Kinderarmut in Deutschland

Studie In Deutschland sind Kinder aus Familien mit geringerem Bildungsgrad häufiger von Armut bedroht als es der EU-Durchschnitt vorlebt. Das überrascht mich

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Kinderarmut in Deutschland

Foto: Sean Gallup/Getty Images

Wer in Deutschland weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens des jeweiligen Landes zur Verfügung hat, gilt nach EU-weitem Standard als armutsgefährdet. Als Beispiel: In Nordrhein-Westfalen liegt das mittlere Einkommen bei ca. 3384€ pro Monat. Verdienen Sie dort weniger als 2030€ pro Monat, gelten Sie dementsprechend als armutsgefährdet. Wer sich nun sicher fühlt, dem sollte bewusst sein, Armut ist in Deutschland längst keine Seltenheit mehr. Einer Statistik von Statista nach waren im Jahr 2017 19,3 Prozent der Deutschen von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen. Das sind knapp 15 800 000 Millionen Menschen, die Tag für Tag den Überlebenskampf führen müssen. Vor allem kinderreiche Familien und alleinerziehende Mütter sind davon betroffen.

Im Bereich der Elternhäuser mit mittlerem und höherem Bildungsgrad schneidet Deutschland gut ab. Laut Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) sind 6,1 Prozent der Kinder aus Familien mit höherem Bildungsabschluss von Armut bedroht. Der EU-Durchschnitt liegt bei 8,3 Prozent. In Familien mit mittlerem Bildungsabschluss steigt dieser Wert in Deutschland auf 20,2 Prozent, befindet sich jedoch immer noch unter dem EU-Durchschnitt, der bei 23,6 Prozent liegt. Anders sieht es in Familien mit geringerem Bildungsgrad aus. Das Deutsche Kinderhilfswerk berichtet unter Berufung auf Eurostat von einer Armutsgefährdungsquote von 60,9 Prozent in Deutschland. Im Vergleich dazu 51,3 Prozent als Durchschnitt der EU.

In Anbetracht dieser Zahlen stellte Ulrich Hoffmann, Präsident des Familienbundes der Katholiken, unlängst ein eigens reformiertes Kindergeldmodell vor, welches eine erhöhte Förderung von Familien mit geringem Einkommen vorsieht. Dieser Kinderzuschlag muss von den Familien beantragt werden und würde sich bei steigendem Einkommen der Eltern anteilig wieder senken.

Konkrete Lösungsansätze liefert auch das Deutsche Kinderhilfswerk, vertreten durch den Präsident Thomas Krüger:

- Armutsfeste Löhne
- Entlastung bei Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen
- Bezahlbaren Wohnraum für Familien mit geringem Einkommen
- Chancengerechteres Bildungssystem

In den Augen von Thomas Krüger sind die Förderung armer Kinder und ihrer Familien sowie Zugänge zu Leistungen, die der Armut entgegen wirken, deshalb unabdingbar. Er appellierte auch an die Bundesregierung, den Vorschlag der Familienministerkonferenz zur Einrichtung von Familienservicezentren aufzugreifen. In diesen Zentren könnten Familien qualifiziert beraten werden und möglichst auch auf direktem Wege Leistungen beantragen.

Als weiteren Vorschlag nannte Krüger eine bedarfsgerechte Kindergrundsicherung in Höhe von 628 Euro. So könnte der Familienlastenausgleich abgelöst, bestehende kindbezogende Leistungen gebündelt und das soziokulturelle Existenzminimum von Kindern, gleich der finanziellen Möglichkeiten der Familie, der Familienform und dem bisherigen Unterstützungssystem bedarfsgerecht gewährleistet werden.

Erschreckende Zahlen stehen guten, konstruktiven Lösungsvorschlägen gegenüber. Nun ist es an uns, diese zu diskutieren und etwas zu verändern. Denn eines ist uns allen klar, Kinderarmut ist inakzeptabel und geht alle etwas an.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Charlotte Balgheim

Als waschechte Hanseatin in Bremen geboren und aufgewachsen interessieren mich gesellschaftliche Themen weltweit.

Charlotte Balgheim

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