„Der Fehler liegt häufig im System und da will ich was ändern“

Sprechstunde Für die Bundestagsabgeordnete Annika Klose von der SPD ist die Einführung des Bürgergeldes das wichtigste Gesetzesvorhaben.

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Der verantwortungsvolle Umgang mit Putins Angriffskrieg auf die Ukraine als Teil der Regierungspartei ist eine „Monsteraufgabe“, sagt die SPD-Abgeordnete Annika Klose bei der „bwg sitzungswoche Sprechstunde“ zur morgendlichen Stunde am 17. März in der „Ständigen Vertretung“ in Berlin. Jetzt müssten Antworten gestellt werden, wie Deutschland auf den Angriff reagiert. Welche Maßnahmen sind mit den Grundsätzen vereinbar? Und wie wird das finanziert? „Da musste ich in den letzten Wochen häufig schlucken“, so Klose. Dabei falle es ihr schwer, auch business as usual jenseits vom Krieg zu machen.

Geboren wurde Annika Klose 1992 in Dortmund, wuchs aber in Clausthal-Zellerfeld in Niedersachsen auf. Direkt nach ihrem Abitur zog sie im Alter von 19 Jahren nach Berlin. Sie studierte zunächst Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. In der Hauptstadt begann Klose sich auch erstmals politisch zu engagieren. 2011 trat sie der SPD bei. Anschließend legte sie laut Moderatorin Alice Greschkow eine „steile Karriere“ hin. 2015 wurde sie Landesvorsitzende der Jusos Berlin und ist seit 2016 auch Mitglied des Berliner Parteivorstandes. Bei der Bundestagswahl 2021 zog Klose über den Listenplatz der Berliner SPD für den Wahlkreis Mitte in den Bundestag ein.

Für die SPD sei es ein „riesen Glücksfall“, dass mit der Wahl auch viele neue junge Menschen in den Bundestag eingezogen sind, sagt Klose. Die anfängliche Euphorie sei mittlerweile vorbei und alle seien bereits in ihren Ausschüssen angekommen. Klose ist froh, dass sie sich um das Bürgergeld kümmern darf. Auch wenn das viel kleinteilige Arbeit sei und es manchmal zu kleinen Reibereien mit der FDP komme. „Aber das gehört eben zum Kompromiss dazu“, so Klose. Unterm Strich sei die Stimmung gut und die Motivation hoch.

Das sozialdemokratische Engagement habe Klose schon früh in ihrer Kindheit von ihrer Familie mitbekommen, sagt sie. Ihre Oma etwa war Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt. „Dabei habe ich gelernt, dass man nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf andere gucken sollte“, sagt Klose. Insgesamt würde sie ihre Kindheit als „nichts Besonderes“ beschreiben. Genau das, dass es nicht selbstverständlich ist, eine sorgenfreie Kindheit zu haben, habe sie später, als sie älter wurde, besonders geprägt.

Der Schritt, sich parteipolitisch zu engagieren, begann für sie erst mit ihrem Umzug nach Berlin. Dort schloss sie sich anfangs etwa Initiativen zur Unterstützung von Geflüchteten an. Dieses Thema begleite sie auch bis heute noch. „Ich habe dann erkannt, dass der Fehler oft im System liegt und dass ich da was ändern will“, erklärt Klose. Um das zu erreichen, habe sie dann versucht, sich Verbündete zu suchen. So habe sich mehr aus „strategischen Erwägungen“ für ihre Mitgliedschaft in der SPD entschieden. Vor allem die Jusos waren es, die sie überzeugt haben. „Ich bin nicht eingetreten mit dem Ziel, dass ich Landesvorsitzende werde, sondern mit meinen Idealen“, erklärt Klose. Sie selbst würde sich eher links vom Mainstream einordnen.

Was ihre Gesetzesvorhaben betrifft, stehe sie aktuell noch ganz am Anfang. Das erste Gesetz, wofür Klose mit zuständig ist, beginne im April mit dem parlamentarischen Prozess, erzählt sie. „Da freue ich mich auch schon sehr drauf, das begleiten zu können.“ Dabei gehe es um die Erhöhung des Mindestlohnes bei den Minijobs.

Ihr „Riesengesetzesvorhaben“ sei aber das Bürgergeld. Lange habe sie dafür schon bei den Jusos für gekämpft. Bis zum ersten Januar 2023 solle das laut Klose in „Recht und Gesetz gegossen“ sein. Vorher muss das Gesetz noch durch den Bundesrat. „Das ist ein riesen Gesetz“, sagt Klose. Deshalb fange sie jetzt schon an, etwa mit Jobcentern, Arbeitsagenturen, Gewerkschaften und Sozialverbänden sich auszutauschen, um zu hören, was denen wichtig ist und um am Ende auch gut vorbereitet zu sein.

Als 29-Jährige vertrete sie die Perspektive von jungen Menschen. „Das bedeutet aber nicht, dass ich Politik für junge Menschen mache, sondern dass ich als junge Person auf die Welt blicke“, sagt Klose. Jungen Menschen, die sich politisch engagieren wollen, empfehle sie zuallererst, sich die Jugendorganisationen anzuschauen. „Für mich was das ein Geschenk und ich habe da unfassbar viel gelernt“, sagt sie. Gerade bei den Jusos werde auch immer viel über Bundespolitik diskutiert.

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bwg sitzungswoche Sprechstunde ist eine Veranstaltung vonsitzungswoche– dem unabhängigen Netzwerk für Politik, Wirtschaft und Medien und derberliner wirtschaftsgespräche e.v., in Kooperation mit Ständige Vertretung Berlin, StäV Konzept- und Lizenzbüro, der Wöllhaf Gruppe, dem OSI-Club, Landau Media und dem Studio Schiffbauerdamm.

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Geschrieben von

Charlotte Bauer

Freie Journalistin in Berlin. Berichtet für die meko factory über Veranstaltungen.

Charlotte Bauer

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