Kreuzfahrt und CO2

Klimawandel Wieder etwas unglaubliches gelesen. Ein durchschnittliches Kreuzfahrtschiff macht soviel CO2 Dreck wie 5 Millionen Autos, bei Containerschiffen ist es noch mehr.

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Verwunderlich, dass die Politik nicht mal eine Förderung für die Erforschung eines alternativen Antriebs für Schiffe aufsetzt. Aber nun mal von Anfang, der Naturschutzbund Deutschland (NaBu) behauptete bereits 2012, dass die 15 größten Kreuzfahrtschiffe jährlich mehr Schwefeldioxide ausstießen als alle 760 Millionen Autos auf der Welt. Das sind dramatischen Zahlen, aber sind sie auch wahr?

Bei einer genauen Prüfung der Aussage des NaBu, lässt sich feststellen, dass es 2012 nicht „nur“ 760 Millionen Autos gab. Es waren über eine Milliarde Kraftfahrzeuge, während es heute nochmal ca. 250 Millionen mehr Autos sind.

Befeuert durch die Debatte um Dieselfahrzeuge wird die Behauptung des NaBu jedoch in den Sozialen Medien weiterverbreitet. Unhinterfragt, vereinfacht und teilweise sogar unrichtig. So wird statt von Schwefeldioxid oft von CO2 geschrieben. Tatsächlich gelangen aber durch Autos 17% des Treibhausgases in die Luft, während der Schiffsverkehr nur 3% beisteuert – auf den einzelnen Fahrgast umgerechnet ist das Schiff sogar das CO2-freundlichste Verkehrsmittel. Ein Vergleich mit dem Straßenverkehr ist also schwierig.

So wird an den Tankstellen der reichen Industrienationen seit 2008 nur noch schwefelfreier Treibstoff verkauft. Wie das Blei, das bereits in den 1980er-Jahren aus den Tanks verschwand, so werden auch die Schwefeldioxide in wenigen Jahren vollständig aus den Autoabgasen verschwunden sein. So sind bereits jetzt in Deutschland die Emissionen von Schwefeldioxid seit 1990 um 90% gesunken.

Im Unterschied zu Autos fahren Hochseeschiffe jedoch mit Schweröl, das bis zu 3,5 Prozent Schwefel enthalten darf – 3500-mal mehr, als in Diesel und Benzin erlaubt sind. Seit 2015 ist in europäischen und nordamerikanischen Küstengewässern der Schwefelgehalt im Schiffstreibstoff zwar auf 0,1% begrenzt, dies ist immer noch 100-mal mehr, als im Straßenverkehr erlaubt ist. Durch solche schwierigen Vergleiche werden die Dimensionen verzerrt.

Außer Acht gerät dabei vor allem, dass vor allem Stickoxide, Feinstaub und das Treibhausgas CO2 Gesundheit und Umwelt schädigen. Der Unterschied zum Auto fällt hier bei den Seeschiffen zwar weniger deutlich aus, der NaBu behauptete dennoch, ein einziges Kreuzfahrtschiff verursache mehr Schadstoffe, wie 5 Millionen PKW auf derselben Strecke. Der Vergleich ist problematisch, denn der NaBu bezieht sich dabei auf seine Erhebung, die nicht die Schadstoffe auf derselben Strecke, sondern pro Tag berücksichtigt. Ein Kreuzfahrtschiff legt aber am Tag mit bis zu 9000 Passagieren durchschnittlich mehrere hundert Kilometer zurück, während ein PKW mit 1,5 Personen lediglich 36 Kilometer fährt. Da bleiben für den ursprünglichen Vergleich weniger als hundert Autos übrig.

Der NaBu gibt selbst zu, dass die etwas drastisch formulierten Thesen auf Vergleichen basieren, die wissenschaftlichen Standards nicht standhalten, aber in den Medien ein entsprechendes Echo erzeugen sollen. Dennoch sollte nicht vergessen werden, dass Schiffe an Bord und auch in den Häfen Feinstaub- und Stickoxidemissionen erzeugen, die auf der Straße längst als gesundheitsschädlich verboten sind. Da die Schifffahrt international ist, kann sie auch nur durch globale Umweltgesetze sauberer werden. Und bereits jetzt sind dank Katalysatoren, schwefelfreien Treibstoffs und Abgasfiltern Schiffe unterwegs in eine saubere Zukunft.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Charlotte Balgheim

Als waschechte Hanseatin in Bremen geboren und aufgewachsen interessieren mich gesellschaftliche Themen weltweit.

Charlotte Balgheim

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