Kiss of the spider woman (1985) , Regie Héctor Babenco, nach dem Roman, El beso de la mujer araña (1976), Manuel Puigs: https://www.youtube.com/watch?v=H_fjf01iebc; Weniger auf die Nebenhandlungen achten, als auf die Entwicklung Molinas. Der lange Film ist ´ne Flimmerkiste an ausgespielten Motiven der Selbstfindung und Selbstdefinition, die äußerst politisch werden können.
Warum Judith Butler nach Gender Trouble, Undoing Gender schreiben musste
>> I think we see here the concrete limits to any notion of autonomy that establishes the individual as alone, free of social conditions, without dependency on social instruments of various kinds.<< (Ich glaube, wir bermerken hier die Grenzen jeder Ansicht von Autonomie, die das Individuum als allein, frei von sozialen Bedingungen, ohne Abhängigkeit von sozialen Verfahren verschiedenster Art, festlegt) ( Judith Butler)
Macklemore & Ryan Lewis, „Same love“, 2012, geschrieben von Ben Haggerty, Ryan Lewis, Mary Lambert;
https://www.youtube.com/watch?v=F2j0EFkmXwo
<< If I was gay, I would think hip-hop hates me/Have you read the YouTube comments lately?/"Man, that's gay" gets dropped on the daily/We become so numb to what we're saying/A culture founded from oppression/ Yet we don't have acceptance for 'em/ Call each other faggots behind the keys of a message board/ A word rooted in hate, yet our genre still ignores it/Gay is synonymous with the lesser/ It's the same hate that's caused wars from religion/ Gender to skin color, the complexion of your pigment>>(...)<<When I was at church they taught me something else/If you preach hate at the service those words aren't anointed/That holy water that you soak in has been poisoned>>(...)<<And a certificate on paper isn't gonna solve it all/ But it's a damn good place to start/ No law is gonna change us/ We have to change us<<
Vielleicht mahnt die Beschreibung des „Kampfes“ um die eigene Person, viel mehr noch, die regelrecht gewaltsame Eroberung des eigenen Körpers, nicht einfach immer nur ja zu sagen zur Selbstveränderung, sondern Rat zu suchen, bevor allzu schnell Freiheit in Großbuchstaben auf die Fahne gemalt wird, obwohl weniger gut definierte und tatsächlich weniger gut wirkende Kräfte auf das Selbst wirken?
Die Inkongruenz mit dem gegebenen Körper ist auf jeden Fall etwas, was zur Sorge (Fürsorge und Selbstsorge) Anlass gibt und nicht etwa einfach eine witzige Spielart auszugestaltender Chancen der Persönlichkeitsentfaltung. Zu leichtfertig damit umzugehen, mag verlockend sein, führt aber, genau wie andere Zugriffe auf den völlig materialisierten und gerade nicht individuellen und egoidealisierten, eigenen Körper, bei verändernder kosmetischer Chirurgie, bei irrsinnigen Gewichtsreduktionen und Steigerungen aller Art, exzessiven Trainings, Spezialdiäten, Körper-Tättowierungen, allen Selbstanpassungen die sich das Ich ebenso hartnäckig abfordert, wie es gesellsellschaftlich zunehmend erwünscht und gar gefordert ist, zu einem sozialen Druck auf Individuen, ihr So- sein keinesfalls zu akzeptieren, sondern es bewusst zu manipulieren, wie das ehemals externe und strenge Moral- und Sittenvorstellungen erzwangen.
Bei aller Freiheit tritt hinzu: Manche Menschen sind tatsächlich eher krank, gestört, verstört, ver- und zerstörend, und sie tun sich deshalb nichts Gutes an, sondern gefährden sich und andere mit Wünschen, die unabweisbar werden. Manche sozialen Umstände sind pathologisch oder besser anomisch und erzwingen Konformität unter dem verlockenden Angebot, Probleme mit dem Selbst völlig mechanistisch durch Eingriffe aus der Welt zu schaffen.
In ihrem Buch „Undoing Gender“, einer Zusammenstellung von Artikeln und Essays, die Judith Butler nach ihrer plötzlichen Berühmtheit mit „Gender Trouble“ schrieb, erklärt die Philosophin über viele Seiten hinweg, welche Spielmöglichkeiten von Sex und Gender denkbar sind, sofern sie überhaupt Teil einer bewussten oder individuellen Selbstwahrnehmung werden und welche Reaktionen westlichen Gesellschaften dazu bilden.
Vielleicht am eindringlichsten formuliert, sind jene Kapitel, die sich beinahe ausschließlich mit der Transsexualität befassen.
>> Indeed, the correlations between gender identity and sexual orientation are murky at best: we cannot predict on the basis of what gender a person is what kind of gender identity the person will have, and what direction(s) of desire he or she will ultimately entertain and pursue. Although John Money and other so-called transpositionalists think that sexual orientation tends to follow from gender identity, it would be a huge mistake to assume that gender identity causes sexual orientation or that sexuality references in some necessary way a prior gender identity.<< (Judith Butler)
Trägt ein Mensch biologische Merkmale beider Geschlechter und/oder antizipiert er ein anderes oder gar mehrere andere, als sein morphologisch aktuell vorhandenes Geschlecht, hat er häufig ein großes Problem. Auch jeder Mensch, jeder Transsexuelle, der sich persönlich eindeutig definiert sieht, jedoch andere sexuelle und soziale Verhaltens- und Ausdrucksweisen, als jene die mit der Geschlechts- Wahrnehmung durch andere verbunden sind, an den Tag legt, hat ein Problem. "Schwierigkeiten" haben auch Menschen, die sich in ihrer Transsexualität wohlfühlen, aber, aufgrund ihres Aussehens oder ihres Verhaltens anders eingeordnet und angesprochen werden, von denen wir ein anderes Aussehen und/oder Verhalten erwarten. Zuletzt haben es alle jene Menschen schwer, die, obwohl sozial, wie auch biologisch, für ihre Umwelt eindeutig festgelegt, ein anderes Geschlecht wünschen. - Ja, nicht zuletzt haben alle ein Problem, die Verhaltensweisen und Aussehen bezüglich des Geschlechts bei Kindern, Jugendlichen und sonstigen Schutzbefohlen vorschreiben oder definieren wollen, die Genderrollen implizit oder explizit vermitteln.
Mit dem individuellen Wunsch, verändernd in das Sein des eigenen Körpers einzugreifen, ein anderes Geschlecht in Aussehen und Verhalten leben zu wollen, was nicht einmal damit einhergehen muss, zum Beispiel andere Partner zu finden oder auch nur eine andere Sexualität leben zu wollen, stellt sich die Frage der Bewerkstelligung dieser Veränderung.
Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass der feste Wunsch sich im Geschlecht zu verändern, meist einen hohen Grad an Freiheit und Selbstbestimmung repräsentiert, wenn er nicht durch Partner, Familien und Surrogate, z.B. staatliche Stellen oder Religionen, dominiert wird.
Wünsche kosten, Leiden kostet
Judith Butler kommt zur Sache. Viele Transsexuelle sind mit der Frage konfrontiert, wie ihr Wunsch nach Änderung finanziert werden soll.
So lange es nur um das Aussehen geht, ist das vielleicht noch eine leichte Übung, mit den eigenen ökonomischen Mitteln. - Menschen sind, seit es sie gibt, Künstler der Kosmetik und Ästhetik, Spezialisten der Verwandlung und Meister der Verkleidung. Aber was nun, wenn es sich um die Bezahlung chirurgischer und hormoneller Behandlungen dreht, diesen Wandel herbeizuführen und dauerhaft zu erhalten?
Dazu ist in fast allen westlichen Gesellschaften eine Medizinalisierung gesetzlich vorgeschrieben. Das heißt, es muss eine anerkannte, algorithmisch kodierte Störung oder gar Krankheit attestiert und über einen längeren Zeitraum plausibel gemacht werden. ExpertInnen begutachten und begründen, gegenüber den die Zahlungen leistenden Kassen, gegenüber dem familiären Umfeld, gegenüber staatlichen Institutionen, die medizinische Eingriffe.
Psychologen, Psychiater und Körpermediziner stellen Merkmalsmuster aus Untersuchungen zusammen und bewerten diese. Alles daran ist, ohne es hier werten zu wollen, konstruiert und probabilistisch. - Probabilistisch meint hier, dass die international anerkannten Diagnosen (DSM, ICD) über Symptomkonstellationen mir mehr oder weniger starker Sicherheit zustande kommen. Allenfalls die Vorbedingung, dass irgendwo ein diagnostisch fassbares Leid an ihrem Ist- Zustand von den betroffenen Menschen geklagt werden muss, ist für die Diagnose eine unabdingbare Vorgabe.
Am Ende stellt sich aber meist die schnöde Frage, wer das bezahlen soll?
Einfach und kalt ist es, zu postulieren, jeder der es sich leisten kann, solle seinen Willen bekommen. Schließlich endet so die Freiheit unserer Zivilisation immer da, wo man keine Mittel zu ihrer Verwirklichung hat. Für unbedingte private Wünsche, so das Argument, müsse nicht die Allgemeinheit oder der Kreis der Krankenversicherten aufkommen, sofern keine privaten „Risiko“-Tarife vereinbart wurden, die solche Behandlungen mit einschließen. Vielleicht gibt es ja irgendwo eine private Stiftung die zahlt?
Der andere Weg ist jener, durch Ärzte und Therapeuten eine „Störung der Geschlechtsidentität“ diagnostizieren zu lassen. Die Definition als psychische Störung oder gar Krankheit erlaubt dann weitreichende Eingriffe, die von den Kassen (privat /gesetzlich) bezahlt werden.
Als ein Akt großer Freiheit, kann das allerdings nicht mehr gelten, und auf vorraussichtlich fast undenkliche Zeiten, steht selbst dieses soziale oder versicherungstechnisch private Pathologiemodell der Geschlechtsumwandlung nur äußerst wenigen Menschen unter den wenigen, die den Wunsch verspüren und den Willen aufbringen, überhaupt zur Verfügung. Der Willen zur Veränderung erfüllt sich also nur da, wo es die Ökonomie oder eine allgemeine Auffassung von den Aufgaben der Gesellschaft für das Glück des Einzelnen Sorge zu tragen erlaubt.
Die Definition, „Störung der Geschlechtsidentität“, steht jedoch auf tönernen Füßen, denn allgemein wird ein fester Wille und Wunsch etwas mit sich selbst und durch sich selbst zu tun, als Bestätigung für eine entwickelte, unbelastete und reife Persönlichkeit angesehen. „Ich will“ steht in unserer Kultur meilenweit über, „Ich fühle“ oder "Ich nehme wahr", oder: „Ich weiß nicht“. - „Ich will“ steht zuallermeist für großes Selbstbewusstsein, freie Entscheidung und Selbstbestimmung.
Janne Schra, „Little Bamboo“, aus dem Album „Ponzo“ (2015), https://www.youtube.com/watch?v=0Hnto4r1mv8&list=RD0Hnto4r1mv8#t=13
„If only you knew I’m holding on to you
Cause I’ve never learned to bend like you do
If only you knew how much I look up to you
Always true… my little bamboo“
Selbst die Liebe, deren Gefühls- und Seinszustand oft willenlos macht, der in unseren Gesellschaften ebenfalls große Macht zugebilligt wird, vom medialen Kitsch bis zum verstörend brutalen Ernst, muss sich da hintenan stellen. Wegen der geringeren internen, allenfalls noch stärker negativen, externen Kontrollmöglichkeiten, taugt sie nicht als Vorgabe, in einem sonst zur Selbstausgestaltung neigenden Sein, weil sie sich nicht durch den individuellen und sozialen Willen instrumentalisieren lässt.
Alles das, soll sich also, im Falle eines Wunsches nach Geschlechtsumwandlung völlig umdrehen? Der Ausdruck eines festen Willens, soll nun Zeichen einer Pathologie sein? - Nicht gleich kopfschütteln: Pathologischen Willen gibt es, als Merkmal von Persönlichkeitsstörungen, als kollektive Form absolut geltender Ideologien. Aber hier ist der freie Wille gemeint.
Andererseits ist nicht von der Hand zu weisen, dass Willenshandlungen und Wünsche, sowohl Ergebnis langer, von vielen Faktoren beeinflusster subjektiver Prozesse sein können, als auch, dass sie spontan entstehen, gar nicht unabhängig von jeweilgen Partnern oder dem sozialen Umfeld und ebenso zu Leid und Fehlhandlungen führen können.
Ist die Gesellschaft, sind soziale und private Versicherungen, sind Institutionen, Ärzte und Therapeuten dazu verpflichtet, Änderungswünsche auf jeden Fall mitzutragen und als Dienstleister der individuellen Willen zu dienen, so, wie das auch für andere individualisierte Medizinleistungen fast schon Standard ist, sofern sie bezahlt werden? Müssen Kassen zahlen, müssen wir zahlen? Und welches Prozedere ist dafür notwendig und richtig?
Die Pathologisierung ist auf jeden Fall eine schwere Kränkung für das Selbstbewusstsein von der Freiheit.- Mit einem allgemein akzeptierten, unausgesprochenen Einverständnis, man spiele nur die Regeln durch, ohne wirklich an sie zu glauben, lasse sich pathologisieren, weil damit die multiplen Eingriffe und die notwendigen Medikamente auf Dauer fianziert sind, kann man zwar pragmatisch handeln. Das Faktum vertritt jedoch das Gegenteil dessen, was mit dem Begriff gemeint ist.
Was für Transgender gilt, gilt für allen „Ärger“, allen Streit, alle Arten des gegenseitigen, völligen Missverständnisses, rund um das Geschlecht und die Geschlechter. Dabei signalisieren Natur, Kultur und Verstand des Herzens, viel mehr Milde, im Umgang miteinander.
Christoph Leusch
Literatur:
Judith Butler, "Undoing Gender“, London und New York, 2004
"Beyond Caitlyn Jenner Lies a Long Struggle by Transgender People“, The new York Times, June 14, 2015; http://www.nytimes.com/2015/06/15/us/beyond-caitlyn-jenner-lies-a-long-struggle-by-transgender-people.html
Mary R. Lefkowitz, Die Töchter des Zeus, Frauen im alten Griechenland, München, 1992, Original: "Woman in Greek Myth“, 1986
Hannah Meissner, Die soziale Konstruktion von Geschlecht – Erkenntnisperspektiven und gesellschaftstheoretische Fragen, FU- Berlin, online; http://www.fu-berlin.de/sites/gpo/soz_eth/Geschlecht_als_Kategorie/Die_soziale_Konstruktion_von_Geschlecht_____Erkenntnisperspektiven_und_gesellschaftstheoretische_Fragen/index.html
Platon, Symposion, aus: Platon, Sämtliche Werke, Übersetzung Friedrich Schleiermacher, Hg. Walter F. Otto, Ernesto Grassi und Gert Plamböck, Bd.2, Hamburg, 1957
David P. Schmitt, Sociosexuality from Argentina to Zimbabwe: A 48- nation study of sex, culture, and straegies of human mating, Behavioral And Brain Science, 28, 2005
Deborah Sontag, „Ashley Diamond, Transgender Inmate, Out of Prison, but Not Fully Free“, The New York Times, September 24, 2015; http://www.nytimes.com/2015/09/25/us/ashley-diamond-transgender-inmate-out-of-prison-but-not-fully-free.html?_r=0
Kommentare 11
dickes danke * ein echtes high, high five * ***** ***** * die old school variante von dFC @ it´s best * mehrwertlesen & gender * darüber senile ich dann nochmal nach * sehr gerne gelesen * feinsten resttag noch cp
Für was ist dieser Text da? Was möchte er uns sagen?
(Ich meine: Außer der uralten philosophischen message, dass, wenn ich meine Hand 20 Zentimenter vor mein Gesicht halte und im Anschluss eine Hand sehe, dass da in Wirklichkeit keine Hand ist, sondern
a) meine Vorstellung von Hand
b) nichts
c) das Universum
d) irgendwas beliebiges, nur keine Hand
e) das Bildnis von Judith Butler mit einem Heiligenschein.)
Dazu paßt ein ziemlich alter "Ärzteschnack": "Das ganze Menschenleben ist eine Krankheit...die immer tödlich endet."
Es freut mich ja sehr, dass Sie der lange Text und seine entschiedene Ambivalenz, sein Zweifel was zu tun und zu lassen ist in der Leid- und Leitfrage der letzten Wochen und Monate, nicht abschreckten.
Ich hätte natürlich gerne noch mehr aus dem "Gastmahl" gezogen und mich länglich über die globalen Gender- Diskurse ausgelassen, aber das kostet eben Lese- und Lebenszeit und kostet auch ökonomisch.
Die Musik- und Filmbeispiele, die Musik kann man sogar nebenbei in einem extra- Tab laufen lassen und gleichzeitig lesen, verdichten das Thema, wie mit der Frage: Wer bin ich?, bezogen auf das Geschlecht, umgegangen wird.
Manchmal denke ich, Filme und Musik können das besser, wenn sie auch grober arbeiten müssen und eine Unsicherheit nur zulassen können, um denPreis eher unpopulär zu werden.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Verunsicherung war mein Ziel, herr Zietz. Sie müssen sich nicht ihre Hand vorhalten. Es ging auch nicht um das Universum oder irgend eine Beliebigkeit.
Derzeit beliebt ist eher eine Haltung des schon sicheren Wissens. Das machen ja gerade diese wütenden, allgemeinen Gechlechterdiskurse sichtbar. Unversöhnlich wird aufeinander eingedroschen.
Die Frage ist doch, wie denn alle, die ein Freiheitsrecht auf Veränderung einfordern, zu diesem Recht kommen? Ist das, indirekt, als Bürger der die Politik und Gesellschaft mitbestimmt, meine und ihre Aufgabe, für diejenigen Akteure zu stimmen, die dieses "Recht", diesen "Anspruch" durchsetzen?
Kann dafür eine "Gegenleistung", ich nenne es jetzt einmal eine ernsthafte Begründnung oder eben diese Art der Pathologisierung wirklich verlangt werden? Ist z.B. der Wunsch nach Änderung des Geschlechts, nach der Definition von Geschlechtern, samt der Widerstände, etwas individuelles oder aber, so, wie die Diskussionen es vorwiegend zeigen, eine gesellschaftliche Angelegenheit?
Sie täuschen sich übrigens zu Judith Butler, die, weil sie die Zweifel und Vagheiten deutlich macht, bei FeministInnen, bei manchen Transgender- Aktivisten, bei den Experten, die die Medizinalisierung abwickeln, bei Gender- PolitikerInnen und ForscherInnen, nicht mehr allzu gut gelitten ist.
Damit eben nicht alles zur Krankheit wird (Vaustein) oder nur mit diesem Schildchen handhabbar; damit aber auch einmal über diese Ansprüchlichkeiten, die in Wahrheit immer nur einer sehr kleinen Gruppe von Menschen auf diesem Planeten zugestanden wird, nachgedacht wird, lohnt es sich diese hin- und her wägende Philosophin, -sie braucht ja, völlig zu Recht, noch viel mehr Text-, zur Kenntnis zu nehmen.
Im Anfang des ersten Teils meines Textes geht es ja auch um den Punkt, die Biologie und soziale Normalität nicht auch noch zu pathologisieren, wozu manche Gender- Aktivisten neigen.
Bzw. darum, aus Schwulsein, Lesbentum, Transgender, Hetero, Bi und Co. keine Heiligenscheine des jeweils besseren Seins zu basteln.
Das fand ich an Judith Butlers Ansichten schon immer mutig. Sie löst solche Gewissheiten gründlich auf.
Wer soll denn nun zahlen und unter welchem Label und für welche Gruppen, auf diesem Planeten, Herr Zietz?
Beste Grüße
Christoph Leusch
Schön, dass wir gefühlt stündlich irgendwo präsentiert bekommen, wie viele Menschen Transsexualität als "will ein anderes Geschlecht sein" übersetzen und damit lediglich beweisen, dass sie herzlich wenig Ahnung haben. Da wird munter ein Gender-Wechsel mit körperlichen Merkmalen verwechselt (ist der Autor ja nicht alleine damit), "Transgender" mit "Transsexualität" und am Ende bleibt ein Textgewichse übrig, das mehr dem kranken Geist des Verfassers entspricht (meistens), als tatsächlich zu versuchen etwas von inhaltlichen Bestand von sich zu geben.
Sodele, wie man in Schwaben sagt... dann eben noch mal: "Transsexualität" meint, dass da körperliche Merkmale vom Geschlecht eines Menschen abweichen können. "Transgender" wie "Transidentität" meint die Gender-Identität eines Menschen.
Eine transsexuelle Frau ist eine Frau mit vermännlichten Körpermerkmalen. Klar kann man nun sagen: "Hey Alte, komm mal mit deiner Behinderung klar!" aber ich gehe mal davon aus, dass wir in einer zivilisierten Gesellschaft in der Lage sind, Menschen mit von ihrem Geschlecht abweichenden Körpermerkmalen zu helfen.
Nun gibt es aber ein paar Spackos, die das nicht anerkennen können. Diese Leute sagen dann, dass es sich bei diesen Frauen gar nicht um Frauen handele... weil... das könne ja gar nicht sein... so von wegen "Biologie" und so. Und schon haben wir den Salat.
Da sagt dann jemand über 'ne Frau, dass sie keine sei, weil ihr Körper ja zu männlich sei. Nicht dass das 'ne verdammt asimässige Reduzierung auf körperliche Merkmale darstellt... nein, jetzt wird es spannend... damit beginnt der Braunfuck nämlich erst.
Jetzt wird eine Frau, die einem, der sich Frauen nur als Bambis vorstellen kann, zu einem "Mann" umdefiniert, der sich dann "wie eine Frau fühlt". Coole Sache. Zu Sexismus gesellt sich dann noch das nötige Blendwerk hinzu, um dann ja nicht als Sexist aufzufallen. Dann wird gesagt: "Och, dieser arme Typ, dass der sich wie eine Frau fühlt... was machen wir denn mit dem"? Und schon haben wir eine Diskussion, die vieles sein mag, aber eines nicht: Eine Diskussion über Transsexualität.
Ich würde eher sagen, dass es sich dann um so eine Art Selbstgespräch handelt für dass dann dummerweise transsexuelle Menschen herhalten müssen. Da können wir uns schon fragen: Was stecken da denn für Probleme dahinter? Was bringt denn jemand dazu, sich vorzumachen, dass es hier um "Transsexualität" ginge und dieserjenige dann unbedingt mal was dazu sagen will? Mittlerweile würde ich sagen: Da geht es um verdrängte Rollenkonflikte. Und transsexuelle Menschen, oder besser: was dann manch einer dafür hält (aber mit der Realität herzlich wenig zu tun hat), sind dann halt die kostenlose Interpretationsfläche. Prima, wenn man dann zusätzlich auch noch die Medizin und Gesetze hat, die einem bei dieser Interpretiererei dann den Rücken stärken. Wenn's ein Sexologe sagt, dann wird da schon was dran sein... alles klar?!
Natürlich ist da nichts dran. Aber es ist halt unheimlich praktisch. Transsexuelle Menschen eignen sich halt immer noch als prima Mülleimer für Leute mit Gender-Problemen. Ich würde mir wünschen, dass das aber irgendwann mal ein Ende hat. "Transsexualität" meint, dass Frauen vermännlichte Köpermerkmale mitbringen und "Transgender" bezieht sich auf Gender-Rollen und Gender-Identität.
Auseinanderhalten, sofort. Ok?
danke für den kommentar zum kommentar * ein more gender hätte mich schlicht überfordert * in meiner wahrnehmung gibt es oder gab es in der dFC ein unputziges unbehagen, so etwas wie ein restriced area * ich hab dass für mich als genderfäßchen gelabelt * wohl auch, weil ich wenig über Gender – Wikipedia auf meiner personal festplatte habe * um nicht platt zu sagen 0 plan * hier haue ich mal raus, gender ist an mir vorbei gerauscht * ü 50, babyboomer, generation wählscheibe, so als input zur panlosigkeit * um nicht den volldummie zu geben, hab ich nen netwalk zum themenkomplex gestartet (als hintergrund sound hatte ich einen dozenten der fernuni hagen, wiki ist keine quelle, grobinfo ggf. wird die wahrheit modifiziert (manager…) * anyway, dann dummie nivea * soll ja auch nix wissenschaftliches werden @ netwalk schlenderei * jepp, ein wenig locker bleiben kann die stimmung entkrampfen und ein be keep calm and cool kann ja ggf. weiterhelfen und verspannungen vorbeugen * der sound von open mind ist wie ich finde nice * feinsten resttag noch cp
Liebe Kim Schicklang, vielen Dank für ihren Beitrag und ihre Klarstellungen.
Lesen hilft ja nur bei langer Übung und ausreichend häufiger Wiederholung. Darum zitiere und referiere ich ausführlich Judith Butler, die sich so intensiv und genau, - manche würden sagen, langatmig-, mit diesen notwendigen Unterscheidungen beschäftigte. - „Man kann also nur soviel als möglich mit allen anderen reden“ (Ihr Film, „Frauenbilder“; umfassender, in „Der Spalt“)
Neben der oben beschriebenen Realität, sich Trans völlig wohlzufühlen, sei es, weil der eigene Körper wie er ist, akzeptiert wird; sei es, weil das Rollenmuster, die Geschlechts-Identität, wie sie völlig zu Recht anmerken, akzeptiert wird, wenn auch nicht selten nach harten inneren Kämpfen, gibt es jene Menschen, die die körperliche Veränderung mittels der Chirurgie und der Hormone, pp., unbedingt herbeiführen wollen.
Wie sollte/könnte das Verfahren aussehen das zu erreichen, ohne die gutachterliche Machtausübung, die letztlich sowohl dem ideellen Anspruch unserer Gesellschaft widerspricht, als auch einer ärztlichen oder therapeutischen Grundhaltung zuwiderläuft?
Ein Modell wäre ein Fonds oder eine Stiftung, um solche "Freiheitsrechte" auch fair und gerecht zu verwirklichen und diesen, doch auch entwürdigenden, Prozess der Begutachtung zu ändern. Als doch ein bisschen kenntnisreicher Schreiber, fällt mir auf, dass das Modell „Krankheit“, „Störung“, das hier auf eine sonst immer als besonders gesund gelobte individuelle Willensentscheidung zugunsten der eigenen Identität oder Ich - Findung angewandt wird, einfach nicht passt. - Einmal abgesehen davon, dass die Diskussion um Transgender, Transsexualität, wie auch immer geartet, symptomatisch ist, für andere Diskussionen rund um Geschlechter.
Die für die WHO tätigen ExpertInnen, plädierten im letzten Jahr für eine Änderung des kommenden ICD 11 (International Classification of Diseases). „Proposed declassification of disease categories related to sexual orientation in the International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (ICD-11)“( http://www.who.int/bulletin/volumes/92/9/14-135541/en/ ; als pdf:http://www.who.int/bulletin/volumes/92/9/14-135541.pdf ).
Kommt es so, wird auch bei uns eine gesetzliche Änderung notwendig, denn auf der Einstufung im Pathologiemodell beruhte die Versicherungsleistung der Krankenkassen. Ohne Gesetzesregelung, drohen Nachteile, obwohl sachlich der Vorschlag der WHO- Arbeitsgruppe völlig richtig ist und Diskriminierung beseitigt.
"Eine transsexuelle Frau ist eine Frau mit vermännlichten Körpermerkmalen. Klar kann man nun sagen: "Hey Alte, komm mal mit deiner Behinderung klar!" aber ich gehe mal davon aus, dass wir in einer zivilisierten Gesellschaft in der Lage sind, Menschen mit von ihrem Geschlecht abweichenden Körpermerkmalen zu helfen." - Ja, Hilfe sollte möglich sein. Soll das dann weiter als "Störung, Krankheit" gewertet werden und medizinalisiert sein? So funktioniert das ja zur Zeit.
Wie ist es aber, wenn gar keine oder für GutachterInnen nicht ausreichend deutliche Körpermerkmale oder Verhaltensweisen vorhanden sind und trotzdem der Wunsch auf weitgehender Anpassung an ein definiertes Geschlecht besteht? Hat dieser Wunsch tatsächlich weniger Rechte und Berechtigung?
Ich habe doch aus medzinischer oder psychologischer Sicht relativ wenige harte Fakten an der Hand, da den Letztentscheider zu spielen, und trotzdem ist das der derzeit vorgeschriebene Weg. Zumindest kann nun nicht mehr, wenn es um die eigene Identität geht, die offizielle Namensänderung verhindert werden, wenn Körpereingriffe bisher nicht vorgenommen wurden. - Ich las, Sie sind nicht glücklich mit dieser höchstrichterlichen Entscheidung.
Es geht eben nicht um eine "Verkleidung" oder um bestimmte Kleidungen. Die Eingriffe, die Lebensentscheidungen, sind kein Spiel, nicht spielerisch, wie das vielleicht noch in einigen Öffentlichkeiten verbreitet wird. Es bleiben harte Entscheidungen.
Es ist unabweisbar, dass in diesem Prozess der Selbstfindung, Menschen krank oder gestört werden und auch unabweisbar, dass tatsächlich einige mit dem erfüllten Wunsch sich zu verändern oder sich einfach nur unzubenennen, nicht frei werden. Und es gibt sogar seltene, klar definierte Körperkrankheiten, die zu einer offensichtlichen Veränderung der primären und sekundären Geschlechtsmerkale, sowie auch zu Wesensveränderungen führen. - Auch diese Menschen brauchen Sicherheit und Zugang zu Rat und medizinischer Hilfe.
Ich kann zwar hinschreiben, dass mir meine Geschlechtsidentität, biologisch, sozial, sichtbar, verborgen, keine Probleme bereitet oder nur solche, die ich, mit welcher Hilfe auch immer in den Griff kriege. Ich kann zwar anschreiben, gegen eine Gesellschaft die nicht nur sehr ausgeprägt nach Blickdiagnosen giert, sondern auch den individuellen Veränderungswunsch an Experten delegiert, aber die Problematisierung bleibt und Leid bleibt eben auch. Dagegen nehmen sich viele rhetorische Schlachten und bewusst inszenierte Streitereien in Medien, in der Öffentlichkeit, eher allzu unernst aus.
Vielleicht schreiben Sie ja einmal was für den dF oder die dFC, zu dem Thema?
Beste Grüße
Christoph Leusch
Es steht zu befürchten, dass der Wunsch nach individuellen Freiheitsgraden auf Kosten der Gesamthaeit derzeit nicht in sonderlich hohem Ansehen steht. Überindividualismus ist gefragt, bei allen Zwängen zum Individualismus, 2 Milliarden Jeansträger können sich nicht irren hinsichtlich des Anspruchs ihrer Jeans auf Verleihung einzigartiger Individualität. Oder werden Sie mal krank, an irgendetwas, das nicht auf den Listen der anerkannten Gründe zur Arbeitsniederlegung steht und erleben Sie die Solidarität der Kassen und Arbeitgeber.
Will sagen, ganz schlechte Zeit für individuelles Geschlechts- und Gender-Design, sofern es den erlaubten Rahmen des Pittoresken und des Lokalkolorits überschreiten und als ... normal gelten möchte. Menschenrecht, das zu sein oder zu werden, wie Mensch sich fühlt? Klar, solange es nichts kostet und das Mensch mit dem Lachen der anderen klar kommt.
Normalität für Trans, Queer und andere? Eine schöne Utopie.
"gibt es jene Menschen, die die körperliche Veränderung mittels der Chirurgie und der Hormone, pp., unbedingt herbeiführen wollen."
Natürlich gibt es diese Menschen. Diese wollen aber nicht auf Grund einer Gender-Identifizierung eine körperliche Veränderung, sondern weil sie wissen, dass ihr Körper von ihrem Geschlecht (nicht ihrem Gender) abweicht. Um zu wissen, was Bauchsschmerzen sind, braucht ein Mensch keine Gesellschaft. Genauso kann ein Mensch auch wissen, wenn der Grad der Abweichung körperlicher Merkmale so gross ist, dass ein normales Leben damit nur schwer möglich wäre. Sie können eben nicht jeder Frau sagen, dass sie doch damit glücklich werden soll, dass ihre Klitoris eben so gross ist wie ein Penis. Und Bartwuchs finden Frauen auch nicht immer prickelnd.
"Wie sollte/könnte das Verfahren aussehen das zu erreichen, ohne die gutachterliche Machtausübung, die letztlich sowohl dem ideellen Anspruch unserer Gesellschaft widerspricht, als auch einer ärztlichen oder therapeutischen Grundhaltung zuwiderläuft?"
Die Frage wurde längst beantwortet. Menschen in ihrem Geschlecht anerkennen. Der Rest ergibt sich dann. Wenn eine Frau unter starkem Bartwuchs leidet, dann wird es wohl kaum irgendeinen Grund geben, der Frau ins Gesicht zu sagen, dass sie sich ja nicht so anstellen soll und sie doch als Conchita Wurst-Double auftreten könne.
"Als doch ein bisschen kenntnisreicher Schreiber, fällt mir auf, dass das Modell „Krankheit“, „Störung“, das hier auf eine sonst immer als besonders gesund gelobte individuelle Willensentscheidung zugunsten der eigenen Identität oder Ich - Findung angewandt wird, einfach nicht passt."
Bingo! Sie haben es erfasst. Eine "Gender Identity" ist niemals krank und braucht auch nicht behandelt werden. Was behandelt werden sollte, sind körperliche Abweichungen, wenn Menschen darunter leiden. Das ist eigentlich ganz einfach.
"obwohl sachlich der Vorschlag der WHO- Arbeitsgruppe völlig richtig ist und Diskriminierung beseitigt."
Falsch. Es handelt sich um das Ergebnis von Lobbying von Psychosexologischen Vereinigungen, welche weiterhin "Gender Identity" als krankhaft diagnostizieren wollen. Bei rechtlicher Anerkennung würde sich dieser ganze Unsinn in Luft auflösen. Es gibt aber eben Lobbygruppen, die an einer Gender-Dysphorisierung der Gesellschaft immer noch ein grosses Interesse haben. Und diese Gruppen sind nicht unbedingt immer dort zu finden, wo man sie vermuten würde.
"Wie ist es aber, wenn gar keine oder für GutachterInnen nicht ausreichend deutliche Körpermerkmale oder Verhaltensweisen vorhanden sind und trotzdem der Wunsch auf weitgehender Anpassung an ein definiertes Geschlecht besteht? Hat dieser Wunsch tatsächlich weniger Rechte und Berechtigung?"
Ich verstehe diese Frage nicht. Wenn ein Mensch nicht leidet, warum sollte man ihm helfen? Und wenn eine Frau keinen Bartwuchs hat, warum sollte man dann eine Epilationsbehandlung durchführen? Überlegen Sie bitte, bevor sie solche Fragen stellen.
"Die Eingriffe, die Lebensentscheidungen, sind kein Spiel, nicht spielerisch, wie das vielleicht noch in einigen Öffentlichkeiten verbreitet wird. Es bleiben harte Entscheidungen."
Das sind so harte Entscheidungen wie die eines Menschen mit Spenderherz der dann die Frage erhält: "Wollen Sie ein neues Herz? Wir hätten da ein Spenderorgan." Was ist daran hart? Ich verstehe auch diese Überlegung nicht.
"individuellen Veränderungswunsch"
Was meinen Sie damit? Den Wunsch eines Herzpatienten auf ein Spenderherz... würden Sie den auch so nennen? "Ach Du, ich will mich mal verändern. Vielleicht ein neues Herz, Schatz? Was meinst Du?" "Du hattest vor Kurzem doch erst die Leber, Bärchen..." Stellen Sie sich das so vor?
Ich fragte Sie und Sie antworteten, Kim Schicklang.
Vielen Dank
Christoph Leusch