Wanderjahre nach 9/11

Flaneur Teju Cole ist Amerikaner nigerianischer Herkunft. In „Open City“ erzählt er von der Angst der westlichen Welt – und ihren Bildungsschätzen
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Die Nachwehen des 11. September sind deutlich zu spüren. Der Ort der Katastrophe ist längst zur Metapher geworden
Die Nachwehen des 11. September sind deutlich zu spüren. Der Ort der Katastrophe ist längst zur Metapher geworden

Foto: Afton Almaraz/Getty Images

Es sind nur noch zwei Dutzend Seiten bis zum Ende dieses Romans, und wie bei den meisten guten Büchern stellt sich langsam ein leiser Abschiedsschmerz ein. 300 Seiten lang sind wir Julius, dem Erzähler, auf seinen Streifzügen durch New York und Brüssel gefolgt, wir haben erfahren, welche Bücher er liest, was Mahler ihm bedeutet, welche Urängste Bettwanzen in ihm auslösen und haben alle Facetten der Einsamkeit mit ihm durchdekliniert.

Und dann geschieht etwas, das diesen Julius in einem ganz anderen Licht dastehen lässt. Es ist weniger, was wir über ihn erfahren, als vielmehr die Tatsache, dass er uns zu täuschen versucht. Er erzählt von der noch schlafenden Stadt, einem Kaffee, den er trinkt, dem Sonnenaufgang, den er erwartet, einem Un