Starburst Memories-Gender extraterrestrisch

Weihnachtsgeschichte Heitere Weihnachtsschreckgeschichte zum Weitererzählen, Vorspielen und Vorlesen, auch mit verteilten Rollen, in Verehrung Allan Stewart Königsbergs. Üben, noch ist Zeit!

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Starburst Memories, ein extraterrestrisches Adveniat

(Über das Weltall, Außeridische, den Mann und die Frau an sich. In Verehrung Allan Stewart Königsbergs, passend zum allfreitäglichen Thema)

http://3.bp.blogspot.com/-Ia6IZnH3wp0/TjrTTsbv-iI/AAAAAAAAAmY/Chh4mbpBdrQ/s1600/100_6200-1.JPG

Das Paar, ein Zufallsprodukt, das Klingelschild fiel einfach ab

Er :„Hey, Schatz, das Wochenende naht!“

Sie:„Bin kein Schatz!“

Er: „Was ist denn los? Das ganze Jahr über nenn´ ich dich Schatz und nun willst du das auf einmal nicht mehr?“

Sie: „Andere Männer nennen ihre Frauen auch immer anders, irgendwie fantasievoller, nicht so langweilig und gewöhnlich!“

Er: „Willst du damit sagen, ich bin ein Langweiler?“ (kurze Pause)

Sie: „Nein (sehr gedehnt), nur (Pause), du könntest eine Spur kreativer sein. Also nicht dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr, und bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit, Schatz zu mir sagen. - Denk´ dir was aus, sei witzig, sei mal anders!“

Er: „Aber, aber,..., ich weiß doch gar nicht wie das geht. Schließlich hast du mich doch ausdrücklich deshalb unter allen Männern dieser Erde ausgewählt, weil du dich mit mir ganz sicher fühltest. Keine Experimente! Sicherheit schließt immer Langeweile mit ein.“

Sie: „Stimmt.“ (ganz kurze Pause) „Aber heute, heute will ich einfach ´mal mehr von dir.“

Er: „Also, dann nenne ich dich heute ´mal...Zuckerstückchen.“

Sie: „Blödmann!“

Er: „Wieso?“

Sie: „Das ist doch nicht kreativ, das sagt Nachbar Tannenbaum zu seiner Frau.“ (kurze Pause) „Der ist überhaupt sehr nett, der Herr Tannenbaum. Neulich hat er mir die Türe aufgehalten, als ich den Müll weg brachte.“

Er: „Wirklich? Ich hab´ ihn noch nie gesehen, deinen Herrn Tannenbaum. Ein Gespenst! Gibt ´s da überhaupt ´nen festen Mann? “

Sie: “Wieso? Hast du andere Männer gesehen?“

Er: „Ja! Aber ihn, den wahren Mister Tannenbaum, den hab´ ich noch nie gesehen!“

Sie: „Wie willst du das denn wissen? Aber,...interessant! Los, erzähl´!“

Er: „Also gestern war da so einer mit ´nem großen Turban wie ihn die Sighs tragen. Ich kam gerade aus dem Hebräisch-Kurs für Anfänger, da stand er auf der Etage. Plötzlich öffnete sie die Tür, und dann warf sie sich an seinen Hals.“

Sie: „Bei der Tannenbaum ging die Tür auf? Die Tannenbaum war´s, bist du sicher?“

Er: Ja, wenn ich es doch sage! Sie schleckte den Turban so feucht ab, als seien sie gerade frisch verliebt. Ich musste einfach hinsehen. - Und dann hat sie mich so komisch mit einem Auge angefunkelt, so über die Schulter des Turbans hinweg.“

Sie: „Erzähl weiter! Das ist ja wie in dem Film mit der Mumie..., dem abgestürzten Flieger und Juliet Binoche.“

Er: „Ach, ich weiß nicht. (Kleine Pause) Vorgestern der, war ein ganz anderer Mann, mit großem Schnäuz´ unter der Nase. Er roch mächtig nach Parfum. Das selbe,-du weißt doch-, das selbe bringe ich dir einmal im Monat aus dem Drogeriemarkt mit.“

Sie: „Schon gut, schon gut. Erzähl´ weiter!“

Er: „Er stand vor ihrer Türe, und sie flötete von drinnen, >>Ich komme, ich muss mir nur noch was überziehen.<<“

Sie: „Die Tür war doch zu?“

Er: „Du weißt doch, die haben seit Wochen den Briefschlitz unten offen. Da kümmert sich keiner drum. Die hat bestimmt keinen festen Mann, und wir reden die ganze Zeit von den Tannenbaums. Verrückt, nicht?“

Sie: „Ach, vielleicht....“

Er: „Was, vielleicht?“

Sie: „Vielleicht ist sie ´ne Schickse?“

Er: „So genau hab´ ich nicht hingeguckt! - Aber vor vierzehn Tagen, da war was.

Ich kam nicht um Sieben, sondern erst um halb Acht.

Du erinnerst dich, die Weihnachtsfeier. Jedes Jahr das selbe Theater. Erst hat Grünspan die letzten Quartalszahlen ausposaunt, dann sang Carla, unsere Sekretärin, „White Christmas“, in dieser modernen Version, du weißt schon, so arhythmisch. Ich hätte ein paar Kekse nach ihr werfen sollen. Sie macht das seit zehn Jahren, singt immer falsch und behauptet, sie hätte es in einem Creative Singing- Kurs gelernt.

Es gab, wie immer, Champagner und die Hälfte der Mannschaft war in dreißig Minuten so stockbesoffen, dass in der dreißigsten Minute mindestens die Hälfte der Hälfte mit der anderen Hälfte. Du weißt schon. -Zu Hause erzählen sie dann alle von der gelungenen Weihnachtsfeier.

Grünspan hat wie immer geheult. Außer den Quartalszahlen hat er ja nichts.“

Sie: (Streicht ihm die Haare aus der Stirn) „Mein armer Bär!“

Er: (Schaut wie immer betroffen, wenn er „Bär oder Bärchen“ von ihr genannt wird) „Also ich ging, um rechtzeitig zu Hause zu sein. - Wir wollten doch noch Tante Ethel besuchen, die uns sonst garantiert am Weihnachtabend stundenlang anruft. - Jedes Jahr! Dabei feiern wir das doch gar nicht. -Dieses Jahr wollte ich endlich einmal klüger sein.

Ich hatte kaum unseren Absatz erreicht, da öffnete sich die Tür bei Tannenbaums und so ein Typ in gleisend heller Kleidung trat heraus. Er leuchtete von Kopf bis Fuß. Nein, er war durchsichtig!

Sie: „Sag bloß, er sah aus wie Jesus. - Daran glauben wir doch nicht, oder?“

Er: „Nein, natürlich nicht! - Er sah verdammt gut aus, so wie einer der Kerle in diesem Magazin, das du immer Freitags anschleppst, nur viel durchsichtiger, schwebender, strahlender.“

Sie: „Nein, wirklich, erzähl weiter.“

Er: „Er stand direkt vor mir auf dem Plafond. Ich, ein wenig unter ihm, auf der letzten Stufe. Er, ein wenig über mir, mächtig. Irgend etwas lähmte mich, ich konnte nicht ein Wort sagen.“

Sie: „Jetzt, jetzt erzählst du mir aber keine Märchengeschichte, nur um dich interessant zu machen?“

Er: „Nein, ich erzähl´ es, genau so, wie es gewesen ist. Ich schwöre es!

Sie: „Weiter!“

Er: “Dann kam Sie auch noch. - Ich meine Frau Tannenbaum. Sie kam und war ganz nackt, und ihre dünnen roten Haare standen überall wirr nach allen Seiten ab. Es war furchterregend.“

Sie: „Nein, du flunkerst doch?“

Er: „Ich schwöre, es war genau so.“

Sie: „Warum hast du mir das nicht gleich erzählt? “

Er: „Oh, du weißt doch, ich glaube nicht an übernatürliche Kräfte. Ich bezweifele, dass es UFOs gibt, ich hasse es, wenn Leute von Wunderheilungen erzählen, und halte jedes paranormale Ereignis für Einbildung. (kurze Pause) Außerdem hättest du mir nicht geglaubt. (kurze Pause)

Sie: „Das stimmt allerdings. Erzähl´ weiter!“

Er: „Sie sagte zu mir, es sei alles ganz normal: >>Bleiben Sie ganz ruhig, Herr Babel, es ist nichts.<<“

Sie: „Frau Tannenbaum redet doch sonst kaum und grüßt nur selten.“

Er: „Dieses Mal aber doch! Der Astraltyp starrte mich währenddessen mit großen Augen an, breitete die Arme langsam aus und verschränkte sie wieder über der Brust. Dabei begann er noch mehr zu leuchten.“

Sie: „Unglaublich!“

Er: „Es muss wohl doch ein Außerirdischer gewesen sein. Ausgerechnet in New York! Den Extraterrestrikern fällt heute auch nichts mehr ein. Ich würde doch nicht in New York landen. Da glaubt doch jeder, es sei alles nur Broadway.“

Sie: „Reiß´ dich zusammen und erzähl weiter!“

Er: „Also der Helle, der Erleuchtete, er begann so seltsam vorwärts und rückwärts zu schwanken und blähte sich. Jetzt war er kein schöner Mann mehr, aber furchteinflößend. Frau Tannenbaum sah nun, dass sie splitternnackt da stand, und stellte sich mit einem Ruck direkt hinter ihn. >>Es ist nichts Außergewöhnliches, Herr Babel, bleiben sie ganz ruhig, es ist gleich vorbei.<<“, hörte ich sie rufen.“

Sie: „So, so, das ist also nichts Außergewöhnliches, wenn dir der Messias mit der nackten Frau Tannenbaum erscheint?“

Er: „Das dachte ich ja auch. Von wegen nichts Außergewöhnliches!

Sie: „Erzähl´weiter!“

Er: „Alles wurde immer heller und größer. Frau Tannenbaum wurde gegen die Flurwand gepresst. Sie schrie aber nicht um Hilfe, sah dabei aber irgendwie ängstlich aus. Ich klammerte mich ans Treppengeländer.“

Sie: „Bärchen, du hast es doch überlebt!“

Er: „Die Erscheinung wankte nach vorn. Ein großes, dickes Etwas, ragte am Erleuchteten nach vorn. Es kam direkt auf mich zu. - Du weißt, ich schwitze leicht, wenn ich mich aufrege, und ich hasse das! Ich fiel und fiel, und fiel, und landete auf der halben Treppe. Die Erscheinung kam mir nach, fiel über mich. Mir wurde schwarz vor Augen.“

Sie: „Warum hast du denn nichts gesagt, Schatz? Du hättest doch um Hilfe rufen können?“

Er: „Du hast gut lachen, es war traumatisch! - Das Ding steckte in meinem Mund. Jetzt musst du jämmerlich auf dem Treppenabsatz zugrunde gehen, dachte ich.“

Sie: „Und Frau Tannenbaum?“

Er: „Mit dem linken Auge konnte ich sie beobachten, rechts hing ja der Erleuchtete davor. Ihr Gesicht kam schnell näher. Sie lachte. Dann rief sie >>Mein Gott, Herr Tannenbaum, ist ihnen was passiert?“

Sie: „Siehst du, das war doch sehr nett von ihr.“

Er: „Sie zog kräftig an dem Teil zwischen meinen Zähnen. Mit einem >>Blubb<<, fiel es von mir ab. Ich konnte wieder atmen.“

Sie: „Hast du dich bei Frau Tannenbaum bedankt?“

Er: „Bedankt?“

Sie: „Ja, sie hat dir doch das Leben gerettet!“

Er: „Ich war so wütend, ich konnte gar nicht reden.“

Sie: „Und?“

Er: „Was und?“

Sie: „Na, was hat Frau Tannenbaum gemacht.“

Er: „Der Helle lag noch immer über mir, nur Luft bekam ich jetzt wieder. Er nagelte mich auf dem Boden fest und wurde immer dicker und breiter. Er saß wie ein Pfropf, eingeklemmt zwischen dem Treppengeländer und der Wand. Ich unter ihm. Er war wirklich nicht schön.“

(Holt Luft, schüttelt den Kopf, seufzt)

Die Tannenbaum war fort. Eben noch hatte sich mich angegrinst, jetzt war ich mit dem Monster ganz allein.“

Sie: „Habt ihr beide miteinander gesprochen?“

Er: „Der Fremdling sagte kein Wort, er wurde nur immer dicker und größer, dazu brummte und summte es aus seinem Inneren. Wenn so die unheimliche Begegnung der dritten Art aussehen sollte, dann bestehe ich auf die Begegnung mit einem Alien. Da weiß man wenigstens, dass die Gefahr von den spitzen Zähnen und Klauen kommt. Ich hatte jedenfalls genug.“

Sie: „Und die Tannenbaum?“

Er: „Sie muss wohl in ihre Wohnung zurück gerannt sein. - Dann hörte ich ein lautes Pfeifen und Zischen. Der Helle schnurrte in sich zusammen. Schon war er nur noch halb so groß. Ich staunte nicht schlecht. Ich wollte gerade nachschauen, ob ich mir nichts gebrochen hatte und dann aufstehen, da stand die Tannenbaum wieder neben mir. Sie hatte jetzt was an und ein großes Küchenmesser in der Hand.“

Sie: „Und der Außeriridische, hat er jetzt was gesagt?“

Er: „Nein, der war weg! Einfach weg. Ganz schnell geschrumpft. Das Leuchten ließ nach, ich war noch ganz benommen, und dann war er fort, und dann stand schon die Tannenbaum vor mir.

Sie zog an meinen beiden Armen, wollte mir auf die Beine helfen. >>Ist noch alles dran?<<, fragte sie und schickte gleich nach: >>Ich dachte schon, sie hätten sich den Schädel gebrochen.<<

Sie: „Fürsorglich die Tannenbaum. Ich sag´s ja, die ist doch schwer in Ordnung.“ (kurze Pause) - „Nächste Woche können wir sie ja zum Dank für die Hilfe zum Abendessen einladen. Wetten, dass ich ´raus kriege, wer der Außerirdische war?“

(Schweigen. Dieses Mal anhaltend)

Christoph Leusch

(Als Belohnung, nach dem Lesen. Das langjährige Duo Rosy Tin Teacaddy aus Wellington (Neuseeland), singt, passend zum Thema, "Checkmates": http://soundcloud.com/rosy-tin-teacaddy/checkmates )

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden