Realsatire: Die neue Bankenschelte der Politik
Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community
Die Französische Agentur AFP meldete heute früh, dass Bundesfinanzminister Peer Steinbrück die offizielle Regierungsprognose von 2,25 Prozent negativem Wachstum für 2009 nicht mehr für gesichert hält. Die Schrumpfung könne möglicherweise stärker ausfallen, als bisher vermutet, heißt es.
Aus der dann folgenden Schelte Steinbrücks an die Adresse von Norbert Walter wird klar, wodurch der Minister zu diesem Eingeständnis genötigt wurde: "Der Chef-Volkswirt der Deutschen Bank hat seine Prognose jetzt schon auf minus fünf Prozent verschlechtert, und es wird nicht lange dauern, da ist er über fünf hinaus", wird der Minister zitiert. Er halte so eine Vorgehensweise für verantwortungslos und sehe darin einen "Versuch, mit immer schlechteren Nachrichten Aufmerksamkeit zu erheischen".
Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von
Theologe (Pastor) und Journalist, Berlin. Mitglied im Journalistenverband Berlin-Brandenburg (JVBB) und im Pfarrverein-EKBO. Singt im Straßenchor.
Kommentare 6
Die Wirtschaftskrise, ein Spiegelbild der Gesellschaft, oder der Fehler „Einiger“?
Was soll oder darf man denken?
Was haben SPD und die Wirtschaftsprognosen gemeinsam? Die Prozentpunkte .*gg*
Leider habe ich wieder einige Artikel verpasst und habe keine Nachricht erhalten. Manchmal klappt das aber ab und zu wieder nicht. Schade gerade wenn man ein ABO hat möchte man doch nichts verpassen. Diesen Artikel habe ich durch Zufall gefunden. Wo ist das Problem?
Es tut mir leid Thomas, am 6, und 7. März hat es doch noch geklappt. Ich hab hier nichts gemacht, dass es nicht mehr geht.
Ich werde aber mal fragen, ob der Freitag das Problem kennt und die Ursache benennen kann.
Letzte Meldung:
Mit einer Commerzbank-Studie, die seit heute vorliegt, versucht nun Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer durch eine Negativprognose in Höhe von sechs bis sieben Prozent Aufmerksamkeit zu erheischen und Norbert Walter die Schau zu stehlen.
http://www.ksta.de/html/artikel/1237549981771.shtml
Danke Christian, ich hoffe dass dies Problem noch gelöst wird. Es ist natürlich nicht schön wenn man Beiträge verpasst und dadurch nicht auf dem Laufenden bleibt. Gerade das macht ja ein Medium wie dieses aus alles aus „erster Reihe“ zu erfahren.
Wollen jetzt die Bankchefs Aufmerksamkeit oder Angst- Propaganda verbreiten um die Politik zu diskreditieren, oder ist es umgekehrt. Was ist nun die Wahrheit?
Bei Satire - auch bei Realsatire - ist vielleicht manchmal schwer zu kapieren, wie was gemeint ist. Meine Meinung ist zweifellos, dass die Studie der Commerzbank fachlich einen begründeten Prognosestand wiedergibt, der aber politisch unwillkommen ist. Änhliches gilt für die milderen Prognosen von Norbert Walter. Die Abwärtsralley dieser Prognosen hat nichts mit Medienversessenheit zu tun, die machen ganz normal ihren Job - nur die Medien beachten sie im Moment stärker und zweifeln an der Gültigkeit der traditionell langsameren und deshalb im Moment schnell hinfälligen staatlichen Prognosen (Steuerschätzungen). Das ärgert Steinbrück, der dadurch die Deutehoheit verliert. Das ist verständlich. Dass er diesen Ärger aber in eine primitive Unterstellung hineinlegt, mit der er sich allenfalls selbst lächerlich macht, könnte man - meine ich - mal zum Anlass nehmen, in der Krise zu schmunzeln, auch wenn dazu schon etwas Galgenhumor gehören mag.