In den Bücherregalen ihrer Kinderzimmer haben die Deutschen kürzlich ausgemistet. Die Diskussion war hitzig, für einige abstrus – und am Ende erfolgreich: Rassistische Begriffe verschwinden aus Kinderbuchklassikern wie Pippi Langstrumpf. Ein Sieg über Sprachnostalgiker und Ewiggestrige. Nun sorgt ein Streit aus Schweden für Aufsehen, der mit ähnlicher Vehemenz geführt wird. Dort sortieren vier Kinos Filme, indem sie diese vorab auf ihre Frauentauglichkeit testen.
Die Methode: Mit dem Bechdel-Test prüfen die Kinobetreiber, ob Frauen in einem Film eigenständig auftreten. Entwickelt hat ihn die Cartoonistin Alison Bechdel, die ihn 1985 in einem Comic erstmals vorschlug. Um zu bestehen, gibt es drei Vorgaben: a) Es spielen mindestens zwei Frauen mit, die b) miteinander reden – und zwar c) über etwas anderes als Männer. Drei Kreuzchen? Das gibt ein A für den Film.
Nicht die Qualität zählt
Als gendergeschulter Mann muss man aber sagen: Die Anforderungen scheinen zu simpel. Es reicht eine kurze Szene, in der zwei Frauen sich über das Wetter, Sport oder atomare Abrüstung unterhalten. Über Gleichberechtigung sagt das wenig. Und auch kaum etwas über Qualität; viele überaus populäre Streifen fallen durch das Gender-Raster. Von Avatar über Life of Pi bis Lola rennt. Vor allem der Film mit Franka Potente verharrte nicht in alten Geschlechterrollen, weshalb die Schauspielerin auch später stolz vom Cover der Emma grüßen durfte. Den Test bestanden haben hingegen Die Tribute von Panem und Resident Evil: Retribution. Keine dröge Unterhaltung, aber auch keine Filme, die die Gesellschaft umwälzen.
Ist das Bechdel-Label also das ultimative Mittel für die gleichberechtigte Rollenverteilung? Wohl kaum. Und doch nützt ein Bloßstellen von Plots, die an altbackenen Rollenklischees kleben. Das dient dazu, eine Debatte anzustoßen.
Im Kinder-TV regieren noch die Männer
Im deutschen Sprachstreit haben die Verleger eingelenkt und rassistische Begriffe aus den Büchern gestrichen. Diesem Prozess müssen auch die Filmemacher ausgesetzt werden. Und keinesfalls nur in Schweden, schließlich ist die Branche globaler als die Kinderbuchwelt. Die Macher müssen ihre Drehbücher hinterfragen. Damit es selbstverständlicher wird, dass Frauen Filme prägen, sollte – mal wieder – bei den Kleinsten begonnen werden. Eine Studie des „Internationalen Zentralinstitutes für das Jugend- und Bildungsfernsehen“ in München zeigt: Zwei Drittel der Protagonisten im Kinder-TV sind, na? Männlich. Hier siegen bislang noch die Rollennostalgiker.
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