Die NATO als Wert(e)gemeinschaft

Waffenbrüder Kein Treffen der NATO vergeht, bei dem nicht auf die sittlichen Werte des größten Bündnisses der Welt hingewiesen wird. Die Türkei nimmt ihre Waffenbrüder beim Wort.

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Die NATO als Wert(e)gemeinschaft

>>Our Alliance thrives as a source of hope because it is based on common values of individual liberty, democracy, human rights and the rule of law, and because our common essential and enduring purpose is to safeguard the freedom and security of its members. These values and objectives are universal and perpetual, and we are determined to defend them through unity, solidarity, strength and resolve.<<

>>Unsere Bündnis gedeiht, als Quelle der Hoffnung, weil es auf den gemeinsamen Werten individueller Freiheit, der Demokratie, der Menschenrechte und der Herrschaft des Rechts gründet, und weil es unsere gemeinsame und dauerhafte Absicht ist, die Freiheit und Sicherheit der Mitglieder zu sichern. Diese Werte und Ziele sind universal und dauerhaft, und wir sind entschlossen, sie durch Einheit, Solidarität, Stärke und Entschlossenheit zu verteidigen<<

(NATO, Strategic Concept Lisbon Summit, November 2010)

Militär auf NATO- Standard, muss sich lohnen

Der Einmarsch des NATO- Mitglieds Türkei nach Syrien, ist den nordatlantischen Freunden und Partnern zwar ein paar bedenkliche Kopfwackler ihrer Außenpolitiker wert, aber grundsätzlich werden sie wohl zuschauen, wie der treue Freund, mit den Waffen seiner besten Freunde, dort aufräumt, um das lästige Problem der Kurden, mit jenen Sachmitteln die eine unwiderlegbare Sachlichkeit verströmen und einen absoluten Wert von Stärke repräsentieren, endgültig zu lösen. - Wir kehren immer schneller und sicherer in ein vergangenes Zeitalter zurück, in dem alle Arten und Größen des "Peacemakers" wieder mehr Gewicht erhalten, trotz aller Friedensnobelpreise, trotz aller Lauterkeitsreden der Staatschefs, Minister und Militärs, die aber in Wahrheit uns, als Staatsbürger und Wähler vertreten. Unser Wille geschieht, auch wenn wir uns unbeteiligt geben.

Auch das Konsumgut Waffe will verbraucht werden

Die wichtigsten militärischen Partner der Türkei, sind auch ihre besten militärischen Ausstatter. Vom Kampfhelm bis zum Nachtsichtgerät, von den Infanteriewaffen, bis hin zu Transportfahrzeugen, Lafetten, Panzerkanonen, Panzern und vor allem der modern ausgestatteten Luftwaffe, die nun ihr Potenzial nutzt, stammt fast alles von uns, den guten Freunden.

Der türkische Staat hat jahre- und jahrzehntelang Milliarden Dollar ausgeben und türkischen Bürgern Steuern abverlangt, damit man militärisch zu allem fähig ist. Die 2%-Regel der NATO, vefehlt man, gemeinsam mit den ebenso strammen Polen, nur knapp und selbst nominelle Gegner des Bündnisses dürfen sich an der Luftverteidigung des Landes mit guten Waffengeschäften beteiligen. Fast alles was in Syrien verschossen und eingesetzt wird, stammt aus staatstragenden Bündnis- Geschäften. So brüderlich ist es um die Waffen bestellt.

Ein ganz spezieller, türkischer Demokratieexport

Die nationale und individuelle Freiheit der Türken stand auf dem Spiel. So heißt es. Die türkische Demokratie, im Inneren und von außen hauptsächlich durch Kurden aller Art bedroht, kommt erneut mit Waffengewalt nach Syrien zurück, um die antidemokratischen, teilweise gar, man wagt es kaum auszusprechen, kommunistischen Kurden, die eigentlich "Bergtürken" sind, nebenbei noch an Allah glauben oder auch einmal zu Gott beten, aus deren angestammten Gebieten zu vertreiben. Diese Regionen sind zudem, welch ein Zufall, aufgrund ihrer fruchtbaren Böden, bestens für die Aufnahme eines großen Teils der syrischen Flüchtlinge aus der Türkei geeignet.

Gepriesen sei also die göttliche Vernunft, die sich gegenwärtig in mächtigen und wichtigen Staatsführern der NATO- Staaten so tatkräftig und zielstrebig verwirklicht. Der Weltgeist reitet gerade wieder, auch wenn er falsch herum auf Nickel sitzt.

Jetzt erst, kehren die Menschenrechte, für alle die mit der Türkei und ihrer Staatsführung sind, zurück. Ruhe und Frieden werden praktisch garantiert, durch türkisches Recht, das auf dem Papier so europäisch ist, sieht man einmal von den speziellen Gesetzen ab, die sich die Regierung zur eigenen Sicherheit und Verewigung geschaffen hat. Es ersetzt den rechtlosen Status des von kurdischen Terroristen besetzten Nordostsyrien.

Die Sicherheit und Handlungsfreiheit des wichtigen NATO- Bündnispartners wird, ist es ein Wunder, nachher viel größer sein, so Gott in und über Washington und Allah gegenüber Ankara, sein Versprechen der Auserwähltheit einhält.

Solidarität, mit wem?

Wer darob ein wenig an Magendrücken und Kopfschmerzen zu leiden beginnt, der kann ja einige Asyl- und UN-Konventionsflüchtlingsplätze für Kurden bereithalten, im Rahmen der NATO, unter guten Freunden, verteilt nach einem Schlüsssel den wir in Deutschland "Königstein" nennen und dann bei der NATO zukünftig "Stoltenberg" rufen. - Geteilte Lasten sind schließlich halbe Lasten. - Allerdings wären solche Belastungen auch ein sicherer Anlass für den Widerstand der zornigen deutschen und europäischen Wahlbürger, an den Urnen der Demokratie, die praktisch alles leiden, nur keine Flüchtlinge mehr sehen wollen und daher die falschen Parteien wählen könnten.

Danke also der Vorsehung, die uns starke Männer, an der Spitze starker und tatkräftiger Staaten beschert, die so oder so und auch wieder ganz anders, entscheiden, in unserem Interesse und zu unseren Werten, die man buchstäblich in klingender Münze zählen kann. Sie sind, das ist ein Trend, meist mehrheitlich von uns erwählt und sei es auch nur von "Wahlmännern".

Natürlich operiert kein europäischer NATO- Partner mit dem Argument der derzeitigen US- Staatsführung, die Kurden im Irak hätten einfach zu wenig für die Alliierten im zweiten Weltkrieg unternommen. Das wäre zu einfach, für uns komplizierte und gedächtnisbehaftete Alteuropäer. Da lachen wir, leicht verdruckst, über so viel Unbildung und sittliche Verwahrlosung an der Staatsspitze aller Staatsspitzen, die viel wahrscheinlicher jedoch platte Unverschämtheit ist, wie sie am Bau, im Bauhauptgewerbe und bei Immobliengeschäften, lange schon geübt wird.

Aber insgeheim politisch, polizeilich offiziell, gelten auch bei den meisten anderen NATO- Staaten zahlreiche Kurden als Terroristen, zumindest potenziell.

Die unheimliche Anti- UN- Koalition der Waffenhändler

In den USA hängt der Status solcher Völker ohne völkerrechtliche Anerkennung stark vom Willen, von der Denkungsart und Psyche des jeweiligen POTUS, über vier oder acht Jahre, ab. Aber auch in Europa zerquälen sich nur noch wenige Staaten und ihre Regierungen, mit allzu vielen historischen, menschen- und völkerrechtlichen Fragen, solange der Mann am Bosporus dafür sorgt, dass es uns nichts oder doch nur wenig kostet, Kosten vermieden werden und vor allem Menschen, die etwas kosten könnten und bedrohlich wirken, sollten sie zu uns flüchten, von uns ferngehalten werden. Ein bisschen was, zahlen wir ja auch an die Türkei, für unseren Haus- und Seelenfrieden.

Die materielle und spirituelle Wertegemeinschaft NATO, sie legt auf diese Betonung bei jedem Auftritt ihrer jeweiligen Generalsekretäre und der politischen Führungen ihrer Mitglieder besonderen Wert, erweist sich auch in diesen Fragen als sehr effizient, denn nach dem weiteren kleinen Krieg in Syrien, wird man die Türkei, damit sie ihren NATO- Verpflichtungen nachkommen kann, wieder aufmunitionieren und das verbrauchte Material ersetzen. Da kommen die Ausgaben für das Flüchtlingsabkommen über die Umsatzsteuern wieder herein, sofern die USA und Russland auch uns Europäer und Deutsche mitverdienen lassen.

Die Augen der ehrbaren Waffenhändler, in den erfolgreichsten waffenproduzierenden Staaten dieser Erde leuchten bereits, selbst jenseits der Grenzen der NATO. Diesbezüglich herrscht nämlich eine stille Bruderschaft der gesunden wirtschaftlichen Konkurrenz, von West nach Ost, von Nord nach Süd, rund um den Globus, von Moskau bis nach Washington und in fast allen Hauptstädten, die linksherum oder rechtherum, irgendwie dazwischen liegen. - Das nenne ich eine internationale und globale Wertegemeinschaft, die sich ausschließlich an realen Werten und real verkäuflichen Waren und Dienstleistungen orientiert. Mehr Objektivität und Sachlichkeit, die globale Brüderlichkeit geradezu aus dem gemeinsamen Verkaufserfolg, aus dem Handel hochtechnischer und weniger technischer, militärischer Verbrauchsgüter erwachsen lässt, gab es selten in der Geschichte unseres Planeten.

Tatsächlich steht diesem ganzen Geschehen nur noch eine wertgebundene, aber meist machtlose Einrichtung, mit einigen Unterorganisationen entgegen, die daher auch von den bestverdienenden, bestproduzierenden und bezüglich zählbarer Werte bestaufgestellten Nationen, regelmäßig beschimpft und missachtet wird: die UN.

Wäre die UN nicht von den wichtigsten Sicherheitsratsmitgliedern, durch deren Vetorecht, ausreichend kontrolliert und eingehegt, müsste man diesen faulen Apfel im Waren- und Wertekorb der mächtigsten Staaten der Erde, die nun wieder unisono verkünden, sie wollten nur nach ihrer Fasson selig werden, ausscheiden oder dessen deklarierten Wertgehalt zu einem formalistischen und toxischen Terrorismus erklären, den es alsbald aufzulösen gilt. - Solche Fantasien hegten nicht nur verstorbene und besiegte Diktatoren, Potentaten und Monarchen, in der Vergangenheit. Nein, sie blühen in den getwitterten Kurzmeldungen und regelmäßigen öffentlichen Ansagen der mächtigsten Strategen der jüngsten und aktuellsten Neuzeit, unserer Jetztzeit und immer mehr in Echtzeit!

Christoph Leusch

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