The Winner takes it all-Ständig oben absahnen

Nach-oben-Verteilung Winner-Takes-All Politics erweisen sich als Konstante. Meist wurden sie, -kein Paradoxon-, von US-Demokraten und EU-Sozialdemokraten eingeführt und besonders gefördert.

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The Winner-takes-it-all politics - Das oberste Prozent sahnt ab

Schön, dass deutsche Zeitungen auch einmal wirklich gut recherchierte Sachbücher besprechen lassen. Lutz Lichtenberger, der sonst für The Atlantic Times, Berlin, einem Monatsmagazin in englischer Sprache, schreibt, darf in der Süddeutschen Zeitung Jacob S. Hackers und Paul Piersons „Winner-Take-All Politics. How Washington Made the Rich Richer - And Turned its Back on the Middle Class“, rezensieren. Das wichtige Buch erschien 2010 bei Simon&Schuster, New York ( www.sueddeutsche.de/politik/das-politische-buch-winner-take-all-politics-us-superreiche-werden-immer-reicher-auf-kosten-der-mittelklasse-1.1118614 ).

Leider führt der Teaser des SZ-Artikels in die Irre, der behauptet, „ Seit Ronald Reagans Amtszeit wird das Vermögen der USA systematisch und massiv von unten nach oben umverteilt.“

Denn das vielleicht für manche Zeitgenossen noch verwunderliche Ergebnis des Buches von Hacker und Gierson lautet, dass nicht die Reagan-Administration der Ausgangspunkt für jene fatale Entwicklung ist, die ein Prozent der US-Gesellschaft überproportional reicher machte und diese Einkommens- und Vermögensspitze zusätzlich noch kontinuierlich mit einer Senkung der Abgaben belohnte.

Die mehrheitlich gewählte Politik half seit Jimmy Carters Amtszeit! -„It´s a thirty years problem, not a two years problem“, erklärt Pierson im Interview. - Seither ist es völlig egal, wer in Washington den Präsidenten stellt, der Prozess bleibt ungebrochen, ob nun demokratisch oder republikanisch verantwortet.

Wer ein wenig mehr wissen möchte, als in dem sehr knappen, aber informativen, SZ-Artikel geboten wird, sich aber an das Buch nicht heran traut, der lausche dem leicht verständlichen Interview, das Paul Pierson dem Washington Journal, auf C-SPAN archiviert, im September 2010 gab:

www.c-spanvideo.org/program/295543-3

Gleich zu Beginn des Videos werden zwei Grafiken zur Einkommensentwicklung aus dem Buch gezeigt, die beschreiben, wie stetig und scheinbar unbeeinflussbar der Trend ist, der zu einer paradoxen Umverteilung mit staatlicher Hilfe führte.

Im Anschluss an das Interview diskutiert der Autor mit Anrufern und Intenet-Fragern, die, -das ist für Amerikaner typisch-, freimütig über ihrer persönlichen Erfahrungen in der neuen, aber schon rostigen Weltökonomie berichten.

Pierson liefert ein Beispiel, wie man als Experte Fragen so beantworten kann, dass wirklich jedermann versteht. Ganz ruhig erklärt er, dass der US-Minimallohn in der Beobachtungsperiode ebenfalls gesunken ist, obwohl es zwischenzeitlich massive Ausschwung-Phasen der Wirtschaft gegeben hat. Pierson befürchtet, die Politik der Obama-Regierung werde nicht in der Lage sein diesen Trend zu stoppen oder gar umzukehren.

Bewundernswert ist die knappe, aber zugewandte Gesprächsführung bei der Publikumsbeteiligung und die allgemein sachliche, - eine Ausnahme-, Diskussion der Gesprächsteilnehmer.

Was Hacker und Pierson für die USA skizzieren, das ließe sich auch hierzulande erfassen. Die Fallhöhen und Unterschiede sind wohl noch nicht ganz so extrem, abgesehen einmal, von der Situation im EU-Land Großbritannien.

Für die Autoren von "Winner-Take-All Politics“ ist Zentral-Europa, insbesondere Deutschland, immer noch ein Vorbild, aber der scheinbar natürliche, ökonomische Entwicklungsprozess arbeitet bei uns genau so unerbittlich.

Die jüngsten Entwicklungen auf den Devisen- und Kapitalmärkten weisen klar in diese Richtung, denn sie zeigen, wie das Geld mit der Politik Katz und Maus spielen kann. Die Katzen haben mittlerweile die Mäuse dazu gebracht, Freiwillige in ihre Mäuler springen zu lassen, mit dem Argument, es gäbe sonst mehr Opfer unter den restlichen Spielmäusen.

Christoph Leusch

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