Europas Banken und fossile Energien

Finanzen Die Banken halten auch im Jahr 2021 im großen Stil fest an fossilen Energieträgern.

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532 Milliarden Euro solcher Vermögenswerte besitzen allein in der Eurozone die elf größten Banken, welche direkt an Gas, Öl und Kohle hängen. Eine neue Studie von Reclaim Finance, die von unterschiedlichen Umweltorganisationen veranlasst wurde, kommt zu diesem Ergebnis. Der Co-Autor und Bankenexperte von der Organisation Reclaim Finance, Paul S., sagt, dass es sehr besorgniserregend sei, dass ein solcher Umfang fossiler Vermögenswerte vorliege. Das Risiko einer weiteren Finanzkrise bestehe, das durch einen fallenden Wert von fossilen Investitionen ausgelöst werden könne. Damit ein solcher Umstand verhindert werden kann, empfehlen die Autoren der Studie unter dem Dach von der Europäischen Zentralbank eine fossile Bad Bank sowie scharfe gesetzliche Regeln.

In der Studie von den Organisationen Reclaim Finance, Rousseau-Instituts und Friends of Earth werden konkret die Vermögenswerte von europäischen Banken berechnet, die mit der Verwendung von Gas, Öl und Kohle direkt zusammenhängen. Auch werden Investments und Kredite der Banken berücksichtigt, die bei fossilen Energieträgern die Erschließung, Verarbeitung, Ausbeutung sowie den Verkauf finanzieren.

Zwar variiert der Umfang von fossilen Vermögenswerten, doch durchschnittlich umfassen die Werte von dem Eigenkapital der Banken 95 Prozent. Bei den beiden untersuchten Finanzinstituten aus Deutschland lag der Anteil sogar deutlich höher: Bei der Deutschen Bank liegen 109 Prozent in Bezug auf das Eigenkapital in fossilen Energieträgern. Bei der Commerzbank hingegen sind es sogar 117 Prozent. Von fossilen Energieträgern sind hierbei lediglich die beiden französischen Banken Société Générale sowie Crédit Agricole noch abhängiger.

In der Abhängigkeit sehen die Autoren der Studie für die Stabilität der Finanzinstitute sowie des gesamten Finanzinstitutes eine Gefahr. Sie verweisen auf das Missverhältnis zwischen dem verbleibenden CO2-Budget und den derzeitigen fossilen Kapazitäten des Energiesektors, sofern die Klimaziele erreicht werden sollen. Der Studienautor Paul S. sagt, dass früher oder später fossile Vermögenswerte deutlich an Wert verlieren würden, sofern die Menschen den globalen Klimawandel aufrichtig aufhalten wollten.

Laut der Studie gibt es jedoch trotz des Risikos einer Finanzkrise durch die drohenden Wertverluste keine unmittelbare Gefahr. Denn im Vergleich zum Jahr 2008, als die Immobilienblase platzte, wird sich nicht über Nacht ein Wertverlust einstellen, sondern schleichend erfolgen. Paul S. erklärt, dass die Studie insbesondere eines zeigt: Derzeit berücksichtigten weder die Gesetzgeber noch die Banken ausreichend die Risiken, welche fossile Vermögenswerte bergen würden. Auf die Risiken seien die europäischen Banken nicht vorbereitet, die von fossilen Vermögenswerten ausgehen würden.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Charlotte P. Kraus

Echte Niendorfer Dirn

Literaturwissenschaften studiert, hoffe dass meine Recherchen hier ankommen.

Charlotte P. Kraus

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