Die CDU, für sie „der richtige Laden”

MdB im Gespräch Weil in ihrem Heimatort nix los war, ging Nadine Schön in die Politik. Bei der „Sitzungswoche Sprechstunde" erklärte die CDU-Frau, welche Themen ihr heute wichtig sind.

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Sie ist Mitglied des Bundestags und beschäftigt sich vor allem mit Familien- und Jugendpolitik sowie der Digitalen Agenda. Zu ihren liebsten Freizeitbeschäftigungen zählt das „schwenken” – die saarländische Art des Grillens. Die Rede ist von CDU-Politikerin Nadine Schön.

Am vergangenen Mittwoch, den 10. Oktober, war die 35-Jährige bei der Sitzungswoche Sprechstunde in der Ständigen Vertretung in Berlin zu Gast, um Moderator Christoph Nitz und dem Publikum Fragen zu ihren politischen Schwerpunktthemen, ihrem Werdegang und ihrem Heimatbundesland zu beantworten.

Dabei kam auch heraus, dass sie eigentlich nie vorhatte Berufspolitikerin zu werden. Nadine Schön, verheiratet und Mutter von zwei Kindern, hat Rechtswissenschaften studiert. Neben ihrem Studium machte sie eine journalistische Ausbildung im Rahmen eines Stipendiums der Konrad-Adenauer-Stiftung. Journalismus war auch ihr Berufsziel. „Ich hatte nie vor aktiv Politikerin zu werden, sondern habe das eher als Hobby gesehen”, erzählt sie.

Abhängen an der Bushaltestelle

Dabei ist sie bereits mit 15 Jahren politisch aktiv geworden. Der Grund: In dem Dorf, in dem sie aufgewachsen ist, war ihr zu wenig los. „Wir haben wirklich viele Vereine, in denen man sich engagieren kann, aber wenn nicht gerade die Pfadfinder ihre Gruppenstunde hatten oder der Turnverein sein Training, dann konnte man als 15-Jährige halt nichts machen“, erzählt sie. Im Sommer habe man sich an der Bushaltestelle oder auf einer Mauer getroffen, doch ein warmer Treffpunkt für den Winter oder ein Platz zum Austoben fehlte.

Gemeinsam mit ein paar anderen Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen Jahrgangsstufen gründete Schön deshalb eine Junge Union in ihrem Dorf, um sich für die Belange der Jugendlichen einzusetzen. Tatsächlich schafften sie es so, dass ein Basketballplatz für die Jugendlichen entstand und ein Jugendzentrum eingerichtet wurde, das heute allerdings nicht mehr geöffnet ist.

Dass das ganze im Rahmen der Jungen Union und nicht etwa der Jusos oder der Jungen Grünen geschah, war dabei zunächst auch ein bisschen Zufall und wohl dem Umstand geschuldet, dass ihre Heimat allgemein eher CDU-geprägt ist, sagt Schön. Sie habe dann aber bald hinterfragt, ob das auch tatsächlich „der richtige Laden” für sie sei.

Mit Mitte 20 in den Bundestag

Während Schön mit der damals von Helmut Kohl geführten Bundespolitik noch wenig anfangen konnte, war sie an der saarländischen Landespolitik, in der es 1999 einen Regierungswechsel von der SPD zur CDU gab, sehr interessiert. Die neue saarländische Regierung durch die CDU habe eine richtige Aufbruchsstimmung im Land vermittelt und Schön habe sich auch inhaltlich mit den Botschaften identifizieren können. Mit 19 entschied sie dann ganz bewusst, neben der Jungen Union auch in die CDU einzutreten. Nur wenige Jahre später wurde sie Landtagsabgeordnete, seit 2009 sitzt sie im Bundestag.

Dort sind ihre thematischen Schwerpunkte Familie, Jugend und die digitale Agenda. Sie ist Befürworterin des geplanten Digitalpakts, mit dem Bund und Länder kommunalen Schulträgern den Ausbau der digitalen Infrastruktur ermöglichen wollen.

Damit die Schulen in Deutschland den Anforderungen im digitalen Zeitalter besser gerecht werden, hält sie noch andere Veränderungen in der Bildungspolitik für nötig. Schüler müssten besser in Digitalfragen unterrichtet werden. „Und damit meine ich eben nicht nur Anwenderkompetenz”, sagt sie. Klar sei es wichtig, dass Schüler lernen, wie man verschiedene Tools nutzen könne. Das könnten viele aber auch schon von allein. Ihr geht es vor allem darum, dass im Unterricht ein viel grundlegenderes Verständnis davon vermittelt wird, wie man mit digitalen Möglichkeiten Probleme lösen kann.

Die Briten als Vorbild bei digitaler Schulpolitik

Dass das ein landespolitisches Thema ist und nicht vom Bund festgelegt werden kann, ist ihr bewusst. Sie will auch gar nicht rütteln am föderalen Bildungssystem in Deutschland: „Ich bin ganz dankbar, dass nicht jedes bildungspolitische Experiment, was es in den letzten zwanzig Jahren in Deutschland gab, gleich in ganz Deutschland gemacht wurde”, sagt sie.

Trotzdem sieht sie das Thema auch als ihren Belang – schließlich ist sie neben ihrem Amt als Bundestagsabgeordnete auch noch stellvertretende Landesvorsitzende der CDU im Saarland.

Als Vorbild in Sachen digitalgerechter Schulbildung nennt sie die Briten. „Die fangen wirklich ganz früh an in der Grundschule”, sagt sie. Da würden zum Beispiel Legoroboter programmiert oder sogenannte Senseboxen an Bäume angebracht, um mehr über dessen Innenleben zu erfahren. Schön findet das richtig. Sie ist für ein eigenes Schulfach „Computing” – zumindest für eine Phase der Umstellung. „Viele sagen, dazu sollte es jetzt kein eigenes Fach geben, aber ich glaube wir brauchen erstmal ein eigenes Fach”, sagt sie. Je mehr Lehrer sich damit auskennen würden, desto mehr könne man den digitalen Ansatz dann auch in den normalen Unterricht integrieren.

Übrigens, auch bei Politik und Verwaltung sieht Nadine Schön im Bezug auf die Digitalisierung dringenden Nachholbedarf. „Ich meine, die ganze Arbeitswelt ändert sich durch die Digitalisierung, Politik und Verwaltung machen weiter wie vor 50 Jahren, das ist verrückt. Das Thema agiles Arbeiten, das muss natürlich auch bei uns Einzug halten”, sagt sie.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Claudia Kleine

Claudia Kleine ist freie Journalistin in Berlin. Für die Meko Factory berichtet sie über Veranstaltungen.

Claudia Kleine

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