finden leider nicht die Diskutableren, leider. Das mag sich zynisch anhören, ist aber tatsächlich die Summe meiner Erfahrung mit Parteipolitik und Gremien aller Art. Die wirklich guten Kandidaten bekommen in den seltensten Fällen die benötigten Mehrheiten. Desweiteren könnte man mutmaßen, die Strukturen züchten sich ihre Verwalter, siehe Thomas Schreiber ARD, geradezu heran. Allein diese peinliche Gattung opportunistischer Populisten gedeiht unter dem bestehenden System.
Ein blitzgescheiter Betrag mit einer Sicht auf den herrschenden Diskurs, die erkennbar vernünftig ist, ihnen also zwingend eine Außenseiterposition zuweist.
Bei so viel Richtigem, kann ich kaum Wesentliches hinzufügen.
Nur zu meiner Wahrnahme des Elsässer – Dittfurth – Streites. Von all meinen lange bewahrten Überzeugungen her, liegt mir die Dittfurth sehr viel näher als der Neunationalist Elsässer. Und, ich lese zumindest seinen Blog regelmäßig und habe daher eine Vorstellung, woraus meine Abneigung resultiert. Nur lässt sich an genau dieser Auseinandersetzung beispielhaft erkennen, dass Diffamierung und Skandalisierung an die Stelle der dringend gebotenen Auseinandersetzung getreten sind. Die Dittfurth vermochte, wenn ich den Berichten, die ich las, trauen kann, nicht einen einzigen Beleg für den „glühenden Antisemiten“ zu erbringen. Ich übrigens habe auch nie etwas gelesen, dass in mir diesen Verdacht geweckt hätte, geschweige etwas, die den hätte belegen können. Und ich habe etliches von ihm gelesen, dass heftigsten Widerspruch in mir auslöst. Aber auch der Herausgeber des Freitags hat es schon zum Titel „Antisemit“ gebracht.
Immerhin hat man die Möglichkeit, solche Zuweisungen vergleichsweise einfach zu überprüfen. Neugierde und eine in den Jahren gewachsene Skepsis gegen die mediale Einheitsfront brachten mich dazu, mir persönlich anzuhören, was der „Neurechte“ und „Antisemit“ Ken Jebsen macht. Ich lese schließlich auch das Rassistenportal PI. Er macht – richtig guten, engagierten Journalismus und vertritt Überzeugungen, die ich zumeist teile. Nun begründet die Tatsache, dass ich eine Überzeugung teile, nicht deren Richtigkeit. Von solch jugendlichem Übermut bin ich weit entfernt. Aber die unglaubliche Hetze gegen ihn wird ja nie begründet. Es reicht, wenn sie ununterbrochen wiederholt wird und, wie man auch hier in der Diskussion zu ihrem Artikel sieht, funktioniert es. Nur mal so als Indiz, dass da was faul sein könnte, wenn man nicht selbst, was für mich das Mittel der Wahl ist, Jebsens Arbeit am Original beurteilen mag: Er hat 41 Prozesse gegen Medien über deren Darstellungen zu seiner Person geführt, von denen er 40 gewann!
Was seinen Rauswurf beim RBB betrifft, der ja keiner war, möchte ich nur darauf verweisen, dass es einen Vergleich gab, über dessen Inhalt Vertraulichkeit vereinbart wurde. Selbstverständlich kenne ich dessen Inhalt nicht. Wer aber ein wenig Ahnung davon hat, weiß, dass diese Formulierung auf ein beachtliches Schweigegeld hinweist, das der Sender zahlte. Hätte er auch nur in Elementen die These beweisen können, dass der Arbeitnehmer Anitsemit sei, hätte er ihn einfach feuern können.
Mir fallen immer mehr Beispiele ein. Aber irgend wie wollte ich ja nur meine Zustimmung zu ihrem Beitrag zu Ausdruck bringen.
***** Whow – was für ein fulminante Glosse (auch wenn der Ulfkotte im zweiten Teil etwas überbewertet wird als einziger Streiter gegen das Medienkartell).
Was den intendierten Staatsauftrag der Medien (insbesondere auch bei einer derart wichtigen Veranstaltung wie dem ESC) anbelangt, gibt es eigentlich nur zwei korrekte Alternativen: Bushido und – mit ihrem neuen Album – die Toten Hosen. Ersterer klingt mehr und mehr nach Rammstein (= Vorteil). Nicht wegzukriegender Nachteil ist leider der Gossengeruch – für den deutschen Spießer natürlich komplett unakzeptabel. Die Toten Hosen wären normalerweise inakzeptabel (Hallo? Punkband?). Mit Orchester und korrekter Vergangenheitsaufbereitung wird’s dann doch ein Schuh’.
Allerdings: Wer will ein komplettes Klassik-Orchester mit auf die Reise schicken? Aus diesem Grund plädiere ich – ganz »klassisch« – für folgenden Longseller in Sachen deutsches Unterhaltungs-Liedgut:
Gut ist Jebsen immer ganz ordentlich, wenn er Leute interviewt. Was er selbst in die Gegend rein donnert, jammert einen eher.
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/11657
Die Jüdische Allgemeine hat über ihn geschrieben, aber gut, die sind natürlich "Partei".
Sein Video über Israel hat er vom Netz genommen, aber es gibt dazu noch immer eine gute Analyse von Dame von Welt.
https://www.freitag.de/autoren/dame-von-welt/kenfm-rassistischer-zionismus
Es gibt auch eine absolut korrekte Mitschrift seiner Äußerungen. http://www.directupload.net/file/d/4163/qq7qin2e_pdf.htm
Daraus kann man - zur Abkürzung - mal dieses zitieren:
Er berichtet von denen, die in den USA das öffentliche Leben beherrschen. "Es sind allen voran radikale Zionisten, mit US-Pass, deren Hobby Israel ist und deren Lieblingssport im Schlachten von Arabern besteht."
Da geht bei Jebsen ständig das Tor auf zwischen Israel-USA-Kritik und ziemlich finsterem Antisemitismus.
Wenn sich Leute von ihm interviewen lassen und seine inzwischen gewachsene Popularität nutzen wollen- bitteschön, aber es ist aus meiner Sicht ein Einknicken vor einem gekonnten Marktschreier,dessen politische Meinung ich noch nie so recht erkennen konnte.
Hier ist dazu aus dem oben verlinkten Feature des Deutschlandfunks eine Einlassung
O Ton Jebsen Und final möchte ich noch etwas zum Thema Demokratie sagen. Demokratie löst nicht alle Probleme. Dass denkt man, dass Demokratie alle Probleme lösen kann. Es gibt auch andere Möglichkeiten, und da orientiere ich mich auch an der Natur. Stellt euch mal vor, Zugvögel würden die Reise nach Afrika demokratisch organisieren, die kämen nur bis Sylt! Die kämen nur bis Sylt! Und dann wärs vorbei, dann würde sie der Winter auf Sylt einholen. Ja. Die Vögel fliegen nach Afrika ohne lange rum zu diskutieren. Und sie fliegen auch wieder zurück. Und sie halten sich an ein Gesetz, an ein natürliches Gesetz. D.h. auch das ist möglich. Und ich erkenne, dass Zugvögel recht friedlich leben seit vielen tausend Jahren ohne Demokratie. Ja, wie 22 machen denn die Vögel das? ... Die Natur ist schlau genug, orientiere dich doch mal an der Natur! Versuche nicht die Natur zu verbessern!“
Ich stimme da einfach mal zu,
steht bzw. stand mir Ditfurth inhaltlich immer schon näher als Elsässer, beweisen das nicht zuletzt mehrere Bücher von der Jutta in meinem Regal; ist nichts davon zurück zu nehmen oder zu relativieren.
Ansonsten, der Antisemitismusplot gegen Jebsen läuft natürlich zusehens in die inflationäre Leere, wird der Deal mit dem RBB auch irgendwann bekannt werden, weil und wie beispielhaft eben an der Jutta oder Naidoos Vergleich mit der Kahane- Stiftung zu sehen (diverse weitere Verfahren und Urteile wären zu finden), die selbsternannten Jäger aller -vermeintlichen- Neurechten zwar den großmedialen, den systemfrommen Diskurs übernommen haben, die Judikative aber eben (noch) nicht.
Interessant auch, und es gab wohl schon mal bessere Zeiten, das Statement eines der Söhne Mannheims insbesondere zur Kahane-Stiftung nebst deren Gründung sowie Umfeld.
Die Jüdische Allgemeine zu lesen, werde ich nicht die Zeit haben. Und das Interesse zugegebener Maßen auch nicht. Von Texten über J wimmelt es im Netz. 40 Mal durften die presserechtlich Verantwortlichen dafür schon an Jebsen zahlen
Was das Zitat am Schluss betrifft, es greift diesenMythos von der Schwarmintelligenz auf, der im Netz auch häufig zu finden ist und den ich für esotherischen Unfug halte, da wäre es für mich interessant zu wissen, was sie daran kritisieren. Ich weiß es nicht und sie schreiben es nicht. Den esotherischen Ansatz selbst?
Pauschal gilt, jeder, der im Westen Israel kritisiert oder sich für die Rechte des palästinensischen Volkes einsetzt, bekommt die Antisemitismus-Keule zu spüren. Pauschal gilt auch: Die, die diese Keule permanent schwingen, sind ausgerechnet jene, die selber Semiten in großem Stil erniedrigen, foltern und töten. Wer das sagt? James Petras, in seinem Buch Herr oder Knecht. Semiten sind nicht nur Juden, Semiten sind auch Araber.
Das ist das Fazit seines Textes, den sie ebenfalls verlinkten. Die Richtigkeit dieser Feststellung hat Augstein selbst erfahren, der so zum Antisemiten gemacht wurde und das nur wegen seiner Bekanntheit und wirtschaftlichen Unabhängigkeit überlebte.
Ich habe den Text jetzt noch mal gelesen -irgend wann war er mir schon mal untergekommen - und ich bitte sie auch hier, das, was sie an Antisemitismus da fanden, zu bennen und zu begründen. Mir ist das nicht gelungen, auch nicht in dem von ihnen fett hervorgehobenen Textteil.
Was den Mannheimer Sänger betrifft, kann ich nicht wirklich viel sagen. Obwohl er aus Mannheim, der von mir heimlich geliebten Stadt, kommt, kenne ich nichts von dem, was er musikalisch macht. Ist nicht so auf meinem Schirm. Aber Ihr Link gibt mir zu denken. Es finden sich heute auch Aussagen seines Konzertveranstalters Liebermann zum Antisemitismus bzw dessen Inexistenz. Ich muss mir das Lied, auf dessen Text sich der Vorwurf der Homophobie gründen soll, mal anhören. Der einzige Mensch den ich traf und der ihn kennt, bestreitet das vehement. Der ist aber Fan.
Zum Fall selber also mangels Kenntnis nichts. Jedoch die Randbemerkung, dass es doch außergewöhnlich eingenartig ist, dass ein brüllender Mob im "Netz" -und das sind doch nur isolierte Subjekte, die jeder an irgendeinem Rechner oder Smartphone hängen- relevant sein sollen, während diese Relevanz 250.00 Menschen die in einer Demo gegen TTIP gemeinsam einen konkreten politischen Willen zum Ausdruck bringen, diese Relevanz zB in Spiegel, Welt und Bild komplett abgesprochen wird.
Eigenartige Welt....
Ich weiß es nicht und sie schreiben es nicht. Den esotherischen Ansatz selbst?
Nein, ich sehe das nicht als Gleichnis für Schwarmintelligenz, die funktioniert ganz anders, sondern als eine Absage an die Demokratie.
Und ich finde, die Behauptung, dass das Hobby der Zionisten das Schlachten von Arabern sei ist antisemitisch intendiert.
oder wenn er behauptet, Israel strebe in Palästina die Endlösung an, dann wendet er den Begriff für die schrecklichen Taten der Nazizeit gegen die Israelis. Das ist schon sehr entlarvend.
Die inflationäre Verwendung von Nazi-Vergleichen um Dinge, die man für schlecht hält, als noch viel übler zu kennzeichnen, akzeptiere ich auch nicht nicht. Nur sehe ich nicht, warum antisemitisch sein soll, was, wenn es sich nicht gegen Israel wendet, geschmacklos und dem Gegenstand unangemessen ist.
Wie schon geschrieben: Jede, wirklich jede öffentliche Äußerung, die sich gegen Israel wendet, wird als antisemitisch diffamiert. Die moderate Augsteins ebenso wie die scharfe Jebsens. Gerichtsfest ist das, wie die gewaltige Zahl von gewonnenen Prozessen zeigt, wohl nicht. Und ich denke, das Wenige, das sie hier anführen, wäre es auch nicht.
Er hat, um das auch zu erwähnen, als er noch beim Sender war, 80 Stunden Sendung mit Überlebenden der Shoa gemacht, um diesen selbst eine Stimme zu geben. Die Verantwortlichen sollen dazu gesagt haben, dass es nun doch langsam mal reicht......
Den Demokratiediskurs kann ich hier sicher nicht führen, jedenfalls nicht in angemessene Form. Die Kritik an “bürgerlicher“ Demokratie, die auch in meinem Augen schon sehr lange, wohl schon von Anfang an, die Herrschaft der Reichen, der Besitzenden ist, teile ich. Ob das Bild von den Vögeln, die da selbst wissen, was zu tun sei, passt, sei dahin gestellt. Das kann man ernsthaft diskutieren. Oder könnte man jedenfalls.
Unabhängig davon, ob meiner Sicht sie oder einen anderen der wenigen Leser dieses Blogs erreicht, wird für mich ein Muster erkennbar.
Kritische Geister, die in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, können damit rechnen, dass sie in einer Weise angegriffen werden, die sie in der eigenen Zielgruppe oder bei Menschen, die potentiell ansprechbar sein könnten, unmöglich macht. Der linke Sozialdemokrat Müller wird als Querfrontler beschimpft, Jensen und Augstein ein als Antisemiten, die zur Keynsianistin mutierte WagenKnecht als Linksradikale, der farbige Mannheimer Schlagersänger als Rassist, Friedenswachen und TTIP-Gegener als neurechts und alle zusammen sowieso als Verschwörungstheoretiker, also als irrelevante Spinner.
Machen kann man dagegen wohl nichts. An die Möglichkeiten einer “Gegenöffentlichkeit“ glaube ich nicht mehr. Für mich ist es nur noch ein Akt intellektueller Hygiene, mir nicht alles erzählen zu lassen.
Die inflationäre Verwendung von Nazi-Vergleichen um Dinge, die man für schlecht hält, als noch viel übler zu kennzeichnen, akzeptiere ich auch nicht nicht. Nur sehe ich nicht, warum antisemitisch sein soll, was, wenn es sich nicht gegen Israel wendet, geschmacklos und dem Gegenstand unangemessen ist.
Wenn es sich gegen Israel wendet ist es meist ganz gezielt, das ist der Kontext, der es auch antisemitisch macht.
Er hat, um das auch zu erwähnen, als er noch beim Sender war, 80 Stunden Sendung mit Überlebenden der Shoa gemacht, um diesen selbst eine Stimme zu geben. Die Verantwortlichen sollen dazu gesagt haben, dass es nun doch langsam mal reicht......
Das ist aber nirgendwo belegt.
Das Problem ist, dass sich Antisemiten einen Wortcode zugelegt haben, den Gleichgesinnte sofort verstehen, der sie aber unangreifbar macht. Aber, wer es hören will, hört es. Es hängt allerdings auch mit der Geschichtsvergessenheit zusammen, dass das nicht bemerkt wird.
Wenn Xavier Naidoo vom Baron Totschild, der den Ton angibt, singt, der auf Euch Gockel scheißt und der Schmock Ist'n Fuchs und Ihr seid nur Trottel, wissen alle, wie das gemeint ist.
Wenn es sich gegen Israel wendet ist es meist ganz gezielt, das ist der Kontext, der es auch antisemitisch macht.
Das genau ist es, was ich meine und oben auch schrieb. Sie, sowenig wie alle anderen, die solches behaupten, belegen es . Es gibt eben auch keinen Beleg. Und das endet dann in solch einer These:
"..Antisemiten einen Wortcode zugelegt haben, den Gleichgesinnte sofort verstehen, der sie aber unangreifbar macht. Aber, wer es hören will, hört es. Es hängt allerdings auch mit der Geschichtsvergessenheit zusammen, dass das nicht bemerkt wird.
Damit ist Dittfurth zumindest diesmal vor Gericht grandios gescheitert. So kann man jede missliebige Meinung in jeden gewünschten Kontext stellen: "Ich weiß, das da Antisemitismus drin ist. Auch wenn du dich noch so tarnst und gar das gegenteil sagst, Egal wovon und wie du redest. Ich weiß es, du Täuscher"
Die Hexe wird zuletzt ganz sicher überführt, leugnen nützt nichts.
Es gibt da so einen alten, vielen wahrscheinlich bekannten Sketch der Monty Pythons: Zensoren betrachten einen Film, um alles, was mit Sex zu tun hat, zu eliminieren. Egal was sie sehen, finden sie über so eine (saukomische) Assoziationskette immer Sex. In jeder beliebigen Szene.....
"finden sie über so eine (saukomische) Assoziationskette immer Sex. In jeder beliebigen Szene....."
Robert Kurz nannte es in seinem dahingehenden Standardwerk "Die Antideutsche Ideologie"
einen falschen Syllogismus, welcher in dem Kontext und frei von jedweder juristisch fassbaren Realität etwa so zelebiert wird:
- Die Nazis waren fast alles Männer
- Du bist ein Mann
- Also auch ein potentieller Nazi
Q.E.D.
Und btw. in Sachen Israelkritik.
So musste ich (auch hier) lernen, dass es bei deren Zulässigkeit auf die Nationalität bzw. Religionszugehörigkeit des Kritikers ankommt. Ebenfalls saukomisch, wenn es nicht so ernst gemeint wäre.
500 Euro - Text, mindestens.
Hut ab, ich habe jetzt keine Zeit in Details zu gehen.
Gruss
Nazis, Antisemiten, Homophobe und Fremdenfeinde haben ihr öffentliches Auftreten (wenn sie sich „unter Ihresgleichen“ wähnen sprechen sie dagegen oft Klartext) längst angepasst.
Um der (zutreffenden) Zuordnung als Rechtsextremer, Juden-, Schwulen- oder Fremdenhasser (wenigstens vorübergehend) zu entgehen, verwenden Sie regelmäßig gezielt ein Vokabular, das sie von Linken kopiert haben, um Mimikry zu veranstalten, sich also zu tarnen und auch um vor Strafverfolgung sicher zu sein.
Die regelmäßig zu lesende Aussage: „Ich bin kein Nazi, Antisemit, Homophober, Fremdenfeind“ (oft noch mit dem Nachsatz garniert: „ich habe sogar jüdische, homosexuelle, ‚ausländische’ Freunde“) führt inzwischen allerdings eher dazu, dass viele sich Denjenigen, der sich derart äußert, daraufhin erst recht einmal genauer ansehen und dessen mediale und politische Vita unter die Lupe nehmen. Dabei wird man oft sehr schnell fündig.
Das ‚Netz gegen Nazis’ hat schon vor Jahren auf diese Taktik rechtsextremer Demokratiefeinde hingewiesen und selbst die NPD schult ihre „Kader“ inzwischen derart, sich eine „salonfähige“ Sprache zuzulegen, um auch bei „Linken“ nicht sofort Widerspruch auszulösen, sondern zunächst Zustimmung, bis denen dann bewusst wird mit wem sie es zu tun haben.
Und zur Querfront (Linke tappen naiv in die Falle, die Rechtsextreme für sie aufgestellt haben):
„(…) [der damalige] NPD-Chef Udo Voigt hatte schon im Jahr 2001 angekündigt: "Wir werden uns an die Spitze einer neuen deutschen Friedensbewegung stellen. Um dieses Ziel zu verwirklichen, ist eine Querfront rechter und linker Systemkritiker nötig …“
Ein Teilnehmer im rechtsextremen Internetforum ‚Freier Widerstand’ freute sich: „(…) Bald gibt es kein Links und Rechts mehr (…) dann gibt es nur noch das System und seine Feinde …“
https://www.freitag.de/autoren/goedzak/hundert-jahre-querfront
https://de.wikipedia.org/wiki/Querfront
http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/rechtsextreme-sprachcodes-1144
http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/der-traum-von-der-querfront
https://de.wikipedia.org/wiki/Antisemitismus_%28nach_1945%29
https://de.wikipedia.org/wiki/Homophobie
Ja, es ist zum Verzweifeln, wenn man´s ernst nimmt... Da ist es praktisch Notwehr, sich lustig zu machen. Und doch finde ich im reinen Amüsement auch keinen Frieden und mag nicht von der Idee lassen: Wenn wir jetzt alle, oder mindestens ganz viele, unsere Gedanken sortieren und unsere Stimmen erheben würden ... Sie wissen, was ich meine (?) ... Und dann ist jedes Einzelne, das damit anfängt, schon in Gefahr, selbst zum Wichtigtuer (gelabelt) zu werden. Aber sollten wir´s deswegen gleich lassen? Ja: das sind so die Fragen...
Danke für die Blumen :-) … Aber ist es nicht eigentlich katastrophal, dass wir beide wie selbstverständlich dem erkennbar Vernünftigen eine Außenseiterposition zuweisen? Im Sinne der Sache wär ich da lieber ein Stimmchen mitten im Mainstream, und bringe es sogar irgendwie fertig, mich dafür zu halten …
Ken Jebsen ist, wie gesagt, ein Sonderfall, der meistens den Rahmen sprengt, wenn man ihm gerecht werden will… Schon deswegen ist er interessanter und gehört nicht in einfach so in die Reihe der neurechts- und Querfront-Verdächtigen. Zu ihm, wie gesagt, von meiner Seite ein andermal mehr.
:-) Danke (und: richtig, Herr Ulfkotte hatte hier etwas mehr Gewicht als ihm zusteht - die Vorlage, mit der er sich als besonders schrilles Beispiel qualifiziert hat, war zu gut - ich bin hier also auch selber dem kritisierten Vorgang gefolgt...)
Unter den staatstragenden Kultur-Knalltüten im Segment Liedgut sind derzeit wohl tatsächlich die Toten Hosen erste Wahl, seit es um Herrn Niedecken altersbedingt ruhiger geworden ist ... (Obwohl: Pschhhh! Keine schlafenden Hunde wecken!).
Ja, interessant, dass mir da ein Gus Backus, wie überhaupt das meiste von vor meiner Zeit vergleichweise erträglich scheint, weil ohnehin von einer Wirklichkeit kündend, die mich nie betroffen hat.
Ah, die nähm´ ich! Könnte ich meinen Deckel beim Stromversorger bezahlen (die Tage werden immer kürzer)... Aber ideelle Währung nehm ich auch. Dankend!
Gruß zurück xxx
»Wenn wir jetzt alle, oder mindestens ganz viele, unsere Gedanken sortieren und unsere Stimmen erheben würden ... Sie wissen, was ich meine (?) ... Und dann ist jedes Einzelne, das damit anfängt, schon in Gefahr, selbst zum Wichtigtuer (gelabelt) zu werden. Aber sollten wir´s deswegen gleich lassen? Ja: das sind so die Fragen...«
Natürlich nicht. Nur arbeiten wir ja auch alle enorm viel, verdienen Geld für Miete, Strom, Gas, Kinder, Mann, Frau, Steuern, zahlen Gerichtskosten, Anwälte etc. betreiben in der verbleibenden Zeit unsere kreative Arbeit, Selbstverwirklichung ... das ist alles nicht leicht. Will sagen, Gegenentwürfe zu leben ist arbeitsintensiv. Stimmt schon. Mir reicht das nicht; ich wärme mich ja auch auf, dehne die Muskeln, bin hier ja im Trainingscamp sozusagen. Und damit als Wichtigtuer gelabelt zu werden habe ich kein Problem, bin ich – stimmt sogar irgendwie; eine arrogante Hochstaplerin; also, die Klappe aufzureißen, das geht. Dude-tte. :P
In Abwägung, zwischen dem Verlangens nach Privatsphäre und Selbstbestimmung mit dem Gefühl der Freiheit. Wenn also meine Freiheit Gefahr liefe eingeschränkt zu werden, würde ich gaz klar meine Privatsphäre opfern, um dem entgegen zu wirken.
Was aber schon schwieriger wird: Den Backlash, den Gegenwind, die Rückkopplungen auf Dauer auszuhalten. Weil, das, was zurückkommt – Hass, Neid, Verblendung, Ignoranz, Selbstüberschätzung, Eitelkeit; und – aber auch schwierig –, Menschen, die Anleitung benötigen; Führung und Liebe suchen – das ist ja alles nur ganz schwer auszuhalten: Nie nett; ja, eher so die menschlichen Abgründe. Da ist man oft überfordert, das kann einem Angst machen. Und ehrlich gesagt den Preis bin ich nicht wirklich bereit zu zahlen. Oder, besser gesagt; das wird richtig teuer. Das kann keiner bezahlen. :)
Danke für diese Verweise. Allerdings: Sie gehen hier, soweit ich verstehe, davon aus, dass alles, was verhandelt werden könnte, schon lange erfasst, sortiert und eingeordnet ist, also einerseits klare Orientierungen vorliegen, es aber andererseits wenigen Kundigen überantwortet ist, die Zeichen richtig zu deuten, weil wir sonst Gefahr laufen, massenweise zu Rassisten zu werden, ohne es zu merken. …
In diesem Zusammenhang stelle ich fest, dass allzu strenge (und an eine bestimmte Deutungshoheit gebundene) Sprachregelungen die Debatte und damit die Aufklärung nicht eben befördern, sondern im Gegenteil behindern…
In der Praxis ist es doch so: Wenn jemand irgendeine Argumentation damit untermauern will, dass er mit einer Person befreundet ist, die dieser oder jener Gruppe angehört, dann braucht es kein Regelwerk, sondern nur eine Handvoll Verstand, um diese Rhetorik als Bullshit zu benennen, völlig abgesehen vom Inhalt und nach allen Seiten gültig.
Wer aber dieses Minimum an eigener Entscheidungsfähigkeit besitzt, empfindet es auch schnell als Beleidigung, wenn ein anderes ihm das absprechen möchte - abermals egal, von welcher Seite... Und alles, was sich nicht in Gänze einer Seite anschließen will, unter "Querfront" zu ächten ...? So kommt kein demokratischer Diskurs zustande, es wird nur immer enger in den Köpfen, in den Möglichkeiten, sich zu artikulieren.
Gut gesagt ("... auch schwierig –, Menschen, die Anleitung benötigen;" - wie wahr!) ...
Sich so eine entschiedene Unentschiedenheit zu leisten, ist ja auch schon wieder Luxus - aber einer, an dem ich leidenschaftlich festhalte - und da wär natürlich, wenn wir im Bild bleiben, die frage, auf wessen Kosten das geht - oder ist es bei ideellen Werten vielleicht irgendwie umgekehrt: Dass Verschwendung hier genau die richtige Maßnahme wäre?
"Sich so eine entschiedene Unentschiedenheit zu leisten, ist ja auch schon wieder Luxus - aber einer, an dem ich leidenschaftlich festhalte - und da wär natürlich, wenn wir im Bild bleiben, die frage, auf wessen Kosten das geht - oder ist es bei ideellen Werten vielleicht irgendwie umgekehrt: Dass Verschwendung hier genau die richtige Maßnahme wäre?"
Spannende Fragen. :)
Absolut, ja, Unentschiedenheit, Luxus.
Unentschiedenheit. In meiner Haltung? Kommt das so rüber? Fänd ich tatsächlich ungut ... überrascht mich vielleicht auch; weil ich eher als Blitzentscheider in der Kritik stehe. Was ich persönlich aber als Qualität betrachte. Schau mal, ich habe mich doch entschieden, dafür, ich mach das. Ich will das, nur baue ich noch am Weg. Bin wie ich sagte in der Aufwärmphase, Training, Kräfte sammeln. She does it her way.
>> ... auf Kosten der Allgemeinheit?
>> Verschwendung, absolut, ich bin für das Sichverschwenden. Schlafen können wir, wenn wir tot sind. Verschwendung, Liebe? Je mehr, desto mehr überhaupt ... ist aber nicht einfach. Stimmt ja auch nur bei Gegenseitigkeit. Oder? Also, wenn alles fließt, ein Geben und Nehmen. Ich dachte tatsächlich aber an Freiräume. Das Minimieren von Verpflichtungen, Zeit und Konzentration für die eigene Arbeit.
Wobei die Liebe zum Publikum ja etwas ganz Greifbares, Vitalisierendes ist. Das ist ja auch eine Beziehung in gewisser Weise; man macht sicht zur Projektionsfläche, gibt von sich das Bild, und die Reaktionen des Publikums/ der Öffentlichkeit nimmt man entgegen. Wie in der Kunst: nur da ist das Bild die Projektionsfläche. Kunst gibt immer etwas von sich an den Betrachter ab; Kunst, die Gabe. Und das, was als Rezeption zurückkommt erhöht die Bedeutung des Werkes. In diesem Sinn ist Rezeptzion in der Öffentlichkeit ja wirklich auch ein ökonomischer Kreislauf.