Mich nervt es zunehmend , dass ich immer wieder höre: “Eigentlich müsste der Wulff zurücktreten, aber im Hinblick auf die immensen Kosten, die wir zahlen müssten, wenn er das Handtuch wirft, sollte er bis zum Ende seiner Amtszeit bleiben.
Deshalb machte ich eben mal eine Grobrechnung und war erstaunt, dass diese Kosten gar nicht so hoch wären, da bei der Berechnung nur die verbleibenden 3 1/2 Jahre von insgesamt 5 Jahren zum Ansatz gebracht werden müssen. Nach Beendigung einer regulär ausgeübten Amtszeit von 5 Jahren steht jedem Bundespräsidenten ohnehin der sog. Ehrensold lebenslang zu.
In Zahlen würde das dann so aussehen: 200.000 € x 3 1/2 Jahre = 700.000 € Ehrensold für die verbleibende Zeit bis zum regulären Dienstende.
In den Presseberichten, die ich zum Thema kenne, wurde aber immer nur auf einem lebenslangen Bezug hingewiesen. Bei einer Lebenszeit von angenommenen 90 Jahren beim heutig 52 jähren BP kommt man dann irreführenderweise auf die bemerkenswerte Summe, die ihm so oder so zusteht von 200.000 € x 38 Jahre = 7.600.000,—.
Ich denke 700.000 € + Nebenkosten müssten wir doch eigentlich locker machen können, damit wieder Ruhe einkehrt und wir hoffentlich einen politisch kompetenten Präsidenten bekommen, der auch weiß was sich gehört.
Herzliche Grüße
Charly W.
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01:40 14.01.2012
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Kommentare 6
Im Prinzip hast du recht. Die geltende Praxis verdiente es aber,
diskutiert zu werden. Wenn ich die Rechtslage richtig verstehe, kommt ein Bundespräsident, der nach einem Tag im Amt in den Ruhestand sich verabschiedet, diesen sog. Ehrensold. Strittig ist wohl auch, ob ein Bundespräsident von sich aus zurücktreten kann.
Ob ein Bundespräsident von sich aus zurücktreten kann? Hotte K. hat es doch auch gekonnt. Es ist schon paradox: die Herrschaften vergeigen gerade die Umschuldung Griechenlands und lassen sich in einen Krieg gegen den Iran ziehen und wir streiten uns um Bonusmeilen aus den 90-er Jahren.
Und noch was: Träte Wulff zurück, müssten die Ehrenurkunden für die Bundesjugendspiele eingestampft werden, tragen sie doch das Faksimile des aktuellen Präsidenten. Auch ein wichtiges Faktum zur Berechnung der Rücktrittskosten - oder?
Da stimme ich Dir voll zu. Der Punkt Ehrensold hätte schon nach dem Köhler Rücktritt schnellst möglich überarbeitet werden müssen.
Achtermann schrieb am 14.01.2012 um 16:50
Und noch was: Träte Wulff zurück, müssten die Ehrenurkunden für die Bundesjugendspiele eingestampft werden, tragen sie doch das Faksimile des aktuellen Präsidenten. Auch ein wichtiges Faktum zur Berechnung der Rücktrittskosten - oder? .......
Genau und die Einladungen an die vielen Wahlmänners und Wahlfrauen bei einer Nachfolgerwahl müssten auch noch gedruckt und bezahlt werden.
Was diese Kosten betrifft, kommt da sicher einiges zusammen. Nur schade, dass die, die unbedingt den Wulff haben wollten, dafür nicht zusammen mit dem möglicherweise unehrenhaften BP haften müssen.
Soweit ich Hinweise von einigen Politikern und Medienleute verstanden habe, ist die fragliche Hausfinazierung in Insiderkreisen schon lange bekannt. Warum die Fakten erst jetzt auf den Tisch kommen ist wohl eine von vielen ungeklärten Fragen im aktuell laufenden PolitikVerwirrTheater.
Von solchen Argumenten hab ich ja noch nichts gehört, aber: ja. Was ist einem ein Rücktritt wert.
Wenn die Geldpresse angeschmissen wird, auch gerne Milliarden ;)
Mich nervt es auch, dass so ein Argument überhaupt herangezogen wird. Aber passt auch irgendwie wieder in mein Bild, das ich von der Gesellschaft so habe. Nicht nur, dass alles über Geld und das Materielle definiert wird, nein, dabei wird das noch nicht mal konsequent durchgezogen. Da bleibt man dann an Kleinigkeiten hängen anstatt mal das große Ganze für wie auch immer geartete Berechnungen heranzuziehen...