„Am Ende geht es darum, ob wir hier in Berlin noch gut leben können“

Sprechstunde Hanna Steinmüller über ihre großen Projektvorhaben

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Die aktuelle Kriegslage in der Ukraine erfordere ein hohes Maß an Flexibilität, sagt Hanna Steinmüller, Bundestagsabgeordnete der Grünen, bei der „bwg sitzungswoche Sprechstunde“ am 24. März zur morgendlichen Stunde in der „Ständigen Vertretung“ in Berlin. „Natürlich tut es mir weh, wenn Robert Habeck in Katar über Gaslieferungen verhandelt“, sagt sie. „Dennoch ist es richtig.“ Jetzt sei es wichtig, von der russischen Energie autark zu werden.

Hanna Steinmüller wurde 1993 in Münster geboren. Nach ihrem Abitur 2011 in Hannover machte sie in einer Einrichtung zur Förderung junger benachteiligter Erwachsener einen Freiwilligen Dienst. Anschließend studierte sie an der Humboldt-Universität zu Berlin Sozialwissenschaften. 2014 begann sich Steinmüller erstmals politisch zu engagieren und trat 2015 den Grünen bei. 2016 wurde sie bereits in den Landesvorstand der Grünen Berlin gewählt.

Ihr politisches Interesse habe sie bereits früh von ihrer Familie mitbekommen. So habe sie sich schon in ihrer Schulzeit viel in der Umweltbewegung engagiert. Sie bot konsumkritische Stadtrundgänge an und setzte sich gegen Lebensmittelverschwendung ein. So richtig habe sie sich jedoch erst politisiert, als sie beim Freiwilligen Dienst arbeitete und sich dabei viel stärker mit Ungleichheit und Chancengerechtigkeit auseinandersetze. Nach ihrem Studium entschloss sie sich dann in die Politik zu gehen, um was zu bewegen. „Immer nur an den Symptomen herumzudoktern, macht auch keinen Spaß“, sagt sie.

Auf die Frage von Moderator Christoph Nitz, warum sie sich für die Grünen entschieden habe, antwortet Steinmüller: „Als klimabewegte junge Erwachsene und auch als Feministin hätte es da für mich keine Alternative gegeben“, sagt Steinmüller. Gerne blicke sie auf ihre Zeit im Landesvorstand der Grünen zurück und bezeichnet diese als „sehr lehrreich“. Dort habe sie etwa lernen können, wie man gut Sitzungen leite - was ihr auch jetzt bei ihrer Arbeit im Bundestag zugutekomme.

Auch wenn der Start ins neue Amt etwas ruckelig verlaufen sei, habe sie sich inzwischen gut eingearbeitet. Stolz erzählt sie, dass ihr erstes Gesetz bereits beschlossen wurde. Jüngstes Beispiel: In einem sogenannten Omnibusgesetz (also einem Gesetz, mit dem verschiedene sachlich nicht zusammenhängende Sachverhalte geregelt werden) wurde eine Änderung im Baugesetz beschlossen, damit angesichts des Flüchtlingsstroms aus der Ukraine mehr Massenunterkünfte aufgemacht werden können. „Das ist etwas, dass ich schwierig finde, weil grundsätzlich muss es immer das Ziel sein, sie in den Wohnraum reinzubringen“, erklärt Steinmüller. „Aber angesichts der 10.000 Flüchtlinge, die täglich nach Berlin kommen, haben wir nicht so viel Zeit, um aufwendig Wohnungen zu bauen.“

Das nächste große Projekt, worauf Steinmüller sich freue, sei das Bündnis für bezahlbares Wohnen, sagt sie. Zentrale Fragestellungen seien dabei etwa, wer dabei sein soll, dass es möglichst viele Perspektiven abdeckt werden. Dafür sei es zudem wichtig, dass Mieterinitiativen, Gewerkschaften und viele andere mit reinkommen. Es gehe dabei nicht nur um Neubau, sondern auch darum, den Bestand umzunutzen. Das Ziel sei es, dass die 400.000 Wohnungen, die die Bundesregierung bauen will, so Steinmüller, „auch in die richtige Richtung“ gehen.

Sorge hingegen bereitet ihr, dass sie sich nicht sicher ist, „ob wir auf den 1,5 Grad Pfad kommen“, so Steinmüller. „Das ist ein großes Problem, weil es am Ende darum geht, ob wir hier in Berlin noch gut leben können, wenn es etwa krasse Hitzesommer gibt und vor allem geht es um die globale Gerechtigkeit, wenn Menschen aus dem Süden aus ihrer Heimat vertrieben werden, weil es nicht mehr genug Wasser oder Dürren gibt“, sagt sie. Da müsse viel politisch getan werden.

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bwg sitzungswoche Sprechstunde ist eine Veranstaltung vonsitzungswoche– dem unabhängigen Netzwerk für Politik, Wirtschaft und Medien und derberliner wirtschaftsgespräche e.v., in Kooperation mit Ständige Vertretung Berlin, StäV Konzept- und Lizenzbüro, der Wöllhaf Gruppe, dem OSI-Club, Landau Media und dem Studio Schiffbauerdamm.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Charlotte Bauer

Freie Journalistin in Berlin. Berichtet für die meko factory über Veranstaltungen.

Charlotte Bauer

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