Muss man Cem Özdemir bedauern? Dem designierten Nachfolger von Reinhard Bütikofer in der Doppelspitze der Grünen wurde von der baden-württembergischen Partei-Basis ein Sitz im Bundestag 2009 verweigert. Es klingt wie ein Revival des Streits um die Trennung von Amt und Mandat, dem grünen Grundsatz gegen Ämterhäufung, der 2003 gekippt wurde. Strategisch ist der Wunsch nach mehreren Ämtern verständlich: Schröder hatte als Bundeskanzler den Parteivorsitz, Merkel hat ihn auch und Seehofer vereinigt nun in Bayern ebenfalls Landes- und Parteiführung. Ein Machtbeweis: So hat man neben dem Regierungsgeschäft auch die Partei unter Kontrolle. Özdemir dagegen hätte "nur" ein Bundestagsmandat gehabt. Doch wer ihm jetzt eine "demütigende Niederlage" und ein "bitteres Schicksal" bescheinigt, übertreibt. Der "türkische Schwabe" hält an seiner Kandidatur im November fest. Auch wenn er als Parteivorsitzender die schlechter dotierte, mühsame politische Kärrnerarbeit erledigen muss, ist das Scheitern auch eine Chance für Özdemir. Er kann sich so voll auf den einen verantwortungsvollen Job konzentrieren.
Scheitern als Chance
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