Wenn auch in der Politik das Verursacherprinzip gilt, dann ist Kanzlerin Merkel für die rhetorische Kanonade im deutsch-venezolanischen Verhältnis verantwortlich. Den EU-Südamerika-Gipfel von Lima im Blick, drängte es sie, vor allen dortigen Gesprächen, Beobachtungen und Eindrücken, schon einmal präventiv ein Urteil abzugeben. Hugo Chávez spreche nicht für den gesamten Kontinent, teilte sie mit und provozierte eine scharfe Kontroverse mit dem Comandante. Warum eigentlich musste das sein? Auch im rhetorischen Überschwang hat Chávez noch nie den kontinentalen Caudillo herausgekehrt. Merkel ballert trotzdem munter drauf los. Ohne diplomatisches Feingefühl, ohne Sensibilität für den sozialen Wandel, der in Lateinamerika eben nicht nur Venezuela, sondern ebenso Ekuador und Bolivien, aber auch Brasilien, Paraguay und Uruguay erfasst. Chávez´ Verweis auf die braungefleckte Geschichte des von Merkel vertretenen rechtsbürgerlichen Lagers in Deutschland ist gewiss überzogen, aber nicht vollends geschichtsfremd. Man denke nur an die unter dem CDU-Kanzler Adenauer nach 1949 vollzogene Versöhnung mit den Nazi-Eliten in Richterschaft, Militär, Medien und Wirtschaft.
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