Staatsgespräche am Baggersee II

Polit-Dramolett Ein Wohlfühljahr für die absolute Mehrheit aller politisch beschäftigten Bundesbürger geht zu Ende. Wir schauen Mutti Super-Groko und Super-GroKo Rosarot beim Urlaub zu.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Staatsgespräche am Baggersee II, ein Polit-Dramolett für das deutsche Regietheater, Fortsetzung

Super-GroKo Rosarot:

(Trägt, statt witterungsunbeständiger und musealer Traditionsflagge, einen Einteiler- Badeanzug. Die männliche Ausführung nach dem letzten Schrei, im Ebert-Noske- Look. Ringeloptik, hellrot-schwarz, schnelltrocknend, sollte er je einmal feucht werden. Im Hintergrund läuft erst laut, dann leise, das Einheitsfrontlied (http://www.youtube.com/watch?v=snlzL3PgQgk )).

>>Das hätten ich doch im Herbst ´13, vor dem ersten Wahlsieg unserer jüngeren Geschichte, niemals gedacht. Schon eine einfache Zustimmung zu den Kriegskrediten und die Versicherung, dich, Groko-Kaiserin, im ewigen Regiment zu stützen, verhalfen mir zu staatstragender Regierungstätigkeit. - Ich kenne seither nur noch Deutsche und die Einheit als Regierung!<<

Mutti Super-GroKo:

>>Das habe ich gehört, Zuckerbärchen! Du weißt doch, ihr Rosaroten seid mir die Liebsten, seit dem schönen, gelben Kaiman einfach so die Luft ausging. Ich sage dir, er war nicht echt, nur aufgeblasen. Cremst du mir den Rücken, rosa Drachenzähnchen?<<

Super-GroKo Rosarot:

>>Klaro! Alte Liebe rostet nicht. Wir waren ja auch getrennt, ewig schon zusammen. (Super-Groko Rosarot nimmt viel Sonnencreme und verteilt sie auf dem Rückenausschnitt und die strammen Waden Muttis). - Es kommt auf den Lichtschutzfaktor an! Da stempeln wir beide geheim drauf.<<

Mutti Super-GroKo:

>>(Seufzt) Stimmt, du bist doch mein Supermann!“ - Was steht den in der Zeitungen über uns?<<

Super-GroKo Rosarot:

(greift zu herumliegenden Titeln)

>>Regierungssprecher Kornelius Zwackelmann vom Süddeutschen Heimatblatt lobt uns breitseitig und eigentlich täglich. Er schimpft dafür auf Parlamente und Dadaisten- Bürger, besonders aber, auf das Europäische Parlament. Er mag Regierungen die mächtig sind und regieren. Solche, die die Außenpolitik proaktiv gestalten und auch einmal Russland sanktionieren.

Tanti Bussi- Bussi e tanti auguri, von deinem besten Friseur Lorenzo il magnifico delle Allzeit- Freizeit. Er hat uns vom Beckenrand seines Hamburger Pools, jüngst gleich zweimal für Europa gewählt. Einmal Mitte rechts, einmal Mitte links. - Der Typ ist sauber gescheitelt. One little bigman, two votes und immer die Haare geil. So gehört es in die Verfassung geschrieben!

Klaus Dieter Bayerntaler von der Frankfurter Allgemeinen, der Zeitung für Sicherheit und Stärke, fordert uns zum Endkampf auf. Das hat er jahrelang eintrainiert, bei Schwimmübungen im Becken des Hotels Transatlantik.

Wir dürfen rundum zufrieden sein, mit diesen zahlreichen Doppelstimmen, Doppelchören und synchronisierten Herzechos, die uns zu eloquenten Erklärstücken unserer eigenen Arbeit verhelfen. (Schläfriger Nachsatz, nach einer Kunstpause) Da kannst du den süßen Babyaligator Seibert zum wohlverdienten Urlaub Richtung Malle schicken. Der weiß sich da wenigstens zu benehmen und trägt immer ein Einstecktuch an der Brust. Der ist nie unten und oben ohne, sowie selten einmal strack.<<

Mutti Super-GroKo:

>>Ts,ts,ts! Dann gehe ich künftig zum DiLorenzo, statt zum Walz, wenn der in Hamburg so nett zu mir ist. Was berichten denn die Anstalten über uns?<<

Super-GroKo Rosarot:

>>Nur Gutes, Mutti, nur Gutes. - Vor allem über mich und meine rosarote Krokodillinie. Wir sind die Aktivposten und machen Beute, auch wenn man uns das kaum ansieht. - (Intoniert) Am Grunde des Dnepr, da ziehen die Steine. - Du aber, Mutti, wirst dafür geliebt und ewig wiedererwählt. Ist das nicht toll? (kurze Pause, Super-GroKo Rosarot muss Luft holen)

Wenn du Ärger mit dem Obama auf Restlaufzeit hast, seine NSA recht eigentlich magst, es aber aus Gründen der Staatsräson und der Volksverdummung nicht sagen darfst, lass´ es den Wolf Biermann singen.

Wenn du einen kleinen Rest des Bundestagsausschusses zur NSA weniger liebst, als uns treue Großfamilienangehörige, dann schicke doch das kleine GroKo-Maas und mein Zuchtmeister-Buschmeister Spezial-Krokodil Oppermann mit den unschuldigen Augen nach vorn.

Die treiben in einem Meer aus Paragraphin immer ganz oben, wie sonst Touristen nur im toten Meer. Da saufen die Oppositionellen und die paar eigenen, aufmüpfigen Leichtgewichte reihenweise ab, weil sie sich völlig unnötig mit Kritik und Aufklärungswillen beschweren, die zusammen so viel wiegen, wie Blei schwer am Halse hängt und inkorporiert eben politisch impotent macht.

Unter uns: der Maas konnte in der Saar nicht einmal einen Hecht fangen. - Das qualifiziert ihn, so lange zu betonen, er wolle von dem bösen Lord Snowden in der Hauptstadt des Reiches der Teufel, gar nicht viel mehr wissen, als je schon in den Zeitungen auf den Drehständern, dort, am Flughafen Scheremetjewo zu lesen steht. Darum hat er gar Snowden nahegelegt, sich den US- Behörden zu stellen, weil die ihn sonst ewig jagen müssten. - Wahrscheinlich hat der Menschenrechtsaktivist Maas Mitleid und hält eine sicher abgehörte Betonzelle in Übersee für einen sehr schönen Kurort?

Das ist ´mal ein Justizminister der sich traut, fortgesetzte Grundrechtsverletzungen von jeglicher möglicher Strafe und Aufklärung frei zu schalten und den Boten solcher Tatsachen gefährlich aus der Ferne zu umarmen. Der wickelt den Whistleblower im Exil wie ein X -beliebiges Gefahrgut ab. Derweil verbessert unser Innenminister die Zusammenarbeit des BND mit der NSA und der CIA.

Das nenne ich ´mal Freiheits- und Demokatiekampf für uns, vom Jungsozialismus bis zur Kanalarbeit. - Schließlich sind wir wichtiger, als so ein leidiges Thema. Die Deutschen wissen es.

Ich habe ihn, zur Not, sollte er auf alte, saarländische Abweichlergedanken kommen, an der Leine. Schließlich komme ich aus Niedersachsen, da weiß man, wie man sich in der Politik Menschen verpflichtet.

Und unser GroKo- Oppermann, das ist doch das Alpha-Tier der Stunde! Der erklärte unsere parlamentarische Schelmerei in den den Zeiten der WM- Sommerpause, die größte politische Putzaktion der letzten Jahre, der versammelten Presse in die Mikrofone, als ginge es um ein paar Kuchenkrümmel auf der Tischdecke, die noch ganz schnell weg müssten, kurz vor dem nationalen Grillabend. Die haben alle fein mitgeschrieben und am nächsten Tag stand alles in ihren Kommentaren, so, wie wir es verkünden ließen.

Oppermann, diesen furchtbaren Sprachrichter, diesen gewaltigen Gewissenwart der Nation, müssen wir uns unbedingt für weitere, höhere Aufgaben vormerken. Er kam bisher zu kurz, nur weil er sich verplapperte, obwohl er doch bisher jede Misslichkeit für uns beiseite kehrte.

Wenn Deutsche glauben, es ginge ungerecht zu, in diesem unserem Lande, dann schicke ich, -auch in deinem Namen selbstverständlich-, Ministerin Nahles vor. Die hat es doch glatt fertig gebracht, das Gefälligkeitsgeschenk für ein paar ältere, besser gestellte Facharbeiter- Jahrgänge als Sozialausgabe zu vermarkten und den Mindestlohn zu einem Käse mit sehr vielen Löchern reifen zu lassen. Nun möchte sie noch kleine Gewerkschaften züchtigen.<<

Mutti Super- GroKo:

(Zeigt das große Rautenchakra vor dem Bauch, Zeichen äußerster Entspannung)

>>Ich bin dir dankbar, mein rosaroter Schnapper, (leise, in Richtung Publikum) so lange es sich lohnt! (…)

Das Problem mit dem neuen EU-Kommissionpräsidenten hast du mit auch elegant vom Hals geschafft, Bärchen. (Intoniert, versucht es) Der kleine Aligator Schulz, bleibt was er war, noch für zweinhalb Jahr´, unser Winkelement als Präsident. - So las ich es jüngst in der europäischen, parlamentarischen Tierschutzsatzung, Punkt 20. Der Schulz darf den schöneren Lammert geben, auf dem EU- Parkett.

Juncker nehmen wir so hin. Der ist alt und hat gedient. Der weiß zwar, dass Geld in Luxemburg versteckt wird, damit es noch besser heckt und Luxemburg gesund erhält, aber er will von den vielen W- Fragen dazu, nicht allzu viel wissen. Das lobe ich an ihm, das ist so deutsch. Den Briten geben wir mehr Eigenrechte und ein paar ernste Versicherungen, dass das große Geld weiterhin, unbehelligt von allzu vielen Steuern und Abgaben, in London und seinen Steuersparfilialen anlegen und anliegen darf.

Ich finde gut, mein Engel Gabriel, dass du so schön antizipierst, statt dich allzu sehr zu emanzipieren. Gib nichts auf Umfragen, Schatz. Ich brauche dich noch!

(Zum Publikum und leise) Und wenn es mit dem Sigmar nicht klappt, dann vielleicht mit diesem glücklichen Sieger aus Niedersachsen. Der ist zwar farblos, kommt aber auch aus dem Land, in dem die Affären von den Bäumen wachsen. Bauernschlaue braucht es. Zudem ist er wirtschaftsfreundlich.

Oder ich mache es mit den gelben Grünen aus Baden- Würtemberg, die gerne so sein wollen, wie einst die FDP. Immer irgendwie dabei, dass man darum fast neidisch werden könnte. Oder die FDP treibt wieder aus, unter den Linden, so wahr mir Gott und der deutsche Michel helfen.

(Wieder laut) Du liest mir derzeit jeden Wunsch von den Lippen. (Beugt sich von der Seite über Super- Groko Rosarots Gesicht und gibt ihm einen Schmatzer auf die breite Stirn. Spricht, mit leicht vorgehaltener Hand einem imaginären Publikum zu, ganz shakespearisch) Hoffentlich hat es niemand gesehen (Meint damit aber, jeder vor der Bühne soll es sehen: Die Ehe hält, mit oberstem Pfaffensegen)! - (wieder leise, coram publico) Ich kann schweigen und genießen.

Weil alles so gut klappt, Dickerchen, darfs du dich auch einige Male mit den roten Krokodilen treffen, die so schlecht schwimmfähig sind und auch am Oststrand mit ihnen spielen. Das beruhigt ein paar junge Nachwuchsbeißer in deinem Zweig unserer Familie und beschäftigt ein paar alte, grummelnde Sozenkrokodile, die sich ständig an Zeiten erinnern, die schon gar nicht mehr wahr sind. Bei uns Schwarzbäuchigen und Blauweißscheckigen dürfen zudem die üblichen Verdächtigen ein bisschen granteln. - Wir sind schließlich unter uns, hier am Baggersee.

Nichtzuletzt, das gibt auch wieder eine Presse! Unsere Namen werden ausgesprochen und ausgeschrieben, unser Bild wird gezeigt. Der SPIEGEL reflektiert es sogar. So soll es sein. <<

Super-GroKo Rosarot:

>>Weißt du, liebe Ossimaus, wir beide bauen in aller Stille, aber mit Beharrlichkeit, die Deutsche Demokratische GroKo- Einheitspartei auf, zugänglich für alle europäischen Alligatoren, Gaviale und Krokodile. Die Partei bekommt einen ellenlangen Namen, und daher dürfen da auch ein paar grüne GroKos mitmachen, wenn sie wollen und artig bleiben. Es muss ja nach uns mit der großen Einheit irgendwie weiter gehen.

Parteien sollen so tun, als seien sie politische Gegner, aber um Himmels willen, nicht danach handeln. Das mögen die Bürgerkinder gar nicht. Das reden wir und unsere freiwilligen, medialen Pressesprecher ihnen täglich ein. Und wenn wir das so machen, mit Gott, den TV-Anstalten und den drei wichtigsten Politikredaktionen des Landes an unserer Seite, dann will das Volk auch gar nichts mehr anderes, wenn es überhaupt noch was denken kann.

Wir brauchen keine Politik mehr. Wir nicht! Wir sind die ersten Anti-Politiker, in einem neuen weihevoll- würdigen, einheitlichen und höheren Sinn. Wir regieren den Demos fast gratis. Das ist dessen letztes verbliebenes Supergrundrecht, neben der amtlichen Sicherheit, jederzeit für uns und unsere besten Freunde, verdächtig zu sein.<<

Mutti Super-GroKo:

>>Das schweige ich still und freue mich. Du hast mich gut verstanden. - Wann beginnt die Bundesliga? (kurze Stille)

(Auf dem Sandhügel ist eine Brünette im beigen Business-Hosenanzug eingetroffen, sie trägt Sonnenbrille und müht sich mit zwei Klappliegen ab. Hinter ihr werden ein paar Herren und Damen sichtbar, die wie eines der Kamera- Teams aussehen, die Deutschlands Fußgängerzonen für Passantengespräche und Befragungen täglich unsicher machen oder TV-Sommergespräche einfangen und ausleuchten müssen)

>> Du Bärchen, was ist denn da los?<<

Super-GroKo Rosarot

>>Au, fein, das ist das Sommerinterview, ich kenne die Dame! Da wird mit dem Finger auf eine große Karte gedeutet und dann der maßgebliche Politiker nach seinen Urlaubserlebnissen befragt, der am nächsten zur ausgewählten Stelle steht. - Meinst du, die kommen heute zu mir?<<

Mutti Super-Groko:

>> Mach du das nur. Ich bin mit allen deinen Auftritten zufrieden, denn du vergisst nicht, mich jedes Mal lobend zu erwähnen.<<

(Eine kleine Fernlenkdrohne in der Form einer gläsernen Biene, fliegt mehrfach über die Szene, dreht Schleifen um die Köpfe der Super-GroKos. - Wenn es höhenmäßig geht, schafft sie auch einen Looping.

Super- GroKo Rosarot und Mutti Super- GroKo schauen gelangweilt hin, lächeln sich ein wenig an, klatschen beim Looping oder bei der Ersatz-Flugfigur. Sie fühlen sich sicher. Das TV-Filmteam mit seiner Moderatorin gestikuliert wild und versucht das Objekt mit der Kamera einzufangen. Der Tonmann schwingt sein Püschelmikrofon am Galgen.

Aus den Folienfluten steigt ein Lied auf. Zwei, vorzüglich blonde Groko- Damen sind als Pappendeckel- Köpfe sichtbar, die zwischen den Folien hin und her tanzen)

Blondie Super-GroKos im Duett:

>> Weia! Waga! Woge, du Welle! Walle zur Wiege! Wagalaweia!
Wallala weiala weia!-Drohnige Biene, was wachst du allein?<< (mindestens 3x zu wiederholen, Loop!)

(Zur Orientierung, womit wir es bei Überwachuung und Kontrolle zu tun haben: Rheingold, erste Szene, erster Akt, http://www.youtube.com/watch?v=1erA0ob9NxM&index=1&list=PLBDEB97F70C5C4D5A ; man kann nun auch diese Aufführung abbrechen und Wagner, Richard zuhören. Das kommt aufs Gleiche hinaus, bei allen Nickern und Nebelheimern). Die Avatarstimme Karel Gotts, Ernst Jüngers oder besser noch, Marietta Slomkas, sie muss nicht unbedingt aus der drohnigen Biene kommen, wenn das zu teuer ist, antwortet)

Avartarstimme („drohnige Biene“):

>>Mit euch Wohlgeformten wären wir schon drei<<

Aus dem Folienmeer singt es zürück:

>>Lass sehn, wie du wachst!<< (3x)

Avatarstimme („drohnige Biene“):

>>Sicher vor euch. Sicher vor euch. Sicher vor euch....<<

(Vorhang)

Christoph Leusch

Dies ist der zweite Teil zum guten Rutsch ins neue Jahr, 2015. Die Entspannung der Regierenden und die Schlafwandelei der Regierten stehen in so krassem Missverhältnis zu den Geschehnissen, dass die Fortsetzung der Zeitläufte bestimmt nicht gut sein kann. Es droht aber das "Weiter so, Deutschland".

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden