John Dees letztes Fluchtauto und ´ne feine Geschichte dazu

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John Dees letztes Fluchtauto und die Geschichte dazu

Das Ende eines Gangster und die Bilder seines letzten Fluchtautos

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International last exit I

"Clubbing" John Dee

„Clubbing“ John Dee, nur ganz wenige Liebhaber der Kriminalgeschichte wissen das, war einer der letzten großen Mobster unter den Verbrechern der Vereinigten Staaten. Ähnlich wie sein Vorbild John Herbert Dillinger, setzte er bei seinen Verbrechen auf schockartige, brutale Gewaltanwendung. Diese Strategie hatte bis zu seinem Ende fünfzehn, ihm eindeutig zugeschriebene Mordopfer und unzählige schwer Zerschlagene und Behinderte hinterlassen. Das machte ihn, eine Zeit lang, zum Staatsfeind Nummer eins.

J. Edgar Hoover ließ sein FBI mit einem halben Hundert Spezialisten nach ihm fahnden. - Am 15. August 1965 war dann endgültig Schluss.

Das FBI hatte Dee und seine zusammen geschmolzene Gang so weit in die Enge getrieben, die Männer flüchteten Hals über Kopf aus Detroit, ihrer letzten berufskriminellen Wirkungsstätte. Sie wollten sich über das platte Land nach Kanada absetzen. Mehrfach stahlen Sie Fahrzeuge von einsamen Farmen, ließen diese wieder stehen und organisierten sich dafür ein anderes, möglichst älteres und unscheinbares Vehikel oder einen kleinen Laster, der in diesen ländlichen Gegenden nicht auffiel.

In Hector/ Minnesota erreichten sie eine Kreuzung des alten Yellostone-Trails mit einer schnurgerade von Süden nach Norden ziehenden Straße. Etwa fünfzehn Minuten vor dem Ort hatten sie, querab der Straße, ein heruntergekommenes Gehöft überfallen, den Besitzer ermordet und, fast war es ihr Ritual, seinen International-Truck genommen.

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International dust

Das FBI sammelte, das konnten die Gangster nicht wissen, seine Detektive planmäßig in Hector. Den Strategen der Bundespolizei war klar geworden, dass ihre Ermittlungen die Gangster dazu zwang, die Ballungszentren auf der Flucht weiträumig zu umfahren. Sie konnten auch nicht die gut bewachten Seerouten über einen der Great Lakes nehmen, sondern mussten sich zunächst westwärts, in Richtung auf die Rockies bewegen, um dann, so schnell wie möglich, wieder nach Norden in Richtung der kanadischen Grenze abzubiegen. Damals gab es dafür nur wenige sinnvolle Möglichkeiten, und Hoovers Männer landeten mit der Kreuzung in Hector einen Volltreffer.

Ziemlich am Rande des kleinen Städtchens hatte sich Dee mit seinen beiden Kumpanen ein verlassenes Häuschen gesucht. Die Straße zur Grenze war nicht allzu weit entfernt. Feldwege liefen in mehrere Richtungen an dem Grundstück vorbei, hinaus in die offene Landschaft. Die Hauszufahrt war breit und gut bis zur Straße hin einsehbar. Das schien als Übernachtungsort und Versteck geeignet zu sein.

Was Dee nicht wusste. In der Stadt hatten die Agenten die drei Verbrecher im Farmer-Truck erkannt und waren ihnen gefolgt. Sogar das Häuschen kannten die Polizisten, weil sie die Gewohnheiten Dees mittlerweile vorhersahen. Jetzt diente das Anwesen als Polizeifalle. - Die Hausbesitzer, zwei ältere Herrschaften, lagen auf Staatskosten im einzigen größeren Hotel Hectors, wohl zum ersten Mal bequem und in Daunen. - In einiger Entfernung von dem Anwesen sicherten schwerbewaffnete Polizisten die möglichen Fluchtwege durch die Felder und das Grasland.

Anders als oftmals in der Presse kolportiert, wollte man die Gangster lebend fassen und dabei jegliche Schießerei verhindern. Dee und seine Kumpane wollten das nicht.

Als die Lichter im Haus ausgingen, schlichen sich die Beamten von allen Seiten heran. Sie waren dabei nicht leise genug. Die Männer der Gang lagen angezogen und fluchtbereit auf den Betten und wussten was nun kommen würde. Durch eine kleine Seitentüre, die die Vorratskammer des Häuschens zusätzlich nach außen öffnete, schlüpften sie ins Freie, warfen sich in den International und fuhren los. Weit wären Sie nicht gekommen, aber jetzt ging es unerwartet noch viel schneller zu Ende.

Dee steuerte selbst und fuhr, den Wagen wild herumreißend, direkt vom Feldweg in einen zugewachsenen Graben. Ein paar Tage vorher hatte es heftig geregnet.

Die drei Männer stiegen sofort aus und versuchten gar nicht den Truck aus dem Graben zu drücken. Jeder lief in eine andere Richtung. Ein paar Mal schossen sie auf Schatten, die sie für Polizisten hielten. - Es wurde gezielt zurück geschossen. Dee und einer seiner Begleiter starben sofort. Der dritte Mann bekam einen Bauchschuß. So pflegte man ihn gesund für das Gericht und für den elektrischen Stuhl.

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Minnesota-63

Heute zeigen die Einwohner Hectors gerne den alten Truck und erzählen bereitwillig vom Ende John Dees und seiner Kumpane, in immer neuen, frei erfundenen Fassungen.

Drohe ein Regen oder der Winter, so werde man die alte Rostlaube sorgfältig abdecken, damit sie noch ein wenig länger als lokale Sehenswürdigkeit, hier im Irgendwo, erhalten bliebe und man weiter Geschichten dazu erzählen könne. - Das sei einträglich, wie überhaupt alles, was mit Kriminellen zu tun habe.

Sogar die staubige Patina bewahrt ein Bürgerklub. Die großen weißen Hinweisschilder, mit den falsch geschriebenen Kurzsätzen zu Dees endlichem Schicksal, wurden allesamt mehrfach akribisch nachgepinselt. Nur die abgewitterten Pfosten des eingezäunten Areals könnten einen neuen Anstrich vertragen.

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Hidden

Zur Geschichte des John Dee, der keine Intelligenzbestie war und nie im Leben auch nur einen einzigen Zugang zu Engeln suchte, passt das Fahrzeug. Denn die Marke International verspricht doch etwas Geheiminsvolles, Großes, Allumfassendes. Der International verspricht gar nichts mehr.

Viel Spaß

Christoph Leusch

Die Auflösung und noch ein paar Bilder hier:

1

haendlerundheldenmbh.blogspot.com/2010/05/john-dees-letztes-fluchtauto.html

2

haendlerundheldenmbh.blogspot.com/2010/05/john-dees-letztes-fluchauto-ii.html

3

haendlerundheldenmbh.blogspot.com/2010/05/john-dees-letztes-fluchtauto-iii-die.html

PS: Natürlich ist John Dee wegen anderer Werke weltbekannt und der "International" steht nicht in Hector.

Aber die Geschichte ist ein Geschenk für die Gemeinde und ein Lob für das treue Geburtstags-Bildbearbeitungsprogramm und seine Brüder. - Klar, das Ganze kann auch als Beitrag zum großen "F"-Thema in der deutschen Leitkultusgmeinde gedeutet werden.

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