„Das ist keine ehrliche Reaktion“

Interview Der Psychiater Hans-Joachim Maaz warnt davor, neben den euphorischen Willkommensgesten nicht mehr über die Fluchtursachen zu sprechen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 38/2015
Hans-Joachim Maaz: "Der reiche Westen ist mitverantwortlich. Wir haben ein wahnsinnig schlechtes Gewissen"
Hans-Joachim Maaz: "Der reiche Westen ist mitverantwortlich. Wir haben ein wahnsinnig schlechtes Gewissen"

Foto: Horst Galuschka/imago

der Freitag: Herr Maaz, in München und anderen deutschen Städten werden Flüchtlinge euphorisiert empfangen. Was passiert da gerade?

Hans-Joachim Maaz: Mich beschleicht das Gefühl, dass sich einige mit ihrer Euphorie etwas vormachen. Es ist gerade so, als wollten sie das Gegenteil von dem zelebrieren, was sie wirklich bewegt: Dass sie nämlich Sorgen und auch Angst haben. Man will nicht wahrhaben, dass mit der Fluchtbewegung ein neues, sehr unübersichtliches Zeitalter anbricht – und überspielt es beinahe hysterisch.

Trotzdem ist es besser, sich an den Bahnhöfen über die Ankommenden zu freuen – anstatt ihnen feindselig zu begegnen.

Ja, es ist gut, Menschen in Not zu helfen, der richtige Impuls. Ich bin überzeugt, dass unter den Helfer