3. Dezember - Spiegel Online
Michael Angele // Leitung Kulturredaktion
Zu den Irrmeinungen über das Netz zählt es, dass eine Webseite innovativ oder aufregend sein muss, um erfolgreich zu sein. Das ist grundfalsch. Ich beschränke mich in der Beweisführung auf die Nachrichtenportale. Nehmen wir Bild.de: Die Seite sieht aus, wie Pardon, hingeschissen. Völlig überladen, vermutlich ist die so genannte Usability eine Katastrophe. Bild.de ist seit langem das erfolgreichste deutsche Nachrichtenportal, aktuell verzeichnet es 151 Millionen Visits. Wer nun sagt, das ist doch gar kein Nachrichtenportal, der sei auf den Zweitplatzierten verwiesen: Spiegel Online (128 Millionen Visits). Die Seite sieht seit gefühlt zwanzig Jahren gleich aus, das Angebot besteht zur Hauptsache aus wenig inspiriert geschriebenen Meldungen (viele davon „Eilmeldungen“) und hat bekanntlich einen leichten Schlag ins Boulevardeske. Eigentlich könnte Spiegel Online auch das Angebot eines ambitionierten, etwas provinziellen Verlags der zweiten Reihe sein, sagen wir Madsack. Es ist aber eben Spiegel Online, jeder geht drauf, auch ich, jetzt in Zeiten von Terror und Angst mehrmals täglich, weil eigentlich ist Spiegel Online gar nicht auf dem Bildschirm, sondern in unserem Kopf.
Webseite: Spiegel Online
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