Grüner Grunge

Kampagnenkritik "Mehr Licht", lautet die Botschaft des neuen Foo Fighters-Albums. Dabei wusste schon Kurt Cobain, wie man besser Strom sparen kann. Er zündete Kerzen an

Eigentlich hat man sich in diesem großen Ausstiegs-Umstiegs-Frühling ja längst abgewöhnt, über neue Beiträge zur Energie-Debatte noch erstaunt zu sein, spätestens seit die FDP mit ihrem „Blitz-Atomschwenk“ um die Ecke kam und die CSU die Nachbarn in Baden-Württemberg zum Wer-schaltet- schneller-ab-Wettstreit herausforderte. Nur eines schien sicher zu sein: It’s an utterly German debate.

Und dann melden sich aus den USA die Foo Fighters nach vier Jahren mit einem Album zurück, das man in der aufgeheizten Situation hierzulande einfach als Stellungnahme zur Energiewende verstehen muss. Waisting Light (dt. Lichtverschwenden) heißt es. Eine mahnende Botschaft, öfters mal die Lichter abzuschalten? Eine Aufforderung, das viele Sonnenlicht sinnvoll zur Stromerzeugung zu nutzen? Aus­­gerechnet seitens einer Band, deren Frontmann Dave Grohl früher Drummer bei Nirvana war, die sich als Sprachrohr der Wasted Youth des Grunge wahrlich nicht als moralische Instanz gerierten? Dann aber denkt man an die großen Momente Nirvanas und an MTV Unplugged: Bei Kerzenschein, ohne elektronische Verstärkung – wenn das kein frühes Manifest des Stromsparens war. Andererseits: „Jesus don’t want me for a sunbeam“ – war das nicht Fotovoltaik-Kritik?

Und so schleicht sich ein anderer ­Verdacht ein: Der Albumtitel ist keine Mahnung, sondern ein Rock’n’Roll-­Appell. Stromver­schwendung ist die letzte große Provokation. Mal sehen, welcher Stromkonzern darauf als erster einsteigt.

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Geschrieben von

Christine Käppeler

Ressortleiterin „Kultur“

Christine Käppeler leitet seit 2018 das Kulturressort des „Freitag“, davor schrieb sie als Redakteurin vor allem über Kunst und die damit verbundenen ästhetischen und politischen Debatten. Sie hat Germanistik, Amerikanistik, Theaterwissenschaften und Journalismus in Mainz und Hamburg studiert und nebenbei als Autorin für „Spex. Das Magazin für Popkultur“ gearbeitet.

Christine Käppeler

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