Bis zur nächsten Kolumne am 10. 9. 2020!

Hegelplatz 1 Unsere Ressortleiterin macht Pause und sinniert über Vergangenes und Zukünftiges im „Freitag“
Ausgabe 37/2019
Hallo Zukunft! Wir sehen uns nächstes Jahr
Hallo Zukunft! Wir sehen uns nächstes Jahr

Foto: John Macdougall/AFP/Getty Images

Zukunftsprognosen sind so eine Sache. Nehmen wir meine nächste Hegelplatz-Kolumne: Der von mir errechnete Termin ist der 10. September 2020. Ich wiederhole: 2020. Davor werde ich in Elternzeit sein. Oder wie die Schweizer Autorin Michèle Roten in ihrem Buch Wie Mutter sein? schreibt: „Ein Baby! Ja hurra aber auch.“ Mit Michèle Roten habe ich 2011 ein Interview für den Freitag gemacht, damals war gerade ihr Buch Wie Frau sein? erschienen. Es war ein schöner Abend in einer schönen Zürcher Kneipe, an dem ich erstens gelernt habe, dass das Alsterwasser in der Schweiz Panaché heißt und es zweitens wahnsinnig unhöflich ist, einen Kellner zu bitten, die Musik einen Tick leiser zu drehen, nur weil man gerade ein Interview führt. Richtig wäre es gewesen, zu sagen: Entschuldigen Sie bitte vielmals, dass ich frage, aber wäre es unter Umständen eventuell möglich, sofern es nicht allzu großen Aufwand macht und so weiter. Ein Gedanke, der mir kürzlich auch in England kam: Vielleicht wollen manche Länder partout nicht Teil der EU sein oder bleiben, weil wir ihnen einfach zu unhöflich sind.

Was es so schwer macht, vernünftig über die Zukunft zu sprechen, ist weniger ihre Unberechenbarkeit (Hallo Brexit!), als dass man dabei ständig in die Vergangenheit abdriftet. Beim Stichwort Prognose sehe ich Claudia Kleinert vor mir, die ich in ihrem Studio in München neben der ausrangierten Kulisse von Das Boot besucht habe. Kleinert hat mir damals versichert, dass Wettervorhersagen über drei Tage hinaus grundsätzlich unseriös sind (die 10-Tages-Vorschau auf dem iPhone ist trotzdem unter meinen meistgenutzten Apps). Wetterexperten sind rätselhafterweise die Berufsgruppe, die ich nach Künstlern am häufigsten für diese Zeitung porträtiert habe. Eine Erklärung für dieses Phänomen fällt mir womöglich bis zu meiner nächsten Kolumne am 10. September 2020 ein. Wobei auch diese Prognose volatil ist. Der Freitag könnte in meiner Abwesenheit zum Beispiel eine mehrwöchige Sommerpause einführen, wie die linke Wochenzeitung WOZ in der Schweiz das im Juli macht. Betriebsferien? Ja hurra aber auch! Schon wäre der Rhythmus dieser Kolumne aus dem Takt.

In Berlin hat die Zukunft neuerdings ein eigenes Haus, es heißt Futurium und wurde kürzlich eröffnet. Peter Richter hat in der Süddeutschen bereits kritisiert, das Gebäude sehe doch sehr nach 2012 aus, dem Jahr, in dem das Architekturbüro den Wettbewerb gewann. Der Rest der Stadt ist derweil mit Plakaten gepflastert, auf denen steht: „Und der Zukunft zugewandt“. Für das Haus wäre das ein klasse Leitspruch – aber die Plakate werben für einen Film, und wovon der handelt, das kann sich jede und jeder nun wirklich selbst zusammenreimen.

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Geschrieben von

Christine Käppeler

Ressortleiterin „Kultur“

Christine Käppeler leitet seit 2018 das Kulturressort des „Freitag“, davor schrieb sie als Redakteurin vor allem über Kunst und die damit verbundenen ästhetischen und politischen Debatten. Sie hat Germanistik, Amerikanistik, Theaterwissenschaften und Journalismus in Mainz und Hamburg studiert und nebenbei als Autorin für „Spex. Das Magazin für Popkultur“ gearbeitet.

Christine Käppeler

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