Sex + Ehe = Kind

Beziehungen Haben moderne Familien irgendetwas mit denen der höfischen Gesellschaft gemeinsam? Ein Gespräch mit dem Historiker Simon Teuscher
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Der Freitag: Herr Teuscher, angenommen, ein Mensch aus dem Mittelalter könnte eine Zeitreise machen. Was würde ihn an unserem Familienleben am meisten erstaunen?

Simon Teuscher: Er würde sich wundern, wie stark sich Ehepaare über ihre Kinder definieren. Heute ist die Beschäftigung mit dem Kind für die Beziehung zwischen den Eltern zentral. Das Mittelalter interessierte sich zwar brennend für die Ehe und das Vermeiden mehrerer Geschlechtspartner. Aber das hatte im damaligen Denken wenig mit Kinderhaben zu tun. Das Verhältnis zwischen den Eheleuten definierte sich nicht über die Kinder.

Heute ist oft die Rede von der neuen Vielfalt der Familienformen: Patchworkfamilien, Alleinerziehende, Regenbogenfamilien – also Lesben und Schwule mit Kindern