„Ich hätte mir gewünscht, dass der Kanzler etwas offensiver ist“

Sprechstunde Laut der FDP-Vorstandvorsitzenden Marie-Agnes Stracke-Zimmermann sei das Handeln des Bundeskanzlers beim Krieg nicht ausdrucksstark und schnell genug passiert.

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Bereits jetzt beschäftige sich der Bundestag damit, wie man die Ukraine nach dem Krieg wieder aufbaut, sagt Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Mitglied des Bundesvorstandes der FDP und des Vorstands der FDP-Bundestagsfraktion. Der Kriegsausbruch sei für alle erschütternd gewesen. Gleichzeitig betont sie, dass Krieg kein Mittel ist. „Da geht es jetzt an die Subtanz“, so die Politikerin zur morgendlichen Stunde bei der bwg sitzungswoche Sprechstunde in der „Ständigen Vertretung“ in Berlin.

Schon von Kind auf habe sich Strack-Zimmermann mit Politik auseinandergesetzt, sagt sie. So sei sie in einem sehr politischen Elternhaus großgeworden. „Es war normal, dass man sich über Politik aufregt“, so Strack-Zimmermann. Geboren ist sie 1958 in Düsseldorf. In München studierte sie später an der Ludwig-Maximilians-Universität Publizistik, Politikwissenschaften und Germanistik. Danach war sie von rund 22 Jahre als selbstständige Verlagsrepräsentantin für den mittelständischen Nürnberger Jugendbuchverlag Tessloff tätig.

Sich richtig engagiert und in die Partei eingetreten ist sie jedoch erst deutlich später. „Das lag daran, dass ich auf Hochschulpolitik überhaupt keine Lust hatte. Das war meistens fundamental und radikal“, sagt sie. Erst als sie zwei von ihren insgesamt drei Kindern geboren hatte, fing sie an, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren. Vor allem ihr Ehemann habe sie dazu motiviert. Dieser Lebenslauf vermittel laut Moderatorin Alice Greschkow den Eindruck, Stracke-Zimmermann habe ständig Energie und Begeisterung für politische Themen.

So kam es dazu, dass sie sich den Freien Demokraten anschloss. Zu Beginn war zwischen 1999 und 2004 Bezirksvertreterin in der Bezirksversammlung Düsseldorf. 2008 wurde sie dann zur ersten Bürgermeisterin und stellvertreten Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt Düsseldorf gewählt, welches Amt sie bis 2014 inne hatte. An der Kommunalpolitik habe sie immer am meisten begeistert, dass man viel gestalten könne, sagt sie. „Da habe ich dann auch Blut geleckt“, so Stracke Zimmermann.

Lange Zeit war sie im sogenannten Planungsausschuss tätig und habe mit daran gearbeitet die Stadt umzugestalten. Nach dem Düsseldorf nach dem Krieg wieder wie viele Großstädte Deutschlands schnell wieder neu aufgebaut werden musste, wurden laut Stracke-Zimmermann viele Bausünden begangen. So wurde Ende der 50er und 60er-Jahre die Landeshauptstadt zur autogerechten Stadt gemacht und es wurden breite Straßen gebaut. „Doch dann gab es ein Momentum, als die U-Bahn gebaut wurde, in diesem Zusammenhang die Stadt neu zu gestalten“, sagt sie. Die Innenstadt wurde erneuert und Wasserflächen wurden integriert. Rund zehn Jahre lang sei das ein großer Kampf gewesen. „Aber dieser Kampf hat sich gelohnt. Wenn ich da heute lang gehe, freue ich mich immer“, sagt die FDP-Politikerin.

Christian Linder sei es gewesen, der sie später fragte, dabei zu helfen, die Partei zurückzubringen. Seit 2017 ist Stracke-Zimmermann jetzt Mitglied des Bundestages und seit 2019 Mitglied des Bundesvorstandes der FDP. Gegenwärtig ist sie Vorsitzende im Verteidigungsausschuss des Bundestages. „Schon immer wollte ich Sicherheitspolitik machen“, sagt sie. Das hänge auch damit zusammen, dass Düsseldorf einst ein großer Bundeswehrstandort war und in Zuge des Zweiten Weltkrieges torpediert wurde.

So kam es dazu, dass sie sich bereits während ihres Studium mit dem Thema beschäftigte und sich in ihrer Magisterarbeit mit dem Thema Folgen des ersten Weltkrieges und der medialen Berichterstattung befasste. Weiter beschäftigte sie sich in ihrer Promotion damit, wie über Politik berichtet wird. „Da war ich sehr interessiert“, sagt sie.

Die mediale Berichterstattung über ihre Kritik an dem Vorgehen des Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) in Sachen Putins Angriffskrieg auf die Ukraine empfinde sie als zugespitzt. „Ich hätte mir gewünscht, dass der Kanzler etwas offensiver ist“, sagt Stracke-Zimmermann. Denn letztendlich würden bei ihm die Fäden zusammenlaufen. Sein Handeln sei ihr nicht ausdrucksstark und schnell genug passiert.

Bwg sitzungswoche Sprechstunde ist eine Veranstaltung von sitzungswoche– dem unabhängigen Netzwerk für Politik, Wirtschaft und Medien und der berliner wirtschaftsgespräche e.v., in Kooperation mit Ständige Vertretung Berlin, StäV Konzept- und Lizenzbüro, der Wöllhaf Gruppe, dem OSI-Club, Landau Media und dem Studio Schiffbauerdamm.

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Geschrieben von

Charlotte Bauer

Freie Journalistin in Berlin. Berichtet für die meko factory über Veranstaltungen.

Charlotte Bauer

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