Zukünftig freitags, der Berliner Autosalon

Profitable Zeitung Was sollten irgendwie linke, halb und ganz intelligente Medien veröffentlichen, um nicht prekär zu bleiben und ihre Leser mit dem Kennzeichen D auszusöhnen? Autoseiten!

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Zukünftig freitags, der Berliner Autosalon

gaga , Berlin, Stolper Loch

Der nicht unbekannte Verleger Jakob Augstein, reagierte am vergangenen Donnerstag mit einer durchgreifenden und spektakulären Entscheidung auf die beständigen publizistischen Angriffe aus der Mainstream-Presse. Insbesondere Auto-Bild Deutschland hatte zuletzt, in einer wochenlangen Kampagne, immer wieder massive Vorwürfe gegen das linksalternative Blatt des Verlegers erhoben.

Mobilität, Sport und Motoren interessierten dort anscheinend nicht. Stattdessen ginge es immer nur ums Gärtnern, das Essen und den Sex. Augstein bilde in jenen wesentlichen Wissens- und Kulturfeldern des deutschen Mannes, mit seinem Lead-Award ausgezeichneten Blatt, selbst viele linke Meinungen nicht adäquat ab. Er verspiele so die Chance, diesen Teil der Deutschen enger an die eigentliche Volksseele zu binden und damit ein Abgleiten dieser Schichten in die Radikalität zu verhindern.

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Neues der Freitag Ressort?

Wie aus sicherer Quelle zu erfahren war, beschloss der Verleger nun, im Einverständnis mit der Chefredaktion und der Geschäftsführung, dem der Freitag allwöchentlich eine Auto-, Motor-, Sport-Seite anzufügen.

Das bisher bestehende, krasse Missverhältnis in diesen Sparten zur so erfolgreichen und auflagenstarken Konkurrenz, so sein letztes Kurzstatement bei Zwack,dem Medienmagazin aus der Anstalt, koste einfach zu viele potentielle und potente Leser. Das verschließe dem „irgendwie und im Zweifel, immer linken Blatt“ ungebührlich den Zugang zu einem der größten Werbe- und Marketing-Felder Deutschlands. „Das kann sich auf Dauer kein Print-Medium leisten.“, ließ der Mann für den Freitag in vertrautem Kreise wissen.

Bisher ist man allerdings noch nicht zu einer Entscheidung im Haus am Hegelplatz gelangt, wer denn die journalistisch aufwendig gestaltete Seite künftig verantworten soll. In einer ersten Bewerberrunde, so wurde uns anvertraut, hätten sich Redakteure, Chefredakteure und Kolumnisten der größten Zeitungen des Landes, um diese sehr attraktiv ausgestattete Position heftige Konkurrenz gemacht.

Wer wirds?

Trotzdem habe sich die, im Findungsprozess hinzugezogene Expertenrunde aus der einschlägigen Industriebranche, dem Neu- und Gebrauchtwagenhandel, vom Verbraucherschutz der organisierten Autofahrer Deutschlands, kurz ADAC, des deutschen Verkehrsrichtertages und aus der mittleren Abteilungsleiterebene des Bundesverkehrsministeriums, mit der heftig diskutierenden Redaktion nicht auf einen Kandidaten, bzw., die bedauerlicherweise einzige Bewerberin, einigen können.

Gründe seien unter anderem, die zu bescheiden ausfallenden Forderungen der Aspiranten aus den führenden Zeitungshäusern des Landes gewesen, die in die Arbeitsverträge nur unwesentliche Nebenbedingungen aufzunehmen wünschten. Dies wurde ausnahmslos allen Bewerbern als Mangel an Kreativität, Meinungs- und Durchsetzungsstärke ausgelegt, was mit einer so hervorgehobenen Position nun einmal nicht verbunden sein könne.

Zu bescheidenes Kreativpotential der Bewerber

Erstens, sollte der zukünftige Ressortleiter und gleichzeitig dann 10. stellvertretende Chefredakteur , niemals in den Motorraum der Fahrzeuge oder unter das Chassis blicken müssen. Auch Auspuffprüfungen und Spiele an der Lichtanlage, sowie die Bedienung des Navigationssystems sollten ihn nicht bekümmern müssen. Es gehe doch ums Große, ums Ganze, um den Blick nach Oben.

Zweitens, wünschten sich die Aspiranten und ihre charmante, weibliche Konkurrentin, zum Studium der Betriebsanleitungen und zur Praxis der Recherche am Material, je einen männlichen Prüfingenieur oder, ersatzweise, einen erfahrenen Kraftfahrzeugmeister an ihrer Seite.

Für das ganz Andere des Automobils jedoch, sei auf eine Innenraumausstatterin im niedrigen Twenty- bis Thirty-Something-Alter keinesfalls zu verzichten.

Vertraglich sollte dem zukünftigen leitenden Redakteur zugesichert sein, monatlich einmal an einer mindestens dreitägigen Fortbildung der Fahrzeugsteller beteiligt zu werden, ohne dafür selbst aufkommen zu müssen! Fester Wunsch sei es,- offensichtlich ein bisher schon gepflegter Brauch in der Branche um Kilowatt, PS, Bewegung und La macchina -, zweimal im Jahr ins ewigen Eis reisen zu dürfen, dreimal in Extremklimate zwischen dem Wendekreis des Steinbocks und dem des Krebses. Bei Geländefahrzeugen müsse man auf patagonischen Teststrecken zu Hause sein, um überhaupt ein gesichertes Werturteil abgeben zu können.

Die getesteten, besprochenen und zur Verfügung gestellten Fahrzeuge, dürften keinesfalls der Unterklasse zugehörig sein. Das senke zu sehr das Niveau. Ebenso müssten aus diesem Grunde, alle Fahrzeuge mit einem gemittelten CO-2 Ausstoß unter 130 Gramm pro Kilometer glatt abgelehnt werden. Es sei denn, diese Produkte kämen zur Präsentation in der Kinder-, Jugendlichen- und Studenten-Spalte des neuen Ressorts in Frage.

Redet die Regierung mit?

Auch ein verlesenes Grußwort des Verkehrsministers, der es im Interesse eines nationalen Paktes von ganz Rechts bis ganz Links, von Schwarz bis Grün, und gar bis Dunkelrot, in Analogie zur glücklich gefundenen Ausstiegsgemeinschaft in Sachen Atom, für besonders wichtig empfand, dass auch die irgendwie Linke ein entspanntes Verhältnis zur Automobilität entwickle, nutzte bisher nichts.

Wie die vertrauliche Quelle weiterhin mitteilte, hat Minister Ramsauer für die nächste Entscheiderrunde sein persönliches Erscheinen angesagt, um die festgefahrene Bewerberauswahl zu beschleunigen. Er wurde dazu mit den Worten zitiert, nun „für eine starke Linke in der Automobilfrage“ eintreten zu wollen, die dringlich einen personalen Identitäts- und Identifikationskern für diese nationalen Angelegenheiten brauche.

Möglichst solle dies „mit einem medial satisfaktionsfähigen Kopf“ an der Spitze des Zeitungsressorts verwirklicht werden. Der dürfe daher auch ruhig ein Linker sein. Nötigenfalls müsse man sich, ganz gegen verlegerische und redaktionelle Gepflogenheiten, ganz gegen die Gewohnheit der Pressefreiheit, auch eines Moderators bedienen, um bald zu einer tragfähigen Personalentscheidung zu kommen, oder aber, man müsse eine Urwahl durch linke Automobilisten endlich zulassen.

Christoph Leusch

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