Merry Christmas, Mr. President
I
Eigentlich wollte ich mich heute Abend einmal so richtig rächen und die ganze Verdummungsabteilung bei der Südeutschen Politikredaktion, -es gibt nur noch eine prantlnde Ausnahme und einen Thesenschmied, der zumindest das ewig zirkuläre, ephemere des Medialen jüngst noch heftig geiselte- , so richtig nieder schreiben.
Ich wollte auch den gefühlt Sechzig, ewig austauschbaren Talkgästen und den Experten auf allen Kanälen, an allen Mikrophonen, auf jedem faserhaltigen Blatt Papier entgegen schreiben, so nicht und so nicht, und so auch nicht! - Allein, das ist alles nebbich und verpinkelt an Robinien die eigentlich nicht hin gehören, die aber davon unberührt, nicht eingehen, sondern klein halten, was sonst noch wachsen könnte. - Pseudoakazien sind es, aus ehemaligen Sklavenkolonien, und duften daher nicht halb so gut wie die Echten.
II
Dafür erfasste mich Schwermut, -ist es Strafe für meinen Hochmut-, angesichts des schwarzen Mannes im weißen Haus. Der nun sein strahlend weißes Gebiss her zeigen muss, für die Politik des White meat, der konservativen Wahlsieger und derer mit dem starken Willen zur Macht, die er nur noch als Schatten an langen dünnen Stäbchen in den Händen hält.
Dafür dürfen in seinem Land, fast ist es eine Phänokopie dunkelster Politik aus dem Land der Staatsfeinde Number One, wieder mediale Steckbriefe ausgefertigt werden: Dead or alive, Hauptsache stumm, von den dümmsten Puten der Nation, die nicht einmal zu Thanksgiving noch munden, weil Stockkonservatismus das Fleisch am Geist so zäh wie Sattelleder werden lässt. - Straußmägen bräuchte es dafür, zur Verdauung.
Und ich sehe die Sklavenketten an den schlanken Beinen und das graue Haar des Präsidenten, und das eher durch Höflichkeit und Diplomatie erwirkte freundliche Gesicht, an diesem Schlacks im blauen Anzug.
Galeere denke ich; im Blut, denke ich; in der Geschichte steht es, meine ich. Da lernt man den Mut zum wahren Neuanfang am Ende doch noch unterdrücken und sich fleißig wenden. Was sind schon verbliebene zwei Jahre?
Gebückt, und nur gewollt beschwingt, tritt er vor die Presse. Das Lächeln ist jetzt immer auch ein wenig die reine Verlegenheit, so, wie beim Vorgänger im Amt am Ende. Der wusste da noch nicht einmal mehr, wohin mit angstschwitzigen Händen. - Er weiß, das sehe ich, man schätzt ihn derzeit weniger, als jenen Lügenbold und Kriegsantreiber. Das Gedächtnis schrumpft und wird ganz stumpf. So schnell kann ´s gehen.
Die Banken und die Börsen freuen sich. Denn alle Schulden nahm er auf das Volk und es zahlt nun, wie die ganze Welt, noch obendrein kräftig an Zins und Tilgung, für neue, ausgereichte Schulden.
Nichts geht voran und sogar das Völkerrecht gilt nun nichts mehr. So ist es entschieden für den Nahen Osten. Die Starken nehmen sich, was ihnen gehört und bauen und bauen, vom Westen bis nach dem Osten.
Auf Truppenbesuch im Sindbadland sagt ein Verteidigungsminister: Ja, er freue sich, dass Ruhe wieder einkehre in den digitalen Räumen, so wie sein Flugzeug, aus dem All zurück, uns schnell belehrt, auch da ist alles klar und bestens kontrolliert.
Ein schwarzer Tag im Dezember, so empfand ich ´s heute, ein Trauerspiel, und mir wurd´ übel. Zum Glück stehen hier, im schneegrauen Land, genügend grünpunktige Kübel. - Adveniat muss warten.
Christoph Leusch
Kommentare 17
Lieber Christoph Leusch,
ich sag's Ihnen gleich so, wie ich's mir dachte: Dieser Beitrag von Ihnen »gefällt« mir nicht, weil er im ganzen Gegensatz zu Ihren sonstigen Gepflogenheiten noch nicht einmal den Vorschein einer Lichtquelle übrig läßt, was insofern bemerkenswert ist, als Sie doch die meiste Zeit zu den Unerschütterlichen zählen, die noch im tiefsten Tal ein Seil finden, das sie aufnehmen können, um anschließend wieder bergan zu klimmen.
Der Rat, eine Nacht drüber zu schlafen, aufdaß am nächsten Morgen die Welt schon wieder ganz anders aussehe, ist ein zweischneidiges Schwert, weil er zum einen nämlich völlig stimmt, zum andern aber von vornherein auch darauf angelegt ist, seinen Frieden mit den Verhältnissen zu machen, die man da sieht.
Hilft's Ihnen denn, wenn ich Ihnen versichere, daß ich in etwa weiß, wie Sie sich fühlen? Das kommt daher, daß, Sie wissen es, meine Anschauungen vom Ganzen und übers Ganze weitaus extremer sind als Ihre, ich also notwendigerweise viel öfter und heftiger Depressionsmomente haben muß, weil ich viel öfter Scheitern auf vollster Linie zu verbuchen habe, man aber andererseits schon physisch gar nicht so oft deprimiert sein kann, wie man's sein müßte. Die meisten retten sich in Zynismus, also in die interne Verdoppelung dessen, was ohnehin der Fall ist; nehmen Zuflucht zu irgendwelchen höheren Schriften und Meistern, oder sie machen früher oder später verbittert ihren schlechten Frieden mit der Welt.
Wie wäre es denn, wenn Sie stattdessen die Perspektive wechselten?
Von einem Verteidigungsminister weiß ich gar nichts, kann mir aber gut vorstellen, daß er sich über die Ruhe an der Heimatfront sehr freut. Das ist die reelle Subsumtion unter die Funktion: Seinsverfehlung, aber Gesellschaftszweckerfüllung. Mich hätte es gewundert, wenn's ander wäre.
Die SZ? Ja, ich erinnere mich dunkel — ist das nicht diese Schokolade [ungültiger link] da? [:-)]
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind der erste bürgerliche Staat gewesen und sie sind es noch, während der Staat Israel die jüngste bürgerliche Staatsgründung ist. Schon aus dieser Ungleichzeitigkeit ergibt sich die historische Perspektive: An den USA und Israel exorziert das europäische Bewußtsein, was es an sich selbst und bei sich zuhause längst abgespalten, verdrängt und nur sekundär wieder eingeholt hat.
Zagen Sie also nicht zu sehr, Herr Leusch!
Es grüßt Sie
Ihr Josef Allensteyn-Puch
(Nachtrag: der funktionierende Link zur Schokolade.)
Lieber j-ap ,
danke für Ihren Kommentar. Ich hätte Christoph Leusch in ähnlicher Weise geantwortet, aber leider weniger eloquent als Sie.
Herzliche Grüße an Christoph Leusch und an Sie!
weinsztein
Lieber, sehr geehrter Christoph Leusch,
enttäuschte Hoffnungen sind schwer zu verkraften, und diese Woche kam es besonders schlimm. Persönlich finde ich Trost in der Welt ganz nahe um mich herum: die Dinge, die passieren, sind so dreist und offensichtlich, daß Leute Illusionen, Blindheiten und auch Ängste aufgeben und in der Regel ziemlichen Klartext sprechen. So ähnlich wie zu Ende der DDR. Vielleicht geht es Ihnen im tiefsten Westen ja ähnlich. Natürlich ist das leider nur ein schwacher Trost. Ihre Trauer über Obama teile ich.
MfG E.
Da möchte ich mich gerne anschließen und nochmal die Perspektive ändern.
Lieber Herr Leusch,
mir erging es so ähnlich und ich fand mich in Ihren Ausführungen, wenngleich sehr düster, wieder.Mental beginne ich zu schielen, ob der Vorstellung um einen neuen Republikanismus in den USA: Ich kehre ein Auge angeekelt ab und zwinkere mit dem anderen.
Schielen. Und nicht zu eigen machen.
Advenire. Eigentlich gar nicht soweit davon entfernt~
hugs,
a.
sowohl columbus' als auch j-aps komment haben was :-)))
aber verzagen giltet net, daschma richtig
sowohl columbus' als auch j-aps komment haben was :-)))
aber verzagen giltet net, daschma richtig
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Lieber Christoph Leusch,
sehr gerne gelesen, gerade wegen dieser Perspektive, die JAP weiter oben behandelt. Weil es eine Momentaufnahme ist, aber keine amerikanische, sondern eine sehr europäische.
Sie verarbeiten das mediale Bild, das vom derzeitigen Chef der US-Administration gezeichnet, die Schlagzeilen, die dazu in den europäischen Blättern geliefert werden. Und da ist in den vergangenen Tagen einiges sehr geballt zusammengekommen. Was vor allem eines bewirkt (hat): Die beinahe messianische Verzückung hierzulande angesichts eines jungen Schwarzen, der mit dem Motto „Yes, we can“ angetreten war, ein Motto, das wir -man erinnere sich an die Schlagzeilen damals- gerne aus dem Mund der eigenen Leute hören würden, ist der völligen Ernüchterung gewichen. Es gibt nichts, was nachtragender wäre als ein enttäuschter Liebhaber/eine getäuschte Geliebte. Da wird selbst der physische Auftritt des vormaligen Objekts der Begierde zur gekünstelten Volte.
Mit Barack Obama haben viele Europäer Hoffnungen für den eigenen Zustand gehegt, jene Dynamik und Offenheit, die dem hiesigen kontinentalen Klein-Klein der partikularen Vielstaaterei und deren Egoismen die Öffnung zu zeigen vermag. Und sich der Illusion hingegeben, dass Mehrheitsverhältnisse im US-Parlament stabil bleiben würden oder das Wort der Lichtgestalt reichen würde, um Verhältnisse definitiv zu bessern. Kaum jemand konnte oder wollte sich vorstellen, dass das Roll-Back so schnell, so gründlich, so extrem kommen würde. Ein kurzer, heftiger Traum, dessen lautes Zerplatzen Sie mit für mich als Leser sehr angemessenen Worten beschrieben haben.
Ihr e2m
Volltreffer. Daran dachte ich. Ganz liebe Grüße
C. Leusch
Lieber J.A-P.,
Danke für die Anteilnahme. Ich aß ein großes Stück Bitterschokolade und vielleicht lag es am Migräneschub der mich erfasste, dass ich so traurig schrieb. - Aber Geist und Körper sind ja kaum mehr vereint, als im Moment nach dem Gewitter. Dann geht es wieder weiter, und die Luft ist klar und hinter der nach Osten abziehenden Zyklone "M.", kann mitunter eine Nacht lang der Sternenstaub schön besichtigt werden, bevor Platz ist für die nächste Eintrübung.
Mit der Radikalität haben Sie, lieber J.-A.P. völlig Recht, denn hier und heute bin ich nur Lampenputzer in diesen Angelegenheiten und schone mich die nächsten Tage, mit schönen Dingen und schönen Taten.
Herzliche Grüße und nochmals Dank
Christoph Leusch
(Das gilt selbstverständlich für alle weiteren, freundlichen Klapse hier, denn genau so, wird es manchmal dringlich gebraucht. Also für Merdeister, Weinsztein, Erdmännchen, Tycho, Hibou, Ed2murrow,....Die Schiffsmeldungen waren traurig, aber von ein paar untergegangenen Schiffen stirbt die Seefahrt nicht und wird auch nicht weniger nötig.)
Dieser Katzenjammer - nicht nur Ihrer - war ziemlich absehbar.
Ich erinnere mich gut, dass es zur Amtseinführung Obamas bei ZEIT-online eine auf Obama gemünzte Persiflage des Vater Unsers gab, hier nachzulesen:
community.zeit.de/user/teiboldwagner/beitrag/2009/01/21/so-lasset-uns-beten#comments ,
besonders auch #3 der Autorin.
Es waren schon fast messianische Erwartungen, die von Beginn an an Obama gestellt wurden, Friedensnobelpreis inklusive, Erwartungen, die so überhöht waren, dass sie eigentlich nur enttäuscht werden konnten, und dies wurde im oben verlinkten Beitrag aufs Korn genommen (zur gleichen Zeit kursierten im Netz Strandfotos von Obama mit blossem Oberkörper, Anlass für die selbe Autorin, in einer Art Remake des gefaketen Sally-Orgasmus (in Harry ) diese Vereinnahmung als Pop-Star aufs Korn zu nehmen, der lässt sich aber nicht mehr finden. Wie auch Teibold-Wagner, die sich, auch dies so eine kleine, subversive Stichelei, als Frauendienstbeauftragte der SPD ausgab - was dann ganz bierernst von der Online-Redaktion der ZEIT untersucht und dann empört entlarvt wurde - unmittelbar nach diesen beiden Artikeln bei ZEIT-online rausgeflogen ist, eine Auszeichnung, die zu teilen ich, neben einigen von mir sehr geschätzten Bloger(inne)n ich die Ehre habe.
Obama ist ein ganz normaler amerikanischer Präsident, nichts anderes war von ihm zu erwarten - die Clintons beispielsweise haben in Sachen Gesundheitsreform noch weniger erreicht als er - und es ist im Wesen der amerikanischen Demokratie mit ihrem System von Checks und Balances angelegt, dass nicht ein Superstar das Land erlösen kann (und es eben genausogut nicht in den Abgrund führen kann).
Bemerkenswert ist und bleibt allerdings, dass es diese Nation, keine 50 Jahre nach der 'I Have a dream' -Rede Martin Luther Kings geschafft hat, den seinerzeit auf Ewigkeiten betonierten Rassismus so weit zu überwinden, dass ein Schwarzer Präsident werden konnte, bemerkenswerter Weise eine Entwicklung, in der die schwarzen Aussenminister Powell und Rice republikanische Wegbereiter waren.
Es sind gerade die völlig erhöhten Erwartungen an den Präsidenten und ihre Folgen, die sich nun als schwere Hypothek für Obama erweisen: Einer seiner grossen aussenpolitischen Erfolge, die Verlängerung des Start-Abkommens mit Russland
www.tagesschau.de/ausland/start108.html
droht zu scheitern, weil ihm seine früheren Wähler in den Midterm Elections ihre Stimme verweigert haben - zu einem guten Teil, so ist jedenfalls anzunehmen, weil sie seine Regierung nicht realistisch an dem, was machbar war, sondern an ihren eigenen unrealistischen Erwartungen gemessen haben:
www.zeit.de/politik/ausland/2010-11/us-senat-start-abruestung
(Der jetzt so empörende Steuerdeal könnte einen Versuch darstellen, dieses wichtige Vorhaben doch noch zu retten)
Hoseannah! (gestern) - Kreuziget ihn (heute) - in gewisser Weise liest sich auch Ihr ärgerlicher Artikel so.
Ärgerlich vor allem deshalb, weil Sie Obama nun in Ihrer Enttäuschung als eine Art Sarotti-Moor -‘Der nun sein strahlend weißes Gebiss her zeigen muss’ - auftreten lassen.
Wenn Sie sich klar machen, dass Obama nicht aus einer Sklavenfamilie stammt, sondern sein Vater als kenianischer Student ins Land kam, werden Sie einsehen müssen, dass Sie diese Passage hier noch nicht mal mit einer Art Vulgär-Lamarckismus rechtfertigen könnten:
“Und ich sehe die Sklavenketten an den schlanken Beinen und das graue Haar des Präsidenten, und das eher durch Höflichkeit und Diplomatie erwirkte freundliche Gesicht, an diesem Schlacks im blauen Anzug.
Galeere denke ich; im Blut, denke ich; in der Geschichte steht es, meine ich. Da lernt man den Mut zum wahren Neuanfang am Ende doch noch unterdrücken und sich fleißig wenden. Was sind schon verbliebene zwei Jahre?”
Purer Rassismus `- à la ‘was man so bei sich denkt’ -, wenn Sie mich fragen.
Lieber Keiner,
Ich denke, mit ihrem Nick verhält es sich hoffentlich so, wie mit dem Namen des Odysseus in des Kyklopen Höhle. Sie nutzen ihn, weil Sie sonst gefährdet wären.
Nun fand ich ihren Eintrag und hatte mir doch fest vorgenommen, ein paar Tage hier beim "dF" nicht ein Jota hinzuschreiben. Aber auf ihre falsche Vermutung möchte ich schon antworten.
Hier beim "dF" melden sich durchaus auch Rassisten an, die schreiben aber anders und anderes.
Und wenn Sie denken ich hätte mich verfänglich ausgedrückt, immer noch zu wenig nachgedacht, dann strenge ich mich das nächste Mal noch mehr an.
Obama ist und bleibt für mich der einzige und beste derzeitige Präsident, gerade angesichts der Alternativen, der sich derzeit meldenden PrätendentInnen, und die Sklavenketten sind politische Ketten, die der wählende Wankelmut des Volkes dem US-Präsidenten verpasste, für eine Politik die vorher erzrepublikanisch war und das Schlamassel ermöglichte und nun schon wieder diejenigen stark macht, die in Wahrheit das Volk verachten.
Zu Ihrer Beruhigung und ein wenig zum Hintergrund, verweise ich auf einen kleinen Text, den ich damals zur Wahl verfasste:
community.zeit.de/user/colon/beitrag/2008/11/06/eine-wahl-haben-hope-deliverance
Um diese Hoffnungen und diese Enttäuschungen ging es. Sie erweisen sich als der Realist, ich erweise mich als Mensch mit bisher enttäuschten Hoffnungen. Ich empfand und empfinde Obama
immer noch als aussergewöhnlichen Politiker.
Da bewundere ich Sie, Keiner, für ihren Weitblick, der mir eben ab geht und fehlte. Ich erkannte die Normalität nicht, oder wollte sie nicht erkennen.
Liebe Grüße
Christoph Leusch
PS: Die Original Mohren auf der Schokolade lachen kaum mit blitzenden Zähnen.
Ursprünglich, sehr geehrter Herr Leusch, hatte ich auch eher den Shoe Shine Boy eines Rush Limbaugh im Sinn und hielt dann den anderen Vergleich für verständlicher, vielleicht brachte mich auch die bittere Schokolade zu dieser Verdeutlichung.
Und: aus dem 'Yes, we can' ist schnell ein 'Yes, he can' and then ein enttäuschtes 'but he can't!!!' geworden.
Mein Weitblick? Reicht gerade mal bis zum nächsten Baum, und - regelmässig - während ich mir dann noch auf die Schultern klopfe, wie behende ich dem ausgewichen sei, rumst es unvermittelt und ich habe mir die Nase am nächsten blutig gestossen.
Nein, diese Frage liess sich prinzipiell angehen: Den Weitblick hatte diese Teibold Wagner, den Schnupfen ihrer Tochter sollte der neue Präsident kurieren - das war unglaublich gut.
Diese 'Frauendienstbeauftragte der SPD' - was der Kuhn dann bierernst und schliesslich empört entlarvt hat - hat, ganz ohne die Überschrift 'Scheibenwischer' oder 'Querdenker' oder 'Die Anstalt' für das, was sie zu sagen hatte, das Mittel der satirischen Überspitzung gewählt, und dafür wurde sie mit allen Hunden gejagt - der Nick, es lässt sich hier gut einflechten, eine bewährte Vorsichtsmassnahme, wenn abzusehen ist, dass irgendwann ein Mob zusammengetrommelt werden könnte - und sehr schnell rausgeschmissen, gesperrt hiess das seinerZEIT.
Im Wikileaks vulgärer Transparenz Artikel nebenan habe ich mich gerade bemüht, das fraktale Verhältnis zwischen Modell - Querköpfe a la Teubner Wagner ./. "vielen Dank, die Redaktion/JK" - und Wirklichkeit - z.B. Paypal ./.wikileaks. - zu verdeutlichen, und das habe ich tatsächlich auch damals schon so zusammengebracht, allerdings eher in Referenz zu brauner deutscher Vergangenheit - Leute verschwanden, und wenn sie wiedergekommen sind, nahm mans ihnen übel.
Aus verschiedenen Gründen - ganz ohne eigenes Verdienst - ist mir das vielleicht präsenter als manchem anderen (meines Nachkriegsjahrgangs, um Missverständnisse zu vermeiden).
Diese weitsichtige Satirikerin rauszuschmeissen war bleierne Zeit a la Adenauer Ära in Reinkultur, und, dies noch mal mit Nachdruck, die dem Demonstrationsrecht nachempfundene Protestaktion gegen die Sperrung Rahabs ausserordentlich wichtig und natürlich völlig legitim.
Degenhardts 'Spiel nicht mit den Schmuddelkindern' - glauben Sie's? er wird nächstes Jahr 80! - hat Niels Boeing in seinem Blog, es ist ihm hoch anzurechnen, begriffen.
Der Punkt ist doch, dass wir welche wie diese Teibold-Wagner und ihr zum Schein gestöhntes o, o o Obama, inklusive der Schlüpfer der groupies, die sie auf den frisch gekürten Präsidenten regnen liess, nicht etwa aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen zu dulden hätten, sondern sie dringend brauchen, und sei es, um ihn nicht im Stich zu lassen - we - he - is a jerk!
Ich hätte Obama auch gewählt und würde es heute wieder tun, und dies zeigt vor allem deshalb meine hohe Anerkennung, ganz ohne ihn zu loben, weil ich seinen Gegenkandidaten John McCain für eine der beeindruckendsten Politikerpersönlichkeiten halte, die die USA je hervorgebracht haben - und die Schmierkampagne Bushs und Roves gegen ihn für [finde keinen Ausdruck] - ich glaube nur nicht, dass dieser Maverick ein guter Präsident geworden wäre. (Und die Tatsache, dass selbst er nicht glaubte, ohne krumme Touren im Wahlkampf bestehen zu können, nehme ich als Beweis, dass dieses amerikanische System der Kandidatenkür grundsätzlich daneben ist).
Aber, und damit zurück zu Ihrem Beitrag: den Vorwurf, die Passagen, die ich herausgegriffen habe, liessen sich als rassistisch zu betrachten, erhalte ich aufrecht - Rassismus, dies sei vielleicht der Klarheit wegen dazugesagt, halte ich primär für eine menschliche Grundkonstante, hier ist der zivilisierte Mensch gefordert, sich seiner selbst bewusst zu werden und sein Handeln dann an ethischen Masstäben auszurichten.
Alphons Silbermann - vielleicht lässt sich das, was ich meine, so am besten verdeutlichen - hat in den 70er Jahren eine grosse Antisemitismus Studie für Deutschland vorgelegt, für besonderes Aufsehen hat seinerzeit seine Definition des 'latenten' Antisemitismus gesorgt: Philosemitismus - also Vorstellungen wie die, Juden seien besonders intelligent, musikalisch usw. usf. - hat er als ungefähr gleichberechtigt neben leichter erkennbar antisemitische - wie: sind geldgeil (Wucherer), Gottesmörder etc. - eingeordnet: als Vorurteile.
Dass ein Schwarzer - mit dem Mittelnamen Hussein - in einer freien Wahl zum Präsidenten der USA werden konnte, halte ich für eine unglaubliche Leistung - seiner Wähler.
Wirklich überwunden aber ist der Rassismus in den Vereinigten Staaten erst, wenn sich ein solcher Präsident sogar als von der Güte eines Nixon oder Bush erweisen könnte, und der nächste oder übernächste Präsident wieder ein Schwarzer wäre (ein Beweis, auf den ich auch gerne verzichten kann).
>>Galeere denke ich; im Blut, denke ich; in der Geschichte steht es, meine ich. Da lernt man den Mut zum wahren Neuanfang am Ende doch noch unterdrücken und sich fleißig wenden : da muss Obama beweisen, dass einer seiner Rasse überhaupt das Zeug dazu hat, Präsident zu sein, das Rückrat, sich nciht zu wenden, und genau das stimmt eben nicht.
Sie werden, da bin ich sicher, meine Gegenvorstellung relativ bald nachdenken können - ich muss Sie aber warnen, es fühlt sich an wie ein Hammer, ich habe es selbst erlebt - und hätten dies wahrscheinlich auch ohne meine Kommentare hier irgendwann getan.
Ihr Beitrag steht aber online, und zu Ihren Lesern habe ich nicht das gleiche Zutrauen wie zu Ihnen selbst.
Mit freundlichen Grüssen,
Oudeis
Es hat lange gebraucht, bis mir überhaupt eine mögliche Erklärung dafür in den Sinn gekommen ist, warum Sie sich andernorts meiner Kritik, Ihr Artikel hier beinhalte rassistische Elemente so völlig verschliessen, sie im Gegenteil als eine Art Beleg für eine gewisse Heimtücke meinerseits heranziehen.
Ich reime mir dies so zusammen: Ihre Freude über den Wahlsieg Obamas war gross und kam aus innerster Überzeugung, einer Überzeugung, die sich eben genau dagegen wandte, die USA hätten bis in alle Ewigkeit von einer weissen Oberschicht regiert zu werden.
Auch persönlich ist er Ihnen ganz offensichtlich, auch heute noch, sympathisch - wie können dann also angesichts Ihrer Wertschätzung für den (schwarzen) Präsidenten Ihre Überlegungen rassistisch sein, wie ich dies, zumindest für Teile behaupte?
In diesem Zusammenhang kommt mir Grosszügigkeit in den Sinn, in Bezug auf eine Bemerkung Sebastian Haffners, die Deutschen wertschätzten die angelsächsische Fairness nicht, sehr weitgehend werde dies aber durch den hohen Stellenwert von ‘Grosszügigkeit’ wettgemacht.
Sie scheinen mir Obama seinen damaligen Wahlsieg zu gönnen und auch persönlich sehr hohe Erwartungen an ihn gehegt zu haben, vielleicht sogar deshalb, weil Sie von ihm als Schwarzem eher erwarteten, er werde sich nicht zu den zynischen Mechanismen der Macht hergeben, wie sie so oft gerade Minderheiten zum Verhängnis werden.
Das geht über Fairness weit hinaus, wahrscheinlich zu weit. Fair ist es, Obama als einen Politiker wie jeden anderen zu betrachten, noch dazu einen ziemlich unerfahrenen, und seine Hautfarbe weder als Qualitätskriterium zu betrachten noch sie gegen ihn sprechen zu lassen.
Sehen Sie, all men are created equal bedeutet, dass er ein genauso beschissener Präsident wie manche seiner Vorgänger sein darf und an seiner Präsidentschaft eben nicht ablesbar ist, ob Schwarze überhaupt geeignet sind, ein solches Amt auszufüllen.
Gleich ist er, wenn es keinen Unterschied macht, ob er als ein Nixon oder ein Kennedy in die Geschichte eingeht.
Und da spielen Ihnen Ihre hohen Erwartungen ganz offensichtlich einen Streich: Sie hegen sie, weil es Ihnen eine Genugtuung wäre, wenn dieser schwarze Präsident aussergewöhnlich toll wäre, dies jede rassistische Geringschätzung widerlegen würde - und zwar durch den Beweis des Gegenteils.
Gegenteil: das ist die Falle. Besonders toll ist genauso unsachlich wie besonders ungeeignet.
Ihre Sklavenketten, ‘Galeere im Blut’ kommen in der aktuellen Politik tatsächlich vor, nämlich als tiefe und leider Gottes nahezu unüberwindbare Vorstellung mancher Republikaner wie z.B. Rush Limbaugh, der Schwarzen eben nur den Shoe-shine-boy zutraut und die sich genauso auch in Verhandlungen benehmen.
Frauen in Führungspositionen müssen besser sein als ihre männlichen Kollegen: sie haben sich, neben der Bewältigung ihrer beruflichen Aufgaben, der Überwindung beträchtlicher, sexistisch begründeter Widerstände zu widmen.
In dieser Lage ist auch Obama: Er hat es, neben aller Sacharbeit auch mit Leuten zu tun, die, brutal ausgedrückt, der Meinung sind, dass sie ‘Neger’ als Sklaven schon früher kleingekriegt haben und das dies deren angeborene Rolle zu sein habe. Die denken nicht daran, diesen Präsidenten als einen ‘leader’ anzuerkennen, wie sie es bei jedem Weissen, auch der gegnerischen Partei, mit ‘hoher persönlicher Autorität und Ausstrahlung’ (meistens ‘ne markante Nase oder so etwas) sofort täten.
Das beeinflusst Verhandlungserfolge mit Sicherheit mit, und die Argumentation, Obama könne sich nicht durchsetzen, weil er - ‘Galeere im Blut’ - gelernt habe, “den Mut zum wahren Neuanfang am Ende doch noch unterdrücken und sich fleißig [zu] wenden”, ist in Wirklichkeit ein unlauteres Argument einiger seiner Gegner, aus dem sie die Legitimation ableiten zu können glauben, dem Präsidenten jede konstruktive Zusammenarbeit zu verweigern.
Sie stellen sich selbst ein Bein, wenn Sie sich das zu eigen machen!