Besuch des Bruders

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Es klingelte. Er war es. 15 Jahre hatte ich ihn nicht gesehen. Besuch! schrie er noch auf dem Treppenabsatz. Da staunst du, was? Darf ich reinkommen? Ich will dich besuchen! Oder störe ich? Erkennst du mich? Hallo, dein Bruder, immer noch der Alte! Soll ich Leine ziehen oder was? Bin extra hergekommen! Du bist dir wohl zu fein, um mit mir zu sprechen? Na was, soll ich wieder gehen?

Komm rein, sagte ich.

Danke, danke, wie geht es dir? Du lebst also noch. Gesund, Familie? Keine Frau im Haus, was? Keine Gardinen an den Fenstern. Kann jemand reingucken?

Möchtest du Tee oder Kaffee? fragte ich.

Kaffee. Schöne Küche.

Und du, fragte ich, verheiratet?

Geheiratet und wieder geschieden, sagte er. Er trug einen Schnauzbart und eine Brille, die wohl noch aus seiner Schulzeit stammte. Ich